Ein Wesen der Nacht (Gilmons Interpretation)

Gilmon

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Quidam hat in seinem Text „Ein Wesen der Nacht" die Figur des Vampirs interpretiert, dies ist nun meine Interpretation...


Ein Wesen der Nacht

Ein Vampir, der auf sein Opfer wartet, vertieft im Gespräch mit sich selbst.

Ich bin ein Wesen der Nacht. Ich bin ein untoter Toter. Ich bin dazu verdammt, ewig zu leben. Ich darf nicht in Thals Totenreich und kann nicht der goldenen Scheibe Helions standhalten. Man hat mich verbannt in die Nacht. Und nicht mal meinen Ursprung kenne ich. Ich weiß nicht, wer mich erschaffen hat. Mir ist so, als ob ich schon immer war und immer sein werde. Nachts treibt mich mein Durst hinaus, hinaus in die Straßen von Colmar, hinaus in dieses Häusermeer, hinaus in die Welt der Menschen. Einsam bin ich. Meine Art ist ein Einzelgänger und die Gesellschaft mit Menschen dauert oft nur bis zum Biß. – Einmal schlägt die Tempeluhr.
Ah, die zweite Stunde des Epikus bricht an. Ich habe mich wieder in Gedanken verloren, doch die Uhr hat mich geweckt. Bald kommt Kathy aus der Mitternachtsmesse, nur noch wenige Worte mit dem Kleriker wechseln, dann tritt sie vor das Tor. Wie immer. Und da kommt sie auch schon. Oh, Kathy, bald wirst Du an der kleinen Gasse vorbeilaufen, an welcher ich auf Dich warte und dann ist es vorbei mit Dir. Doch werde ich sanft zu Dir sein, Du wirst nichts spüren als das Gefühl unendlicher Lust, gepaart mit dem Gefühl der Ewigkeit. Es tut mir leid, Kathy. Und schon stoße ich meine Zähne in deinen zarten Hals. Wie gut dein junges Blut ist. Noch wimmerst Du, doch bald wirst Du schweigen und der Lust und Ewigkeit verfallen. Und dann wirst Du für immer schweigen. Wie gut dein Blut ist. Jeder Tropfen. Es ist vorbei, Kathy. Ich verstecke Dich unter meinen weiten Mantel, dort ist es kühl, dort kannst Du ruhen. Ich nehme Dich mit mir, Kathy, auf einen Flug durch die Nacht. Wie oft habe ich Dich so beobachtet, in luftiger Höhe als ich schwebte und in dein Zimmer sah. Wie schön kämmtest Du dein Haar, bevor Du zur Mitternachtsmesse gingst. Du wirst deine Haare nie wieder kämmen. Und wie zierlich war dein Körper, als Du dich nach der Messe entkleidetest. Ich konnte Dich nicht ewig verschonen. Es tut mir leid, Kathy. Ich lege Dich jetzt vor die Pforte des Totenangers, betreten kann ich diesen nicht, doch man wird Dich finden und Dir ein Begräbnis geben, wie es Dir geziemt, damit Du auch deine Ruhe findest. Ich lege Dich jetzt nieder. Ruhe sanft, Kathy, ich gehe. Ich verlasse die Menschen, ich verlasse das Häusermeer, ich verlasse die Straßen von Colmar und ziehe mich zurück an einen Ort, welchen nur ich kenne. Ich ziehe mich zurück an einen Ort, wo man mich nicht findet. Ruhe sanft, Kathy, für heute nacht ist mein Durst gestillt. -- Und leise entschwebt er in die Nacht.

Marius Pieruschka
 

Alex

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Hallo Gilmon!
Meinem Empfinden nach ist das mehr Beschreibung als Interpretation.
Quidam beschränkt den Vampir seines Textes auf ein paar wesentliche Eigenschaften, zumindest soweit ich es sehe. Sein Text folgt einer klaren Linie, erklärt genug, um seinen Vampir für mich glaubhaft werden zu lassen.

Dein Vampir ist komlexer, aber warum er so ist, darauf gibt mir dein Text keine Antworten.
Warum empfindet ein Vampir, der keine Erinnerung an ein Menschsein hat, solche Schuldkomplexe.
Warum bringt er, wenn er reuig ist, gerade einen Menschen um, den er mag?
Ihn treibt nachts der Blutdurst, aber ansonsten läßt er sich immer viel Zeit in 'der Welt der Menschen'

In gewissem Sinne fühle ich mich bei deiner Beschreibung an 'Interview mit einem Vampir' erinnert, der Film liefert in 90 Minuten glaubhafte Erklärungen in netter Verpackung für das komlexe Wesen eines Vampirs.
Dein Ansatz ist noch viel gegensätzlicher, mit so wenig Text in meinen Augen unmöglich zu meistern.

