„Schatz, tust du mir einen Gefallen?“
Ihre Stimme war süßer Wein; und aus der unwiderstehlichen Karaffe ihres blutrot geschminkten Mundes gegossen, floss er direkt in die tiefsten, gewundensten Korridore meines Kleinhirns.
Augenblicklich spürte ich dieses warme Gefühl, das sich aus der Mitte des männlichen Körpers langsam nach unten tastet, um dort an den entsprechenden Stellen zu kribbeln und zu kitzeln.
Obwohl sie mir den ganzen Vormittag über schon die kalte Schulter gezeigt hatte, war das alte Gespenst des Paarungstriebes in meinem Bewusstschein die ganze Zeit umhergeschlichen.
Wenn man die weibliche Erregung mit einer Herdplatte vergleichen konnte – Knopf drehen, lange warten, Hitze, lange Auskühlungsfase – und die Männliche mit einem Gaskocher – Gas an, Feuer, peng Stichflamme, Gas weg, Ende- so hatte sie mir mit dem Hauchen dieser zweifelsfrei sexgeladenen Frage gerade Feuer gegeben. Mein Gasherd brannte auf höchster Stufe.
„Jeden“ sagte ich blitzschnell. Das unterstreichende, verschobene Grinsen hatte vermutlich starke Ähnlichkeit mit dem eines Psychopathen, da sie bei meinem Anblick sofort ihr hübsches Gesicht verzog und mich mit einem Blick abstrafte, der in etwa ausdrückte:
„Bleib mir bloß vom Leibe und fang nicht wieder mit diesem Scheiß an“.
„War doch nur Spaß“ sagte ich viel zu schnell, um wirklich glaubhaft zu wirken.
„Wenn du nachher schon einkaufen fährst, dann denk bitte daran, das ich heute Nacht Besuch von Tante Rosa bekommen habe“ sagte sie in völlig nichtssagendem Tonfall.
Ich sah sie völlig konsterniert an kam mir dabei vor, wie ein Kandidat bei „Wer wird Millionär“, der bereits die ersten Lacher des Publikums auf sich zieht, da er im Todeskampf mit der 100-Euro-Frage liegt.
Tante Rosa? Wer zur Hölle war Tante Rosa, und was für ein Besuch? In den zwei Jahren, in denen wir uns schon kannten, hatte sie nie Verwandtschaft dieses Namens erwähnt.
„Meine Regel, du Blödi!“ brach sie heraus. „Oder, falls dir das auch nichts sagt, ich habe meine Periode bekommen, auch bekannt als...“
„Ja, ist schon OK, erspar mir die Einzelheiten. Und jetzt?“
„Ich habe keine Tampons mehr. Und wenn du schon ins Einkaufscenter fährst, kannst du ja welche mitbringen.“
Die Information hatte die Ohrmuschel passiert, sauste durch den Gehörgang und suchte verzweifelt nach der richtigen Stelle in meinem Hirn. Die Synapse, die für Tampons kaufen zuständig war. Vielleicht hatte es sie bis zu dem Zeitpunkt aber auch noch gar nicht gegeben, da es eine quälend lange Zeit dauerte, bis ich mir der Konsequenzen des eben gesagten so richtig bewusst wurde. Wie sollte eine Frau anders reagieren? Ich holte gerade Luft, um zu intervenieren, als sie mich anfauchte: „Jetzt stell dich nur nicht so an! Das ist doch wohl das Normalste der Welt! Ich geh ja schließlich auch für dich Bier kaufen!“
Der Vergleich von Bier mit Wattepfropfen, die man sich in irgendwelche Körperöffnungen steckte, um dort klumpiges, dunkles Blut aufzusaugen missfiel mir, aber ich beschloss, dass es besser war, über diesen Umstand zu schweigen. Und irgendwie hatte sie sogar recht; es war wirklich nichts Verwerfliches dabei, für seine Freundin Tampons zu kaufen. Toilettenpapier kaufte ich schließlich auch, ohne zu murren.
Nach einem äußerst kurzen „Ja“ zog ich mich an, verließ die Wohnung und ging in die Tiefgarage.
