Eine Kindheit auf der Straße

Nigra Daen

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Der kleine Weltreisende

Seine Kindheit bestand nur aus einer einzigen Fahrerei. Sein Vater, ein hochrangiger Politiker nahm ihn überall mit. Bis er 20 Jahre war, hatte er, Sebastian, schon dreimal die Welt umrundet, das hatte er einmal ausgerechnet.

Zur Schule brauchte er nicht gehen, denn sein Vater, Claus, bastelte hier allerhand umher, mit seinem Einfluss und seiner im Beruf erworbenen Gewandheit. Externprüfungen, Gesesetzesregeln zu Anwesenheitsstunden usw. nichts ließ Claus unversucht, um sein Kind immer bei sich zu haben.

Tatsächlich tat er hier auch nichts unrechtes, alles stand so im Gesetz und lag im Rahmen des menschlichen Miteinanders, allerdings erfuhr nie jemand was er mit seinem Kind die ganze Zeit tat, was natürlich illegal war und menschliche Züge hatte das ganze auch nicht, die er doch im Gegenzug hätte erbringen müssen. Die Lehrer und Beamte beugten sich einfach seiner Macht.


Der Unfall

Dann eines Tages geschah es, der Vater selber müde vom Reisen, was er auch von Berufswegen gar nicht brauchte, nickte am Lenkrad ein und fuhr geradewegs in den Straßengraben.

Als wenn das Schicksal ihn bestrafen wollte, schlug er derart hart mit dem Kopf auf, trotz Airbag, dass er bewusstlos wurde und ungesehen dort viele Stunden lang liegen blieb.

Gerade als er dort entlang fuhr, war kein Verkehr, darum sah niemand den Unfall. Erst ein aufmerksamer Autofahrer, sah einen schwach schimmernden Streifen der Bremsspur, fuhr ein paar hundert Meter weiter rechts ran und verständigte den Rettungsdienst.

Sebastian war, als die Polzei eintraf, schon über alle Berge und es dauerte noch Wochen, bis sein Vater richtig zu sich kam und merkte, dass die ordentlichen Einsatzkräfte, seinen Sohn gar nicht mit eingesammelt hatten.

Er schlug sich zunächst durch den Wald, dann durch Dörfer und ein paar Städte bis es Nacht wurde. Wie man sich in der Fremde bewegt, hatte er ja bestens gelernt. So machte er irgendwann halt in einer kleinen Nische unter einer Brücke, mit der sich nur ein Kind zufrieden geben konnte.


Bei Silvia

Ohne Frage war es das Trauma vom Unfall, aber Sebastian wollte auch gar nicht mehr mit seinem Vater mitfahren. Viel lieber hätte er mit den anderen Kindern gespielt und hätte am Wochenende stundenlang ausgeschlafen, das tat er nämlich am liebsten.

Wie durch Zufall, traf er auf eine Frau mittleren Alters, die ihn bei sich aufnahme. Da sie auch weder Mann noch Kinder hatte und Menschen gegenüber immer sehr aufmerksam war, fanden die beiden gleich zusammen, auf der Straße, wie zwei Magnete aufeinander stoßen.

Sie brauchten nicht einmal viel reden, denn sie sah gleich alles in seinen Augen: Unfall, böser Vater und freut sich bei ihr zu sein und er sah auch gleich alles an ihr, mit seiner jungen Erfahrung: sympatische Frau, freundlich und umgänglich.

Etwa eine Woche später, kam etwas in den Nachrichten vom Unfall, allerdings war hier wie immer nicht ganz klar, ob das ganze nur eine Lüge der Medien sein solle. Nur Silvia und Sebastian war gleich klar, dass es sich hier um seinen Unfall handelte.

Sicher konnte Sebastian bei ihr bleiben, denn genauso wie niemanden je interessiert hat, wo Sebastian blieb, konnte er auch auch alle an der Nase herumführen.


Sein neues Leben

Die beiden erzählten einfach in der Schule, sie sei seine Mutter und einen Vater gäbe es nicht, denn er sei verschwunden. Auch beim Einwohnermeldeamt war ein neuer Pass kein Problem, denn in der kleinen Stadt kannte man sich und dass man nicht allzuviele Fragen stellt, unter guten Nachbarn, war hier hin und wieder, wie überall, eine Selbstverständlichkeit.

Sein Vater suchte gar nicht lange nach seinem Kind, denn der Unfall nahm ihn schwer mit. Seine Nerven waren zudem ohnehin etwas dünn und auf sein Kind legte er offenbar gar kein Wert, denn es war etwa 10 Jahre on the Road gewesen bzw. musste irgendwo in Hotels schlafen.

Sebastian wurde später auch Politiker, allerdings unterlies er jedes Reisen und er versuchte zeitlebens die Menschen davon zu überzeugen, dass man sehr aufeinander acht geben sollte, denn man kann nie wissen, wie es anderen gerade geht.
 



 
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