Eine Woche im Leben des Ekhard

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ThomasQu

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Ekhard breitete die Zeitung aus, die Willi ihm regelmäßig überließ, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und begann zu blättern. Politik … Wirtschaft … Sport … Feuilleton … nichts, was ihn besonders interessierte. Doch da, eine rot markierte Anzeige. Die musste Willi ihm angestrichen haben:

Suche Hilfe für Altkleidersammlungen
Biete Gewinnbeteiligung
Tel.: xxx xxx


„Klingt nicht mal schlecht.“ Er stand auf und klopfte an Willis Tür.
Der hatte das Handy schon parat, als er öffnete, denn ein eigenes Telefon besaß Ekhard nicht.
Zurück in seiner Küche wählte er die angegebene Nummer. Ein gewisser Herr Schultes meldete sich und noch für den gleichen Tag wurde ein Vorstellungsgespräch vereinbart.

Der Altkleidersammler befand sich in einem Industriegebiet in einer anderen Ecke der Stadt. Mit der Straßenbahn zwanzig Minuten, zu Fuß gut eine Stunde. Da musste Ekhard nicht überlegen, denn Straßenbahnen kosteten Geld. Er schlüpfte in seine Jacke, schulterte den Rucksack und marschierte los.
An der genannten Adresse sah er sich um. Das Büro war im Kellerraum untergebracht. Er ging die Stufen hinab, klingelte und ein sehr dicker Mann öffnete. „Guten Tag, hereinspaziert!“
Ekhard trat ein und der Dicke bot ihm Platz an. „Karl Schultes, mein Name“. Dabei grinste er von einer Wange zur anderen.

Das Gespräch mit Karl verlief recht angenehm. Er erklärte Ekhard, was zu tun sei, nämlich Altpapier und Altkleider aufzusammeln und auf den Lastwagen zu werfen. Vom Erlös entfielen fünfzig Prozent für Kraftstoff und den Unterhalt des LKW, fünfundzwanzig für Karl selbst und fünfundzwanzig für ihn.
Doch der Verdienst war für Ekhard gar nicht so entscheidend. Das bisschen Miete für die winzige Mansardenwohnung und seine laufenden Kosten brachte er allemal zusammen.
Die beiden schüttelten sich die Hände, morgen Früh um acht sollte es losgehen.

Es war schon dunkel, als Ekhard in seine Straße einbog und er beschloss daher, noch schnell dem nahen Supermarkt einen Besuch abzustatten. Der war ein Geheimtipp. Das Tor zur Lieferanteneinfahrt war nie abgeschlossen und da stand auch der Müllcontainer, in dem man mit etwas Glück allerhand gute Lebensmittel finden konnte. Dieses Mal fand er nichts passendes, aber neben dem Container stand eine ganze Kiste mit Orangen. Alle nur leicht angegammelt. Das war nicht schlimm, die faulen Stellen konnte man ja herausschneiden. Er stopfte sich den Rucksack und die Taschen seiner Jacke voll und machte sich auf nach Hause.

Ausgerüstet mit einer Flasche Leitungswasser und zwei Orangen wartete Ekhard kurz vor acht an der Kellertreppe vor Karls Büro, als der in einem klapprigen LKW vorfuhr. Karl winkte und Ekhard stieg ein. Karl saß eng eingezwängt zwischen der Rückenlehne des Fahrersitzes und dem riesengroßen Lenkrad.
Im Sammelgebiet angekommen lief Ekhard nebenher und warf die Bündel, die überall auf den Gehsteigen lagen, über die Bordwand auf die Pritsche. Papier vorne, Altkleider hinten.
So ging das eine ganze Weile, dann teilte Karl mit, dass nun Zeit fürs Mittagessen sei.
Während er eine stattliche Brotzeitbox samt einer Flasche Bier auspackte, kletterte Ekhard auf die Ladefläche, ergriff einen von den Altkleidersäcken, öffnete ihn und begutachtete den Inhalt. Nun stand er vor einem ihm altbekannten Problem. Hosen, die die richtige Beinlänge hatten, waren ihm am Bund viel zu weit und die, die um die Hüfte herum passten, zu kurz. Er zog seine eigene Hose aus und probierte die erstbeste aus dem Altkleidersack. Die Länge war okay und obenherum musste er sie eben falten. Der Gürtel tat sein Übriges. Geht schon. Seine alte Hose landete im Sack.

Karl hatte zwischenzeitlich aufgegessen und nun ging es zur Entladestelle. Ekhard stand breitbeinig auf der Pritsche und warf die Säcke und Bündel herunter, die jetzt gewogen wurden. Hundertvierzig Euro bekam Karl und davon fielen fünfunddreißig für Ekhard ab. Nicht gerade üppig, und auch nicht ganz fair, wie er fand. Siebzig Euro pro Tag, so viel brauchte Karl niemals für den Unterhalt des Lastwagens. Aber was soll´s.
Anschließend fuhren die beiden in ein anderes Stadtviertel, jetzt sollten neue Wurfzettel verteilt werden.

Große Altpapier- und Altkleidersammlung
Bitte legen Sie am … das Papier gebündelt,
die Kleidung in Säcken an die Straße.