Während der Autofahrt kochte der Ärgereintopf in meinem Bauch auf mittlerer Flamme. Als ich aber an der roten Ampel stand, und nochmals über alles nachdachte, brodelte er so richtig hoch. Was sollte der ganze Scheiß überhaupt? Nicht schlimm genug, das ich jeden Samstag allein die Wocheneinkäufe zu tätigen hatte, während sie mit Pferdeschwanz und Jogginganzug auf der Couch saß, um sich
Soap-Wiederholungen anzusehen? Nein, jetzt musste ich ihr auch noch die Fotzenstöpsel kaufen. Es war einfach nicht fair. Auf dem Parkdeck des Einkaufscenters angelangt fiel mir eine Werbetafel auf: Raue Landschaft, ein Fluss, im Vordergrund ein großes Lagerfeuer an dem sich drei lachende, offensichtlich glückliche, Männer mit Bier zuprosteten. Eigentlich war die Männerschaft schon ziemlich runtergekommen. Während man früher auf die Jagd ging, wilde Tiere mit bloßen Händen tötete und sich einfach die Frauen nahm, die man wollte, was tat man heute? Heute aß man als Mann Halbfettmargarine, schmierte sich Creme mit Avocadoöl ins Gesicht und war angesehen, wenn man „Metrosexuell“ war, verdammt, man musste für seine Freundin Tampons kaufen! Es war wirklich nicht gerecht!
Drogerien hatten immer schon eine abstoßende Wirkung auf mich gehabt. Eine Sterile und grelle Operationssaalstimmung, die durch die Verkäuferinen, die irrwitziger weise auch noch weiße Kittel trugen, noch verstärkt wurde.
Als ich mich suchend nach dem richtigen Regal umsah, lächelte mich eine überschminkte Angestellte hilfsbereit an, und spontan drängten sich mir zwei Fragen auf: Wieso zur Hölle mussten sie immer diese weißen Arztkittel tragen? Und warum waren sie alle angemalt, wie die billigsten Hafennuten? Vermutlich gab es dafür keine Erklärung.
An den Artikeln für Haustiere vorbei, schritt ich auf meinen Zielort zu. Damenbinden, Intimwaschlotion, Tampons; den Hades der Hygieneartikel. Ich war extrem verspannt. Doch anstatt zielstrebig einfach eine Packung zu nehmen und dem Spuk eine Ende zu machen, stiefelte ich so nonchalant, wie unter diesen Umständen möglich, an der Regalzeile vorbei, um mich mit großem Interesse den Babyartikeln zu widmen, als mich ein erschreckender Blitzgedanke mit einer neuen Schicht der Verspannung überzog. Was war, wenn mich jemand sah, der mich kannte. Und spontan sah ich das klischeehafte Bild eines Agenten vor mir. Brauner Trenchcoat, Schlapphut, Pfeife rauchend, während er eine, mit zwei Sehlöchern präparierte Zeitung für sich hielt. Unter anderen Umständen wäre der Vergleich fast komisch gewesen. Ich könnte mich eigentlich auch anrobben, wie eine Kobra in die Höhe schießen, eine Packung greifen und mich mit Lichtgeschwindigkeit an die Kasse schlängeln.
Von diesem Gedanken jetzt doch leicht belustigt, appellierte ich an meine Vernunft: Beruhige dich, du tust doch nun wirklich nichts Verbotenes. Eigentlich ist es doch echt etwas Natürliches. Und ich liebte Tina ja auch. Und überhaupt hatte sie auch keinen Aufstand geschoben, als ich nach dem letzten Vatertagsausflug (und ich war noch nicht einmal Vater) sturzbetrunken nach Hause gekommen war und das ganze Bad verkotzt hatte. Sie hatte sich auch kommentarlos mit Eimer und Lappen an die Arbeit gemacht.
„Also, reg dich nicht so auf und spring über deinen Schatten“.
Wieder tauchten die verhassten Utensilien vor mir auf; ich bemühte mich und stand plötzlich direkt vor dem Regal. Gesehen hatte mich auch niemand, denn es herrschte wenig Betrieb. Doch was war das? Verschiedene Marken OK, aber verschiedene Größen!? Super Mini bis Mega Max, gerade und geschwungene Rillen. Richtete sich die Größe nun nach der Stärke der Blutung oder den Durchmesser der, na ja, Sie wissen schon? Wie sollte ich mich da nur entscheiden? Und überhaupt, war Mega Maxi jetzt gut, oder schlecht? Was würde ein Geschlechtsgenosse wohl zu mir sagen, wenn er mich mit einer 20-er Packung Tampax-Mega-Maxi an der Kasse sah? Würde er zu sich selbst sagen, „Wow, Mega Maxi, seine Freundin will es aber richtig wissen“, oder würde diese exorbitante Bezeichnung Synonym für latente sexuelle „Un-Befriedigung“ stehen? Aber, mein Gemächt war schließlich auch Mega Maxi, oder?
