Heinrich VII
Mitglied
Teil 1
Mein Name ist Karl-Heinz, aber alle nennen mich Charlie - Charlie Semmel, wenn man den Nachnamen dazusetzt. Ich bin jetzt 56 Jahre alt, einsachtundsiebzig groß, siebzig Kilo, Schuhgröße 41. Am wichtigsten zu wissen: Mein Aktenzeichen lautet 4100.0121 36. Meistens habe ich mit Frau Frühstück zu tun (sie heißt wirklich so), meiner Sachbearbeiterin.
Neulich sagte sie zu mir - sie muss mich ja hin und wieder zu sich bestellen, um den aktuellen Status von Person zu Person zu erkunden – dass sie mich in Arbeit bringen und mir da raushelfen wolle. Ich antwortete begeistert: „Ja!“ und fragte mich insgeheim, ob sie zaubern könne. Manchmal schickt man Arbeitslose zur Probe zu einem Betrieb, der eine Festeinstellung in Aussicht stellt. Nach der Probezeit wird man gefeuert und die Firma holt sich den nächsten, der wieder nichts kostet. Eine Festanstellung gibt es nicht. Das Arbeitsamt weiß davon, verehrt die Unternehmer aber wie heilige Kühe und tut nichts. Am schlimmsten sind die Eineurojobs: moderne Aufmachung des guten, alten Arbeitsdienstes, ohne Lohn. Oder die Leiharbeitsfirmen, die gern ein Drittel deines Lohnes einbehalten. Landet man dort, rennt man weiter zum Amt, um Aufstockung zu beantragen.
Wenn die Politiker im TV vermelden, sie hätten in ihrer Amtszeit hunderttausende Menschen in Arbeit gebracht, muss ich lachen. In was für Arbeit? - danach fragt keiner. Öffentlich tut man so, als seien Arbeitslose faule Hunde, die nicht mit anpacken wollen. Neuerdings kommen Vorschläge, ihnen das Geld für Alkohol und Tabak zu streichen, damit sie angeblich nüchterner werden, sich waschen, sauber anziehen und Bewerbungen schreiben – für Jobs, die nicht existieren.
Ich will von vorne anfangen; mit dem Tag meiner Kündigung. Das Schreiben habe ich noch: Sehr geehrter Herr Semmel! Auf Grund der schlechten Auftragslage
im Speditionswesen, sowie dem daraus entstandenen Arbeitsmangel, ist es mir nicht möglich, Sie weiterhin bei mir zu beschäftigen. Die Kündigung tritt zum 15.3.2003 in Kraft.
Für Ihren weiteren Berufs- und Lebensweg wünsche ich Ihnen alles Gute.
Als ich das meiner Freundin zeigte, sie arbeitet ganztags als Haushaltshilfe, wir teilen uns Miete und Nebenkosten einer Dreizimmerwohnung – sah sie mich entgeistert an. „Ich finde wieder eine Arbeit“, versprach ich leichtsinnigerweise.
Sie sah mich an, als wüsste sie etwas, das ich nicht wusste, und verzog das Gesicht.
Am nächsten Tag kaufte ich eine Zeitung, markierte passende Stellen und wählte zuerst die Angebote mit Telefonnummern aus. Viele wollen als erstes das Alter wissen. Ich war 49 damals und begriff noch nicht, wie sehr das einen für eine Stelle disqualifizieren konnte. Kurz gesagt: Ich bekam nirgends eine Zusage, weder an dem Tag noch an einem anderen. Einer brachte es auf den Punkt: „Wir wollen ein junges Team haben.“ Ich war sprachlos, aber so langsam dämmerte mir einiges.
Schließlich ging ich zum Arbeitsamt. Dort lerne ich die „Amsel“ kennen, so nannte ich sie. Frau Amselfeld, eine etwas dickliche, ältere Frau, die immer explizit schlechter Laune zu sein schien. An uns Arbeitslosen konnte sie diese Laune ungestraft auslassen; alphabetisch wollte es der Zufall, dass sie für mich zuständig war. Zuvor saß ich in einem dieser langen Gänge zwischen gefühlt fünfhundert anderen, zog eine Nummer und wartete. Ding-Dong, eine Zahl leuchtete auf, und der Nächste durfte in eines der Zimmerchen. „Hurra, nur noch 499 vor mir.“
In der Zwischenzeit starrte man auf kahle, graue Wände, die in ein trübes Tageslicht getaucht waren. Reden mit anderen war selten; jeder trug sein Päckchen für sich und blieb stumm. Überall lagen Prospekte herum mit dem Titel „Das Arbeitsamt informiert“. Sie taten so, als ginge es lediglich um die Vermittlung einer Stelle und das Arbeitsamt wäre der kompetente Partner. Ich nahm später stets ein Buch mit, um nicht in Versuchung zu geraten, eine dieser Broschüren anzufassen.
Je länger ich dort gemeldet war, desto mehr wirkte alles wie Augenwischerei. Es erinnerte mich an George Orwells Roman 1984, in dem der Protagonist Winston Smith Tabellen erstellt, von Waren, die nicht existierten. Den Arbeitslosen unterstellt man Faulheit, gegenüber einer Arbeit, die es nicht gibt. „Fördern und fordern“ - ein Slogan, der jedem Pissoir als Klospruch guttun würde. Bei diesem Spiel verdienen nur die schlechtgelaunten Beamten ein ordentliches Monatsgehalt. Die Arbeitslosen bleiben auf der Strecke. Sie werden verwaltet und gegängelt. Der Behörde kann das egal sein, das Steuergeld für ihre Löhne ist ihnen sicher.
Als ich schließlich dran war, reichte ich meinen Antrag auf Arbeitslosengeld ein. Die Amsel riss ihn mir aus den Händen und überflog ihn.
„Sie waren Spediteur?“, fragte sie.
Ich nickte und fast wäre mir „Steht doch alles da drin!“ heraus gerutscht.
Sie sah mich über den Rand ihrer Brille an. „Und da finden Sie nichts? Speditionen gibt´s doch wie Sand am Meer!“
Ich nickte und erwiderte: „Stimmt, aber offenbar keine, die jemand in meinem Alter haben will.“
Sie sah mich abschätzend an: „Aber Sie sind verpflichtet, weiterzusuchen, auch in anderen Branchen.“
„Aber selbstverständlich!“, sagte ich, und verbarg, dass ich kaum noch daran glaubte, wirklich eine Arbeit zu finden - in welchem Gewerbe auch immer.
Sie wies mich darauf hin, dass das Arbeitslosengeld, falls mir welches zustehe, nur als Überbrückung diene; es dürfe keinesfalls Dauerzustand werden.
Teil 2
Am gleichen Abend saßen Jutta und ich im Wohnzimmer und aßen die Lasagne, die ich eingekauft und selbst zubereitet hatte.
„Und wenn du tatsächlich nichts mehr findest, was machen wir dann?“, fragte sie.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Kann man von diesem Arbeitslosengeld überhaupt existieren?“
Ich wusste es nicht. „Bis man Bescheid bekommt, dauert es erst mal sechs Wochen“, antwortete ich.