Die Freistelle nach dem “am“ hatte Karl schon per Hand mit einem Mo. ausgefüllt. Er erklärte Ekhard anhand eines Stadtplanes, wo überall er die Zettel zu verteilen hatte und fuhr daraufhin nach Hause.
Während des Verteilens dachte Ekhard, dass wenn jetzt Sommer wäre, er sich das Barfußlaufen angewöhnen sollte, denn jeden Tag solche Strecken, das hielten Schuhsohlen nicht lange durch, der einstündige Weg von seiner Wohnung hin zu Karls Büro kam ja noch dazu.
Drei Stunden brauchte Ekhard für das Verteilen, dann machte er sich auf den Heimweg.
Als er in seinem Haus oben im vierten Stock ankam, sah er, dass an Willis Türgriff das Hausordnungskärtchen hing. Das war Ekhards Job, das konnte der gehbehinderte Willi nicht stemmen, der konnte ja kaum noch seine Wohnung verlassen. Übermorgen, am Samstag, war dafür Zeit.

In seiner Küche kramte Ekhard die fünfunddreißig Euro aus der Hosentasche, aber zwischen den Geldscheinen tauchte plötzlich ein Zettel mit einer Telefonnummer auf. Der musste sich schon vorher in der Tasche befunden haben.

Bitte ruf mich doch mal an
xxx xxx
Mimi


Ekhard betrachtete ihn von allen Seiten und plötzlich stiegen längst verschüttete Gefühle in ihm hoch, eine Sehnsucht machte sich breit und er dachte wieder an die lange, glückliche Zeit mit Brigitte zurück.
Eine Teenager-Schrift war das vermutlich nicht. Die einer Seniorin auch nicht. Also könnte das eine Frau mittleren Alters geschrieben haben. Bitte ruf mich doch mal an, das klang für ihn so flehentlich, so hilflos …
Ekhard war natürlich klar, dass nicht er gemeint war, aber was, wenn der Empfänger der Botschaft nicht angerufen hatte? Vielleicht braucht Mimi Hilfe? Ekhard stand auf, klingelte bei Willi und bat um das Telefon. Er tippte die Nummer ein und das Freizeichen ertönte. Zweimal … dreimal … fünfmal … Dann die Ansage: Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht besetzt.
Ernüchtert ließ er den Arm sinken. Er legte das Handy auf den Tisch, vielleicht ruft sie ja gleich zurück. Er schälte sich eine Orange und dann noch eine … aber schließlich gab er auf, klingelte bei Willi und drückte ihm das Telefon in die Hand. „Falls eine Mimi anrufen sollte, dann ist das für mich.“

Dass um halb sieben sein Wecker ratterte, war Ekhard nicht mehr gewohnt, zuletzt hatte er nachts auf einem Parkplatz gearbeitet. Er kroch aus dem Bett und trottete ins Badezimmer. Er duschte, natürlich kalt, rubbelte sein viel zu langes Haar trocken, putzte Zähne und beim Rasieren schnitt er sich, weil die Klinge schon so alt und schartig war. Jetzt noch zum Frühstück einen großen Schluck Leitungswasser und schon war er reisefertig.

„Das Geschäft ist manchmal so und manchmal so“, meinte Karl. „Ist eben schwierig, überall stehen Container herum, warum sollen da die Leute noch sammeln? Wir sind sowieso die letzten in der Stadt, die das noch machen.“
Ekhard quittierte das mit einem Schulterzucken.
Erst am späten Nachmittag, nach dem Wurfzettelverteilen, kam er nach Hause. Willi passte ihn schon im Treppenhaus ab. Er wedelte mit der rechten Hand, in der er gleich das Handy hielt: „Mimi hat angerufen!“
Oh je. Ekhards sehnsuchtsvolle Stimmung vom Vorabend war inzwischen fast restlos verflogen. Was sollte er ihr jetzt sagen? Er tippte die Nummer und nach dem zweiten Klingelton nahm sie ab. „Ja bitte …“
„Ich … äh … ich bin der Ekhard. Entschuldigen Sie, dass ich sie gestern angerufen habe. Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat. Spreche ich mit Mimi?“
„Ja. Woher kennen Sie denn meinen Namen? Und meine Nummer?“ Mimi hatte eine warme, melodische Stimme, das fiel Ekhard auf. So, wie sie das sagte, klang es nicht vorwurfsvoll, sondern neugierig.
„Tja … äh … das war so …“, Ekhard ärgerte sich jetzt, dass er sich nicht schon vorher eine Antwort für diese Frage zurechtgelegt hatte. „Tja … ich helfe einem Bekannten, der Altkleider sammelt. Einer von den Säcken war aufgeplatzt und die Kleidungsstücke quollen heraus. Und dabei ist ein Zettel aus einer Hosentasche herausgerutscht. Auf dem stand Ihr Name und die Telefonnummer.“
„Ach … Und da rufen Sie mich gleich an?“ Mimi lachte ein bisschen amüsiert.
„Äh … ja … äh … Bitte ruf mich doch mal an, das stand da drauf. Und irgendwie hat mich das getroffen. Natürlich ist mir klar, dass nicht ich gemeint war. Aber … Wenn ich mir vorstelle, dass jemand in Not ist oder Hilfe braucht, dann möchte nicht ich derjenige sein, der diese verweigert.“
„Das ist aber sehr lieb von Ihnen. Ja, ich erinnere mich, dass ich den Zettel geschrieben habe.“
Ekhard verzichtete auf die Frage, wer der Empfänger des Zettels war und ob der tatsächlich angerufen hatte. Das ging ihm ja nichts an. „Ich hatte da gestern Abend eben den spontanen Drang, diesen Impuls, nachzufragen, ob alles in Ordnung ist. Weiß selber, dass das blöd war.“
„Nein. Das finde ich außerordentlich nett von Ihnen. Wenn nur alle Leute so wären.“
„Ja, dann … dann möchte ich nicht weiter stören. Schönes Wochenende noch.“
„Auf Wiederhören und Danke.“ Mimi legte auf.
Ekhard kratzte sich an der Wange und ihre Stimme hallte in ihm nach.