Mein Vorschlag wäre eine Reduzierung auf ein paar für dich wesentlichen Züge.

Alex
 

Gilmon

Mitglied
Hallo Alex,

das Verhalten des Vampir ist für Dich nicht logisch erklärbar bzw. sein Verhalten ist für Dich nicht nachvollziehbar? Ich habe meine Gründe, warum ich die Figur etwas widersprüchlich anlege. Ich gehe immer von folgender Überlegung aus: In meiner Fantasy-Welt habe ich zwei Extreme: Das Reich der Menschen und das Reich der Dämonen und sonstiger unangenehmer Zeitgenossen. Die Menschen folgen dem Prinzip der Logik und die Dämonen mit Kollegen folgen dem Prinzip des Chaos. Die Logik ist für Dämonen nicht zu durchschauen und das Chaos für die Menschen nicht verstehbar. Und die Figur des Vampirs steht irgendwo zwischen diesen beiden Welten. Es mag logisch erscheinen, daß der Vampir tötet, um seinen Blutdurst zu stillen, aber warum er dabei Schuldgefühle hat, ist nicht so recht erklärbar. Ich habe die Figur schon bewußt auf Widersprüchen aufgebaut, weil er zwischen diesen beiden Teilen von Chaos und Logik steht. Ich habe eine Art Skala, wo ich meine Figuren anordne und um so weiter sie in Bereich des Chaos stehen, um so unverständlicher sind sie. Ich habe auch mal ein Stück über Dämonen geschrieben, die recht weit außen im Skalabereich Chaos stehen und deren Verhalten ist noch weniger für den Leser zu verstehen. Ich weiß nicht, ob Du verstehst, was ich meine. Ich will einfach nicht für solche Wesen wie Vampire, Geister, Dämonen und was es sonst noch so gibt, menschliche Maßstäbe ansetzten.

P. S.: Wenn Du willst, schicke ich Dir mein kleines Stück über die Dämonen zu, aber Du wirst Dich sicherlich etwas wundern :).
 

Alex

Mitglied
Hallo Gilmon!
Erinnerst du dich noch an 'Monster?', auch nicht gerade orthodox.
Es geht nicht darum, dass mir dein Vampir nicht gefällt, oder ich ihn anders sehe. Ich habe von Vampiren keine besondere Vorstellung, ich akzeptiere was du mir gibst.

Der Vampir kann so sein, wie du ihn beschreibst, ist ja immerhin ein Fabelwesen. -Hoffe ich doch-
Worum es geht ist nicht deine Vorstellung, es geht um die Form, wie du sie präsentierst.
Du sagst der Vampir ist so, so und so. Möglich, aber warum?
'Die Logik ist für Dämonen nicht zu durchschauen und das Chaos für die Menschen nicht verstehbar' sagt ja auch keiner, aber auch du, der du Mensch bist, musst den Dämon in menschliche Maßstäbe pressen.
Bei der Betrachtung von Gegensätzen, die der Mensch auf Anhieb nicht kapiert solltest du zumindest eine Erklärung versuchen. Der Vampir denkt nicht menschlich, dass heißt er zieht andere Schlüsse aus den selben Eindrücken. Die Art, wie er sie zieht musst du erklären, sonst wirkt dein Vampir flach und unausgegoren.
Keiner verlangt Logik, aber es muss irgendwelche Gründe für das fühlen des Vampirs geben, auch wenn sie Menschen unverständlich erscheinen.
Vielleicht steht der Vampir auf junge Unschuld, weil das Blut besser schmeckt, oder es hat eine sexuelle Komponente.
Die Gründe sind völlig wurscht, vielleicht ist es die Porengröße am Hals, aber es muss welche geben.
Für den Vampir mag der Geruch das primäre Sinnesorgan sein, oder das Schmecken.
Bei Hunden ist es so und die sind auch nicht menschlich.
Du beschreibst ein Erlebnis, dass der Vampir hat, und was er dabei fühlt.
Aber wo ist die Interpretation? Zu interpretieren ist immer die Frage nach dem WARUM, die kommt bei dir aber kaum vor.
Dein Vampir hat einen Haufen Eigenschaften, in welcher Beziehung stehen die zueinander?
Gerade wenn du mal einen längeren Text schreiben willst ist sowas wichtig. Bis zu einem gewissen Grade muss der Leser die Art wie Charaktere handeln voraussehen können.
Schließlich kommt das Wort von Charakter, dass ist was deinem Text fehlt. Nicht dem Vampir, der hat natürlich einen, aber du bringst ihn dem Leser nicht nahe.

