Ein schiff wird kommen

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nisavi

Mitglied
hallo walther,

lale andersen machts mir wirklich schwer...

aber ohne die berühmte zeile gefällt mir der text. (deinen einsatz von groß- und kleinschreibung allerdings verstehe ich nicht ganz. scheint mir uneinheitlich? warum die satzanfänge groß? hm.)

n.
 

Tula

Mitglied
Hallo Walther

mir gefällt vor allem die Idee in der ersten Strophe. Dieses zähneknirschend-resignierende 'Herunterschrauben' der Hoffnungen und Erwartungen.
Lebensweisheit mit der notwendingen Prise Humor

LG
Tula
 

Walther

Mitglied
Ein schiff wird kommen


Das leben auf kante gelegt
den plan zu erst zum origami
dann zum papier flieger &
schließlich zum bötchen gefaltet

Ich habs dem fluss der zeit
über geben – es tanzt vor meinen
alten runden kinder augen &
verschwindet hinter

Der nächsten biegung wo das
wasser der katarakte mal leis
mal lauter rauscht & schluchzt:

Ein schiff wird kommen
 

Walther

Mitglied
lb nisavi,

die zeile von Lale Andersen ist der deutsche text eines lieds, das für Melina Mercouri geschrieben würde. ich weiß nicht, was für ein problem damit besteht - außer Lale Andersons rolle in 2. weltkrieg, die aber hier nicht zur debatte steht, weil es um das lied ging.

danke fürs reinlesen!

lg W.
 

Walther

Mitglied
lb Tula,

danke vielmals!

in der tat wird der text erst durch diesen vers komplett. die aussage benötigt diesen bezug.

lg W.
 

Perry

Mitglied
Hallo Walther,

ich deute deine Collage mit den beiden Schiffen als Wandel des jugendlichen Fernwehs zu einer altersmelancholischen Sehnsucht.
LG
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nach den Verwandlungsschrittchen der ersten Strophe habe ich erwartet, daß es auf eine karnevalistische Kopfbedeckung rauskommt. Aber dann landete es in der Schlagerzeile.

Auch die berühmte Arie der Frau Schmetterling - "entschwindet" mir hinter den Katarakten, überrauscht und überschlagert, "Eines Tages sehn wir" oder so ähnlich.

Es ist ja, wenn ich es richtig sehe (aber ich bin kein guter Seher) so, daß die Erwartung des eines Tages kommenden Schiffes paradox überkreuzt wird von dem unerreichbar hinter die Wasserfälle gespülten Papierfaltboot.

Toll!
 

Walther

Mitglied
lb Mondnein,

da gibt es ja noch diesen Hades nachen auf dem fluß ohne wiederkehr; und den schiffer, den man am besten erst nach erreichen des anderen ufers entlohnt: so ein schiff(chen) hat's in sich.

danke fürs reinlesen und philosophieren. man kann sehen, daß diese kleine textfetzchen schon eine bedeutung haben kann, wenn man die metaphern erkennt, die in kleinen strings an den wörtern kleben. das universum ist vielleicht doch in elf dimensionen gefaltet - auch wenn Stephen Hawking das nicht so recht glauben mag ...

lg W.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
der Fährmann

Ja, das gefällt mir sehr gut: daß da auch der Hades mit anvisiert wird.
Ich habe auch noch einmal hineingelesen, ob es genügend verankert ist oder eher nachträglich hineingelegt wird.

Es ist in jeder Zeile verankert, aber fein dezent.

Das bedeutet (meinetwegen auf einer weiteren Metaebene), daß es durchaus angebracht und gut ist, wenn der erste Leser (der mal der Autor des Gedichtes gewesen ist) einiges zur Interpretation bei-hilft. Ich sage das, weil es heftig verpönt wird, immer wieder, z.B. ausgeblendet, manchmal auch beschimpft - -

aber ich bin überaus dankbar für Hinweise des "ersten Lesers", und oft sind sie notwendig, manchmal auch an und für sich schön.
 
Lieber Walther,
ein wunderschönes Gedicht für das Kind im Mann.
Und was ist unser Lyr-Ich denn sonst???
Gefällt mir sehr.
Herzliche Grüße
Karl
 

Walther

Mitglied
Hi Mondnein,

wenn wir versuchen, bildreich zu schreiben, müssen wir als autoren dem leser etwas zumuten. eine zumutung ist, die wichtigste "geschichten" und "mythen" der menschheitt zu kennen - sie sind teil der poetischen und auch der prosatradition.

wenn wir mit der sprache spielen, müssen wir das spielfeld kennen. wer teilhaben will, muß schon am rand diese spielfelds sitzen und zuschauen wollen - eine grundkenntnis der regeln ist in jedem fall voraussetzung fürs das vergnügen an der sache.

lg W.
 

Walther

Mitglied
lb Karl,

der poet ist ein homo ludens. sein spielgerät ist die sprache.

danke fürs reinlesen und gür brauchbar befinden!

lg W.
 



 
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