Ein weiterer Schläfer in einem weiteren Tal

cecil

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Die Wiese hat alle Zeit der Welt
bleib ganz ruhig liegen
und schaue in den Himmel hinauf
dann kitzeln die Grashalme nicht
deine veratmende Nase

Genieße einmal noch den Anblick
deiner jungen Mutter im Blau
von der sie dich holten
und blinzle dem Vater noch zu
als sei es ein Händedruck

Dann schlaf dich in den Frieden
mit diesem erstarrten Blick
der all jene treffen soll
deren Schuld es ist
dass du hier liegst
 

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Der "Schläfer im Tal" von Arthur Rimbaud - ein sehr starkes und berührendes Gedicht!

So wie dieses hier, cecil.

Strophe drei allerdings zieht es für mich inhaltlich leider ein wenig runter. Schuldzuweisung und Frieden gehen einfach ganz schlecht zusammen, wenn du verstehst, was ich meine. Auch, wenn natürlich klar ist, dass nicht das LyrDu derjenige ist, der sie zuweist. Dies spricht ja die Stimme des LyrIchs - einer übergeordnenten Instanz, die urteilt. Und wie sie das tut, ist in den letzten drei Zeilen der letzten Strophe einfach im Vergleich zum sehr poetischen "Rest" eher platt formuliert. Das geht sicher besser!

An der "veratmenden Nase" bin ich auch kurz hängengeblieben. Was ist eine veratmende Nase? Es gibt Bakterien, die giftige Substanzen veratmen und so abbauen. Im Wasser lebende Insektenlarven veratmen den im Wasser gelösten Sauerstoff...das Veratmen ist also ein Umwandlungsprozess, meint aber nicht das Atmen selbst. Ich hoffe, ich habe das einigermaßen verständlich erklären können.

Gerne gelesen!

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