„Und? Wie war´s?“, wollte Willi wissen und lachte verschmitzt, als Ekhard das Telefon zurückgeben wollte. „Erzähl!“
„Da gibt’s doch nichts zu erzählen!“ Ekhard drehte sich um und ging zurück in seine Wohnung. Diese Geschichte war jetzt abgeschlossen. Er machte es sich auf seinem Sofa bequem, knipste die kleine Wandleuchte an, griff nach seinem Buch und versuchte, nicht an Mimi zu denken.

Samstag war Einkaufstag. Ausgerüstet mit Willis Geldbeutel und der großen Tragetasche machte er sich auf den Weg in den Supermarkt. Die Sachen für Willi waren schnell zusammengesucht, er wusste genau, was der brauchte und was ihm schmeckte. Danach sah er sich bei den Lebensmitteln um, die wegen der verminderten Haltbarkeit im Preis reduziert waren. Da stand eine ganze Menge in den Regalen und er spekulierte darauf, einiges davon nächste Woche im Müllcontainer wiederzufinden.
Nachmittags half er Felix, dem Nachbarsjungen aus den zweiten Stock, dessen Fahrrad zu reparieren, erledigte für Willi die Hausordnung und um sechs klingelte er bei ihm, denn am Samstag hatten sie ihren gemeinsamen Fernsehabend.
Willi öffnete und reichte ihm sogleich das Handy. „Mimi hat gerade angerufen und wartet auf deinen Rückruf.“
Es fühlte sich für Ekhard an, als würden kleine Stromstöße durch seinen Körper zucken. Er ging sofort in seine Wohnung zurück und wählte die Nummer.
Nach dem dritten Läuten hob sie ab. „Ja bitte? Ach Ekhard! Vielen Dank, dass Sie mich zurückgerufen haben. Ja, heute bin ich diejenige, die um Worte ringt. Unser gestriges Telefongespräch war ja leider sehr kurz. Aber was Sie über das Helfen gesagt haben, hat mich neugierig und nachdenklich gemacht und mich sogar ein wenig beeindruckt. So denken und handeln nicht viele Menschen. Haben Sie nicht Lust, ein paar Minuten mit mir zu plaudern?“
Ekhard war sofort wieder gefangen von dieser Stimme. „Ach … weiß gar nicht, was da so Besonders daran sein soll. Worüber möchten Sie denn plaudern?“
„Über Sie?“
Ausgerechnet über das Thema “Ekhard“ sprach er nicht so gerne. „Also, ich gehe gelegentlich meinem Nachbarn Willi ein bisschen zur Hand. Wir sind befreundet. Er ist gehbehindert und kann sich selber nicht lange auf den Beinen halten. Das würde doch jeder an meiner Stelle machen. Aber lieber wäre mir, wir würden uns über Sie unterhalten.“
„Interessieren Sie sich denn überhaupt für mich?“ Sie lachte dabei und das klang, als würden Glöckchen klingeln.
Jetzt musste Ekhard aufpassen, dass seine Antwort nicht zu überschäumend ausfiel. „Ja! Ich würde Sie gerne kennenlernen.“
„Das freut mich. Dann könnten wir uns direkt mal verabreden. Vielleicht im Café Krone, morgen um drei? Ist doch viel besser, als telefonieren, finden Sie nicht?“
„Ja, wäre wirklich toll.“ Ekhard hatte das Gefühl, als würde der Boden unter ihm schwanken. Wenn er ehrlich war, wünschte er sich nichts sehnlicher, als eine neue Beziehung zu einer netten Frau. Aber da musste er früher oder später aus seinem Leben erzählen und es gab zuletzt nicht viel, womit er auftrumpfen konnte.
Sie tauschten noch ein paar Belanglosigkeiten aus und beendeten das Telefonat.

Willi war hocherfreut, als ihm Ekhard alles erzählte. „Das kriegst du schon hin, wirst sehen. Bleib einfach du selber.“
„Und auch noch das Café Krone, die erste Adresse in der Stadt. Eine Bank im Park wäre mir viel lieber gewesen.“
„Wo ist denn da das Problem? Du kannst doch ordentlich und gesittet Kuchen essen und Kaffee trinken. Jetzt stell dich nicht so an! Du hast doch nichts zu verlieren.“

