Eine Entschlüsselung der kosmische Botschaft meines „Weißen Blattes“ (gelöscht)

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Hallo atzmüllersand,

ich bewundere die Schönheit deiner Metaphern, allen voran die Übertragung der Bedeutung des weißen Blattes.

Deine Ausdrücke im folgenden Absatz berühren und faszinieren mich. In so schönen Bildern hat mir bisher noch kein Autor die neue Physik beschrieben:
In einer ursprünglichen Weise betrachtet ist es fähig die Botschaft des ganzen Universums zu tragen, jede Formel, jede Farbe. Es erlaubt Gedichte auf seiner Oberfläche oder trockenen, wissenschaftlichen Berichtswahnsinn. Auf ihm erscheinen Geistzeichen von Germanen ebenso wie Kontaktdaten von Liebenden. Es kann mit Herzblut getränkt werden oder mit dem Schweiß in so manchen Prüfungen. Es ist weiß wie Schnee und offen für alle Botschaften des Universums.
Ich habe im Moment zwei Fragen zum Text:
1. Frage:
und sicherlich der Erfinder dieses Spiels im Universum
Was verstehst du unter „dieses Spiels“? Das interessiert mich sehr.

2. Frage:
Ich werde es wieder in die Flasche zurückstecken und verschliessen mit einem beständigen Verschluss, dicht für die nächsten Jahrhunderte oder Jahrtausende.
Warum willst du das Blatt wieder in der Flasche verschließen? Die Figur in der Erzählung ist doch schon mit dem Blatt verschmolzen, sie hat sich schon mit ihm ausgetauscht.

Ich lese in deiner Geschichte mehr Dinge als ich begreife. Möchtest du mir hinsichtlich der beiden Fragen in meinem Verständnis helfen?

Liebe Grüße. Rhondaly.
 

Val Sidal

Mitglied
atzmuellersand,

ein erfreulicher Text, den du hier vorgeleg hast. Der Erzähler nimmt eine im Gottesglauben verankerte Position an
Es ist weiß wie Schnee und offen für alle Botschaften des Universums. Damit steht es nahe bei Gottes Botschaft und damit weit über den primitiven Materialismus unseres Universumbildnisses.
... lässt aber noch hinreichend vielfältige Anschlüsse zum Nach- und Weiterdenken offen.

Als er beschlossen hatte, den Inhalt der Flasche als "Blatt" mit dem Attribut "weiß" zu markieren, hat er sich bereits in die (modellhaft reduzierte) Welt der Illusionen begeben. Er hat sich -- im Vertrauen auf seine Sinne, hier das Sehen -- das Etwas aus der Flasche, mit dem, was sein Bewusstsein als "weißes Blatt da draußen" kennt, identifiziert und glaubt, seine "inneren" Vorgänge würden eine ihm bekannte Kopplung mit der Welt eingehen. Was aber, wenn jene Kopplung nicht bekannt, sondern ihm lediglich vertraut ist? Wenn das "Weiß des Blattes" erst und nur bei Licht betrachtet in Erscheinung tritt?

Tief begraben im Erdreich, wo es auch Photonen SCHWER haben, wo Neutrinos dem Betrachter die Zunge ausstrecken, und unter Paulis magischer Fernwirkung, jedes Experiment zu ihrer Beobachtung scheitern lassen, ja, in dieser Unwirtlichkeit kann auch ein unbeschriebenes Blatt leicht in eine Identitätskrise geraten.

Im Garten des Erzählers herrscht Chronos. Was, wenn das "weiße Blatt" die speziell und alleine für ihn (den Erzähler) geschaffene Botschaft des Kairos war: "Pack die Gelegenheit beim Schopfe! Mach was daraus!" In Kairos' Welt zählt das Vorher und Nachher nicht -- alles ist JETZT, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Die quantenmechanischen Einschlüsse wirken irreführend: Sie suggerieren eine Tragfähigkeit für das Erkennen, die so lange Fata-Morgana-Charakter haben muss, bis die TOE gefunden wurde: die Katze eines gewissen Herrn Schrödinger lässt aus der Box -- die im Übrigen nie geöffnet wurde -- grüßen.

Danke für den Text, der die Gelegenheit bietet, über einige Dinge nachzudenken, die zwar an der Börse nicht gehandelt werden, aber deren Dividenden reich machen können.
 
Hallo Freund,

es freut mich wirklich sehr, wenn dich "unsere" Geschichte anspricht. Ich finde leider keine Worte adäquat auf deine Fragen zu antworten. Ich sehe eine Sinfonie vor mir und weiß die einzelne Note nicht. Das ganze Orchester spielt und ich bin nur ein kleiner Teil davon. Ich weiß, dass etwas harmonisch ist und ich weiß, wenn es nicht mehr spielt, aber das dazwischen bleibt heimlich.
Wenn ich demnächst wieder unterm Birkenbaum weile, dessen Wurzeln meine Flasche umgarnt, frage ich "uns", wie eine erfüllendere Antwort lauten könnte (Dann sind schon zu dritt).
Vielleicht sollte ich kurz vorstellen: Der Birkenbaum ist mein Freund und ich bin dafür sehr dankbar. Einige wollten ihn umhauen, nachdem er im Sturm seine Spitze im Kampf mit einer Windböe verloren hatte -- nein, er hat sie nicht verloren, sie hängt nun als dürres Gerippe seitlich herab. Den Vögeln darin stört's nicht, meine Kinder finden es einfach anders und die Birke scheint mir dafür dankbar zu werden. Jedenfalls, und das ist eine mögliche Art von Wahrheit, inspiriert mich diese Birke und gibt mir so komische Geschichten ein, z.B. die Worte über das Weiße Blatt. Als "Physiker" bin ich dafür dankbar, so einen Freund auf Erden mein nennen zu dürfen.
Habe ich jetzt deine Fragen beantwortet? Ich fürchte nein. Aber, um wieder zum Anfang zurückzukehren, ich befürchte ich kann's nicht, wenigstens heute nicht. Ich habe viele weiße Seiten vernichtet mit Spekulationen darauf über Gottes Walten (Spiel), habe Bücher vollgeschrieben. Bis ich am Ende zur Vermutung kam, dass das Geheimnis, die eigentliche Botschaft ist.

Viele liebe Grüße
Robert.
 
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