Am schlimmsten war, dass ich bei der Bank einen größeren Kredit laufen hatte. Wir hatten gerade neue Möbel gekauft, ich hatte mit meiner Band eine CD aufgenommen und mir ein neues Motorrad geleistet - ohne zu ahnen, dass ich bald meinen Job verlieren würde. Jetzt war alles zusammen gekommen, der Teufel hing an der Wand, und mir wurde ganz eng zumute.
Die Möbel konnten wir nicht verkaufen, das Geld für die CD war auch verloren – aber das Motorrad, das konnte und musste weg. Schon der Gedanke daran, stach mich wie ein Messer; ich spürte die Schmerzen noch lange. Seit ich 16 war fuhr ich Zweiräder: erst ein Moped, mit achtzehn das erste Motorrad, dann weitere Maschinen und schließlich diese 1000er Kawasaki, von der hier die Rede war. Jutta arbeitete, wie gesagt, ganztags als Haushaltshilfe. Sie verdiente gut, aber nicht so viel, dass sie uns beide auf Dauer durchbringen konnte – und das wollte ich auch nicht. Sie legte regelmäßig Geld auf ein Sparkonto; aber das war ihr Geld. Ich hatte nichts: kein Sparkonto, keinen Bausparvertrag, nur ein ordentliches Minus. Negativermögen nannte ich das damals scherzhaft.
Jutta war zu der Zeit neununddreißig, zehn Jahre jünger als ich. Sie war einen Kopf kleiner, mit langen brünetten Haaren und einem Stupsnasengesicht. Am liebsten sah ich sie in Stiefeln und halblangem Rock. Vom Wesen her war sie meistens ausgeglichen; wenn ihr aber etwas gegen den Strich ging – zum Beispiel meine Arbeitlosigkeit - , konnte sie durchaus anders werden. Wir waren seit drei Jahren zusammen, und ich hatte vor, mit ihr für immer zusammenzubleiben. Wir lernten uns in einer Eisdiele kennen. Sie saß alleine, lutschte an einer Schokokugel, und ich saß am Nachbartisch, beobachtete sie und lächelte, als sie aufsah. Schließlich fasste ich Mut, setzte mich zu ihr und wir redeten.
Wir besaßen ein Auto, auf uns beide zugelassen. Zur Arbeit fuhr ich, wann immer es ging, mit der Kawa, sie nahm das Auto. Nun sah es so aus, als könnte ich meinen Anteil für Sprit, Steuer, Versicherung und Reparaturen nicht mehr aufbringen. Das Motorrad musste weg. Mein weiteres Pech war, dass mein Gehalt in der Spedition nur aus einem geringen Grundlohn bestand, der Rest waren Leistungsprämien. Diese Prämien zählten nicht zur Bemessungsgrundlage für das Arbeitslosengeld. Und das Wenige, das ich voraussichtlich bekommen würde, wurde durch die Bankrate noch weiter gemindert. Ich wagte gar nicht auszurechnen, was am Ende übrigblieb.
Die sechs Wochen bis zur Bewilligung verbrachte ich, entgegen aller schlechten Prognosen, weiter mit Bewerbungen und Telefonaten. Selten hörte man ein „Ja“. Wenn doch, brachte es meist nichts. Eine Autovermietung lud mich zu einem Vorstellungsgespräch ein. Zuerst fühlte ich mich wie an Weihnachten und Ostern zusammen, dann stellte sich heraus, dass sie fünf Euro brutto die Stunde zahlen wollten. Wie sollte man davon leben? Man müsste alles bei Aldi kaufen können: Billiges Essen gab es ja schon – was fehlte waren Telefon, Heizung, Strom und Wohnung mit Power-Flatrate. Vielleicht würde Aldi bald Autos verkaufen: Den Aldi Fünfhundert, wartungsfrei, ein Liter Sprit auf hundert Kilometer, Reparaturen gratis.
Ich bewarb mich als Automatenaufsteller, als Arbeitshilfe in einer katholischen Pfarrei, rief unzählige Firmen mit Stellen im Lager an, meldete mich beim Hausmeister-Service, bewarb mich als Fahrer bei einer Firma, die Sicherungsdateien einlagerte. Als Gärtner, Putzmann, Tellerwäscher - und vielleicht demnächst als Leichenwäscher. Auf jede Stelle bewarben sich Hunderte; wer über vierzig war, dessen Bewerbung wanderte schnell in den Papierkorb.
An ein Gespräch erinnerte ich mich noch: Es ging um eine Lagerstelle. Jemand hatte ein gutes Wort für mich eingelegt, so dass ich den Chef persönlich erreichen konnte. Ich musste in jener Woche zum dritten Mal anrufen.
„Ja, guten Tag, hier ist Karl-Heinz Semmel noch mal!“
„Semmel?“
„Ja, Sie wollten mir doch Bescheid geben, ob es mit der Stelle klappt. Der Herr Reinhard hat mich empfohlen – er ist ein Schwager, den sie als Lieferanten kennen.“
Ein Moment war Stille, ich hörte nur, wie der Chef atmete.
„Da müsste ich mal mit dem Vorarbeiter sprechen, ob wir jemanden brauchen.“
„Aber Sie wollten doch schon nach unserem ersten Telefonat nachfragen.“
Der Chef seufzte. „Stimmt, Sie haben schon mal angerufen. Tut mir leid, habe im Moment einfach zu viel um die Ohren.“
„Aber ich rufe jetzt schon zum dritten Mal an.“
Er ließ wieder eine Pause, dann fragte er: „Wie alt sind Sie noch mal?“
Bei dieser Frage bekam ich Pickel im Gesicht.
„Bin gerade hundertzwanzig geworden“, antwortete ich, „aber immer noch rüstig.“
Mein Gegenüber holte hörbar Luft. Ich ließ es nicht zu einer Antwort kommen und legte wortlos auf.
Teil 3
Der Tag X war gekommen. Ich hatte die Maschine schon ein paar Mal in der Zeitung angeboten, und jetzt hatte sich jemand gemeldet.
Er fuhr mit dem Bus vor, stieg aus, sah sich das Motorrad an und sagte: „Viertausend - und ich nehm´ sie gleich mit.“
Ich schüttle den Kopf. Vor zwei Jahren hatte ich sieben dafür bezahlt. Die Maschine war äußerlich in einwandfreiem Zustand, und wurde regelmäßig in der Werkstatt gewartet. „Fünfeinhalb! Keinen Heller weniger“, beharrte ich.
Er blickte mich an; ich merkte, wie er fieberhaft überlegte.
„Viereinhalb, mein letztes Wort!“
Ich schüttelte erneut den Kopf.
Später schob er die Maschine zum Bus und stellte sie davor ab. Er öffnete die hinteren Türen, legte eine Schiene an und wir luden die Kawa gemeinsam hinein. Ich sah zu, wie er sie mit einem dicken Seil an der Bordwand befestigte. Mein Herz fühlte sich an, als stecke es in der Unterhose; es rutschte weiter bis zu meinen Fußknöcheln. Der Typ schloss die Türen und gab mir zum Abschied die Hand. Am Ende hatten wir uns auf Vier-Acht geeinigt; er zählte mir das Geld sofort bar auf die Hand. Ich blieb auf der Straße stehen, sah dem Bus nach, bis er um die Ecke bog, wischte mir eine Träne aus dem Gesicht und ging hoch in meine Wohnung.