Den ganzen Sonntagvormittag putzte Ekhard seine Wohnung, auch da, wo es gar nichts zu putzen gab. Später suchte er in seinem Schrank nach angemessenen Klamotten. Und als es endlich an der Zeit war, aufzubrechen, fühlte er sich so mutlos, dass es ihm nur noch darum ging, diese Sache so schnell und anständig wie möglich hinter sich zu bringen.
Kurz vor drei betrat er das Café und blickte sich um. Links hinten am Fenster saß eine Dame alleine am Tisch, das musste sie sein. Eine kleine, mollige Brünette mit schulterlangen Haaren.
Jetzt trafen sich ihre Blicke, Mimi winkte kurz und lachte dabei. Sie besaß große, rehbraune Augen und es schien, als hätte sie ständig ein Lachen im Gesicht.
Ekhard ging auf sie zu, sie gaben sich die Hände und er nahm Platz. „Ich bin der Ekhard.“
„Freut mich. Mimi.“
Sie schauten sich für einige Augenblicke neugierig an und nachdem er sich mehrmals mit dem Zeigefinger an der Nase gerieben und sich geräuspert hatte, sagte Mimi: „Ich geh jetzt erst mal zur Vitrine zu den Torten. Darf ich Ihnen etwas aussuchen?“

Mit wahren Sahnegebirgen kam sie zurück und die Bedienung brachte den Kaffee. „Was Sie mir am Freitag am Telefon gesagt haben, das fand ich schon sehr beeindruckend. Ich will nicht derjenige sein, der Hilfe verweigert! Würden alle Leute so denken, hätte die Menschheit kein einziges Problem mehr. Das ist meine feste Überzeugung. Sagen Sie, was sind Sie denn für ein Mensch? Können Sie mir mal was über sich erzählen?“
Genau der Gesprächsauftakt, den sich Ekhard nicht gewünscht hatte. „Ja, von mir gibt es gar nicht viel zu erzählen, jedenfalls nichts, womit man besonders prahlen könnte.“
„Warum haben Sie denn kein Telefon?“
„Ganz einfach, weil ich so gut wie nie telefonieren muss. Und wenn doch, geh ich zu Willi.“ Er zuckte mit den Achseln und lächelte ein wenig. „Ich finde es einfach gut, wenn man so wenig wie möglich hat und braucht“, schob er noch nach.
„Was machen Sie denn beruflich?“
„Ach, mal dies, mal das. Ich will mich da nicht so festlegen.“
„Aha!“ Mimi bearbeitete ihre Sahnetorte mit sichtlichem Genuss, während sie sich die nächste Frage überlegte: „Sind Sie verschuldet? Also, ich versuche einfach, diesen Menschen Ekhard ein wenig kennenzulernen, mir ein Bild von ihm zu machen. Sie müssen wissen …“, Mimi redete einfach weiter, ohne eine Antwort abzuwarten, „ich schreibe für den “Jupiter“, ein Lifestyle Magazin. Wir sind immer auf der Suche nach interessanten Menschen mit den allerunterschiedlichsten Lebensentwürfen. Wir könnten eine Reportage über Sie machen und Sie unseren Lesern vorstellen. Was halten Sie davon?“
Ekhards Mundwinkel fielen jetzt endgültig nach unten. Klar, wie naiv zu glauben, auch Mimi hätte der Liebe wegen dieses Treffen vorgeschlagen. „Das … das kann ich jetzt so spontan gar nicht beantworten.“
„Müssen Sie auch nicht!“ Mimi erklärte ihm, dass sie zwar alles Mögliche aus seinem Leben erfahren müsse, er selbst dabei aber völlig anonym bleiben würde. „Und als Honorar könnte ich Ihnen fünfhundert Euro in Aussicht stellen. Vorausgesetzt, wir können veröffentlichen.“ Sie trank einen Schluck aus ihrer Tasse und schob sich zufrieden das letzte Stück Torte in den Mund. „Überlegen sie sich das in Ruhe und dann telefonieren wir noch mal.“ Mimi winkte der Bedienung und bat um die Rechnung. „Also wir würden uns dann drei- oder viermal für gut eine Stunde treffen und Sie erzählen mir aus ihrem Leben. Und wo wäre das für Sie angenehm? Vielleicht in Ihrer Wohnung?“
Ekhard legte die Stirn in Falten. „Nein, das möchte ich auf keinen Fall. Jetzt will ich zuerst darüber nachdenken, ob ich mich überhaupt darauf einlasse.“
Die beiden tauschten noch ein paar Sätze aus, Mimi bezahlte mit der Erklärung “Das geht aufs Haus“ und die beiden verabschiedeten sich und verließen das Café in verschiedene Richtungen.

„Das ist doch total perfekt gelaufen“, meinte Willi, „du hast jetzt drei bis vier feste Verabredungen mit ihr und bekommst noch dazu fünfhundert Euro!“
Ihre temperamentvolle, quirlige Art fand Ekhard ja einerseits erfrischend - und in Einem hatte Willi recht, so leicht kommt man sonst nicht an fünfhundert Euro. Das wäre mal eine kleine Sicherheitsreserve für Notfälle.

Montagmorgen und Nieselregen. Ekhard wartete vor seiner Haustür und Punkt acht kam Karl mit seinem LKW angefahren. Das hatten sie so ausgemacht. Ihre Tour konnten sie ja von hier aus genauso starten.
Als erstes brauchte Ekhard eine gute Regenjacke und im dritten Sack wurde er fündig. Wirklich eine ideale Sache, fünfundneunzig Prozent aller Klamotten in den Säcken waren frisch gewaschen und er konnte seine Garderobe täglich nach Belieben tauschen.
Abends telefonierte er mit Mimi. „Also okay, ich hab mir das überlegt. Wir machen das. Und meinetwegen bei mir in der Wohnung.“
„Ja wunderbar, gleich morgen?“
„Warum nicht. Achtzehn Uhr?“ Er nannte ihr die Adresse und Mimi versprach, pünktlich zu sein.

