Am Stammtisch sass ein schwarzhaariger Mann mit einer dunklen Lederjacke, die an Ärmeln und Schultern mit weisser Farbe oder Gips verschmiert war.
Da sonst kein Tisch frei war, setzte ich mich zu ihm und begann die Zeitung zu lesen.
Der Mann sass mit verschränkten Armen da und starrte mit gesenktem Kopf auf die Tischplatte. Plötzlich hielt er das leere Glas in die Höhe
und rief:
"Noch eins, Maria!"
Als die Kellnerin das Bier brachte, beugte er sich zu mir herüber und sagte:
"Gegen die Putzwut kannst du gar nichts machen, gar nichts."
Ich schaute in seine müden Augen und er fuhr fort:
"Ich habe es ja auch gerne sauber, aber man kann alles übertreiben."
Ich legte die Zeitung weg und wandte mich ihm zu. Mir war klar, dass er
über etwas reden wollte, das er nur einem Fremden mitteilen konnte, den er nie mehr sehen würde.
Er wollte etwas preisgeben, das ihn offenbar bedrückte, vielleicht ein Geheimnis. Ein Fremder würde damit weggehen und das Geheimnis mit ihm.
"Sie macht mich noch ganz verrückt damit," sagte er mit belegter Stimme.
"Jetzt leg doch endlich den verdammten Lappen weg und setz dich hin, ruh dich aus, habe ich ihr immer wieder gesagt, aber ein paar Minuten später rannte sie mit dem Staubsauger herum."
Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
"Vielleicht hat es damit zu tun, dass ihr Mann vor sieben Jahren spurlos
verschwunden ist,in Australien oder Neuseeland, aber sie redet nicht gerne darüber."
Dann schwieg er eine Weile, räusperte sich und sagte mit einem verschwörerischen Unterton:
"Ich kenne dich nicht und du mich auch nicht, also hör zu: Heute morgen war ich in ihrem Keller. Sie hat ein kleines Haus am Stadtrand und ich wollte ein paar Flschen einlagern für die Festtage. Ursula war in die City gefahren, um Einkäufe zu machen."
Da fiel mir plötzlich auf, wie schlecht verputzt die eine Wand war. Nur die eine.
In der Mitte breitete sich ein grosser, gelblicher Fleck aus und ein Netz
haardünner Risse ging von einer Ecke zur andern.
Da hat einer bös gepfuscht, dachte ich und fuhr mit der Hand über den Putz.
Plötzlich löste sich ein Stück, und dann noch eines, der Gips rieselte der Wand entlang zu Boden. Ich fluchte wegen der Sauerei.
Aber dann war mir das egal, ich bin ja selbst Gipser und sollte sehen, was
der Andere für einen Mist gebaut hat. Also habe ich an dem Loch herumgemacht, bis es gross wie ein Teller war und ein dunkler Fetzen Stoff zum Vorschein kam."
Er atmete schwer, schwieg eine Weile, blickte sich nervös im Lokal herum,
um dann schnell weiterzufahren:
"Natürlich habe ich an dem Fetzen gezogen, ich Idiot, obwohl ich wusste, dass da etwas faul war."
Er leerte das Glas mit einem einzigen Schluck, beugte sich noch näher zu mir hinüber und sagte halblaut:
"Da ist eine Hand herausgefallen, verstehst du, oder was davon übriggeblieben ist, alles brandschwarz, verdammt nochmal, ich Volldiot!"
Er lehnte sich zurück und schaute mich an, wie jemand, der verzweifelt Rat
sucht und genau weiss, dass es keinen gibt.
Als die Kellnerin vorbeiging, hob er nur kurz das Glas und sagte nichts.
Auch als das neue Bier vor ihm stand, schwieg er immer noch.
Dann atmete er hörbar aus und sagte:
"Ich bin dann nach oben gegangen, habe mich an den Küchentisch gesetzt
und erst mal einen kräftigen Schluck Korn genommen. Ich weiss nicht, wie
lange ich dagessen bin, aber plötzlich hatte ich eine Idee. Ich fuhr zum nächsten Baumarkt, kaufte Qulitätsputz, eine Isolationstapete und einen Kübel weisser Farbe.
Eine halbe Stunde später war ich wieder im Keller und begann mit der
Arbeit. Gegen drei Uhr war ich fertig. Ich verglich die Wand mit den andern.
Nur ein Fachmann konnnte einen Unterschied sehen. Ich mache gerne ganze Sachen."
Nach den letzten Worten lachte er kurz auf, hob das Glas an die Lippen
und schaute mich über den Rand hinweg an. Seine Augen waren ganz klein geworden und seine Hände zitterten leicht.