Eines Morgens trudelte der Bewilligungsbescheid vom Arbeitsamt ein. Auf der Treppe schon, riss ich den Brief auf und starrte auf die Zahl. „Mein Gott!“, sagte ich laut und setzte mich dann erst einmal im Wohnzimmer hin, um den Bescheid noch einmal zu lesen. Wenn ich das Jutta zeige, flippt sie völlig aus. Auf der anderen Seite hatte ich durch den Motorradverkauf jetzt etwas Kohle und sollte sie möglichst gewinnbringend investieren. Aber in was?
Mir fiel eine Bekannte ein, die selbständig allerlei Sachen verkaufte. Früher hatte ich sie manchmal an den Wochenenden auf Flohmärkte begleitet - aus Spaß, weil mir das Verkaufen alter Dinge gefiel. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sie wieder aufzusuchen und die Sache ins Rollen zu bringen.
Zwei Tage später zeigte sie mir stolz ihre Garage. „Ich mache nur noch selten Flohmärkte“, erklärte sie. „Hab mich auf Haushaltsgeräte spezialisiert. Waschmaschinen, Herde, Kühlschränke, Küchenschränke. Das läuft immer und bringt gutes Geld.“
Ich nickte und ging an einer Reihe blitzblank geputzter, funktionstüchtig wirkender Geräte vorbei. Hinten in der Ecke stand ein teils zerlegter Küchenschrank, an dem sie offenbar gerade arbeitete. Die eine Hälfte lag auseinander gebaut auf dem Boden, daneben Putzzeug, Lackdosen, Pinsel und verschiedene Schraubenschlüssel.
Sie sah mich an: „Willst du was kaufen?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Und was führt dich zu mir? Hast dich ja schon ne Weile nicht mehr blicken lassen.“
Ich nickte und sagte: „Ich suche einen Nebenverdienst.“
Sie sah mich erstaunt an: „Wie, nichts mehr mit Spedition?“
Ich verneinte und erzählte ihr, dass man mich wegen Arbeitsmangel entlassen hatte, dass ich Stütze beantragt habe
und mich regelmäßig bewerbe, aber vergeblich.
„Ah verstehe! Und jetzt willst du bei mir einsteigen?“
„Würde das denn gehen?“
Sie legte die Stirn in Falten und schüttelte bedauernd den Kopf.
„Das hier ist nicht so einfach, wie es aussieht. Und es wirft nicht genug ab, dass zwei davon leben könnten.“
„Muss nicht“, antwortete ich, „ich krieg ja noch Stütze – soll wirklich nur ein Nebenverdienst sein. Du könntest mich anlernen, ich bin fix im Kapieren.“
Sie gab mir keine endgültige Antwort, auch dann nicht, als ich ihr das Geld in Aussicht stellte, das ich investieren könnte: zweitausend Euro.
Abends geriet ich mit Jutta in Streit, als sie von der Arbeit heimkam.
Zu meiner neuesten Idee sagte sie: „Fang doch nicht mit so was an, davon kann man doch nicht leben.“
„Wieso nicht?“, entgegnete ich. „Zusammen mit der Stütze reicht es.“
Sie sah mich stirnrunzelnd an: „Das musst du dem Arbeitsamt melden, dann ziehen sie dir so und so viel ab.“
Da war zweifellos etwas dran. Andererseits ging es um meine Existenz, und das Amt musste ja nicht alles wissen.
In der gleichen Woche fuhr ich zur Bank. Sie hatten mir geschrieben, mein Konto sei weit überzogen - als ob ich das nicht wüsste - und angesichts meiner Arbeitslosigkeit könne man das nicht dulden. Nicht zuletzt, weil Arbeitslosengeld nicht pfändbar sei. Der zuständige Sachbearbeiter führte mich in ein Hinterzimmer, setzte sich und zog ein vorbereitetes schriftliches Angebot aus der Schublade. „Am besten legen wir die alten Kreditschulden und die Girokonto-Schulden zusammen“, schlug er vor. Auf den ersten Blick klang das vernünftig. „Dazu müssen wir den alten Kreditvertrag auflösen und einen neuen aufsetzen.“ Er legte ein Blanko-Formular vor mich hin.
„Lesen Sie sich das Angebot durch, dann können wir alles gleich erledigen.“
Ich studierte die Zahlen und die Endsumme, die sich aus dem neuen Vertrag ergeben sollte. Mir wurde ein wenig flau. Der Sachbearbeiter spannte bereits das Formular in die Schreibmaschine, während ich noch rechnete. Sein Bauernfängergrinsen entging mir nicht.
„Kann man das Geld vom überzogenen Konto nicht einfach dem alten Kredit zurechnen?“, fragte ich.
Er sah mich unverständlich an. „Das geht natürlich nicht!“
Ich wollte Zeit gewinnen und zog das Lesen künstlich in die Länge. Die Zahlen, die über mein künftiges Schicksal entschieden, konnte ich nur vage im Kopf überschlagen. Nach einer Weile sagte ich: „Ich nehme das mit nach Hause und lese es in Ruhe.“
Er sah mich an, als hätte ich in der Kirche das Kreuz heruntergerissen. Widerwillig zog er das Formular aus der Maschine.
„Wie Sie wollen, Herr Semmel. Aber zögern Sie nicht zu lange, die Sache duldet keinen Aufschub.“
Ich steckte das Angebot in die Jackentasche, gab ihm die Hand und versprach, mich zu melden.
Zuhause ließ ich den Taschenrechner glühen und stellte fest, dass ich tief in die Tasche greifen müsste, um diesen neuen Deal zu stemmen. Die Zinsen des alten Kredits – mit einer Laufzeit von fünf Jahren - sollte ich fast in voller Höhe abdrücken, obwohl der Vertrag erst zwei Jahre lief. Hinzu kam eine nicht geringe Bearbeitungsprovision und die Zinsen für den neuen Vertrag, der über sieben Jahre laufen sollte. Langsam wurde mir klar: Die Bank verdiente am alten Kredit nahezu das volle Geld, obwohl sie das Darlehen nicht einmal halb so lange gewährt hatte, wie vertraglich vorgesehen. „Tsweinebande!“, hätte ein Onkel von mir gesagt, der ein wenig lispelte. Das merkwürdige Grinsen des Sachbearbeiters konnte ich mir jetzt erklären.
Am nächsten Tag erst rief ich bei der Bank an und verlangte den Sachbearbeiter. Hätte ich am Tag zuvor gleich angerufen, als die volle Wut noch in mir steckte, hätte man mir vermutlich wegen unflätigen Ausdrücken und zu hoher Lautstärke Hausverbot erteilt.
„Aber Herr Semmel...“, begann er am Telefon. „Wie soll das denn werden mit ihren Bankschulden? Wir können ja nicht einmal mehr ihre Daueraufträge erledigen.“
Meine Hand krampfte sich fester um den Hörer.
„Hören Sie“, erwidere ich, „wenn Miete, Strom und Telefon nicht mehr überwiesen werden, lande ich auf der Straße. Und die Rückzahlung der Kreditschulden können Sie dann getrost in den Kamin schreiben.“ Er sog merklich die Luft ein, das war zu hören.
