Eine Episode in Småland

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surrusus

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Hallo suf

Die Entscheidung, die meisten Brachsen sofort, einige nach kurzem Innehalten und nur wenige nach längerer Betrachtung zu verwerfen, spiegelt vielleicht einen sorgfältigen Auswahlprozess wider, der über das reine Beobachten der Natur hinausgeht. Das könnte metaphorisch für den kreativen Prozess des Schreibens oder allgemein für Entscheidungsprozesse im Leben stehen, bei denen aus einer Fülle von Möglichkeiten nur wenige wertvolle ausgewählt werden, während der Rest verworfen wird.

Dass es „bereits dämmerte“, als er sich „mit vollkommen leeren Taschen auf den Heimweg machte“, könnte symbolisch die Erkenntnis sein, dass trotz scheinbarer Produktivität und gründlicher Überlegung das Ergebnis manchmal immateriell bleibt. Die leeren Taschen am Ende des Tages unterstreichen möglicherweise die, ja, Vergänglichkeit und die oft nicht greifbaren Ergebnisse geistiger oder künstlerischer Arbeit oder Wirksamkeit.
 

sufnus

Mitglied
Lieben Dank Surru (und sternespendenderweise auch Sue)! :)
So würde ich das auch ungefähr deuten. Ich habe bei Spaziergängen schon oft Angler an Seen beobachtet, die da in entspanntem Nichtstun auf ihren Klappstühlchen saßen (und seltsamerweise in den seltensten Fällen auf ihren mobilen Endgeräten rumgedaddelt haben!). Ich stelle mir dann immer vor, das die meisten dieser etwas zenbuddhistisch wirkenden Zeitgenossen am Ende des Tages ohne Beute nach Hause zurückkehren. Im Fall des hier betexteten Protagonisten würde mir - als Steigerung - die Idee gefallen, dass er womöglich bei der Heimkehr noch weniger Brachsen mit sich herumträgt als beim Hinweg. Vielleicht ein bisschen wie in der Mathe-Aufgabe: Zwei Personen besteigen ein unbesetztes Auto und fahren los. Bei der Zielankunft steigen dann vier Personen aus. Rechenaufgabe: Wie viele Personen müssen daraufhin ins Auto einsteigen, damit es wieder leer ist?
LG!
S.
 

surrusus

Mitglied
Ich stelle mir dann immer vor, das die meisten dieser etwas zenbuddhistisch wirkenden Zeitgenossen am Ende des Tages ohne Beute nach Hause zurückkehren. Im Fall des hier betexteten Protagonisten würde mir - als Steigerung - die Idee gefallen, dass er womöglich bei der Heimkehr noch weniger Brachsen mit sich herumträgt als beim Hinweg. Vielleicht ein bisschen wie in der Mathe-Aufgabe: Zwei Personen besteigen ein unbesetztes Auto und fahren los. Bei der Zielankunft steigen dann vier Personen aus. Rechenaufgabe: Wie viele Personen müssen daraufhin ins Auto einsteigen, damit es wieder leer ist?
Cool und danke, sufnus.
Stell dir ein Öl-Gemälde vor: Eine große Wiese mit hohen Gräßern, warme Farben, Mischung aus Turner und David-Friedrich, ein kleinerer ruhiger Fluss, in dem sich die gegenüberliegende Waldstille spiegelt.

Angler am Ufer. Wenige mit ausgefahrener Rute, zwei sitzen im Klappstuhl und kleben am Smartphone und daneben eine lange Menschenschlange mit Angeln, wie auf dem Fließband mit Hinweg zum Fluß. Am Ufer angekommen legt sich ihr Schatten 50/50 aufs Ufer und übers Wasser, sie machen kehrt Richtung Heimweg und das Einzige, das sie am Ufer hinterlassen ist ihr Schatten, und nur wenige Schatten fließen mit dem Wasser dahin. Die Heimkehrer (ebenfalls wie auf dem Fließband) sind schattenlos. x = 0, nullsummenspiel.

(Deinen anderen Kommentar las ich und bedanke mich für die Erläuterungen)

surru
 

Rachel

Mitglied
Hi, Sufnus. Dein Lars im Gedicht dämmert sich klar, ziemlich wach und munter leer geworden auf seinem Heimweg. Mir scheint, er angelt weniger, wenn er fischt. Und er fischt mehr, wenn er abends angelt. So ungefähr ... :) Hat mir sehr gefallen! Grüße, Rachel.
 

sufnus

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Hi Rachel,
das freut mich!!! :) Und der von Dir beschriebene Zusammenhang von Angeln und Fischen trifft die Sache sehr schön... mag ich sehr! :)
LG!
S.
 

Stavanger

Mitglied
Hallo sufnus,

Ich verstehe ja nie was, komme der Sache aber schon näher. Habe "Brachsen" gegoogelt: Ach so, Fischart.
Und Småland weiß ich jetzt auch, wo das ist.
Also immerhin.

Ha det godt - Hab es gut!
Uwe
 

sufnus

Mitglied
Hey, Ihr Lieben!
Vielen Dank für die vielstimmigen Anmerkungen und die zahlreichen Sternespenden! Da ich leider über zu viel von zu wenig Zeit verfügte, war ich hier ein wenig absent - meiner Freude über Euer Feedback will ich nun aber gerne nachträglich Ausdruck verleihen! :) Ich hoffe, @Johnson, dass der Brachsenfangzug erfolgreich war! Und natürlich wären @wiesner ein 6er-Blech oder ähnlich gelagerte Erfrischungsgetränke bei diesem Angelsetting auch sehr stimmig vorstellbar... Du wolltest aber, glaube ich, nicht auf eine kulinarische Empfehlung hinaus sondern es ging um Sprachliches, oder? Brachsen sind als Begriff außerhalb von Anglerkreisen wahrscheinlich nicht so geläufig. Ich hatte auch erst allgemein gekanntere Fische, aber die waren mir irgendwie zu langweilig. Müsste ich aber vielleicht nochmal drüber nachdenken. :) Fische sollten es schon sein, damit ein bisschen das Thema der "Beute" (Ausbeute) anklingt.
Und @schwarzer lavendel , charlotte, was soll ich sagen? Du siehst mich freuderröten. :) Ganz lieben Dank auch last but not least @chlorwiese für den liebevollen Push! :) Hat mich sehr gefreut.
LG!
S.
 



 
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