Eine Tippse sinniert

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Gestern Abend sahen wir uns den Spielfilm „Madame Populaire" an, eine französische Komödie, in der es, kurz gesagt, um die Meisterschaften im Maschinenschreiben in den 50er Jahren (damals alles noch mechanisch) und um die Liebe geht. Ein bezaubernder Film mit einigen Längen, der gegen Ende hin erst spannend wird (jedenfalls mein Eindruck).

Ich habe in den 80ern auf einer mechanischen Schreibmaschine das Maschinenschreiben mit Zehn-Finger-System erlernt. Erst in einem Kurs, später in der Berufsschule für Apothekenhelferinnen, dann das Gleiche nochmals in der Schule für Sekretärinnen, nachdem ich mich für diesen Beruf entschieden hatte. Man kann also sagen, dass ich es von der Pike auf gelernt habe. In der Schule für Sekretärinnen kam Steno dazu. Den Film habe ich mir aus beruflichem Interesse angesehen.

Heute stöberte ich im Internet, um etwas über den Film zu finden und fand ein Interview mit dem Regisseur, in dem er die Frage, ob er selbst mit zehn Fingern tippen könne, bejahte und weiterhin erzählte:
Zitat:
„[...]Ich habe mich mit Weltmeisterinnen und Weltmeistern getroffen, denn es gibt nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die das praktizieren. Dabei habe ich habe gemerkt, dass es ein echter Sport ist. Wir haben dann junge Frauen gesucht, die mit zehn Fingern tippen können. Wir sind bei den Stenotypisten fündig geworden, die ja Klaviaturen benutzen und dafür das Zehn-Finger-System gelernt haben.[...]"
Zitatende.
Quelle:

Aha??? Ich habe Steno und Maschinenschreiben gelernt, aber nie eine Klaviatur benutzt. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal, was in dem Zusammenhang überhaupt gemeint ist.

Im Film gewinnt die (fiktive) Hauptdarstellerin mit 512 Anschlägen.

Ich habe noch einen Artikel gefunden, nicht über den Film, sondern über eine Weltmeisterin im Maschinenschreiben, Lore Alt, aus Stuttgart, die 592 Anschläge in der Minute schrieb und 1955 ihren ersten Weltmeistertitel im Schnellschreiben gewann.
Quelle:
Auf meinem Zeugnis aus der Sekretärinnenfachschule stehen im Maschinenschreiben 245 Anschläge. Das war am Anfang meiner Karriere und ist nicht halb soviel wie das, was die Weltmeisterin schaffte, die insgesamt vier Weltmeistertitel holte, die erste internationale Trophäe 1955 in Monaco.
Heute bin ich vermutlich schneller als 245 Anschläge in der Minute, nach Jahren der Berufserfahrung und am Computer sowieso. Aber ganz sicher unter 400 Anschlägen.

Komisch, in der Schule für Sekretärinnen wurde uns nie etwas über die Weltmeisterschaften im Maschinenschreiben erzählt, das wäre doch ein riesiger Ansporn gewesen. Vermutlich wusste die Direktorin das selbst nicht; so einfach wie heute mit einem Klick konnte man sich damals nicht informieren.

Zugegeben: Das alles kann wirklich nur eine Tippse interessieren.
 
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G

Gelöschtes Mitglied 23910

Gast
Der Text ist abartig langweilig, Delfi, doch trägt in sich eine ehrliche Angst - wie kann ich meine Mitmenschen ausstechen?

Bien hecho!
 
Ich verstehe die Pointe der Bewertung nicht - etwas "abartig langweilig" finden und dann voll zu den Sternen greifen? Egal, mich interessieren die Bewertungen sowieso nicht. Aber ich habe ihn gerne gelesen, den Text, steckt doch vieles drin: Filmkritik, autobiografisches (ob 'echt' oder erfunden - ganz egal, hier findet Literarur statt bzw. die Bemühung dorthin; und dabei ist "Fake" gestattet, ja geboten.

Aber ich habe auch mal so einen Film gesehen. Staunend stand die junge Frau, werdende Sekreärin, vor so einer Weltklassetipperin. Dann schaut sie auf den Text: Die Rekord-Tippse ratterte immer wieder den selben Satz runter.

Welch ein Bild!
(Den Rest des Filmes habe ich vergessen, vermutlich zu Recht)

LG
Binsenbrecher
 
Aber ich habe ihn gerne gelesen, den Text
Vielen Dank, Binsenbrecher! :)

steckt doch vieles drin: Filmkritik, autobiografisches (ob 'echt' oder erfunden - ganz egal, hier findet Literarur statt bzw. die Bemühung dorthin; und dabei ist "Fake" gestattet, ja geboten.
Ob Fake „geboten" ist, weiß ich nicht. Erlaubt ist es auf jeden Fall. Aber es ist völlig uninteressant für den Leser, ob ein Text autobiographisch ist oder nicht, und daher darf das unerwähnt bleiben. Ich gehe mit dir konform.

LG SilberneDelfine
 
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