Dienstag, Karl hatte zwanzig Minuten Verspätung. „Bin heute schlecht aus den Federn gekommen“, sagte er zu seiner Entschuldigung. Auch im Straßenverkehr verhielt er sich seltsam fahrig, hätte beim Rechtsabbiegen fast einen Radfahrer umgelegt und nach ungefähr einer Stunde begann er plötzlich schwer zu atmen. Seine Hände zitterten, seine Gesichtsfarbe war ganz grau geworden und auf seiner Stirn hatten sich kleine Schweißperlen gebildet.
„Karl, ich glaub, du brauchst einen Arzt.“ Ekhard überlegte einen Moment. „Versuch mal, ob du auf den Beifahrersitz rutschen kannst, dann bring ich dich in die Notaufnahme. Das Theresienkrankenhaus ist nicht allzu weit.“ Karl konnte sich kaum mehr richtig bewegen und hatte höllische Schmerzen in der Brust. Doch mit vereinten Kräften schafften sie es und Ekhard setzte sich hinter das Lenkrad. Den Führerschein besaß er, aber gefahren war er schon seit fast zehn Jahren nicht mehr.
Also, zweiter Gang, den benutzte Karl ja auch, wenn er losfahren wollte, dann etwas Gas, und als er die Kupplung kommen ließ, machte der Lastwagen gleich einen Satz nach vorne. Und so erging es ihm bei fast jedem Schaltvorgang, das Fahrzeug ruckte beim Einkuppeln und die Gänge krachten, bis die Fahrt endlich vor dem Eingang zur Notaufnahme endete. Ekhard sprang hinaus, klingelte und beschrieb durch die Sprechanlage die Situation. Ein Arzt, eine Krankenschwester und zwei kräftige Pfleger kamen sofort herbeigeeilt, bugsierten den ächzenden Karl aus dem Führerhäuschen auf eine Trage und verschwanden mit ihm im Gebäude.

Jetzt pustete Ekhard ein paarmal durch. Er entschied sich dafür, die Tour weiterzufahren und noch alles einzusammeln, was am Straßenrand lag. Alleine brauchte er deutlich länger, weil er ständig aus- und einsteigen musste und so kam er erst am frühen Nachmittag bei der Entladestelle an. Neue Zettel verteilen wollte er erstmal nicht. Daher fuhr er im Anschluss heim und parkte den Laster vor seinem Haus.

Pünktlich um sechs bimmelte seine Türglocke. Das musste Mimi sein, an sie hatte er in der ganzen Aufregung gar nicht mehr gedacht. Nun hatte er kaum etwas daheim, was er ihr anbieten konnte.
Sie schnaufte die Stufen zu ihm hoch, er öffnete die Wohnungstür, sie trat ein und lachte ihn an. Aus ihrer Tasche holte sie ein kleines Diktiergerät, schaltete es ein und stellte es auf den Tisch. Dann legte sie ab, nahm auf dem durchgesessenen Sofa Platz und sah sich um.
Ekhard kam mit zwei Tassen und einer Kanne Pfefferminztee aus der Küche, glücklicherweise hatte er noch ein paar Teebeutel in einer Schublade gefunden. „Ja … meine ganze Einrichtung hier ist vom Sperrmüll. Warum soll ich mir was kaufen, wenn ich das genauso umsonst holen kann.“
Sperrmüll, das hatte Mimi auch vermutet. Sie fragte Ekhard nach seiner Kindheit, seinen Eltern, nach seinen Erlebnissen während der Schulzeit … Ekhard antwortete zuerst verhalten, taute mit der Zeit aber ein wenig auf. Mimi war nett und zugewandt, es gab auch mal ein Lachen zwischen den beiden und nach einer guten Stunde verabschiedete sie sich mit der Frage: „Morgen um die gleiche Zeit?“
So wurde es vereinbart. Ekhard geleitete sie zur Tür und schaute im Anschluss zum Fenster hinunter. Er sah, wie sie in ihr kleines, rotes Auto stieg und davonbrauste.

Am Mittwoch lagen ungewöhnlich viele Altpapier- und Altkleiderbündel auf den Bürgersteigen. Die Annahmestelle schloss um fünfzehnuhrdreißig und Ekhard kam gerade noch rechtzeitig an. Hundertachtzig Euro bekam er ausbezahlt. Davon zwackte er seine fünfundvierzig ab und fuhr direkt zum Krankenhaus. Karl lag in einem Einzelzimmer, angeschlossen an einem Tropf und an allerhand Gerätschaften. Unterhalb seiner Nase führte ein Sauerstoffschlauch über sein Gesicht, mit Klebestreifen an den Wangen fixiert.
„Da hat es dich ja ordentlich erwischt.“
Karl drehte seinen Kopf leicht in Richtung Ekhard und stammelte irgendwas Unverständliches.
„Schau her, das sind zweihundertvierzig Euro, von gestern und heute. Morgen kann ich noch mal sammeln, aber für Freitag hab ich keine Zettel verteilt. Da hatte ich einfach keine Zeit mehr. Muss ja im Moment sammeln und fahren.“
Karl grunzte und nickte leicht.
Ekhard steckte ihm den Umschlag mit dem Geld und den Abrechnungsquittungen in die Schublade seines Nachttisches. „Hast du jemanden, der dir Sachen bringt, Wäsche zum Beispiel?“
Karl schüttelte den Kopf. „Da brauch ich erst mal nichts.“ Seine Stimme klang wie ein Reibeisen.
„Okay, dann komm ich morgen und bring dir den restlichen Verdienst.“

