Eine Ode an Galilei

Eine Ode an Galilei

Ein weiser Mann zu kühler Stund
Erforschete das Himmelsrund.
Und in einer klaren Nacht
Fand er, was er nicht gedacht:
Dass die Mächtgen dieser Welt,
Schnell von Geld bereitgestellt,
Einem tiefen Irrtum unterlagen;
Dies begann ihn bald zu plagen.

So schrieb er auf, was er entdeckt
Mit Beweisen festgesteckt.
Er endete mit diesen Worten:
„Was die Welt an allen Orten
Diesbezüglich glaubt zu wissen,
Das gehört wohl nur zerrissen.
Was ich entdeckt an langen Tagen,
Das will ich nun auch laut hier sagen:

Und es ist mir eine Wonne:
Seht! Die Erde dreht sich um die Sonne!
Und eben nicht, wie all die Jahr
Um Amerika.“

Bald darauf vor seiner Pforte
Schrien sie in Uniform die Worte:
„Aufgemacht! Des Staates Macht
Hat die Vorladung gebracht.
Es liegt in des Richters Händen,
Wie die Planeten drehn und wenden.
Und dies weist euch das Gerecht,
Dass ihr davon zu keinem sprecht.“

So begab er sich auf lange Wege
Und wagte um des Wissens Pflege
Sich in des Löwen große Höhle
Auf Pfade glatt wie von dem Öle.
Er nahm bald Platz vor dieser Kammer
Eröffnet durch des Richters Hammer.
Er erklärte dem Gericht,
Er wolle dies verschweigen nicht:

„Nicht für eine goldne Tonne!
Denn die Erde dreht sich um die Sonne!
Und nicht wie seit Tag und Jahr
Um Amerika!“

Der Hof befand dies eine Lüge,
Denn wie es sich so glücklich füge
Habe man ein Exemplar
Der Verfassung gerade da.
Und diese sage zweifelsfrei
Die Wahrheit dazu einerlei.
Und da es steht in diesem Dokument,
Dreht sich die Erde um den Kontinent.

Der Mann erkannte, dass man ihn betrügt,
War dem doch nachträglich hinzugefügt –
Zu lesen war da einwandfrei
Der Schriftzug: Pfusch 2003.
Doch ließ der Richter nicht mal selten
Zweifel an der Verfassung gelten.
So verbot er den Befund des Weisen schlicht,
Doch noch draußen, vor dem Gericht
Sprach der Mann unangefocht:
„Und die Erde dreht sich doch!“

Er dacht bei sich mit aller Wonne:
„Wahr ist: Die Erde dreht sich um die Sonne!
Und nicht nach Richters Worten Jahr für Jahr
Um Amerika!“
 



 
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