„So schnell geht das nicht mit der Straße. Sie zahlen weiter regelmäßig Ihre Kreditrate und versuchen nach und nach ihr Girokonto auszugleichen. Können wir uns darauf einigen?“
„Können wir“, antwortete ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Vom Geld für das Motorrad erwähnte ich nichts.
Das kam auf kein Konto; das brauchte ich und wollte es nicht in einem Fass ohne Boden versacken lassen.
Teil 4
„Wir fahren zuerst in die Lenaustraße“, sagte Hannelore. Ich nickte und bog nach rechts ab. Wir waren mit ihrem Bus unterwegs, ich fuhr. Hanne saß neben mir und hatte die Seite einer Kleinanzeigen-Zeitung aufgeschlagen, mehrere Anzeigen waren angekreuzt. Die Zeitung hatte sie schon um halb fünf an einer Tankstelle in der Nähe ihrer Wohnung gekauft. Wir mussten sogar noch zehn Minuten auf den Fahrer warten, der sie auslieferte. Jetzt war es kurz nach sieben. Hanne hat ab sechs bereits Leute angerufen, die kostenlose Haushaltsgeräte und Küchen abzugeben hatten. „Manche werden stinkig“, erzählte sie mir zwischen zwei Telefonaten. „Mosern einen an; von wegen, ob man eigentlich wisse, wie viel Uhr es sei.“
An diesem Tag geriet sie jedoch nur an Frühaufsteher. „Man muss die Leute erwischen“, erklärte sie, „bevor sie zur Arbeit gehen.
Ruft man später an, sind die kostenlosen Sachen sämtlich weg.“
Sie faltete die Zeitung zusammen und legte sie vorne auf die Konsole. Dann holte sie Tabak und Papers aus der Jackentasche und drehte sich eine.
„Willste auch?“ Ich verneinte; das Rauchen hatte ich mir abgewöhnt, von einem gelegentlichen Joint einmal abgesehen.
„Mach das Seitenfenster auf“, bat ich sie und sie tat es.
Ich fragte: „Was haben wir denn in der Lenaustraße?“
„Einbauküche! Fünf Jahre alt, aber noch gut in Schuss, wie der Mann am Telefon meinte.“
„Prima!“, jubelte ich.
Hanne zog an der Zigarette und sah mich von der Seite an. „Abwarten, mein Lieber! Manche wollen nur ihren Mist entsorgen.“
Ich nickte und schwieg. In diesem Job war ich der Lehrling, und außerdem war ich heilfroh, dass Hanne es sich anders überlegt und mich angerufen hatte. „Wir probieren es einfach mal“, sagte sie. „Aber freu dich nicht zu früh – wenn die Sache nicht genug abwirft, mach ich das wieder alleine.“
In der Lenaustraße gab es weit und breit keinen Parkplatz, so dass ich in zweiter Reihe stehen blieb. Wir stiegen aus und klingelten. Es dauerte eine Weile, bis der Summer endlich ging – vermutlich war der Typ gerade beim Zähneputzen oder Rasieren. Wir drückten die Tür auf und liefen hoch in den zweiten Stock. Altbau. Es würde nicht einfach sein, die Küche da runter zu bugsieren, überlegte ich. Hanne klingelte oben an der Wohnungstür und ein Mann öffnete, zwar schon in Hosen, ansonsten aber noch im Unterhemd. Mit einem Handtuch wischte er sich den restlichen Rasierschaum ab und sagte: „Kommen Sie rein, ist noch alles aufgebaut.“
Er lief voraus in die Küche, wir folgten. Auf den ersten Blick sah die Sache - für mich jedenfalls - gut aus. Hanne öffnete als erstes die Tür unter der Spüle und prüfte innen die Wände. Billiges Press-Spahn, wie ich später von ihr erfuhr, und aufgequollen. Die Scharniere der Schranktüren waren ausgeleiert. Eine Tür vom Oberschrank fiel regelrecht herunter, als Hanne sie öffnete. Der Lack insgesamt war schon ein gutes Stück von taufrisch entfernt; so etwas verkaufte sich nicht. Auf der Arbeitsplatte waren deutliche Risse und Abschürfungen zu sehen. Der Mann wirkte einigermaßen konsterniert, als Hanne sagte: „Ne, tut mir leid, nicht das, was ich suche.“
„Aber sie ist doch umsonst“, entrüstete er sich, „wer wird denn da noch Ansprüche stellen?“
„Tut mir leid!“, entgegnet Hanne.
Wir waren bereits auf dem Weg zur Tür.
Unten stand eine Politesse neben unserem Bus und hatte ein digitales Eingabegerät in der Hand.
„Wir fahren sofort weg!“, rief ich ihr von weitem zu. Sie sah sich gerade unser Nummernschild an.
Ich lächelte sie freundlich an, als wir bei ihr waren. „Gleich haben wir uns in Luft aufgelöst“, sagte ich, „als wären wir nie da gewesen.“
Sie musterte mich mit Stoneface – dann huschte doch die Andeutung eines Lächelns über ihr Gesicht. Schließlich machte sie eine Handbewegung,
dass wir verschwinden sollten.
In der Schmidtstraße sahen wir uns einen Herd an, der ebenfalls kostenlos war. Hanne befand ihn für gut und ich lief eilig runter zum Bus, um die Sackkarre zu holen. Wir bedanken uns, brachten ihn auf die Schippe und hinaus auf den Gang. Dann holperten wir damit über die Stufen. „Langsam!“, gab Hanne Anweisung. Sie lief vor mir her und hielt das Gerät fest, damit es nicht überkippte. Unten stellten wir das Ding genau vor dem Bus ab. Hanne legte eine Decke auf die Ladepritsche, wir hoben zu zweit hoch, kippten und schoben den Herd hinein. Dann kamen die Türen hinten zu und wir fuhren weiter.
Eine Gefrierkombi holten wir noch ab, die auch in Ordnung war. Die musste aber aufrecht transportiert werden, wegen der Kühlflüssigkeit. Hanne zurrte sie mit einer Kordel an der Seitenwand fest. Dann fuhren wir in die Hafenstraße, um eine weitere Küche anzusehen. Sie war nicht kostenlos, sollte dreihundert kosten. Hanne befand sie für gut, nur der Preis gefiel ihr nicht. Eine Weile ging es zu wie auf einem Basar, als sie mit der Frau verhandelte. Dann kostete die Küche plötzlich nur noch zweihundert. Ich bezahlte von meinem Geld; ich hatte ja zugesagt, mit zweitausend einzusteigen.
Wir bauten sie an Ort und Stelle auseinander - wobei Hanne mir zeigte, wie man das am schnellsten und effektivsten machte. Zuerst wurden die Herdplatte und das Spülbecken abmontiert, dann die gesamte Arbeitsplatte. Schließlich kam der Herd heraus und der Dunstabzug wurde demontiert. Danach hängten wir die Oberschränke ab und schraubten sie auseinander, dann die Unterschränke. Die leichten Teile trugen wir per Hand nach unten; die schweren Sachen kamen auf die Sackkarre. Bis alles soweit war, verging eine gute Stunde.