Geh tiefer rein in den Vampir, nimm sein inneres Selbst und zeige es deinen Lesern.
Du hast eine Vorstellung von deinem Vampir, aber wie sieht die aus?
Das kann ich deinem Text nicht entnehmen.

Den Dämonentext würde ich gerne lesen, aber warum schicken? Posten, immerzu posten. Dann können auch andere was dazu sagen, je mehr desto besser.

Ich glaube, du hast eine sehr komplexe Sicht der Dinge, dass heißt der Welt einiges mitzuteilen.
Sonst würde ich mir auch nicht die Mühe machen zu schreiben, weil dein Stil in meinen Augen ziemlich unausgegoren ist.
(Meiner leider auch)
Dass ist ein guter Ansatz, reicht aber nicht.

Da hätten wir deinen Vampir, der allein dadurch dass er neuartig ist schon Interesse weckt.
Im Vergleich von vornherein ein Bonus gegenüber Quidams Vampir.
Auf der anderen Seite musst du aber auch mehr erklären, damit deine Vorstellung auch beim Leser ankommt.

Da sitze ich als Leser, versuche den Vampir so zu sehen, wie du es tust, aber dass geht beim besten Willen nicht, weil dass aus deinem Text nicht zu entnehmen ist.
Arbeite an der Form, in der du deine Vorstellungen präsentierst.

'Wenn Du willst, schicke ich Dir mein kleines Stück über die Dämonen zu...'
Schick es mir nicht, poste es. Lesen will ich es schon, aber andere vielleicht auch. Je mehr Feedbacks du bekommst, desto besser.
'...aber Du wirst Dich sicherlich etwas wundern.' Mal sehen.


Alex
 

Oktober

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Ich begreife es nicht! Nein - ich begreife nicht, wie sich halbwegs intelligente und obendrein erwachsene Menschen seitenlang über eine bescheuerte Grusel-Märchen-Figur (die obendrein ohne jeden pädagogischen Wert ist) auslassen können. Ich kann, wenn ich durch Zufall mal in eines der Vampir-Filmchen reingezappt bin, eigentlich nur köstlich über soviel Blödsinn lachen. Meiner noch ziemlich jungen Tocher kann dieser Mist nicht mal ein Lächeln sondern nur ein Gähnen entlocken. Da aber augenscheinlich auch im Kreise von erlauchten Autoren, die obendrein ernst genommen werden wollen, ein gewisser Bedarf an derartigen Themen zu bestehen scheint, schlage ich vor, irgend jemand schreibt mal ein Psychogramm über die böse Hexe aus "Hänsel und Grtel". Kann auch was anderes sein. Es gibt ja sooo viele Märchen.

Oktober
 

Alex

Mitglied
Eiei Oktober, könnte dass vielleicht daran liegen, dass wir gar nicht über Vampire reden?
Wir reden über Stil, insbesondere die Art, wie man etwas beschreibt.
Um den Vampir geht es nur perifer, weil er eben das Beschriebene ist.
Die Interpretation von Charakteren ist ein wichtiges Stilmittel für jeden Autor, ob der Charakter ein Vampir, ein Mensch oder das Alien aus dem gleichnamigen Film ist.

Also noch mal, für die halbwegs Intelligenten Erwachsenen. Es geht nicht darum, WAS beschrieben wurde, sondern WIE es beschrieben wurde.

Nun aber zu deiner kleinen Tochter, Oktober, alles was ihr ein Gähnen entlockt, kann wohl kein guter Vampirfilm gewesen sein. Womit ich gut in dem Sinne von gut gemacht benutze und dir mal z.B. den früher erwähnten Film 'Interview mit einem Vampir' empfehlen würde, der immerhin das Prädikat 'anspruchsvoll' namhafter Kritiker bekommen hat.
Schau ihn dir einfach mal an, vorzugsweise ohne Tochter.

