Eine Katze ist eine Katze ist eine Katze

Marc Hecht1

Mitglied
Als junger Reporter wurde ich einmal zum großen Chefredakteur zitiert. Und ich solle doch mal losmarschieren, ins städtische Theater. Um nachzuschauen, was denn mit diesem letzten Platz los wäre.
Ich verstand nicht, und er wurde unwirsch: „Ich habe jetzt schon dreimal von Ihnen gelesen, dass dieses Theater immer nur bis zum letzten Platz ausverkauft ist.“ Und da wäre es doch sinnvoll, sich diesen Platz mal näher anzuschauen und gegebenenfalls reparieren zu lassen, damit dieses Theater künftig wieder vollends ausverkauft wäre.
Bis auf den letzten Platz – nur eines von vielen falschen Bildern im täglichen Sprachgebrauch. Und von falschen Bildern gibt es viele in der deutschen Sprache: Bei einem Telefon können keine Drähte glühen, und ein Telefon steht immer still, auch wenn man noch so oft anruft.
Wenn die Kripo fahndet, dann tut sich dies meist recht gewissenhaft, aber niemals fieberhaft.
Ein Dackel ist ein Dackel, meinetwegen auch ein Hund. Bei Vierbeiner wird es schon schwammig, auch ein Tapir ist ein Vierbeiner. Und bei treuer Gefährte wird es schlichtweg lächerlich.
Eine Katze ist eine Katze ist eine Katze. Keine Mieze, kein Stubentiger, keine Samtpfote, kein Fellknäuel.
Ein Fahrrad ist ein Fahrrad, Drahtesel wirkt albern.
Schnee ist Schnee – und keine weiße Pracht.
Bleiben Sie einfach schlicht!
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Marc,
ist das wieder ein Auszug aus einem längeren Text? Als Kurzprosa funktioniert das für mich nicht. Ich sehe darin keine Prosa, nur eine Meinungsäußerung des Chefs. Mindestens fehlt mir ihr irgendeine Reflektion des Erzählers.

Der Text bzw der Chefredakteur scheint auch eine komische Vorstellung von sprachlichen Bildern zu haben. Dass die Drähte bei einem Telefon nicht glühen, macht die Formulierung nicht zu einem falschen Bild sondern schlicht zu einem Bild. Wenn Telefondrähte wirklich glühen würden, wäre es kein Bild mehr, sondern eine Zustandsbeschreibung.

Viele Grüße
lietzensee
 

Marc Hecht1

Mitglied
Hallo lietzensee,
danke für deinen Kommentar. Nein, es ist bei dieser Geschichte kein Auszug aus einem längerem Text. Ich habe den Text unter "Kurzprosa" gepostet, aber da gehört er nicht hin, wäre wohl besser bei "Fingerübungen" aufgehoben. Denn es ist ein Kapitel eines längeren Stücks über die deutsche Sprache, also keine Prosa. Sorry für die falsche Rubrik, unter der ich den Beitrag gepostet habe.

Beste Grüße

Marc
 



 
Oben Unten