Hanne saß wieder auf dem Beifahrersitz, als wir zurückfuhren. Sie hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck und drehte sich eine Zigarette. Dann zündete sie den Klimm-Stängel an und nahm einen tiefen ersten Zug. Sie machte das Seitenfenster auf und sagte: „Nicht schlecht, die Ausbeute.“
Ich nickte; auch ich war richtig froh. Vielleicht ein gutes Omen, wenn der erste Tag so lief - ein positiv in die Zukunft weisendes Zeichen. Ich hatte schon halb vergessen, dass ich arbeitslos war.
Wir fuhren direkt zu Hannes Garage und luden den Bus aus, der ordentlich voll geworden war. Nacheinander brachten wir die Geräte und Küchenschrankteile in den hintersten Winkel. Im vorderen Teil standen die verkaufsfertigen Stücke unter Neonlicht. Hinten konnte man einen Vorhang vorziehen, so dass die Werkstatt vor der Kundschaft verborgen blieb. Als wir fertig waren, war es schon etwas nach zwölf.
„Lass uns ne Pizza einfahren“, sagt Hanne. „Und danach fangen wir mit der Arbeit an.“
Ich war einverstanden. Die Pizzeria war nur einen Katzensprung entfernt. Die Pizza war ordentlich, wir tranken beide ein Bier dazu. Hanne rauchte in aller Ruhe noch eine Selbstgedrehte und erklärte dann mit einem Mal: „Pause beendet!“
Wir bezahlten, gingen zurück und stürzten uns kopfüber in die Arbeit. Zuerst bekam ich eine Einweisung, wie man richtig putzt. Erst einweichen mit Schwamm und warmem Putzwasser, in das sie Essigreiniger getan hatte. Dann ein zweiter Durchgang - die hartnäckigen Stellen bearbeitet man mit Ako-Pads und einem Schaber. Für die Chromteile hatte sie ein spezielles Mittel. Der Herd musste innen mit Backofenspray gereinigt werden, und der Kühlschrank wurde innen und außen vollständig gereinigt.
Abends erzählte ich Jutta ganz stolz von meinem ersten Tag.
Wir aßen Kartoffelsalat, Wiener Würstchen mit Senf und Brot und tranken Bier dazu.
„Was sagen die beim Arbeitsamt eigentlich?“, wollte sie wissen. „Haben die keine Arbeit für dich?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Was sollen die schon haben und sagen?“
Auf Bewerbungen hatte ich kaum noch Lust; die Reaktionen kannte ich in- und auswendig.
Man kam sich nur blöd vor, fast fünfzig und nach deren Einschätzung zu alt.
„Willst du dich in dieser Übergangssituation einrichten?“, fragt Jutta und seufzte. „Wir können uns doch nichts mehr leisten, auf so einem Niveau.
Kein neues Auto mehr, das Motorrad ist bereits weg und den jährlichen Sommerurlaub können wir uns auch abschminken.“
Halb entrüstet sah sie mich an: „Darfst du überhaupt Urlaub machen, wenn du beim Arbeitsamt gemeldet bist?“
Ich maß sie mit einem Humphrey Bogart-Blick und erwiderte: „Jetzt leg´ mal ne Pause ein, Mädchen. Klar, darf ich das.
Außerdem hab´ ich noch die Kohle vom Motorradverkauf, das reicht doch für Urlaub.“
„Wird vermutlich unser letzter sein“, sagte sie.
Ich antwortete nicht und machte mir eine weitere Flasche Bier auf. Mein Gott, dachte ich und nippte daran. Geradewegs in die schlimmste Falle getappt, die einem diese Gesellschaft stellen konnte. Mit fast fünfzig den Job verlieren, das kommt einem Exitus gleich. Man findet nichts mehr, wird ins Räderwerk der staatlichen Verwaltungen eingesaugt und dreht sich sinnlos im Kreis. Ich verwarf den Gedanken. Immerhin konnte ich mit Hanne etwas dazuverdienen. Und ich hatte noch etwas Geld auf der Kante vom Motorradverkauf. Ganz so schwarz sah der Himmel nicht aus, obwohl dunkle Wolken aufgezogen waren. Wie lange das mit Jutta noch gut gehen würde - darüber wollte ich an diesem Abend lieber nicht nachdenken.
Teil 5
Es gab da einen Laden etwas außerhalb, in dem noch die alten Sachen gespielt wurden: Ten Years After, The Who, Santana, Rory Gallagher, Jimi Hendrix, die Stones und ähnliches. Der Wirt war selbst ein Freak und noch ein Stück älter als wir. Die Haare trug er immer noch über die Schultern, hatte einen beeindruckenden Bart, und ein deutlicher Bierbauch spannte sein Hemd. Er fuhr eine Harley und stand meist im Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln und einer Lederweste hinterm Tresen.
„Hallo Charlie. Hallo Reiner“, begrüßte er uns.
„Hallo Wolfgang“, antworteten wir wie aus einem Mund.
„Bierchen?“
Wir nicken und setzen uns vor ihm an die Theke. Wolfgang besaß eine riesige Plattensammlung. Zehntausend Stück alleine hier im Thekenraum, die ganze Wand hinter ihm, hoch bis zur Decke mit Regalen voller Vinyl; und in seiner Wohnung sollten noch mehr stehen. CDs mochte er nicht; diese kleinen Silberlinge, wie er sie nannte, würde er niemals auflegen. Im Moment lief gerade Frank Zappa - die dritte Seite von Roxy & Elsewhere. Er zapfte uns zwei Bier, legte Bierdeckel auf den Tresen und stellte die Gläser darauf. Wir dankten mit knappem Nicken und hatten die Gläser sofort am Mund. Samstage sind zum Saufen da - das war früher, als es hier drin noch ziemlich wild zuging, ein geflügeltes Wort. Heute war es gemäßigter, aber noch immer sehr erträglich. Rap, Techno oder Pop spielte hier niemand. Entsprechend war das Publikum in unserem Alter; es kamen aber auch jüngere Leute, die der Atmosphäre etwas abgewinnen konnten.
Ich erzählte meinem Freund Reiner von meinem Job bei Hanne und von einer erfolgreich abgeschlossenen Arbeitswoche.
Er wollte wissen – wie fast jeder mit dem ich sprach, ob ich nicht wieder auf dem richtigen Arbeitsmarkt Fuß fassen wolle.
„Der richtige Arbeitsmarkt? Was soll das sein?“
Reiner sah mich verdutzt an: „Na, so ne richtige Arbeit, da draußen in der Welt.“
Er deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger zur Tür.
„So mit morgens früh aufstehen und bis abends schuften, in ´ner offiziellen Firma, mit ´nem Chef und Mitarbeitern und ´ner Lohntüte am Monatsende?“
Ich trank einen Schluck, wischte mir den Schaum vom Mund und fügte hinzu: „Meinst du so etwas?“
Reiner nickte und sah mich an. „Ja, genau.“
„Weißt du, was ich langsam glaube?“, erwiderte ich.
Er schüttelte den Kopf.