Ich legte das Geld auf den Tisch, nickte ihm freundlich zu und ging. Als ich
schon bei der Türe war, hörte ich ihn rufen:
"Noch eins, Maria,"
Da sonst kein Tisch frei war, setzte ich mich zu ihm und begann die Zeitung zu lesen.
Der Mann sass mit verschränkten Armen da und starrte mit gesenktem Kopf auf die Tischplatte. Plötzlich hielt er das leere Glas in die Höhe
und rief:
"Noch eins, Maria!"
Als die Kellnerin das Bier brachte, beugte er sich zu mir herüber und sagte:
"Gegen die Putzwut kannst du gar nichts machen, gar nichts."
Ich schaute in seine müden Augen und er fuhr fort:
"Ich habe es ja auch gerne sauber, aber man kann alles übertreiben."
Ich legte die Zeitung weg und wandte mich ihm zu. Mir war klar, dass er
über etwas reden wollte, das er nur einem Fremden mitteilen konnte, den er nie mehr sehen würde.
Er wollte etwas preisgeben, das ihn offenbar bedrückte, vielleicht ein Geheimnis. Ein Fremder würde damit weggehen und das Geheimnis mit ihm.
"Sie macht mich noch ganz verrückt damit," sagte er mit belegter Stimme.
"Jetzt leg doch endlich den verdammten Lappen weg und setz dich hin, ruh dich aus, habe ich ihr immer wieder gesagt, aber ein paar Minuten später rannte sie mit dem Staubsauger herum."
Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
"Vielleicht hat es damit zu tun, dass ihr Mann vor sieben Jahren spurlos
verschwunden ist,in Australien oder Neuseeland, aber sie redet nicht gerne darüber."
Dann schwieg er eine Weile, räusperte sich und sagte mit einem verschwörerischen Unterton:
"Ich kenne dich nicht und du mich auch nicht, also hör zu: Heute morgen war ich in ihrem Keller. Sie hat ein kleines Haus am Stadtrand und ich wollte ein paar Flschen einlagern für die Festtage. Ursula war in die City gefahren, um Einkäufe zu machen."
Da fiel mir plötzlich auf, wie schlecht verputzt die eine Wand war. Nur die eine.
In der Mitte breitete sich ein grosser, gelblicher Fleck aus und ein Netz
haardünner Risse ging von einer Ecke zur andern.
Da hat einer bös gepfuscht, dachte ich und fuhr mit der Hand über den Putz.
Plötzlich löste sich ein Stück, und dann noch eines, der Gips rieselte der Wand entlang zu Boden. Ich fluchte wegen der Sauerei.
Aber dann war mir das egal, ich bin ja selbst Gipser und sollte sehen, was
der Andere für einen Mist gebaut hat. Also habe ich an dem Loch herumgemacht, bis es gross wie ein Teller war und ein dunkler Fetzen Stoff zum Vorschein kam."
Er atmete schwer, schwieg eine Weile, blickte sich nervös im Lokal herum,
um dann schnell weiterzufahren:
"Natürlich habe ich an dem Fetzen gezogen, ich Idiot, obwohl ich wusste, dass da etwas faul war."
Er leerte das Glas mit einem einzigen Schluck, beugte sich noch näher zu mir hinüber und sagte halblaut:
"Da ist eine Hand herausgefallen, verstehst du, oder was davon übriggeblieben ist, alles brandschwarz, verdammt nochmal, ich Volldiot!"
Er lehnte sich zurück und schaute mich an, wie jemand, der verzweifelt Rat
sucht und genau weiss, dass es keinen gibt.
Als die Kellnerin vorbeiging, hob er nur kurz das Glas und sagte nichts.
Auch als das neue Bier vor ihm stand, schwieg er immer noch.
Dann atmete er hörbar aus und sagte:
"Ich bin dann nach oben gegangen, habe mich an den Küchentisch gesetzt
und erst mal einen kräftigen Schluck Korn genommen. Ich weiss nicht, wie
lange ich dagessen bin, aber plötzlich hatte ich eine Idee. Ich fuhr zum nächsten Baumarkt, kaufte Qulitätsputz, eine Isolationstapete und einen Kübel weisser Farbe.
Eine halbe Stunde später war ich wieder im Keller und begann mit der
Arbeit. Gegen drei Uhr war ich fertig. Ich verglich die Wand mit den andern.
Nur ein Fachmann konnnte einen Unterschied sehen. Ich mache gerne ganze Sachen."
Nach den letzten Worten lachte er kurz auf, hob das Glas an die Lippen
und schaute mich über den Rand hinweg an. Seine Augen waren ganz klein geworden und seine Hände zitterten leicht.
Ich legte das Geld auf den Tisch, nickte ihm freundlich zu und ging. Als ich
schon bei der Türe war, hörte ich ihn rufen:
"Noch eins, Maria,"