Gottfried Schäuffele war pensionierter Eisenbahner und lebte, ganz wie seine Väter und Großväter zuvor, mit seiner Frau Berta zusammen in einem selbstgebauten "Häusle" am Fuße der Schwäbischen Alb, als ihn aus heiterem Himmel der Schlag traf, er zu Boden sank und verschied.
In seiner aktiven Zeit lenkte er "s’Bähnle", wie er es liebevoll nannte, zuverlässig und immer pünktlich von Sigmaringen nach Ulm und wieder zurück – dreimal am Tag, bei Sonnenschein, Regen und Schnee. Unfallfrei, fünfzig Jahre lang, stets gut gelaunt und täglich mit einer Brotzeit von Berta gut versorgt.
Gottfried, der also über die Landschaft zwischen Stuttgart, Bodensee, Schwarzwald und dem Allgäu niemals rausgekommen war, stand jetzt unvermittelt vor einem steinernen Tor, einer Pforte, in dessen Peripherie sich eine gewaltige Landschaft von himmlischer Schönheit und ewigem Frieden ausdehnte.
Ein weißhaariger alter Mann mit rauschigem Bart trat aus dem Zollhäuschen, musterte ihn wohlwollend und streckte ihm segnend seine Hände entgegen.
„Mir gebbet nix!“ rief ihm Gottfried zu.
Er kannte das Gebettle der Armen auf den Bahnhöfen zu gut und war immer kurz angebunden gewesen, wenn sich ihm Hände entgegenstreckten:
„Muschd halt selber mol was schaffe! Hosch wohl nix gscheids glernt?“
„Sei willkommen Gottfried. Ich will nichts, nein ich gebe. Petrus, mein Name. Der Herrgott hat mich gebeten, dir einen schönen Platz im Himmelreich zuzuweisen. Du warst stets arbeitsam, gottesfürchtig und hast nur einmal beinahe deine angetraute Gattin betrogen. Als die hübsche Tochter deines Fahrdienstleiters in deinen Führerstand geklettert war, um ohne Fahrkarte aus ihrer spießbürgerlichen Umgebung auszubrechen, hast du sie ja umgehend gemeldet und dem Bahnvorsteher übergeben. Du bist ein guter Mensch, deine Tatkraft hat über die böse Macht deiner Gedanken gesiegt! Ein Vorbild, ein wackrer Schwabe!
Komm mit mir. Dort drüben steht ein kleines Häuschen mit einem Garten voller Obstbäume. Du darfst dir deinen eigenen Most pressen und ein Dienstenglein wird dir jeden Mittag deine Leibspeisen, Kässpätzle mit Zwiebeln oder geschmälzte Maultaschen, zubereiten.“
„Horch Petrussle! I muss zruck! Morga isch Schoofkopfa im greena Baum und an zeischdig (dienstags) kommt dr Eugen, mei Bruder, auf B’such aus Stuaget. Hab koi Zeit für Engla und so‘n Scheiss.“
„Tut mir unendlich leid, lieber Gottfried, aber deine Uhr ist abgelaufen. Eine Reinkarnation kann ich dir im Moment auch nicht anbieten. Habe nur noch einen Platz als späteres Boxenluder in Hockenheim zu vergeben“.
Petrus blätterte aber nochmals in seinem großen Buch und sprach:
„Wenn du noch drei Tage warten könntest! Am Montag wird ein Kind geboren, das in fünfzig Jahren Bahnchef werden wird. Du hast doch Ahnung von dieser Materie und bist leidenschaftlich bei der Sache. Hier schau! Hier steht’s: Danach wirst du noch eine Airline leiten und ein riesiges Flughafenprojekt begleiten, um nach dessen Fertigstellung im Jahre des Herrn 2025, deinen wohlverdienten Ruhestand antreten können. Es wird dir in deinem Leben an nichts mangeln. Politisch, gesellschaftlich und finanziell wirst du in der allerersten Liga spielen und fährst immer Erster Klasse!“
„Gott noi! Wie war des nomol mit dem Boxenluder in Hockenheim?“
In seiner aktiven Zeit lenkte er "s’Bähnle", wie er es liebevoll nannte, zuverlässig und immer pünktlich von Sigmaringen nach Ulm und wieder zurück – dreimal am Tag, bei Sonnenschein, Regen und Schnee. Unfallfrei, fünfzig Jahre lang, stets gut gelaunt und täglich mit einer Brotzeit von Berta gut versorgt.