Abends thematisierte Mimi Ekhards Lehrzeit und Pubertät. Sicherheitshalber hatte er noch schnell im Supermarkt zwei Flaschen günstigen Rotwein gekauft, in der Hoffnung, dass die zweite Flasche erst am nächsten Tag geöffnet würde. Dem war aber nicht so. Die Stimmung zwischen den beiden war gelöst und sie bemerkten, dass sie über dieselben Sachen lachen konnten und dieselben Filme mochten.

Ekhards vorerst letzter Arbeitstag verlief genauso, wie die vorherigen auch.
Später, als er im Krankenhaus den Flur entlanglief und auf Karls Zimmer zusteuerte, sprach ihn von hinten jemand an: „Hallo, sind Sie Herr Ekhard Schwarz?“
Er drehte sich um und ein jüngerer Mann im weißen Kittel kam auf ihn zu.
„Kommen Sie doch bitte mal einen Moment mit.“
Ekhard folgte ihm in ein kleines Besprechungszimmer. Der junge Arzt bot ihm Platz an und setzte sich ihm gegenüber. „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Herr Schultes heute Vormittag verstorben ist.“ Er stand auf, öffnete eine Schranktüre und entnahm eine große braune Papiertüte. „Das sind seine persönlichen Sachen, Kleidung und so ... Es war ein sehr schwerer Infarkt, und er hat das einfach nicht mehr geschafft. Tut mir leid, wenn ich Ihnen jetzt nicht mehr dazu sagen kann. Wissen sie, wohin wir den Arztbericht schicken müssen? Hatte er einen Hausarzt? Gibt es Angehörige?“
„Von Angehörigen ist mir nichts bekannt. Ich kenne ihn ja selber erst seit einer Woche.“ Ekhard nahm den Pack entgegen und dachte auf seinem Heimweg darüber nach, was nun mit dem LKW passieren soll. Vielleicht morgen vor Karls Büro in dem Industriegebiet abstellen und den heutigen Erlös einfach ins Handschuhfach stecken und den Schlüssel in den Briefkasten werfen?

Er überlegte einen Moment, ob er für den Abend Mimi absagen sollte, entschied sich aber dagegen und besorgte noch mal zwei Flaschen Wein. Vielleicht konnte sie ihn ein wenig aufmuntern.
Wie immer erschien sie pünktlich, nahm Platz und stellte das Diktiergerät scharf.
„Sie waren doch verheiratet, oder? Wie war denn das?“
„Ja … das war eine sehr schöne Zeit. Brigitte und ich haben eine wunderbare Ehe geführt.“ Ekhard kam jetzt ein bisschen ins Stocken. „Leider ist sie krank geworden und sehr früh gestorben.“
Mimi machte ein betroffenes Gesicht.
„Sie hatte Rückenmarkskrebs, zwei Jahre ging das. Das letzte halbe Jahr lag sie nur noch vom Hals abwärts gelähmt im Bett.“
„Und Sie haben sie gepflegt!“
„Ja. Ich hab meinen Beruf aufgegeben und bin bei ihr zuhause geblieben. Wir haben nur noch von den Ersparnissen gelebt. Die teuersten Medikamente gekauft. Es hat alles nichts genützt. Und als es dann so weit war, war ich restlos pleite. Acht Jahre ist das her. Aber ich wollte einfach, dass sie die letzten Monate noch so angenehm wie möglich verbringt.“
„Ekhard, ich finde das beeindruckend. Und seither können Sie sich nur noch diesen niedrigen Lebensstandard leisten?“
„Ums Leistenkönnen geht es gar nicht. Ich weiß auch nicht, wie ich das erklären soll. Ich habe einfach kein Verlangen nach mehr. Denn, ohne Brigitte würde mir Luxus und Glamour gar nicht gefallen. Ich käme mir schäbig vor, wenn ich nun in Saus und Braus leben würde ohne sie!“
„Mimi fasste ihn jetzt an den Händen: „Ekhard, ich muss dir was beichten. Es wird nichts werden mit den fünfhundert Euro und ich schreibe auch nicht für den “Jupiter“. Ich bin eine ganz normale Versicherungsangestellte.“
Er blickte verwundert auf.
„Ich habe letzte Woche lange mit Willi telefoniert, sehr lange. Er hat mir alles über dich erzählt. Du bist ein Juwel, das nur wieder etwas weiblichen Schliff braucht, hat er gesagt. Auch, dass du Brigitte so lange gepflegt hast und überhaupt, was für ein Mensch du bist. Willi hat gemeint, dass es schwierig werden könnte, überhaupt drei Sätze aus dir herauszubekommen und deswegen haben wir uns gemeinsam den Plan mit dieser Lebenserzählung überlegt. Bitte sei mir nicht böse, aber es wird wirklich Zeit, dass du mal aufhörst zu trauern und wieder anfängst zu leben.“
Beide sprachen eine Minute lang nichts.
„Ekhard, ich glaube, dass du ein Mensch bist, auf den man hundertprozentig bauen kann und das ist mir wichtiger als Reichtum und Karriere.“
Schweigend schenkte Ekhard noch einmal die Gläser voll. Zu sehr war er von der Situation überwältigt. Erst nach einiger Zeit fand er seine Sprache wieder: „Heute ist mein Chef gestorben. Da, in dieser braunen Tüte sind seine Sachen.“
„Zeig mal her, mach auf, da schauen wir mal rein.“
Ekhard öffnete die Verpackung und fand sogleich den Umschlag mit dem Geld, das er ihm tags zuvor gebracht hatte. Karls Klamotten waren dabei, ein Geldbeutel und noch ein Briefumschlag, der nicht zugeklebt war. Ekhard zog ein gefaltetes Stück Papier heraus. Da war in einer krakeligen Handschrift zu lesen:

