Ofterdingen
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Eine Sommernacht
Es war spät im August und F. saß am Fenster und schaute zu, wie allmählich die Farben aus der Welt davonflossen und der Abend wie ein großer Falter Stockwerk um Stockwerk an den Häusern entlang strich und diese mit seinen leisen Flügeln bedeckte. Nicht lange, und im Gebäude gegenüber von F. wurde ein Licht angemacht und er sah etwas, das eine Frau sein musste. Er zitterte vor Erregung, während ein Stück ihrer glatten Haut sich in sein Blickfeld schob, und sie erschien ihm gerade aus der Entfernung ganz besonders reizvoll in ihrer Nacktheit.
Doch dann, o Teufelei, verwandelte sich das zarte Wesen plötzlich in den abstoßenden Körper eines Mannes mit dickem Bauch, einer unbehaarten Brust und dem Gesicht einer Bisamratte. Der Bursche stand in dieser warmen Sommernacht nackt vor einem Spiegel, streckte sein Kinn vor und drehte sich eitel hin und her.
Ach, warum musste der Fettsack seinen Traum zerstören, F. aus seinem Garten der Lust vertreiben! So süß und verlockend hatten paradiesische Früchte ihm bereits entgegen geduftet! Dieser Unhold hatte gewiss Bocksfüße und stank nach Schweiß und Schwefel. F. mochte sich das grässliche Bild nicht länger zumuten und zog die Vorhänge zu.
Dann verließ er seine Wohnung und ging hinaus auf die Straße. Dort draußen musste es Mädels geben, vielleicht auch sie mit Fettbauch und Tiergesicht, doch wenn schon! Bei ihnen konnte man hoffen, dass sie sich nicht von einem Augenblick zum andern in einen Kerl verwandeln würden.
Die Kneipe in der Altstadt war nur wenig besucht. An der Theke saßen zwei Frauen und F. ließ sich in ihrer Nähe nieder. Eine schien zum größten Teil aus Speck zu bestehen, die andere war schlank, gut gewachsen, und als er auf ihre Bluse schaute, dachte er gleich wieder an die Früchte aus dem Garten. Er kam mit ihr ins Gespräch, sie schaute ihm dabei jedoch nicht ins Gesicht, sondern zog ihr Handy heraus, wischte darauf herum, lächelte es immer wieder an und schien schon bald ganz weit entfernt von F. zu sein.
Die andere erkannte ihre Chance und rückte näher. F. presste die Lippen aufeinander. Ein wenig mollig wäre noch gegangen, aber der Hintern dieser Frau war so massig, dass er über die Sitzfläche des Stuhls hinausdrängte.
„Sie sehen einsam aus“, sagte sie. „Ihnen fehlt eine Frau.“ Dann schwärmte sie, wie gut ihm ein geregeltes Leben täte, selbstgekochte Mahlzeiten, zart nach Rosen duftende Bettwäsche, gemütliche Abende zu zweit auf dem Sofa. Es schüttelte F., wenn er an eine Schlafzimmerbetätigung mit dieser Miss Adipositas dachte. Von wegen: ihm fehlte eine Frau! Welcher Mann vermochte sich bei einer wie der da etwas vorzustellen, das irgendeine Ähnlichkeit mit Lust hatte? Und nicht lieber keine wollte als so eine?
Die Schlanke blieb nicht mehr lange. Als sie sich verabschiedete, murmelte F. `schon wieder so ein Scheißtag´ und verließ kurz nach ihr das Lokal.
Er war noch kaum aus der Tür getreten, da spürte er einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf. Gerade noch sah er die Schwingen des großen Falters über sich, dann wurde es dunkel.
Für seinen Mörder gab es keine Scheißtage. Er durchwühlte F.s Taschen und steckte die wenigen Habseligkeiten ein, die er bei F. gefunden hatte.` Man muss zufrieden sein mit dem, was man hat´ , sagte er. Immerhin reichte die Beute für ein gutes Abendessen und ein Bier dazu.