Eine andere Größe konnte also nicht in Frage kommen.
Und wie ich mich so unschlüssig vor dem Verkaufsregal herumdrückte drängte sich mir eine weitere Frage auf: Was würde sich wohl die Kassiererin bei meinem Anblick denken? Ich konnte sie regelrecht vor mir sehen: Bis zum Exzess geschminkt, Kleidergröße 52 und ihr Blick würde sagen: „Du hast es vergeigt, Junge! Nicht mal dreißig und geht für Mutti schon Tampons kaufen. Lässt dich ganz schön unterbuttern!“. Urplötzlich meldete sich eine eiskalte Stimme in meinem Kopf: „Krall dir die Fotzenpfröpfel, steck sie in die Tasche und verschwinde.
Es braucht niemand zu erfahren und das nächste Mal weigerst du dich einfach, einkaufen zu gehen.“ Die kalte Berechnung, aber auch die glasklare, logische Einfachheit dieser Bemerkung verwunderte mich.
Es konnte tatsächlich sehr einfach sein.
Wie war das Motto der Amerikaner im Irak gewesen“ Fast in, fast out? Na ja, auch egal, jedenfalls schnellte meine Hand hervor, umschloss eine kleine Packung Mega Maxi Tampons und schoss in meine rechte Manteltasche. Ein prüfender Blick über die Schulter verriet mich, dass mich niemand gesehen hatte.
Galant schlenderte ich in Richtung Ausgang, schenkte der Kassiererin – ich hatte sie in Gedanken richtig beschrieben – einen unverfänglichen „Ich habe leider nicht das Richtige gefunden“-Blick und trat in die Ladenstraße hinaus.
Menschen wuselten umher, es roch nach dem Essen der verschiedenen Imbissstände und ich hörte ein Kind schreien.
Ich hatte es geschafft. Eigentlich war es gar nicht so schlimm gewesen. Was war denn auch schon dabei, Hygieneartikel für eine Frau zu kaufen? Nichts! In Gedanken malte ich mir schon aus, wie sich Tina für meine tolerante, offene Aktion bedanken konnte; sie hatte ja kein Zahnfleischbluten.
Ich kostete ein kleines Hochgefühl und die Vorfreude auf Zuhause aus, als sich schwer die Hand des Ladendetektiven auf meine Schulter legte.
Ihre Stimme war süßer Wein; und aus der unwiderstehlichen Karaffe ihres blutrot geschminkten Mundes gegossen, floss er direkt in die tiefsten, gewundensten Korridore meines Kleinhirns.
Augenblicklich spürte ich dieses warme Gefühl, das sich aus der Mitte des männlichen Körpers langsam nach unten tastet, um dort an den entsprechenden Stellen zu kribbeln und zu kitzeln.
Obwohl sie mir den ganzen Vormittag über schon die kalte Schulter gezeigt hatte, war das alte Gespenst des Paarungstriebes in meinem Bewusstschein die ganze Zeit umhergeschlichen.
Wenn man die weibliche Erregung mit einer Herdplatte vergleichen konnte – Knopf drehen, lange warten, Hitze, lange Auskühlungsfase – und die Männliche mit einem Gaskocher – Gas an, Feuer, peng Stichflamme, Gas weg, Ende- so hatte sie mir mit dem Hauchen dieser zweifelsfrei sexgeladenen Frage gerade Feuer gegeben. Mein Gasherd brannte auf höchster Stufe.
„Jeden“ sagte ich blitzschnell. Das unterstreichende, verschobene Grinsen hatte vermutlich starke Ähnlichkeit mit dem eines Psychopathen, da sie bei meinem Anblick sofort ihr hübsches Gesicht verzog und mich mit einem Blick abstrafte, der in etwa ausdrückte:
„Bleib mir bloß vom Leibe und fang nicht wieder mit diesem Scheiß an“.
„War doch nur Spaß“ sagte ich viel zu schnell, um wirklich glaubhaft zu wirken.
„Wenn du nachher schon einkaufen fährst, dann denk bitte daran, das ich heute Nacht Besuch von Tante Rosa bekommen habe“ sagte sie in völlig nichtssagendem Tonfall.
Ich sah sie völlig konsterniert an kam mir dabei vor, wie ein Kandidat bei „Wer wird Millionär“, der bereits die ersten Lacher des Publikums auf sich zieht, da er im Todeskampf mit der 100-Euro-Frage liegt.
Tante Rosa? Wer zur Hölle war Tante Rosa, und was für ein Besuch? In den zwei Jahren, in denen wir uns schon kannten, hatte sie nie Verwandtschaft dieses Namens erwähnt.