Mein letzter Wille - 25.11.2008
Ich schreibe das jetzt im Beisein von Dr. Huber und Krankenschwester Evi, die beide bestätigen können, dass ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin.
Da ich keine Angehörigen habe, möchte ich meinen ganzen Besitz, bestehend aus einem Reihenhäuschen, einem PKW, einem LKW und dem Spargeld meinem Mitarbeiter Herrn Ekhard Schwarz vermachen, den ich zwar erst seit einer Woche kenne, den ich aber in der Zeit sehr zu schätzen gelernt habe.
Karl Schultes


Das war nun der dritte Paukenschlag für Ekhard an diesem Tag.
Er las das Testament mehrmals und auch Mimi befand, dass es gültig sein musste.
„Aber wenn wir da einziehen, muss Willi auch mitkommen. Denn ohne mich ist er aufgeschmissen.“

Genau ein Jahr später wurde Hochzeit gefeiert, Ekhard im schicken, neugekauften Anzug. Die Trauzeugen hießen Willi und Emilia, Mimis achtzehnjährige Tochter und gefeiert wurde im Café Krone, der ersten Adresse in der Stadt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ji Rina

Mitglied
Hallo Thomas,

Ein wenig im Stress - wollte ich doch noch eine Meinung schreiben.
Du führst hier vieles zusammen: Willy; der LKW Fahrer, plötzlich der Zettel mit der Telefonnummer, dann taucht Mimi auf....Und am Ende fügt sich alles überraschenderweise zusammen. Ich fand es spannend.
Für mich ist es ein klassischer ThomasQ Text, ein bisschen Märchenhaft….Ende gut, alles gut. :)Aber nun ja...warum nicht? Das ist nun mal dein Stil.

Sehr gefallen hat mir wie immer deine Schreibweise: kurz und bündig, ohne Umwege. Besonders hier in diesem Text, mit so vielen verschiedenen Fäden, hast du das meiner Meinung nach völlig problemlos und ohne irgendein Geholper durchgezogen. Ich hab’ den Text in einem Rutsch durchgelesen, nichts hat mich gestört, nichts gelangweilt. Ich hab’ nichts überflogen. Eigentlich ist auch nichts (Wichtiges) zu kurz gekommen: alles passt. Wahrscheinlich gibt es Leser, die den Text vieeel zu lang finden. Ich fand es Okay, denn hier passiert ja auch viel.

Die Zweifel die ich habe, sind diese: Ich würde sagen, dass es eher selten vorkommt, dass ein Mensch einer anderen Person ihr gesamtes Erbe vermacht, obwohl sie sich erst seit einer Woche kennen. Oder Mimi, die nach drei Besuchen, gleich mit Ekhard zusammenziehen wird.
In Bezug auf diese zwei Punkte, ist dieser sehr lange Text möglicherweise ein bisschen disproportioniert und man hätte Z.B. die Freundschaft zwischen dem LKW Fahrer und Ekhard ein bisschen mehr ausbauen können /bzw. auch die, zwischen Mimi und Ekhard (da reichen manchmal schon ein paar Sätze). Aber diese “Besonderheiten” gehören für mich zu den klassischen ThomasQ Texten, da du immer ein wenig “Märchenhaft” erzählst und in Märchen passieren ja auch immer “Wunder”.:)

Das Einzige, was für mich doch ein bisschen blass durchkam und vielleicht ist es deshalb, weil es nicht gleich von Anfang an erklärt wird: Das Ekhard ein (wie du es nennst) "minimalist" ist. Zum Beispiel fragte ich mich warum Ekhard mit einer Flasche Leitungswasser da steht. Oder warum er sich Kleidung aus dem Müll sucht. Eine Erklärung dafür gleich am Anfang würde dem Leser sofort ein klareres Bild von Ekhard geben.

Nur so mein Lese-Eindruck.

Sehr schön geschrieben, deshalb maximale Sterne!

Liebe Grüße

Ji
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Ji Rina,

ich hatte mir schon vorgenommen, den Text spürbar zu verschlanken und zu straffen, aber nach deinem sehr wohlwollenden Kommentar, für den ich mich bedanke, genauso wie für den Sternenregen, überleg ich mir das noch mal.