Es war spät im August und F. saß am Fenster und schaute zu, wie allmählich die Farben aus der Welt davonflossen und der Abend wie ein großer Falter Stockwerk um Stockwerk an den Häusern entlang strich und diese mit seinen leisen Flügeln bedeckte. Nicht lange, und im Gebäude gegenüber von F. wurde ein Licht angemacht und er sah etwas, das eine Frau sein musste. Er zitterte vor Erregung, während ein Stück ihrer glatten Haut sich in sein Blickfeld schob, und sie erschien ihm gerade aus der Entfernung ganz besonders reizvoll in ihrer Nacktheit.
Doch dann, o Teufelei, verwandelte sich das zarte Wesen plötzlich in den abstoßenden Körper eines Mannes mit dickem Bauch, einer unbehaarten Brust und dem Gesicht einer Bisamratte. Der Bursche stand in dieser warmen Sommernacht nackt vor einem Spiegel, streckte sein Kinn vor und drehte sich eitel hin und her.
Ach, warum musste der Fettsack seinen Traum zerstören, F. aus seinem Garten der Lust vertreiben! So süß und verlockend hatten paradiesische Früchte ihm bereits entgegen geduftet! Dieser Unhold hatte gewiss Bocksfüße und stank nach Schweiß und Schwefel. F. mochte sich das grässliche Bild nicht länger zumuten und zog die Vorhänge zu.
Dann verließ er seine Wohnung und ging hinaus auf die Straße. Dort draußen musste es Mädels geben, vielleicht auch sie mit Fettbauch und Tiergesicht, doch wenn schon! Bei ihnen konnte man hoffen, dass sie sich nicht von einem Augenblick zum andern in einen Kerl verwandeln würden.
Die Kneipe in der Altstadt war nur wenig besucht. An der Theke saßen zwei Frauen und F. ließ sich in ihrer Nähe nieder. Eine schien zum größten Teil aus Speck zu bestehen, die andere war schlank, gut gewachsen, und als er auf ihre Bluse schaute, dachte er gleich wieder an die Früchte aus dem Garten. Er kam mit ihr ins Gespräch, sie schaute ihm dabei jedoch nicht ins Gesicht, sondern zog ihr Handy heraus, wischte darauf herum, lächelte es immer wieder an und schien schon bald ganz weit entfernt von F. zu sein.
Die andere erkannte ihre Chance und rückte näher. F. presste die Lippen aufeinander. Ein wenig mollig wäre noch gegangen, aber der Hintern dieser Frau war so massig, dass er über die Sitzfläche des Stuhls hinausdrängte.
„Sie sehen einsam aus“, sagte sie. „Ihnen fehlt eine Frau.“ Dann schwärmte sie, wie gut ihm ein geregeltes Leben täte, selbstgekochte Mahlzeiten, zart nach Rosen duftende Bettwäsche, gemütliche Abende zu zweit auf dem Sofa. Es schüttelte F., wenn er an eine Schlafzimmerbetätigung mit dieser Miss Adipositas dachte. Von wegen: ihm fehlte eine Frau! Welcher Mann vermochte sich bei einer wie der da etwas vorzustellen, das irgendeine Ähnlichkeit mit Lust hatte? Und nicht lieber keine wollte als so eine?
Die Schlanke blieb nicht mehr lange. Als sie sich verabschiedete, murmelte F. `schon wieder so ein Scheißtag´ und verließ kurz nach ihr das Lokal.
Er war noch kaum aus der Tür getreten, da spürte er einen dumpfen Schlag auf den Hinterkopf. Gerade noch sah er die Schwingen des großen Falters über sich, dann wurde es dunkel.
Für seinen Mörder gab es keine Scheißtage. Er durchwühlte F.s Taschen und steckte die wenigen Habseligkeiten ein, die er bei F. gefunden hatte.` Man muss zufrieden sein mit dem, was man hat´ , sagte er. Immerhin reichte die Beute für ein gutes Abendessen und ein Bier dazu.
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