„Dass es so eine Arbeit für mich nicht mehr geben wird. Mein Haltbarkeitsdatum ist überschritten - ich bin verdorben für diesen Markt.“
Reiner machte ein obszönes Geräusch mit dem Mund: „Blödsinn!“
Vielleicht sollte ich erwähnen, dass er zehn Jahre jünger war als ich, so wie Jutta, und mit dieser Frage noch nicht konfrontiert. Aber auch ihn konnte es treffen. Und wenn er seinen Job im entscheidenden Moment nicht halten konnte, drohte ihm die gleiche Falle: Erst ein bis zwei Jahre Arbeitslosengeld, dann Harz IV - eine direkte Fahrkarte aufs gesellschaftliche Abstellgleis. Besaß man Immobilien oder Erspartes, musste das erst verbraucht werden, bevor der Staat half. Dann hatte man nichts mehr. Ade, Altersruhe – dann konnte man weiter malochen, bis der Sankt Nimmerleinstag einen zur Beerdigung einlädt. Ich sagte zu Reiner nichts dergleichen; Samstag war schließlich zum Saufen da.
Wolfgang kam mit zwei weiteren Bieren zu uns, die wir bestellt hatten.
„Habt ihr Lust, bei uns zu spielen?“, fing er an. „In zwei Wochen treffen sich unsere Motorradfreunde. Wir stellen ein großes Zelt auf und bauen eine Bühne. Lichtanlage und PA werden von uns gestellt.“
Ich sah Reiner an. Er nickte und sagte zu Wolfgang: „Hört sich erst mal gut an.“
Reiner war Bassist in unserer Band. Ich spielte die Sologitarre und sang. Desweiteren gab es einen Keyboarder und einen Schlagzeuger.
Wir nannten uns Heart to Roll und waren in der Gegend bekannt genug, dass wir hin und wieder einen Gig ergattern konnten - so wie jetzt bei Wolfgang.
„Wie viele Leute kommen denn?“, fragte ich.
Wolfgang überlegte: „Wir rechnen mit drei bis fünfhundert.“
Reiner und ich machten große Augen.
„Drei Motorradclubs insgesamt, die sich die Kosten teilen“, fügte Wolfgang hinzu.
Er räusperte sich und sagte: „Sind auch viele andere Leute eingeladen, die kein Motorrad fahren, aber gut drauf sind.
Musik, wie ihr sie macht, wäre da genau richtig.“
Mein Name ist Karl-Heinz, aber alle nennen mich Charlie - Charlie Semmel, wenn man den Nachnamen dazusetzt. Ich bin jetzt 56 Jahre alt, einsachtundsiebzig groß, siebzig Kilo, Schuhgröße 41. Am wichtigsten zu wissen: Mein Aktenzeichen lautet 4100.0121 36. Meistens habe ich mit Frau Frühstück zu tun (sie heißt wirklich so), meiner Sachbearbeiterin.
Neulich sagte sie zu mir - sie muss mich ja hin und wieder zu sich bestellen, um den aktuellen Status von Person zu Person zu erkunden – dass sie mich in Arbeit bringen und mir da raushelfen wolle. Ich antwortete begeistert: „Ja!“ und fragte mich insgeheim, ob sie zaubern könne. Manchmal schickt man Arbeitslose zur Probe zu einem Betrieb, der eine Festeinstellung in Aussicht stellt. Nach der Probezeit wird man gefeuert und die Firma holt sich den nächsten, der wieder nichts kostet. Eine Festanstellung gibt es nicht. Das Arbeitsamt weiß davon, verehrt die Unternehmer aber wie heilige Kühe und tut nichts. Am schlimmsten sind die Eineurojobs: moderne Aufmachung des guten, alten Arbeitsdienstes, ohne Lohn. Oder die Leiharbeitsfirmen, die gern ein Drittel deines Lohnes einbehalten. Landet man dort, rennt man weiter zum Amt, um Aufstockung zu beantragen.
Wenn die Politiker im TV vermelden, sie hätten in ihrer Amtszeit hunderttausende Menschen in Arbeit gebracht, muss ich lachen. In was für Arbeit? - danach fragt keiner. Öffentlich tut man so, als seien Arbeitslose faule Hunde, die nicht mit anpacken wollen. Neuerdings kommen Vorschläge, ihnen das Geld für Alkohol und Tabak zu streichen, damit sie angeblich nüchterner werden, sich waschen, sauber anziehen und Bewerbungen schreiben – für Jobs, die nicht existieren.
Ich will von vorne anfangen; mit dem Tag meiner Kündigung. Das Schreiben habe ich noch: Sehr geehrter Herr Semmel! Auf Grund der schlechten Auftragslage
im Speditionswesen, sowie dem daraus entstandenen Arbeitsmangel, ist es mir nicht möglich, Sie weiterhin bei mir zu beschäftigen. Die Kündigung tritt zum 15.3.2003 in Kraft.
Für Ihren weiteren Berufs- und Lebensweg wünsche ich Ihnen alles Gute.
Als ich das meiner Freundin zeigte, sie arbeitet ganztags als Haushaltshilfe, wir teilen uns Miete und Nebenkosten einer Dreizimmerwohnung – sah sie mich entgeistert an. „Ich finde wieder eine Arbeit“, versprach ich leichtsinnigerweise.
Sie sah mich an, als wüsste sie etwas, das ich nicht wusste, und verzog das Gesicht.
Am nächsten Tag kaufte ich eine Zeitung, markierte passende Stellen und wählte zuerst die Angebote mit Telefonnummern aus. Viele wollen als erstes das Alter wissen. Ich war 49 damals und begriff noch nicht, wie sehr das einen für eine Stelle disqualifizieren konnte. Kurz gesagt: Ich bekam nirgends eine Zusage, weder an dem Tag noch an einem anderen. Einer brachte es auf den Punkt: „Wir wollen ein junges Team haben.“ Ich war sprachlos, aber so langsam dämmerte mir einiges.
Schließlich ging ich zum Arbeitsamt. Dort lerne ich die „Amsel“ kennen, so nannte ich sie. Frau Amselfeld, eine etwas dickliche, ältere Frau, die immer explizit schlechter Laune zu sein schien. An uns Arbeitslosen konnte sie diese Laune ungestraft auslassen; alphabetisch wollte es der Zufall, dass sie für mich zuständig war. Zuvor saß ich in einem dieser langen Gänge zwischen gefühlt fünfhundert anderen, zog eine Nummer und wartete. Ding-Dong, eine Zahl leuchtete auf, und der Nächste durfte in eines der Zimmerchen. „Hurra, nur noch 499 vor mir.“
In der Zwischenzeit starrte man auf kahle, graue Wände, die in ein trübes Tageslicht getaucht waren. Reden mit anderen war selten; jeder trug sein Päckchen für sich und blieb stumm. Überall lagen Prospekte herum mit dem Titel „Das Arbeitsamt informiert“. Sie taten so, als ginge es lediglich um die Vermittlung einer Stelle und das Arbeitsamt wäre der kompetente Partner. Ich nahm später stets ein Buch mit, um nicht in Versuchung zu geraten, eine dieser Broschüren anzufassen.
Je länger ich dort gemeldet war, desto mehr wirkte alles wie Augenwischerei. Es erinnerte mich an George Orwells Roman 1984, in dem der Protagonist Winston Smith Tabellen erstellt, von Waren, die nicht existierten. Den Arbeitslosen unterstellt man Faulheit, gegenüber einer Arbeit, die es nicht gibt. „Fördern und fordern“ - ein Slogan, der jedem Pissoir als Klospruch guttun würde. Bei diesem Spiel verdienen nur die schlechtgelaunten Beamten ein ordentliches Monatsgehalt. Die Arbeitslosen bleiben auf der Strecke. Sie werden verwaltet und gegängelt. Der Behörde kann das egal sein, das Steuergeld für ihre Löhne ist ihnen sicher.