Feedbacks sind eine Sache, aber ob ein Thema es wert ist darüber zu schreiben oder nicht, sollte Sache des Autors bleiben.
Übrigens sind Vampire eine oft benutzte Gestalt in den Fantasy-Sci-Fi Genres. Ob es dabei um die Vampire der Ringwelt bei Niven oder diversen in der Fantasy geht. Von dem Vampir in Wagners Kane Saga bis hin zu massenhaft Untoten bei Salvatore und Pratchet.
Solltest du diese Genres als solche ablehnen, dann scheinst du dich irgendwie verirrt zu haben, denn soweit ich weiß läuft alles hier unter genau dieser Überschrift.

Du könntest dich leicht unbeliebt machen, wenn du jedem hier sagst, dass das worüber er schreibt unsinnig ist.
Wenn es dir um Realismus geht, beschwere dich doch bei den Kollegen der Poesie der Liebe. Bis heute hat auch noch nie jemand beweisen können, dass so etwas überhaupt existiert.

Tu es dir ruhig an, such dir einen meiner Texte heraus und sag dass ich als Autor nichts tauge, mein Stil beschissen, mein Plot Schrott.
Sag, dass ich ein Schwachkopf bin und mein Werk gegen die Genfer Konventionen verstößt, da Folter am Leser.

Aber sag mir NICHT, welches Thema es wert ist darüber zu schreiben, dass ist allein meine Sache.

Alex

"Grusel-Märchen-Figur (die obendrein ohne jeden pädagogischen Wert ist)", wir haben Pratchet in der Schule gelesen, leider ohne Vampir aber dafür mit dem TOD.
Okay, dass sagt nichts über den pädagogischen Wert aus, aber dass ein paar Klassenkameraden danach freiwillig Bücher in die Hand nahmen meineserachtens schon.
Schiller, Frisch, Heine &Co waren da nicht so erfolgreich.
 

Gilmon

Mitglied
Hallo Alex,

jetzt verstehe ich Dich. Es geht Dir nicht um die Figur des Vampirs, es geht Dir um die Darstellung. So unlogische eine Figur auch ist, ich muß sie so beschreiben, daß sie für den Leser nachvollziehbar ist. Ich erschaffe die Figur ja auch nicht völlig willkürlich, ich denke mir etwas, wenn ich einen Charakter erschaffe, für mich ist jeder Charakter logisch, aber ich muß dem Leser begreiflich machen warum er so ist, wie er ist.
Es gibt im Bereich der Mitarbeiterführung zwei Methoden: Einmal die Methode „tell" und dann die Methode „tell und sell". Bei „tell" gibt man dem Arbeiter einfach einen Befehl und interessiert sich nicht, ob er diesen versteht, bei „tell und sell" verkauft man seinen Befehl, man erklärt den Arbeiter, warum etwas so ist, wie es ist. Ich habe mit meinem Text nur ein „tell" durchgeführt, ohne mich dafür zu interessieren, ob das was ich schreibe, von irgendwem verstanden wird. In der Literatur geht es immer um das „tell und sell". Egal wie eigenartig eine Figur, eine Geschichte ist, man muß immer das WARUM liefern, man darf den Leser nicht alleine lassen.
Deine Kritik hat mir wirklich weitergeholfen, ich werde es bei meinen nächsten Texten immer im Auge behalten. Den Dämonentext habe ich mal ausgedruckt und werde ihn mir noch mal ansehen und entscheiden, ob ich diesen poste oder nicht. Das Problem an diesem Text ist, daß er aus einem Romanfragment von mir stammt, und er so aus seinem Zusammenhang gerissen wird. Ich fürchte, keiner kann etwas mit diesem Text anfangen.
Ich muß sagen, ich komme eigentlich aus der Rollenspielecke und habe mich entschieden, meine Rollenspielabenteuer in Literatur umzuarbeiten. Ich spiele seit 8 Jahren und habe über 60 Abenteuer geschrieben, in meinen Schrank lagern hunderte Seiten an Geschichten, die ich verarbeiten könnte. In diesen 8 Jahren ist ein ganzes Universum gewachsen und es ist nicht immer leicht, dem Leser etwas davon zu präsentieren. Die Dämonen z. B. sind Figuren, die sich über Jahre entwickelt haben, ganze Spielergenerationen wurden von diesen „gequält", es ist nicht einfach solche Figuren darzustellen, es sind schon fast Figuren, die ein Eigenleben führen. Aber ich werde mich noch mal diesem Text zuwenden und sehen, ob es sich lohnt diesen zu veröffentlichen.
Aber auch jeden Fall vielen Dank für deine Kritik, sie hat mich wieder ein Stück voran gebracht. Man muß seine Fehler kennen, um daran arbeiten zu können.

