Eines Dichters niederschmetternde Erkenntnis in fünf Versen

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Walther

Mitglied
lb. ameise, lb. anbas,

lieben dank, daß euch dieser kleine spaß gefällt. man kann es nicht allen recht machen, das ist mir klar. ;)

lg w.
 

Walther

Mitglied
lb bernd,

danke, daß du diesen "sprung" am ende goutierst. dieser art von übersprungspaß gefällt nicht jedem. :)

lg w.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Zwar kennt der Walther seine Pflichten
Doch Versmass? Kann er drauf verzichten
Auf Metrik auch, bei dieser Dichtung
Verschwände nur davon die Lichtung
Ach, könnt er nur sein Haar verdichten!

Hallo Walther,

Inhalt top, Umsetzung diesmal für meine Ohren eher flop. Die ersten zwei Zeilen lösen bei mir nix aus. Schade, denn die restlichen drei wären gut.

Gruss

Jürgen
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Jürgen,
ich denke, Walthers Version führt deutlicher zur Pointe.
Es zeigt eine Gestzmäßigkeit, eine im Gedicht völlig unerwartete aber zumindest bei Männern völlig unausweichliche Konsequenz. Damit entsteht der Kontrast.

...
"Ach, könnt er nur sein Haar verdichten!" - ist ein privater Stoßseufzer, ins unpersönliche transformiert, eine Art indirekte Rede.
Das verzichtet fast völlig auf die absurde Erwartungsumkehr.

Walthers Gedicht hat ein vollständig durchgehaltenes Versmaß und einen Spannungsbogen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich denke, die dichten Dichter passen zum Stil des Locker-Flapsigen.

Ich hatte überlegt:

Manchmal dichten Dichter dichter.
Manchmal sind die Verse schlichter.
Ganz egal, was man auch schreibt,
Wie man sich die Zeit vertreibt:
Volles Haar wird immer lichter.

Aber ich habe es wieder verworfen.
Denn es verliert die Beziehung zum letzten Vers. Erst dort merkt man die Verflechtung zu den Haaren.
Das Gedicht ist dann wie eine Doppelwendeltreppe.

Die poetischen Bilder winden sich umeinander.

Die dichteren Dichter haben dichtes Haar oder dichten dichter.
"Werden" hat hier doppelte Bedeutung: 1. Grad des Gelingens, 2. Entwicklung durch Altern.

Das Haar kommt erst im letzten Vers ins Spiel und erklärt plötzlich und unerwartet auch den Anfang.

Dabei bekommt auch der zweite Vers eine neue Bedeutung, er klappt von "manchmal vereinfachen sich Verse" zu "beim Älterwerden vereinfachen sich Verse"

Die nächsten zwei Verse relativieren es. Auch sie klappen aber nach dem letzten Vers um.
 

Walther

Mitglied
hi bernd, hi jotes,

der haken an diesem gedicht ist, daß diese "übersprungkomik" mit einer verborgenen, nicht sofort erkennbaren analogie arbeitet. es handelt sich also darum, zwei themen mit einander zu verbinden, die auf den ersten blick nichts, aber auch gar nichts, miteinander zu tun haben.

da ist zum einen die tatsache, daß dichter mehr oder mit klar bei verstand und durchaus schwankend in der qualität des outputs sind. zum anderen ist völlig schnurz, was man(n) tut, das "dichte" (= volle [= dichte]) haupthaar wird im laufe des daseins lichter.

dieses gedicht gehört zu meinem zyklus "hinter das wort (ge)kommen". in der tat: es steckt manches im wort. man muß nur lesen und zuhören können - und einen blick haben für bedeutungsebenen, in deren kombination wieder eigenes wissen und eine spannende ironie stecken können.

danke fürs kommentieren. ich halte diesen sog. schnellschuß übrigens für einen meiner besseren texte, gerade weil er so stark reduziert ist und soviel denkarbeit erfordert, um seine ganze tiefe auszuleuchten. :D

lg w.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
da ist zum einen die tatsache, daß dichter mehr oder mit klar bei verstand und durchaus schwankend in der qualität des outputs sind. zum anderen ist völlig schnurz, was man(n) tut, das "dichte" (= volle [= dichte]) haupthaar wird im laufe des daseins lichter.
Das hatte ich verstanden (ich beschrieb es poetisch als "Doppelwendeltreppe", deshalb funktioniert auch die Änderung nicht - jedes Wort hat seine zwei Bedeutungen, seine Vor und Hinterseite, Zahl und Wappen.
 

Walther

Mitglied
hi bernd,

das genau ist das prinzig meiner "hinter dem wort" gedichte. man muß sich darauf einlassen, die räume, die sie schaffen, zu (sich) zu erschließen. das ist nicht jedermanns sache.

viele dieser texte sind inzwischen unter "experimentelles" zu finden. aber auch dort bleibt das verständnis dafür klein. es liegt daran, daß unsere zeit nur genug zeit für die oberfläche hat. ihre zerklüftungen bleiben ungesehen.

lg w.
 

JoteS

Foren-Redakteur
...ach Freunde, ich sehe das doch alles auch und ich übe mich sogar bei manch einem dieser Texte in stiller Bewunderung.
Dennoch bin ich eben gerne ein wenig ketzerisch und weise dann auch mal ganz gerne auf die unfreiwillige Komik der "dichten Dichter" hin, denn vom Suff (oder dem Cannabis-Genuss), lieber Walter, schriebst Du nicht aber genau der ist die erste Assoziation.

Das kann man "im Sinne der Kunst" auch ausblenden, sollte sich aber durchaus darüber bewusst sein, dass das in den seltensten Fällen beim Leser gelingen wird.

Vielleicht bin ich zu albern, oder zu geerdet, zu kritisch, zu doof... ich weiss es manchmal selbst nicht recht aber so kennt und liebt ihr mich ja... :D

GLG

Jürgen
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Genial, Jürgen. An "Dicht sein" = "Zu sein" hab ich nicht gedacht. Aber Cannabis?

Das wird ja noch besser ...
Das ist der Sockel, auf dem es steht.


Bei Hanf denke ich natürlich an Dichtung, aber an die beim Wasserhahn.
 

HerbertH

Mitglied
trilogie der kalauer

I

wird das haar beim dichten licht
rauft man besser haare nicht

II

sind die haare etwas dichter
ist man noch kein bessrer dichter

III

meist sieht man bei bessrem licht
dieser dichter dichtet dicht
 
D

Die Dohle

Gast
... jaja das worteklauben,
es ist zum haare raufen

oioio, gell das dichtet ;-)

das gefällt mir, vor allem das mit zunehmendem hirnen sich einstellende lichte ...
sehr gut!

LG
Die Dohle
 

Walther

Mitglied
loitz,

das ist der gereimte schwach- mit hintersinn. voll und dicht, das ist doch eigentlich offensichtlich. :D allerdings: schwach- ohne hintersinn wäre kalauer, haben wir hier aber nicht. oder doch, danke, herbert! :)

diese art von lyrik ist nichts für schwache blasen und empfindliche lyrikgaumen. mit einem vodka redbull auf eis in der birne bei ca. 30 grad im schatten läßt sich das aber ertragen. :)

freut mich, eine angeregte debatte über das dicht(er)sein ausgelöst zu haben!

lg w.
 



 
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