Ein wahres Trauerspiel

Ein wahres Trauerspiel


Eine junge Frau stieg hinten in den Bus ein, telefonierte recht laut, und die Art und Weise der Artikulation war einfach unangenehm. Sie beendete das Gespräch aber recht bald. Da sie sich dann vorn auf dem ersten Platz rechts setzte, war sie auch halbwegs in meinem Blickfeld. Aus dem Telefonat hatte ich herausgehört, dass sie nur fünf Haltestellen fahren wollte.

Nachdem sie dieses Gespräch also beendet hatte, schien sie einzunicken. Dann fiel ihr das Telefon aus der Hand. Ich bemerkte, dass sie buchstäblich in Zeitlupe die Hand nach unten führte, nach dem Telefon tastete, es aber nicht sofort gegriffen bekam, also mehrere Versuche benötigte. Sie hatte die Augen dabei die ganze Zeit geschlossen.

Als sie das Telefon dann endlich und ebenso in Zeitlupe wieder nach oben befördert hatte, nickte sie wieder ein. Das ähnelte aber eher einem Dämmerzustand. Sie schien nicht ganz Herr ihrer Sinne zu sein. Mein Verdacht: Drogen.

Mein Verdacht bekam neue Nahrung, als eine Haltestelle vor ihrem geplanten Ziel eine kleine dickliche Rockertype von der übelsten Sorte mit einem viel zu großen Hund einer eher unschönen Sorte, den er kaum gehalten bekam, einen Schritt in den Bus machte, eine kurze Ansprache in einer abscheulichen und aggressiven Tonlage und Wortwahl an die junge Frau richtete und sie aus dem Bus zerrte.

Ich war einfach nur noch sprachlos und fassungslos über dieses gerade erlebte Trauerspiel.
 
@Rainer Zufall: Das ist mehr, als traurig, weil das kein Spiel sondern "das traurige Leben der anderen" ist. Dieses Leben kann letztendlich (im schlimmsten Falle) ein tragisches Ende haben. Und da sind wir schon wieder beim klassischen Trauerspiel.
LG Liselotte
 



 
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