solowasser
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Eine Wüste voller Wasser ist keine Wüste. Ebenso ist ein Ozean voller Sand kein Ozean. Es gibt aber einen Ort, einen zwischen Wüste und Ozean, der voller Sand und voller Wasser ist. Aus einem anderen Blickwinkel ist es ein Ort, der weder mit Wasser noch mit Sand gefüllt ist. Diese Zwischenlage kann den Ort zu einem Unort machen. Der Ort, an den ich denke, ist voller Wasser und voller Sand und liegt zwischen Ozean und Wüste.
Ein blauer Fluss wälzt sich durch meine Wüste. Ich frage meine Nachbarn, ob sie den Fluss auch sehen. Sie schütteln stumm den Kopf. Ich gehe hinaus auf die Straße, tippe einem kleinen Mann auf die Schulter und frage ihn, ob er den Fluss sieht. Er schaut mich kurz an. Dann eilt er davon.
Es eilt alles davon. Mein Fluss in der Wüste eilt ins Meer. Mein Tel-Aviv eilt von einem Termin zum nächsten, eilt von Tag zu Tag. Es hat vergessen, warum es so eilt. Mein Österreich eilt in die Berge oder es eilt nach Wien. Mein Kopf eilt von der Wüste zum Ozean und vom Ozean wieder in die Wüste zurück. Heimat? Was ist Heimat? Heimat ist da, wo ich nicht mehr sein kann. Heimat ist da, wo ein großer blauer Fluss ist. Ein Fluss, der eine Wüstenstadt überschwemmt und in ein saftiges Grün taucht, bevor er sich im Ozean ertränkt.
„Ins Wasser gehen“ – ein traurigschönes Bild. Ich hänge ihm sehr nach. Habe es ausprobiert, aber der Ozean meint es nicht gut mit mir. Er spült mich wieder und wieder zurück in die Wüste. Zurück in die Stadt, die nach Petersilie und Zitronen stinkt. Abermals wünsche ich mir den Fluss hierher. So sehr, dass ich ihn sehen kann. Der Horizont flimmert. Ich falle in einen tiefen Schlaf.
Ich träume in einer Sprache, die ich nicht kenne, von der ich aber weiß, dass es jiddisch ist. Mit den Menschen dieser Stadt spreche ich hebräisch, ich tue es mechanisch und lustlos, obwohl ich die Sprache perfekt beherrsche. Mit mir selbst spreche ich deutsch, eine Sprache, die mir lähmende Stiche versetzt, von der ich aber trotzdem nicht lassen kann.
Ich wohne an einem Unort, einem zwischen Wüste und Ozean. Ich lebe in meiner Vergangenheit, die schwarzgefärbt wurde und meine Zukunft bestimmt. Ich träume von der Donau, jeden Nachmittag, wenn ich der Hitze zu entkommen versuche. Dann springe ich hinein in diese Donau, diese kühle blaue Donau. Ich hole tief Luft und tauche unter. Wo das Wasser der Donau am blausten ist, dort will ich sterben. Ich will dort sterben, wo das Wasser nicht nach Salz schmeckt.
Mein Ort, einer zwischen Wüste und Ozean, ist voller Wasser und voller Sand. Doch das Wasser ist salzig. Und der Sand, das sind unendlich viele Steine, die mir im Weg liegen.
Ein blauer Fluss wälzt sich durch meine Wüste. Ich frage meine Nachbarn, ob sie den Fluss auch sehen. Sie schütteln stumm den Kopf. Ich gehe hinaus auf die Straße, tippe einem kleinen Mann auf die Schulter und frage ihn, ob er den Fluss sieht. Er schaut mich kurz an. Dann eilt er davon.
Es eilt alles davon. Mein Fluss in der Wüste eilt ins Meer. Mein Tel-Aviv eilt von einem Termin zum nächsten, eilt von Tag zu Tag. Es hat vergessen, warum es so eilt. Mein Österreich eilt in die Berge oder es eilt nach Wien. Mein Kopf eilt von der Wüste zum Ozean und vom Ozean wieder in die Wüste zurück. Heimat? Was ist Heimat? Heimat ist da, wo ich nicht mehr sein kann. Heimat ist da, wo ein großer blauer Fluss ist. Ein Fluss, der eine Wüstenstadt überschwemmt und in ein saftiges Grün taucht, bevor er sich im Ozean ertränkt.
„Ins Wasser gehen“ – ein traurigschönes Bild. Ich hänge ihm sehr nach. Habe es ausprobiert, aber der Ozean meint es nicht gut mit mir. Er spült mich wieder und wieder zurück in die Wüste. Zurück in die Stadt, die nach Petersilie und Zitronen stinkt. Abermals wünsche ich mir den Fluss hierher. So sehr, dass ich ihn sehen kann. Der Horizont flimmert. Ich falle in einen tiefen Schlaf.
Ich träume in einer Sprache, die ich nicht kenne, von der ich aber weiß, dass es jiddisch ist. Mit den Menschen dieser Stadt spreche ich hebräisch, ich tue es mechanisch und lustlos, obwohl ich die Sprache perfekt beherrsche. Mit mir selbst spreche ich deutsch, eine Sprache, die mir lähmende Stiche versetzt, von der ich aber trotzdem nicht lassen kann.
Ich wohne an einem Unort, einem zwischen Wüste und Ozean. Ich lebe in meiner Vergangenheit, die schwarzgefärbt wurde und meine Zukunft bestimmt. Ich träume von der Donau, jeden Nachmittag, wenn ich der Hitze zu entkommen versuche. Dann springe ich hinein in diese Donau, diese kühle blaue Donau. Ich hole tief Luft und tauche unter. Wo das Wasser der Donau am blausten ist, dort will ich sterben. Ich will dort sterben, wo das Wasser nicht nach Salz schmeckt.
Mein Ort, einer zwischen Wüste und Ozean, ist voller Wasser und voller Sand. Doch das Wasser ist salzig. Und der Sand, das sind unendlich viele Steine, die mir im Weg liegen.