„Meine Regel, du Blödi!“ brach sie heraus. „Oder, falls dir das auch nichts sagt, ich habe meine Periode bekommen, auch bekannt als...“
„Ja, ist schon OK, erspar mir die Einzelheiten. Und jetzt?“
„Ich habe keine Tampons mehr. Und wenn du schon ins Einkaufscenter fährst, kannst du ja welche mitbringen.“
Die Information hatte die Ohrmuschel passiert, sauste durch den Gehörgang und suchte verzweifelt nach der richtigen Stelle in meinem Hirn. Die Synapse, die für Tampons kaufen zuständig war. Vielleicht hatte es sie bis zu dem Zeitpunkt aber auch noch gar nicht gegeben, da es eine quälend lange Zeit dauerte, bis ich mir der Konsequenzen des eben gesagten so richtig bewusst wurde. Wie sollte eine Frau anders reagieren? Ich holte gerade Luft, um zu intervenieren, als sie mich anfauchte: „Jetzt stell dich nur nicht so an! Das ist doch wohl das Normalste der Welt! Ich geh ja schließlich auch für dich Bier kaufen!“
Der Vergleich von Bier mit Wattepfropfen, die man sich in irgendwelche Körperöffnungen steckte, um dort klumpiges, dunkles Blut aufzusaugen missfiel mir, aber ich beschloss, dass es besser war, über diesen Umstand zu schweigen. Und irgendwie hatte sie sogar recht; es war wirklich nichts Verwerfliches dabei, für seine Freundin Tampons zu kaufen. Toilettenpapier kaufte ich schließlich auch, ohne zu murren.
Nach einem äußerst kurzen „Ja“ zog ich mich an, verließ die Wohnung und ging in die Tiefgarage.
Während der Autofahrt kochte der Ärgereintopf in meinem Bauch auf mittlerer Flamme. Als ich aber an der roten Ampel stand, und nochmals über alles nachdachte, brodelte er so richtig hoch. Was sollte der ganze Scheiß überhaupt? Nicht schlimm genug, das ich jeden Samstag allein die Wocheneinkäufe zu tätigen hatte, während sie mit Pferdeschwanz und Jogginganzug auf der Couch saß, um sich
Soap-Wiederholungen anzusehen? Nein, jetzt musste ich ihr auch noch die Fotzenstöpsel kaufen. Es war einfach nicht fair. Auf dem Parkdeck des Einkaufscenters angelangt fiel mir eine Werbetafel auf: Raue Landschaft, ein Fluss, im Vordergrund ein großes Lagerfeuer an dem sich drei lachende, offensichtlich glückliche, Männer mit Bier zuprosteten. Eigentlich war die Männerschaft schon ziemlich runtergekommen. Während man früher auf die Jagd ging, wilde Tiere mit bloßen Händen tötete und sich einfach die Frauen nahm, die man wollte, was tat man heute? Heute aß man als Mann Halbfettmargarine, schmierte sich Creme mit Avocadoöl ins Gesicht und war angesehen, wenn man „Metrosexuell“ war, verdammt, man musste für seine Freundin Tampons kaufen! Es war wirklich nicht gerecht!
Drogerien hatten immer schon eine abstoßende Wirkung auf mich gehabt. Eine Sterile und grelle Operationssaalstimmung, die durch die Verkäuferinen, die irrwitziger weise auch noch weiße Kittel trugen, noch verstärkt wurde.
Als ich mich suchend nach dem richtigen Regal umsah, lächelte mich eine überschminkte Angestellte hilfsbereit an, und spontan drängten sich mir zwei Fragen auf: Wieso zur Hölle mussten sie immer diese weißen Arztkittel tragen? Und warum waren sie alle angemalt, wie die billigsten Hafennuten? Vermutlich gab es dafür keine Erklärung.
An den Artikeln für Haustiere vorbei, schritt ich auf meinen Zielort zu. Damenbinden, Intimwaschlotion, Tampons; den Hades der Hygieneartikel. Ich war extrem verspannt. Doch anstatt zielstrebig einfach eine Packung zu nehmen und dem Spuk eine Ende zu machen, stiefelte ich so nonchalant, wie unter diesen Umständen möglich, an der Regalzeile vorbei, um mich mit großem Interesse den Babyartikeln zu widmen, als mich ein erschreckender Blitzgedanke mit einer neuen Schicht der Verspannung überzog. Was war, wenn mich jemand sah, der mich kannte. Und spontan sah ich das klischeehafte Bild eines Agenten vor mir. Brauner Trenchcoat, Schlapphut, Pfeife rauchend, während er eine, mit zwei Sehlöchern präparierte Zeitung für sich hielt. Unter anderen Umständen wäre der Vergleich fast komisch gewesen. Ich könnte mich eigentlich auch anrobben, wie eine Kobra in die Höhe schießen, eine Packung greifen und mich mit Lichtgeschwindigkeit an die Kasse schlängeln.