Hallo Oktober,

Alex hat in dem Punkt recht, wir haben nicht über den Vampir diskutiert, sondern über die Methoden der Darstellung und selbst wenn...
Du schreibst, daß gewisse Vampirfilme nicht mal deine Tochter vom Hocker hauen, nun das glaube ich Dir gerne, die Figur des Vampir sinkt heute oft in die triviale Rolle eines blutsaugenden Schreckgespenst ab. Eine „Grusel-Märchen-Figur" die in zahlreichen Filmen nur in Massen blutig abgeschlachtet wird. Aber man muß hier etwas unterscheiden: B. Stokers Roman „Dracula" ist aus ganz anderen Holz. Die Figur des Draculas ist eine Figur, die das Britisch Empire an ihren schwächsten Punkt trifft. Die Romanfiguren scheitern zuerst daran, daß das übernatürliche Wesen Dracula nicht in ihr starres, rationales Weltbild paßt. Der Roman von Stoker ist nicht nur eine Vampirgeschichte, er ist zugleich eine Kritik am System des Britischen Empire. Alle Vampirromane sind eine Wende gegen den Rationalismus und gegen übersteigerten Fortschrittsglauben. In den 50/60 Jahren des 20 Jh. wurde die Figur des Vampirs wiederbelebt und ins Triviale gezogen. Man darf es sich nicht so einfach machen mit dem Vampir.
Und mit der Hexe ist es noch schlimmer. Wenn die Hexe so eine „Grusel-Märchen-Figur" ist, warum hat die katholische Kirche so viele dieser Märchenfiguren verbrannt? Vieles was uns heute trivial erscheint, hat keinen trivialen Ursprung. Denk mal darüber nach...

Grüße, Gilmon
 

Alex

Mitglied
Du hast es exakt begriffen. Ich komme übrigens auch aus der Rollenspielecke, mein 'Goblin' ist eigentlich gar nicht meiner sondern der Salvatore Goblin, wie ich ihn verstehe.
Es geht immer um die Beschreibung einer Figur in der Literatur, beim Rollenspiel macht das der Master, den du als Schriftsteller nicht mehr hast.
Du musst umdenken, geh tiefer in die Figuren hinein, all die Kleinigkeiten, die im Rollenspiel eben der Spielleiter übernimmt.
Wie gesagt, 'Tell and Sell', wenn ein Text zu kurz ist um etwas zu erklären, lass es weg.

Wenn du den Dämonentext partout nicht posten willst, schick ihn mir halt doch zu. Aber du solltest dich nicht verstecken, keine Scham, hier gurken ganz andere durch die Gegend.


Alex
 

Alex

Mitglied
Ach eines noch, die Figur ist nicht unlogisch.
Bin ich ja auch nicht, aber in einem Text dieser Länge könnte ich nicht einmal michselbst so allumfassend erklären.
;) Und ich bin immerhin ein Mensch, was leichter sein sollte.

Alex
 

Andrea

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Wieso haben wir eigentlich in der Schule nie Pratchett gelesen? Naja, egal, was ich eigentlich zur Diskussion anmerken wollte: wieso hat man beim Schreiben keinen Meister mehr? Eigentlich IST man beim Schreiben doch so wie als Meisterin, nur daß man dann noch die Kontrolle über sämtliche Figuren hat. Wenn ich meistere, kenn ich jedenfalls meistens meine NSCs recht gut, die meisten haben auch eine Hintergrundgeschichte, selbst solche, die von meiner Gruppe dann vorzugsweise niedergemetzelt werden - naja, ihr Fehler. Sie werden schon sehen, was sie davon haben...
Um wieder zurück zum Schreiben zu kommen: Wenn ich schreibe, hat auch jede Figur ihre Geschichte, ob sie erwähnt wird oder nicht. Die "Sekundärliteratur" meiner Welt dürfte die "Primärliteratur" mittlerweile im Verhältnis 1:3 übersteigen. Und wenn du dann das Durchschnittsabenteuer mit dem gesammelten Hintergrundwissen, das kein Meister zwar kennen kann, es aber dennoch versuchen wird, vergleichst, wirst du feststellen, daß es gar nicht so viele Unterschiede zwischen dem Meistern und dem Schreiben gibt - nur daß du als Meister besser improvisieren können mußt.

