EinGeständnis

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Ralf Langer

Mitglied
hallo tula,
das weiß mir durchaus zu gefallen
klingt gut, das sitzt bis auf zwei Dinge:

"ein alter Gott ohne Glauben"

Da beiß ich nicht an. Es ist doch eher so das aneinen Gott geglaubt wird.
also vielleicht:
"ein Gott an den wir nicht mehr glauben"

und
schade das du hier

"so wär ich ohne Dich - nicht halb,"

keinen Reim gefunden hast.

Das schreit für mich nach Überarbeitung. Denn m.E. gehörte hier zwingend ein Reim hin.

Nichtsdesotrotz: Hat mir gefallen
lG
Ralf
 

Tula

Mitglied
Hallo Ralf

so schnell bekam ich noch nie eine Antwort, vielen Dank erstmal!

zum Gott:
die Absicht war, Dinge (auch wie hier, der Glauben als etwas Abstraktes) gegenüberzustellen. D.h. es ging mir nicht um das Verb "glauben", sondern dass ein Gott ohne den Glauben seinen Sinn verliert, er wird zum "toten" Gott. Genauso wie man eben ohne ein Band keine Schleife binden kann, Wein der nicht von Trauben (ist) will ich gar nicht versuchen, mir vorzustellen und die Harfe ohne Hand, nun... die Metapher ist eindeutig.

Dennoch hast Du recht, die Assoziation verwirrt (es geht ja nicht um den Glauben des Gottes), also werde ich es etwas abändern.

In der zweiten Strophe, da gebe ich ganz offen zu, dass mir kein sinnvoller Reim auf 'halb' einfiel, ich wollte den Reim nicht samt Kalb auf die Alb schicken usw. Wollte auch den letzten Vers durch einen anderen ersetzen, aber der Schluss gefällt mir so besser. So blieb es bei 'halb' und im ersten Vers bei einem hoffentlich doch sinnvollen Gleichnis.

Also ganz herzlichen Dank und LG

Tula
 

Tula

Mitglied
EinGeständnis

So wie die Harfe ohne Hand,
ein Becher Wein der nicht von Trauben,
so wie die Schleife ohne Band,
ein alter Gott, jedoch kein Glauben,

so wie an einem Anbeginn
die Töne keine Lieder hatten,
so wär ich ohne Dich - nicht halb,
nicht viertel, zehntel, nichts... nur Schatten.
 

Tula

Mitglied
Variante:

So wie im Schein des ersten Lichts
die Töne keine Lieder hatten,
so gäb' es ohne Dich nur Nichts,
wär ich ein letzter, halber Schatten.

beim Gott vielleicht:

ein Gott, für den es keinen Glauben

Das Auslassen der Verben in der ersten Strophe muss aber als Stilmittel gerechtfertigt werden, denn als Sätze sind die Verse ja unvollständig

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
EinGeständnis

So wie die Harfe ohne Hand,
ein Becher Wein der nicht von Trauben,
so wie die Schleife ohne Band,
ein toter Gott, der nicht von Glauben,

so wie im Schein des ersten Lichts
die Töne keine Lieder hatten,
so gäb' es ohne Dich nur Nichts,
wär' ich ein halber, fahler Schatten.
 

Tula

Mitglied
nochmals bearbeitet, die alte Version war

So wie die Harfe ohne Hand,
ein Becher Wein der nicht von Trauben,
so wie die Schleife ohne Band,
ein alter Gott der ohne Glauben,

So wie an einem Anbeginn
die Töne keine Lieder hatten,
so wär ich ohne Dich - nicht halb,
nicht viertel, zehntel, nichts... nur Schatten.
 

