Ein zart besaiteter Funke

Pawelek

Mitglied
Ich bin doch ein schwermutsvoll-grandioser Funke
zart wie die elysischen Engelsfittiche
Flimmer der über feinfühliger Heimat fliegt
ich Gefunkel komme vom linden Lutherstern
ein Gestirn das so zauberisch-anheimelnd ist
Paradies voller Geglitzer bleibt mir unfern
es schweben die Lichter – ein urschönes Siegel
ich bin verliebt in den hehren Zauberspiegel
die fein besaitete Heimat
gehüllt in meine Funkenglut
ich ergötze mich an einer Wärme der Ewigkeit
weil dein Schutzengel fliegt um des Traums willen sternenweit
ich werde nun ein Zaubermond
superb-graziles Funkenboot
das die Musenträume trägt
in die engelhafte Welt
ich brenne nie lichterloh
wie die glühende Hölle
ich schimmere nur himmelhoch
und schwärme für Paradiese
ich schwebe des Zaubers halber
und schenke Gedichte immer

ich bin der träumerische Geniefunken
schwebend in reiner Anmutsontologie
ich werde zu der reinsten Metaphysik
ich schwelge in sanfter Altertumsethik

ich will mitnichten erloschen werden
für immer träumen – des Traums gedenken
nie mit schwärmerischen Funken hadern
verträumt – verzaubert
verewigt – verliebt

verdichtet – am Dasein einander ergötzt
betuliche Heimat trunken vor Funken
verträume Momente der Musenwonnen!​
 

sufnus

Mitglied
Hi Pawelek,

beim Zurückblättern ist mir aufgefallen, dass Du auf Kommentare zu Deinen Texten bis dato eher nicht so eingegangen bist... das ist natürlich auch Dein gutes Recht, dämpft aber bei mir persönlich etwas die Kommentierlust (was sicherlich ein äußerst verschmerzlicher "Verlust" ist ;) ). Nichtsdestotrotz ist natürlich eine Kommenarfunktion auch abseits des Autor:innen-Feedbacks potentiell sinnvoll - es kann sich ja auch mal eine Diskussion der diversen Kommentierstimmen ergeben und auch hieraus mag irgendein Honig zu saugen sein.

Wohlan also.

Was mir bei diesem Text auffällt ist dreierlei:

1. Die wirklich sehr augenfällige Häufung der Vokabel "Ich". Es gibt ja den Begriff der Ich-Lyrik und in meiner Privatpoetologie ist eine Ich-Fixierung im Gedicht einerseits "systemimmanent" weil die Lyrik ja die subjektivste, also "ichigste" Literaturgattung repräsentiert, andererseits aber auch ein gewisser Stil-Fehler (wenn ich Ich-Bezogenheit übertrieben wird), der typisch für Anfänger in der Lyrik ist. Die "Gedichte" (das ist jetzt eine äußerst wohlmeinende Kategorisierung), die ich in der Frühpubertät geschrieben hab, strotzten geradezu vor einer Ich-Stauung, die wohl mit dem seinerzeitigen Hormonstau Hand in Hand ging. Gru-se-lig.
Lange Rede, kurzer Sinn: Hier zu viel "Ich".

2. Das domierende rhetorische Mittel in diesem Text besteht in einer Kombination aus zusammengesetzten Hauptwörtern (Engelsfittiche, Lutherstern, Zauberspiegel) und Attributen mit Turboladerfunktion, will meinen: Ein Funke genügt nicht, es muss ein grandioser Funke sein, entsprechend tuns die Engelsfittiche nicht, sie werden auch noch in elysische Gefilde gerückt und die Heimat wird durch das Adjektiv feinfühlig aufgeladen. Grundsätzich sind beide rhetorischen Verfahrensweisen statthaft, aber bei einem relativ langen Gedicht wie diesem stellt sich durch die Wiederholung dieser beiden "Tricks" ein gewisser Ermüdungseffekt ein, vor allem wenn

3. dieser Text in wirklich stupender Weise ein exaltiertes Sprachregister bedient. Das ist ja wirklich ein pontifikales Sprechen, das derartig abgehoben über dem Alltagsparlando schwebt, dass es gefährlich am Rande der unfreiwilligen Komik balanciert.

Was ist die Schlussfolgerung?

Kein insignifikanter Angang. Durchaus irgendwie anregend und in einigen Formulierungen sehr erfreulich. Ich habe es mit Interesse gelesen. Aber es ist für mein Liking viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel zu dick aufgetragen und daher in seiner Gesamtheit nahezu unverdaulich. Soweit als ich bin betroffen. Summasummarum also soll das jetzt nicht als Totalverriss verstanden werden, aber doch als ein gewisses Missbehagen (wenn auch - nochmal sei's betont - mit einigem Interesse und der ein oder anderen Erfreunis einhergehend).

LG!

S.
 



 
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