Gottfried, der also über die Landschaft zwischen Stuttgart, Bodensee, Schwarzwald und dem Allgäu niemals rausgekommen war, stand jetzt unvermittelt vor einem steinernen Tor, einer Pforte, in dessen Peripherie sich eine gewaltige Landschaft von himmlischer Schönheit und ewigem Frieden ausdehnte.
Ein weißhaariger alter Mann mit rauschigem Bart trat aus dem Zollhäuschen, musterte ihn wohlwollend und streckte ihm segnend seine Hände entgegen.
„Mir gebbet nix!“ rief ihm Gottfried zu.
Er kannte das Gebettle der Armen auf den Bahnhöfen zu gut und war immer kurz angebunden gewesen, wenn sich ihm Hände entgegenstreckten:
„Muschd halt selber mol was schaffe! Hosch wohl nix gscheids glernt?“
„Sei willkommen Gottfried. Ich will nichts, nein ich gebe. Petrus, mein Name. Der Herrgott hat mich gebeten, dir einen schönen Platz im Himmelreich zuzuweisen. Du warst stets arbeitsam, gottesfürchtig und hast nur einmal beinahe deine angetraute Gattin betrogen. Als die hübsche Tochter deines Fahrdienstleiters in deinen Führerstand geklettert war, um ohne Fahrkarte aus ihrer spießbürgerlichen Umgebung auszubrechen, hast du sie ja umgehend gemeldet und dem Bahnvorsteher übergeben. Du bist ein guter Mensch, deine Tatkraft hat über die böse Macht deiner Gedanken gesiegt! Ein Vorbild, ein wackrer Schwabe!
Komm mit mir. Dort drüben steht ein kleines Häuschen mit einem Garten voller Obstbäume. Du darfst dir deinen eigenen Most pressen und ein Dienstenglein wird dir jeden Mittag deine Leibspeisen, Kässpätzle mit Zwiebeln oder geschmälzte Maultaschen, zubereiten.“
„Horch Petrussle! I muss zruck! Morga isch Schoofkopfa im greena Baum und an zeischdig (dienstags) kommt dr Eugen, mei Bruder, auf B’such aus Stuaget. Hab koi Zeit für Engla und so‘n Scheiss.“
„Tut mir unendlich leid, lieber Gottfried, aber deine Uhr ist abgelaufen. Eine Reinkarnation kann ich dir im Moment auch nicht anbieten. Habe nur noch einen Platz als späteres Boxenluder in Hockenheim zu vergeben“.
Petrus blätterte aber nochmals in seinem großen Buch und sprach:
„Wenn du noch drei Tage warten könntest! Am Montag wird ein Kind geboren, das in fünfzig Jahren Bahnchef werden wird. Du hast doch Ahnung von dieser Materie und bist leidenschaftlich bei der Sache. Hier schau! Hier steht’s: Danach wirst du noch eine Airline leiten und ein riesiges Flughafenprojekt begleiten, um nach dessen Fertigstellung im Jahre des Herrn 2025, deinen wohlverdienten Ruhestand antreten können. Es wird dir in deinem Leben an nichts mangeln. Politisch, gesellschaftlich und finanziell wirst du in der allerersten Liga spielen und fährst immer Erster Klasse!“
„Gott noi! Wie war des nomol mit dem Boxenluder in Hockenheim?“