Mein Magen ist eine kleine Grube gewesen, ganz furchtbar winzig und das Wasser fiel unaufhörlich, unaufhaltsam und immer weiter und der kleine Graben in mir erodierte allmählich heftig, aller Schmutz und Geröll und Staub wurden geflutet und in einer unbändigen Welle hervorgewirbelt und mein Mund wurde von innen aufgerissen und ein brackiger Strom ergoss sich aus mir und der Regen hörte nicht auf, der Himmel sah aus wie eine verkraterte Wunde, ganz duster und wie zerplatzt und alles floss in mich hinein, durchspülte meinen Leib und strömte dann wieder heraus aus mir, gebündelt und mächtig, suchten sich die Wogen ihren Weg und fanden ihn und fetzten Straßen auf, walzten Zäune nieder und luden Häuser ein, mit ihnen zu ziehen und die Häuser erlagen der Verlockung, dieses rauschende, starke Wasser, wie es kraftvoll brüllte und erhaben war über jegliche menschliche Bändigungsversuche, eine rohe Gewalt, die sich überlegen wusste und dem Irrglauben spottete, sich etwas Untertan gemacht, etwas unter Kontrolle zu haben, eine gefährliche hybris, und einige Häuser murmelten sich gegenseitig noch Bedenken zu, weil ihnen die Außenwände zersprangen und die Fenster eingedrückt wurden und sie fürchteten, diese übermütige Fahrt nicht heil zu überstehen, aber das ungeduldige Wasser (wie bekannt ist, mag Wasser ja im allgemeinen keine Diskussionen, es ist gewohnt, dass man seiner Versuchung sofort erliegt, es braucht meistens nur ein wenig kokett zu glitzern und sich in hübschen Farben zu präsentieren, dann sind die Bedenken fortgewischt und man begibt sich bereitwillig in die Kühle) trennte sie hektisch von ihrem Fundament und zerrte sie eilig mit sich fort und die Zurückgelassenen fanden sich vor nichts als Trümmern wieder und selbst diese wurden geschwind weggespült und hüpften im gurgelnden Wasser auf und ab und Gott schloss träge die Augen und schaukelte sich weiter in seiner Hängematte aus weichem Schilf (er war ein wenig entkräftet und müde von seinem täglichen Spaziergang auf dem Orion) und in Honolulu ging soeben die Sonne unter, versank friedlich im glatten, ruhigen, abertausenblauen Meer und in einem fernen Land roch die Luft nach Fäkalien und Entsetzen, auf dem braunen Wassern trieb ein einsames Kinderbuch, ganz zerlesen und abgeliebt sah es aus, schlingerte unsicher an entwurzelten Bäumen entlang, vielleicht hat es ganz erstickt und kaum hörbar geschrieen und nach seinem Besitzer gerufen und gehofft, dass es gefunden wird, bevor die Feuchtigkeit seine Seiten vollends zersetzt und Buchstabe für Buchstabe aufschwemmt und vom Papier ablöst, ein trauriges altes Buch, das vielleicht kostbare Erinnerungen birgt und nun verloren geht für immer in einer gierigen Flut und vergessen wird, weil das eine von diesen Geschichten ist, die leise und unbedeutende Tragödien sind und für die eben kein Platz ist neben all den lauten und echten Unglücken und Erschütterungen