Liebe Julia,
das wär's allerdings, wenn wir den anderen wahrnehmen könnten in seinem tiefsten Seelenpunkt und könnten diese unsere Wahrnehmung auch noch in Sprache bringen. Ich glaube, die Maler haben es da noch etwas leichter. Farben sprechen eine allgemein verständliche Sprache. Schon wenn ich sage, "der Alltag ist grau" oder "du siehst alles durcheine rosarote Brille", weiß jeder, was gemeint ist.
Das müssen ist die Schwierigkeit in unserem Leben, und es kann uns derart verbogen haben, dass wir uns gar nicht mehr zurechtfinden, wenn es fehlt.
(Der Mensch ist frei geboren, ist frei... Der Schiller'sche Idealismus, wie können wir ihn noch verwirklichen?)
Allerdings vermute ich, dass Du Deinen Text nicht so sehr allgemein betrachtet sehen willst, sondern, dass er auf das Lyri und sein Gegenüber zielt.
Gut finde ich, dass das Wort "einst" eine gewise Geduld, ein Abwarten können des Lyri signalisiert trotz der eindringlichen Frage.
Die doppelten Wörter hast Du geschickt eigesetzt und ihnen die Fragewörter wo? wie? wer? gleich mit verpasst.
Ob Dein Gegenüber es wirklich schafft, bis in Dein Unbewusstes mit hinab zu steigen?
Ein jahrelanger Prozess wird nötig sein, bis zwei Menschen sich (eventuell) solche Fragen beantworten können.
Ich habe Dich, wie immer, mit Freude gelesen und grüße Dich herzlich
Vera-lena