Eine einfache Prüfungsaufgabe

Ruedipferd

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Es gibt etwas, das, wenn auch in unterschiedlicher Form, für sämtliche Religionen sowie Naturvölker gilt und Bestandteil jeder Gesetzgebung in allen Staaten auf der Erde ist. Angesichts des sinn- und gedankenlosen Verhaltens einiger Mitmenschen, die ihre egoistischen Vorstellungen und grausamen Gewalttaten versuchen mit Gottes Willen zu rechtfertigen und dabei gar nicht merken, wie weit sie sich damit bereits von ihm entfernt haben, lädt der lustige Text, wie ich finde, dazu ein, an seine wahren Wünsche zu erinnern.


Eine einfache Prüfungsaufgabe

Es ist Sonntagmorgen, 10 Uhr. Im Gemeindehaus findet die Konfirmationsprüfung statt.

Der Pastor musste aus zeitlichen Gründen Prüfung und Konfirmation auf einen Tag legen und hat seine Konfirmanden im großen Saal in der ersten Reihe versammelt. Eltern und Familienangehörige sitzen festlich gekleidet dahinter und hören gespannt zu. Der Pastor wollte sich auf keinen Fall mit seiner Konfirmandentruppe blamieren. Er hat deshalb seiner Meinung nach eine sehr leichte Aufgabe ausgewählt: Die zehn Gebote!

Elf Konfirmanden schweigen betreten. Panik breitet sich unter den Jugendlichen aus, nachdem ihnen das Prüfungsthema mitgeteilt wurde. Keiner hat auch nur eine Spur von Ahnung.

Ein dicker Brummer fliegt summend um die Nase des Pastors herum, der seine Bibel in der Hand hält. Die Fliege setzt sich auf das Rednerpult und der Pastor will zuschlagen. Fritzchen springt entsetzt auf und ruft: „Du sollst nicht töten!“

Der Pastor lässt erschrocken die Bibelhand sinken und erkennt sofort den Wert von Fritzchens Verhalten.

Gleich darauf klingelt Suses Handy. Sie greift in ihr Gürteltäschchen und meint: „Sorry, das ist meine Mutter. Sie musste noch meinen kleinen Bruder verarzten, weil er die Treppe runter gefallen war und kann erst später kommen. Da muss ich jetzt rangehen. Es heißt ja auch: Du sollst Vater und Mutter lieben und ehren…“

Sie kommt nicht weiter, denn Kevin fällt ihr ins Wort: „Ja, und wenn sie dich schlagen, sollst du dich wehren!“ Der Pastor schluckt, sagt aber nichts. Immerhin ist bereits ein zweites Gebot genannt worden.

Suse tippt in ihr Handy und hört nicht auf. Dem Pastor wird es zu bunt. Er schnellt mit der Hand vor und will ihr das Handy wegnehmen. Suse schreit auf: „Du sollst nicht stehlen!“

Der Pfarrer stammelt konsterniert mit rotem Kopf: „Das wollte ich doch gar nicht. Du kriegst es nachher wieder.“

Heini entgegnet todernst: „Du sollst nicht lügen!“

Und Erna ergänzt: „Du sollst auch nicht begehren deines Nächsten Haus, Hof oder Handy!“

Der Pastor ist nun völlig genervt. Aber es wurden immerhin fünf Gebote genannt. Er bittet die Eltern schon mal in die Kirche vor zu gehen und knöpft sich seine Konfirmanden vor:

„Ihr nehmt jetzt einen Zettel und schreibt jeder für sich noch einmal die Zehn Gebote auf. Danach kommt ihr in die Kirche zur Einsegnung.“

Fritzchen schüttelt entschieden den Kopf. „Was? Wir sollen heute noch arbeiten? Es ist doch Sonntag!“ Alle Konfirmanden empören sich laut: „Du sollst den Feiertag heiligen!“

Herr Pastor seufzt tief in sich hinein. Er gibt sich geschlagen.

„Also gut, das waren jetzt mehr als die Hälfte der Gebote und wie ich meine, für ein friedvolles Zusammenleben in Gemeinde und Weltgemeinschaft auch die Wichtigsten. Kommt mit in die Kirche. Ihr habt alle die Prüfung bestanden.“
 

steyrer

Mitglied
Hallo Ruedipferd!
Dieser kleine, unterhaltsame Text braucht, wie ich finde, keine Einleitung, denn alles ergibt sich aus ihm selbst. Durch die vielen Absätze entsteht allerdings ein unnötig stakkatoartiger Eindruck. Daher sollten die meisten gestrichen werden.

Schöne Grüße
steyrer
 



 
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