Tula

Mitglied
EinGeständnis

So wie die Harfe ohne Hand,
ein Becher Wein der nicht von Trauben,
so wie die Schleife ohne Band,
ein toter Gott, der nicht von Glauben,

so wie im Schein des ersten Lichts
die Töne keine Lieder hatten,
so gäb' es ohne Dich nur Nichts,
wär' ich nur halber, fahler Schatten.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

inhaltlich will ich nicht viel dazu sagen, da das so schlicht nicht meine Welt ist. Ich denke aber, dass es diesbezüglich grandios umgesetzt ist.

Womit ich Mühe habe ist der Umstand, dass eigentlich die ersten 6 Zeilen zusammen einen großen Schachtelsatz bilden, dessen grammatikalische Bezüge größtenteils ins Nichts laufen, nein, auf etwas unpassendes, nämlich Zeile sechs hinauslaufen. Passt nur zur vorherigen Zeile, alle anderen Zeilen beziehen sich grammatikalisch aber auch darauf.

So etwas erzeugt bei mir immer eine gewisse Irritation.

Dann der Konjunktiv Präsens in der Conclusio nach dem Perfekt der Vorangegangenen.. unschön.

Ich meine, die gelungenen Bilder hätten eine schlüssigere grammatikalische Konstruktion verdient gehabt.

Gruß

Jürgen
 

Walther

Mitglied
Hi Tula,

das ist ein - auch in der ausführung, JoteS wird's verschmerzen - wunderbarer text, wie er jetzt oben dasteht. es ist immer schwer, liebe zu erklären, ohne daß es langweilt.

hier stimmt alles und langweilt nichts.

lg W.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther,

der JoteS weiß auch durchaus, dass man das so machen kann. Und ich halte den Text sogar ebenfalls für gut.
Ich bin sogar gleichfalls der Meinung, dass er (fast! - siehe Ende meines Sermons) genau so stehen bleiben kann.

Nichts desto trotz habe ich immer mit ins Leere laufenden grammatikalischen Bezügen etwas Mühe und immer wird sie groß, wenn diese eben doch nicht ins Leere laufen sondern schlimmer auf Unpassendes.

Das kann man so als Stilmittel einsetzen aber ich bin kein Fan davon und werde es in diesem Leben auch nicht mehr.

Großer Fan bin beim Thema gelungene Metaphorik - hier kann das Werk bei mir volle Punktzahl abräumen und das obwohl ich Gott... ich schweife ab.

Bei allem Wohlwollen, selbst wenn ich diesen Stil mögen würde, bleibt aber immer noch ein Kritikpunkt übrig, der "Zeitsprung" zum Schluss. Der ist nicht gut und auch nicht weg zu diskutieren.

Gruß

Jürgen
 

Tula

Mitglied
Hallo Jürgen, Hallo Walther

Euch beiden mein herzlicher Dank für die Bewertungen und auch, oder noch viel mehr, für die Kommentare.

Dass die Meinungen nicht immer übereinstimmen ist ja sicher normal und gesund. Was die grammatikalische Struktur angeht, hatte ich durchaus an die unvollständig erscheinenden Sätze in der ersten Strophe gedacht. Sie werden im Prinzip durch die letzte Zeile immer noch 'korrekt' abgeschlossen, also inhaltlich und auch als Satz. Dennoch bleiben die Zeilen davor und ein letzter Eindruck, dass der Autor hier doch eine gewisse Schwierigkeit hatte, die zweite Strophe sprachlich noch eleganter zu gestalten, d.h. damit das gesamte Gedicht als ein geschlossener Satz erscheint und als solcher vom ersten bis zum letzten Wort "fliesst".
An einem gewissen Punkt, dachte ich auch daran, die Zeilen länger zu machen (zehn Silben); schlimmer wäre es gewesen, dass Gedicht in der Anzahl der Zeilen zu erweitern. Beide Varianten habe ich wieder verworfen, denn die Schönheit des kleinen Gedichts liegt für mich auch in seiner Kürze.

Ich lasse es so erstmal stehen, vielleicht kommt mir später noch eine bessere Idee.

LG
Tula
 



 
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