Ach ja: Diese Idee, eine Figur wie den Vampir zu nehmen und dann auf unterschiedliche Arten zu interpretieren, gefällt mir verdammt gut. Fast würde ich es auch machen, aber mein Bild wäre vermutlich zu stark von einem mir bekannten Vampire-Spieler beeinflußt und würde sich leicht an Stylos Ansichten aus dem Envoyer (empfehlenswertes mtl. Rollenspielmagazin) anlehnen. Da lasse ich's vorerst lieber.
 

Alex

Mitglied
Hallo Andrea,
hast du alles gelesen?
Du bist Spielleiter, was dem Autor sein sehr ähnlich ist. Gilmon hat Abenteuer geschrieben, die ein Spielleiter nimmt und den darin vorkomenden Figuren Charakter verleiht.
Darum ging es, als ich meinte er hätte jetzt keinen Spielleiter mehr.
Als Autor muss er seinen Figuren selbst die Tiefe verleihen.

Liebe Grüße

Alex
 

Alex

Mitglied
Ach so genau, schön noch jemanden aus der Rollenspielecke hier zu finden.
Spielleiter unter sich sozusagen.

Alex
 

Andrea

Mitglied
Da habe ich etwas anders verstanden: ich dachte, Gilmon hätte in seinem Schrank Geschichten liegen, die man sofort als Abenteuer spielen könnte. Gute Abenteuer haben aber auch schon gewisse Figuren ausgearbeitet, selbst ausarbeiten muß man nur bei eigenen Abenteuern.

Tja, Gilmon, klär uns mal auf.. :)
 

Gilmon

Mitglied
Hallo Andrea und Alex,

wie überrascht war ich gestern, als ich kurz nach 1 Uhr in die Leselupe schaute und plötzlich drei Antworten gefunden habe.
Sicherlich vertragen sich Rollenspielabenteuer und Literatur sehr gut, nur bei mir nicht, aber dazu komme ich gleich. Ich glaube, Alex hat etwas falsch verstanden oder ich habe mich falsch ausgedrückt, die Abenteuer die ich geschrieben habe, habe ich natürlich auch selbst geleitet, selbst gespielt habe ich nur sehr wenig in den letzten Jahren. Auch meine NSCs sind alle ausgearbeitet und könnten problemlos in Literatur umgewandelt werden. Ich führe in den letzten Jahren meine Abenteuer nur etwas eigenartig. Es gibt eine Handlung im Vordergrund und eine Handlung im Hintergrund und oft genug bekommen die Spieler nur einige eigenartige Sachen mit, die im Vordergrund ablaufen, der Großteil läuft einfach im Hintergrund ab. Das ist alles recht verwirrend für die Spieler, jedoch löst sich fast jedes Rätsel auf, aber das kann dauern und manche Sachen werde nie so richtig aufgeklärt. Also tappen die Spieler oft ohne Hilfe im Dunkeln, werden vom Spielleiter im Regen stehengelassen, natürlich kann ich das mit meinen Lesern nicht machen, diesen irgendwelche unvollständigen Informationen zu präsentieren und mir dabei eins ins Fäustchen zu lachen, weil ich in meinen Notizbuch alle Antworten zu den offenen Fragen der Leser habe.
Tja, jetzt sind wir hier schon drei Spielleiter. Ich habe sogar mal zwei Aufsätze für Spielleiter geschrieben, sie heißen:

„ Die Position des Spielleiters" und „ Ein Baukasten für den Spielleiter - Modell: Handlungsfreiheit"

und finden sich auf der Seite „www.daniworm.de" im Bereich „Pseudophilosphisches" (falls Interesse besteht) unter meinen echten Namen Marius Pieruschka.

Ach, Andrea: Wir können uns ja eine andere Figur vornehmen und diese verschiedenen interpretieren. Wie wäre es mit dem Golem, dem Irrlicht, dem Ghul etc., diese Figuren haben sicherlich noch kein festes Bild in unseren Köpfen.

Ach, Alex: Ich werde den Dämonentext doch ins Forum stellen, ich muß nur die den einen oder anderen Fehler ausmerzen und ein paar Kleinigkeiten ändern, dann kommt der Text ins Forum der Leselupe.

Grüße, Gilmon

Schon wieder eine Antwort, unglaublich: Nun, Andrea, ich habe etwa 25 Abenteuer im Schranken und allerlei Notizen, Abenteuerreste usw., was so in 8 Jahren eben anfällt.
 



 
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