Als ich schließlich dran war, reichte ich meinen Antrag auf Arbeitslosengeld ein. Die Amsel riss ihn mir aus den Händen und überflog ihn.
„Sie waren Spediteur?“, fragte sie.
Ich nickte und fast wäre mir „Steht doch alles da drin!“ heraus gerutscht.
Sie sah mich über den Rand ihrer Brille an. „Und da finden Sie nichts? Speditionen gibt´s doch wie Sand am Meer!“
Ich nickte und erwiderte: „Stimmt, aber offenbar keine, die jemand in meinem Alter haben will.“
Sie sah mich abschätzend an: „Aber Sie sind verpflichtet, weiterzusuchen, auch in anderen Branchen.“
„Aber selbstverständlich!“, sagte ich, und verbarg, dass ich kaum noch daran glaubte, wirklich eine Arbeit zu finden - in welchem Gewerbe auch immer.
Sie wies mich darauf hin, dass das Arbeitslosengeld, falls mir welches zustehe, nur als Überbrückung diene; es dürfe keinesfalls Dauerzustand werden.
Teil 2
Am gleichen Abend saßen Jutta und ich im Wohnzimmer und aßen die Lasagne, die ich eingekauft und selbst zubereitet hatte.
„Und wenn du tatsächlich nichts mehr findest, was machen wir dann?“, fragte sie.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Kann man von diesem Arbeitslosengeld überhaupt existieren?“
Ich wusste es nicht. „Bis man Bescheid bekommt, dauert es erst mal sechs Wochen“, antwortete ich.
Am schlimmsten war, dass ich bei der Bank einen größeren Kredit laufen hatte. Wir hatten gerade neue Möbel gekauft, ich hatte mit meiner Band eine CD aufgenommen und mir ein neues Motorrad geleistet - ohne zu ahnen, dass ich bald meinen Job verlieren würde. Jetzt war alles zusammen gekommen, der Teufel hing an der Wand, und mir wurde ganz eng zumute.
Die Möbel konnten wir nicht verkaufen, das Geld für die CD war auch verloren – aber das Motorrad, das konnte und musste weg. Schon der Gedanke daran, stach mich wie ein Messer; ich spürte die Schmerzen noch lange. Seit ich 16 war fuhr ich Zweiräder: erst ein Moped, mit achtzehn das erste Motorrad, dann weitere Maschinen und schließlich diese 1000er Kawasaki, von der hier die Rede war. Jutta arbeitete, wie gesagt, ganztags als Haushaltshilfe. Sie verdiente gut, aber nicht so viel, dass sie uns beide auf Dauer durchbringen konnte – und das wollte ich auch nicht. Sie legte regelmäßig Geld auf ein Sparkonto; aber das war ihr Geld. Ich hatte nichts: kein Sparkonto, keinen Bausparvertrag, nur ein ordentliches Minus. Negativermögen nannte ich das damals scherzhaft.
Jutta war zu der Zeit neununddreißig, zehn Jahre jünger als ich. Sie war einen Kopf kleiner, mit langen brünetten Haaren und einem Stupsnasengesicht. Am liebsten sah ich sie in Stiefeln und halblangem Rock. Vom Wesen her war sie meistens ausgeglichen; wenn ihr aber etwas gegen den Strich ging – zum Beispiel meine Arbeitlosigkeit - , konnte sie durchaus anders werden. Wir waren seit drei Jahren zusammen, und ich hatte vor, mit ihr für immer zusammenzubleiben. Wir lernten uns in einer Eisdiele kennen. Sie saß alleine, lutschte an einer Schokokugel, und ich saß am Nachbartisch, beobachtete sie und lächelte, als sie aufsah. Schließlich fasste ich Mut, setzte mich zu ihr und wir redeten.
Wir besaßen ein Auto, auf uns beide zugelassen. Zur Arbeit fuhr ich, wann immer es ging, mit der Kawa, sie nahm das Auto. Nun sah es so aus, als könnte ich meinen Anteil für Sprit, Steuer, Versicherung und Reparaturen nicht mehr aufbringen. Das Motorrad musste weg. Mein weiteres Pech war, dass mein Gehalt in der Spedition nur aus einem geringen Grundlohn bestand, der Rest waren Leistungsprämien. Diese Prämien zählten nicht zur Bemessungsgrundlage für das Arbeitslosengeld. Und das Wenige, das ich voraussichtlich bekommen würde, wurde durch die Bankrate noch weiter gemindert. Ich wagte gar nicht auszurechnen, was am Ende übrigblieb.
Die sechs Wochen bis zur Bewilligung verbrachte ich, entgegen aller schlechten Prognosen, weiter mit Bewerbungen und Telefonaten. Selten hörte man ein „Ja“. Wenn doch, brachte es meist nichts. Eine Autovermietung lud mich zu einem Vorstellungsgespräch ein. Zuerst fühlte ich mich wie an Weihnachten und Ostern zusammen, dann stellte sich heraus, dass sie fünf Euro brutto die Stunde zahlen wollten. Wie sollte man davon leben? Man müsste alles bei Aldi kaufen können: Billiges Essen gab es ja schon – was fehlte waren Telefon, Heizung, Strom und Wohnung mit Power-Flatrate. Vielleicht würde Aldi bald Autos verkaufen: Den Aldi Fünfhundert, wartungsfrei, ein Liter Sprit auf hundert Kilometer, Reparaturen gratis.
Ich bewarb mich als Automatenaufsteller, als Arbeitshilfe in einer katholischen Pfarrei, rief unzählige Firmen mit Stellen im Lager an, meldete mich beim Hausmeister-Service, bewarb mich als Fahrer bei einer Firma, die Sicherungsdateien einlagerte. Als Gärtner, Putzmann, Tellerwäscher - und vielleicht demnächst als Leichenwäscher. Auf jede Stelle bewarben sich Hunderte; wer über vierzig war, dessen Bewerbung wanderte schnell in den Papierkorb.
An ein Gespräch erinnerte ich mich noch: Es ging um eine Lagerstelle. Jemand hatte ein gutes Wort für mich eingelegt, so dass ich den Chef persönlich erreichen konnte. Ich musste in jener Woche zum dritten Mal anrufen.
„Ja, guten Tag, hier ist Karl-Heinz Semmel noch mal!“
„Semmel?“
„Ja, Sie wollten mir doch Bescheid geben, ob es mit der Stelle klappt. Der Herr Reinhard hat mich empfohlen – er ist ein Schwager, den sie als Lieferanten kennen.“
Ein Moment war Stille, ich hörte nur, wie der Chef atmete.
„Da müsste ich mal mit dem Vorarbeiter sprechen, ob wir jemanden brauchen.“
„Aber Sie wollten doch schon nach unserem ersten Telefonat nachfragen.“
Der Chef seufzte. „Stimmt, Sie haben schon mal angerufen. Tut mir leid, habe im Moment einfach zu viel um die Ohren.“
„Aber ich rufe jetzt schon zum dritten Mal an.“
Er ließ wieder eine Pause, dann fragte er: „Wie alt sind Sie noch mal?“
Bei dieser Frage bekam ich Pickel im Gesicht.
