Ein verdammtes kleines bisschen - vier bizarre Szenen

rotkehlchen

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B: Pü – hmm – Pü – wer?
A: Pü-tän.
B: Nie gehört. Buchstabieren Sie bitte mal.
A: Pe -üh – tee – ihh – en.
B: Wer soll das denn sein?
A: Na der russische Oberpirat!
B: Ach der! Aber wieso Pü-tän? Ich denke der heißt Puh-tin?
A: So lässt er sich nennen. Aber in Wirklichkeit kommt der Name aus dem Französischen und bedeutet –
B: Und warum nennt ihn alle Welt Puh-tin?
A: Das kann ich Ihnen genau sagen. Aus Angst. Aus Angst, nach Sibirien verfrachtet zu werden oder Schlimmeres. Denn dieser Püh-tän alias Puh- äh, hat gewisse Wörter mit einem hoch strafbewehrten Sprechverbot belegt. Ein anderes verbotenes Wort ist zum Beispiel –
B: Aber … aber … Wie kommt denn ein Russe zu einem französischen Namen?
A: Wie kommt ein Pole zu dem Namen Chopin? Fragen Sie mich was Leichteres.
B: Hmm … Übrigens, Sie meinten eben, der Name käme aus dem Französischen. Was heißt püh-tän eigentlich auf deutsch?
A: Verdammt.
B: Was meinen Sie?
A: Es bedeutet: Verdammt!
C (ärgerlich): Das ist doch Unsinn, was Sie da erzählen! Putin kommt aus dem Rumänischen und bedeutet: Ein kleines bisschen.
B: (schenkelklatschend): Hahaha! Köstlich! Dann bedeutet der Name ja sozusagen nichts anderes als: Ein verdammtes kleines bisschen!

2

A (kopfschüttelnd): Jetzt wird mir einiges klar! Der Puh – t, t, t, – in welcher Welt lebt der eigentlich – leidet an einem hochgradigen Bedeutungsdefizit. Aber das kann doch kein Grund sein, einen Krieg anzufangen.
B: Für Sie nicht. Aber für solche Leute, wenn sie auf einen Haufen Macht sitzen, schon. Er heißt ja nicht nur so, er ist auch relativ klein, aber ausgestattet mit einem riesigen Ego. Und wenn dann so einer meint, nicht ernst genommen zu werden, kann es schon zu Übersprunghandlungen kommen. Denken Sie an Karl den Großen, an Dschingis-Khan, Napoleon, Hitler, Stalin … Alles kleine Männer mit überschäumendem –
A: Ja aber … Sein Rivale ist doch auch nur eins siebzig! Wo ist da das Problem?
B: Aber der ist gelernter Komiker.
A: Hach … Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.
C: (sich vorbeugend): Vielleicht kann ich hier weiterhelfen. Erinnern Sie sich noch an diesen deutschen Komiker, der den türkischen Staatspiraten eine Ziegenficker nannte?
B: Ja natürlich! Ich lese ja nicht nur in der Bibel.
C: Dann ahnen Sie ja bestimmt, was ich meine.
B: Nicht wirklich.
C (nachsichtig lächelnd): Gut, dann erklär ich´s Ihnen. Der türkische Präsident war so erbost, dass er reihenweise deutsche Journalisten einsperren ließ und einer deutschen Ratspräsidentin noch nicht einmal einen Stuhl anbot.
A: Sie meinen?
C: Ja. Ich nenne es mal das Rumpelstilzchen-Syndrom. Sie erinnern sich noch an das Märchen? Solange niemand den Namen des Zwerges kannte, fühlte der sich sicher. Als aber dann der König seinen Namen wusste, verlor er seine Macht und zerriss sich aus Ärger darüber in der Luft.
A: Nur mit dem Unterschied, dass sich die modernen Rumpelstilzchen nicht selbst, sondern andere zerreißen. Dazu kommt noch ihre Machtgeilheit, ihr notorisches Misstrauen, ihre bettpisserische Verlogenheit, ihre … ihre –
B: Stop! Das geht mir dann doch zu weit! Wollen Sie allen Ernstes behaupten, der russische Präsident fürchtet, dass ihn der ukrainische Präsident öffentlich „ein verdammtes kleines bisschen“ nennt und ihn deshalb mundtot machen will?
C. Ich fürchte, der Ausspruch ist bereits geschehen, und dafür will sich dieser Püh … ähem, rächen. Wie anders wollen Sie seine Taten sonst erklären?


3

A: Warum sagen Sie: Püh … ähem? Warum sprechen Sie den Namen nicht aus? Befürchten Sie, nach Sibirien verfrachtet zu werden?
B: Pah, wie kommen Sie denn darauf? In diesem unserem Lande kann jeder jeden Namen frei … Außerdem ist Sibirien weit weg.
C: Da wäre ich nicht so sicher.
B (erstaunt): Wie meinen Sie das denn nun wieder?
C: Ich erzähl´ Ihnen jetzt mal eine Geschichte. Vor acht Tagen fragte ich meine Frau abends im Bett, was sie sich zum Geburtstag wünscht. Seitdem stecken ständig Prospekte mit Geschenkideen in unserem Briefkasten. Sogar in meinem Laptop wimmelt es von Klunkerkram-Werbung.
A: Ich verstehe nicht …
C: Haben Sie sich schon mal gefragt, warum neuerdings in Schlafzimmern Rauchmelder vorgeschrieben sind?
A: Nein! Das wäre ja –
C: Doch! Es ist so!
B (ungläubig): Sie meinen, in den Rauchmeldern sind Wanzen versteckt?
C: Vielleicht nicht unbedingt in allen. Aber vermutlich in unserem, denn der stammt aus China. Und da regiert ein Freund unseres … ähem, na, ihr wisst schon, wen ich meine.
B: Warum reißen Sie das Teil nicht einfach herunter?
C: Ich werde mich hüten! Dann könnten die ja auf die Idee kommen, dass wir etwas zu verheimlichen haben.
B: Und, haben Sie?

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A (schlägt sich vor die Stirn): Ha! Jetzt wird mir einiges klar! Das darf doch nicht wahr sein!
B,C: Was darf nicht wahr sein?
A: Jetzt dämmert mir, warum gestern urplötzlich unsere Sprinkleranlage los ging, obwohl sich weder Brand noch Rauch zeigten!
B: Sagen Sie es.
A: Ich sprach gestern mit einem unserer Abteilungsleiter über die Herausforderungen, welche die gegenwärtige Lage unserer Firma – kurz, dabei fiel das Wort Krieg.
C (schlägt die Hände über dem Kopf zusammen): Pssst! Mann, sind Sie wahnsinnig! Das kann Sie in Teufels Küche bringen! Das heißt heute Robustes Mandat oder Afghanistan-Einsatz oder Begrenzte Militäraktion! Das Wort mit K ist genau so verboten wie Rumpelstilzchens wirklicher Name.
B: Was hat denn eine Sprinkleranlage mit verbotenen Wörtern zu tun?
A: Nichts. Wenn es sich denn um eine solche handelt. Ich war gleich dagegen, unsere von einer russischen Firma einbauen zu lassen. Aber der Betriebsrat – kurz, anscheinend steckt in der Anlage irgendein Fehler. Anstatt den Gebrauch des Unworts zu melden, löst sie Beregnung aus.
C: Und, ist der Wasserschaden groß?
A: Zum Glück nicht. Ich war geistesgegenwärtig genug und rief sofort: „Wladimir Putin ist ein lupenreiner Demokrat“.
 
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