Von diesem Gedanken jetzt doch leicht belustigt, appellierte ich an meine Vernunft: Beruhige dich, du tust doch nun wirklich nichts Verbotenes. Eigentlich ist es doch echt etwas Natürliches. Und ich liebte Tina ja auch. Und überhaupt hatte sie auch keinen Aufstand geschoben, als ich nach dem letzten Vatertagsausflug (und ich war noch nicht einmal Vater) sturzbetrunken nach Hause gekommen war und das ganze Bad verkotzt hatte. Sie hatte sich auch kommentarlos mit Eimer und Lappen an die Arbeit gemacht.
„Also, reg dich nicht so auf und spring über deinen Schatten“.
Wieder tauchten die verhassten Utensilien vor mir auf; ich bemühte mich und stand plötzlich direkt vor dem Regal. Gesehen hatte mich auch niemand, denn es herrschte wenig Betrieb. Doch was war das? Verschiedene Marken OK, aber verschiedene Größen!? Super Mini bis Mega Max, gerade und geschwungene Rillen. Richtete sich die Größe nun nach der Stärke der Blutung oder den Durchmesser der, na ja, Sie wissen schon? Wie sollte ich mich da nur entscheiden? Und überhaupt, war Mega Maxi jetzt gut, oder schlecht? Was würde ein Geschlechtsgenosse wohl zu mir sagen, wenn er mich mit einer 20-er Packung Tampax-Mega-Maxi an der Kasse sah? Würde er zu sich selbst sagen, „Wow, Mega Maxi, seine Freundin will es aber richtig wissen“, oder würde diese exorbitante Bezeichnung Synonym für latente sexuelle „Un-Befriedigung“ stehen? Aber, mein Gemächt war schließlich auch Mega Maxi, oder?
Eine andere Größe konnte also nicht in Frage kommen.
Und wie ich mich so unschlüssig vor dem Verkaufsregal herumdrückte drängte sich mir eine weitere Frage auf: Was würde sich wohl die Kassiererin bei meinem Anblick denken? Ich konnte sie regelrecht vor mir sehen: Bis zum Exzess geschminkt, Kleidergröße 52 und ihr Blick würde sagen: „Du hast es vergeigt, Junge! Nicht mal dreißig und geht für Mutti schon Tampons kaufen. Lässt dich ganz schön unterbuttern!“. Urplötzlich meldete sich eine eiskalte Stimme in meinem Kopf: „Krall dir die Fotzenpfröpfel, steck sie in die Tasche und verschwinde.
Es braucht niemand zu erfahren und das nächste Mal weigerst du dich einfach, einkaufen zu gehen.“ Die kalte Berechnung, aber auch die glasklare, logische Einfachheit dieser Bemerkung verwunderte mich.
Es konnte tatsächlich sehr einfach sein.
Wie war das Motto der Amerikaner im Irak gewesen“ Fast in, fast out? Na ja, auch egal, jedenfalls schnellte meine Hand hervor, umschloss eine kleine Packung Mega Maxi Tampons und schoss in meine rechte Manteltasche. Ein prüfender Blick über die Schulter verriet mich, dass mich niemand gesehen hatte.
Galant schlenderte ich in Richtung Ausgang, schenkte der Kassiererin – ich hatte sie in Gedanken richtig beschrieben – einen unverfänglichen „Ich habe leider nicht das Richtige gefunden“-Blick und trat in die Ladenstraße hinaus.
Menschen wuselten umher, es roch nach dem Essen der verschiedenen Imbissstände und ich hörte ein Kind schreien.
Ich hatte es geschafft. Eigentlich war es gar nicht so schlimm gewesen. Was war denn auch schon dabei, Hygieneartikel für eine Frau zu kaufen? Nichts! In Gedanken malte ich mir schon aus, wie sich Tina für meine tolerante, offene Aktion bedanken konnte; sie hatte ja kein Zahnfleischbluten.
Ich kostete ein kleines Hochgefühl und die Vorfreude auf Zuhause aus, als sich schwer die Hand des Ladendetektiven auf meine Schulter legte.