Jetzt zu deinen Zweifeln, zuerst zum Testament: Klar, schon ungewöhnlich, dass jemand einem alles vermacht, den er erst seit einer Woche kennt - aber nicht ausgeschlossen. Im Text wurde ja erwähnt, dass Karl keine Angehörigen hat. Und was, wenn er sich bis jetzt noch nie mit dem Thema Testament auseinandergesetzt hat und es plötzlich eilig ist? Ich glaub eben, dass ihm Ekhards bedingungslose Ehrlichkeit imponiert hat. Jeder andere in Ekhards Situation hätte das Geld behalten, das er für das Altpapier und die Altkleidersäcke bekommen hatte, als Karl im Krankenhaus lag. Nur mein Ekhard hat es brav abgegeben.

Dass Mimi mit Ekhard gleich zusammenziehen wird, davon ist nicht die Rede, andersherum, es war sein Vorschlag. Aber im Grunde hast du recht, der Schluss ist ein wenig hudelig geraten, für den hätte ich mir mehr Zeit nehmen müssen. Disproportioniert ist der richtige Ausdruck! Stimmt auch, dass ich die Beziehungen der Leute untereinander besser hätte ausbauen können.

Dass Ekhard seine Kleidung im Müll sucht, ist nicht ganz richtig. Altkleider sind kein Müll. Nicht wenige Kleidungsstücke aus den Sammlungen landen im Second Hand Handel und Leitungswasser ist nichts Schlechtes.

Dass mir der Ekhard leider etwas zu blass geraten ist, hat auch meine gestrenge Erstleserin bemängelt. Dabei wollte ich das unbedingt vermeiden. Mein Ziel war, eine Person zu erschaffen, die jeder in sein Herz schließt und das ist mir anscheinend nicht so gut gelungen, aus welchen Gründen auch immer.

Nochmals DANKE SCHÖN und Grüße

Thomas
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Thomas,
Nochmal kurz zu den drei Punkten:

Nur mein Ekhard hat es brav abgegeben.
:) Naja, wenn er dann das gesamte Erbe bekommt, ist es dann doch eine feine Sache!

Bei dem zweiten Punkt den du erwähnst, da las ich:

Er las das Testament mehrmals und auch Mimi befand, dass es gültig sein musste.
„Aber wenn wir da einziehen, muss Willi auch mitkommen. Denn ohne mich ist er aufgeschmissen.“
Un da dachte ich, es sei zwischen den beiden schon ausgemacht, dass sie da einziehen (wegen dem "wenn wir da einziehen")

Und zu dem letzten Punkt, wird ja gleich am Anfang erwähnt:

Doch der Verdienst war für Ekhard gar nicht so entscheidend. Das bisschen Miete für die winzige Mansardenwohnung und seine laufenden Kosten brachte er allemal zusammen.
Da fragte ich mich warum es so wichtig sei "Leitungswasser" zu erwähnen, statt "Wasser" - oder warum fischt er sich Kleider aus der Altkleidersammlung?
Aber das erklärst du ja dann später: Er ist ein minimalist.

Ist doch auch egal, sind ja nur Kinkerlitzchen...Jedenfalls eine nette Geschichte ;)

Dir lieben Gruss,
Ji
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Ji Rina,

ich glaube, solche Geschichten kommen beim Leser nie genau so an, wie man das als Autor gerne hätte. Zumindest nicht in allen Details.

Und der letzte Satz: „Aber wenn wir da einziehen, muss Willi auch mitkommen. Denn ohne mich ist er aufgeschmissen.“ ist ja einfach nur ein wenig lapidar dahingesagt. Genauso gut hätte Ekhard irgendwas anderes sagen können.

Mal schauen, ob es noch eine andere Meinung dazu gibt.
 

ThomasQu

Mitglied
Servus onivido,

da weiß ich jetzt nicht genau, worauf du hinauswillst.

wenn ich mich so mit dem Ekhard vergleiche , komme ich nicht gut weg.

Meinst du im Hinblick auf seine Sparsamkeit oder seine Ehrlichkeit (oder mangelnde Cleverness)? ;)
 

onivido

Mitglied
Er koennte der Protagonist eines christlichen Romans sein und dazu fuehle ich mich nicht geeignet.
Ich wuensche Dir einen froehlichen Sylvesterabend , vielleicht mit einer Dame ohne Mundschutz, oder im Kreis deiner Familie. Auf jeden Fall lass es dir gut gehen.
 

ThomasQu

Mitglied
Einen religiösen Aspekt hatte ich nicht im Sinn. Von der Seite hab ich das noch gar nicht betrachtet.

Nein, ich unterstelle meinem Protagonisten eher ein Helfersyndrom.

Wünsch dir auch ein gesundes neues Jahr, kann ja nur noch besser werden.
 
Eine hübsche kleine Geschichte, liest sich gut, passt zu Weihnachten, aber ganz unaufdringlich. Ich würde da auch gar keine höheren Ansprüche an gesellschaftlich-realistische "Stimmigkeit" haben, lest es doch ruhig als ein Märchen ...

MfG
Binsenbrecher
 

ThomasQu

Mitglied
Vielen Dank, Binsenbrecher!

Genauso war das gedacht. Eine kleine Unterhaltungsgeschichte. Andere Ansprüche hab ich gar nicht.

Grüße und ein gesundes neues Jahr

Thomas
 



 
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