„Bin gerade hundertzwanzig geworden“, antwortete ich, „aber immer noch rüstig.“
Mein Gegenüber holte hörbar Luft. Ich ließ es nicht zu einer Antwort kommen und legte wortlos auf.
Teil 3
Der Tag X war gekommen. Ich hatte die Maschine schon ein paar Mal in der Zeitung angeboten, und jetzt hatte sich jemand gemeldet.
Er fuhr mit dem Bus vor, stieg aus, sah sich das Motorrad an und sagte: „Viertausend - und ich nehm´ sie gleich mit.“
Ich schüttle den Kopf. Vor zwei Jahren hatte ich sieben dafür bezahlt. Die Maschine war äußerlich in einwandfreiem Zustand, und wurde regelmäßig in der Werkstatt gewartet. „Fünfeinhalb! Keinen Heller weniger“, beharrte ich.
Er blickte mich an; ich merkte, wie er fieberhaft überlegte.
„Viereinhalb, mein letztes Wort!“
Ich schüttelte erneut den Kopf.
Später schob er die Maschine zum Bus und stellte sie davor ab. Er öffnete die hinteren Türen, legte eine Schiene an und wir luden die Kawa gemeinsam hinein. Ich sah zu, wie er sie mit einem dicken Seil an der Bordwand befestigte. Mein Herz fühlte sich an, als stecke es in der Unterhose; es rutschte weiter bis zu meinen Fußknöcheln. Der Typ schloss die Türen und gab mir zum Abschied die Hand. Am Ende hatten wir uns auf Vier-Acht geeinigt; er zählte mir das Geld sofort bar auf die Hand. Ich blieb auf der Straße stehen, sah dem Bus nach, bis er um die Ecke bog, wischte mir eine Träne aus dem Gesicht und ging hoch in meine Wohnung.
Eines Morgens trudelte der Bewilligungsbescheid vom Arbeitsamt ein. Auf der Treppe schon, riss ich den Brief auf und starrte auf die Zahl. „Mein Gott!“, sagte ich laut und setzte mich dann erst einmal im Wohnzimmer hin, um den Bescheid noch einmal zu lesen. Wenn ich das Jutta zeige, flippt sie völlig aus. Auf der anderen Seite hatte ich durch den Motorradverkauf jetzt etwas Kohle und sollte sie möglichst gewinnbringend investieren. Aber in was?
Mir fiel eine Bekannte ein, die selbständig allerlei Sachen verkaufte. Früher hatte ich sie manchmal an den Wochenenden auf Flohmärkte begleitet - aus Spaß, weil mir das Verkaufen alter Dinge gefiel. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sie wieder aufzusuchen und die Sache ins Rollen zu bringen.
Zwei Tage später zeigte sie mir stolz ihre Garage. „Ich mache nur noch selten Flohmärkte“, erklärte sie. „Hab mich auf Haushaltsgeräte spezialisiert. Waschmaschinen, Herde, Kühlschränke, Küchenschränke. Das läuft immer und bringt gutes Geld.“
Ich nickte und ging an einer Reihe blitzblank geputzter, funktionstüchtig wirkender Geräte vorbei. Hinten in der Ecke stand ein teils zerlegter Küchenschrank, an dem sie offenbar gerade arbeitete. Die eine Hälfte lag auseinander gebaut auf dem Boden, daneben Putzzeug, Lackdosen, Pinsel und verschiedene Schraubenschlüssel.
Sie sah mich an: „Willst du was kaufen?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Und was führt dich zu mir? Hast dich ja schon ne Weile nicht mehr blicken lassen.“
Ich nickte und sagte: „Ich suche einen Nebenverdienst.“
Sie sah mich erstaunt an: „Wie, nichts mehr mit Spedition?“
Ich verneinte und erzählte ihr, dass man mich wegen Arbeitsmangel entlassen hatte, dass ich Stütze beantragt habe
und mich regelmäßig bewerbe, aber vergeblich.
„Ah verstehe! Und jetzt willst du bei mir einsteigen?“
„Würde das denn gehen?“
Sie legte die Stirn in Falten und schüttelte bedauernd den Kopf.
„Das hier ist nicht so einfach, wie es aussieht. Und es wirft nicht genug ab, dass zwei davon leben könnten.“
„Muss nicht“, antwortete ich, „ich krieg ja noch Stütze – soll wirklich nur ein Nebenverdienst sein. Du könntest mich anlernen, ich bin fix im Kapieren.“
Sie gab mir keine endgültige Antwort, auch dann nicht, als ich ihr das Geld in Aussicht stellte, das ich investieren könnte: zweitausend Euro.
Abends geriet ich mit Jutta in Streit, als sie von der Arbeit heimkam.
Zu meiner neuesten Idee sagte sie: „Fang doch nicht mit so was an, davon kann man doch nicht leben.“
„Wieso nicht?“, entgegnete ich. „Zusammen mit der Stütze reicht es.“
Sie sah mich stirnrunzelnd an: „Das musst du dem Arbeitsamt melden, dann ziehen sie dir so und so viel ab.“
Da war zweifellos etwas dran. Andererseits ging es um meine Existenz, und das Amt musste ja nicht alles wissen.
In der gleichen Woche fuhr ich zur Bank. Sie hatten mir geschrieben, mein Konto sei weit überzogen - als ob ich das nicht wüsste - und angesichts meiner Arbeitslosigkeit könne man das nicht dulden. Nicht zuletzt, weil Arbeitslosengeld nicht pfändbar sei. Der zuständige Sachbearbeiter führte mich in ein Hinterzimmer, setzte sich und zog ein vorbereitetes schriftliches Angebot aus der Schublade. „Am besten legen wir die alten Kreditschulden und die Girokonto-Schulden zusammen“, schlug er vor. Auf den ersten Blick klang das vernünftig. „Dazu müssen wir den alten Kreditvertrag auflösen und einen neuen aufsetzen.“ Er legte ein Blanko-Formular vor mich hin.
„Lesen Sie sich das Angebot durch, dann können wir alles gleich erledigen.“
Ich studierte die Zahlen und die Endsumme, die sich aus dem neuen Vertrag ergeben sollte. Mir wurde ein wenig flau. Der Sachbearbeiter spannte bereits das Formular in die Schreibmaschine, während ich noch rechnete. Sein Bauernfängergrinsen entging mir nicht.
„Kann man das Geld vom überzogenen Konto nicht einfach dem alten Kredit zurechnen?“, fragte ich.
Er sah mich unverständlich an. „Das geht natürlich nicht!“
Ich wollte Zeit gewinnen und zog das Lesen künstlich in die Länge. Die Zahlen, die über mein künftiges Schicksal entschieden, konnte ich nur vage im Kopf überschlagen. Nach einer Weile sagte ich: „Ich nehme das mit nach Hause und lese es in Ruhe.“
Er sah mich an, als hätte ich in der Kirche das Kreuz heruntergerissen. Widerwillig zog er das Formular aus der Maschine.
„Wie Sie wollen, Herr Semmel. Aber zögern Sie nicht zu lange, die Sache duldet keinen Aufschub.“
Ich steckte das Angebot in die Jackentasche, gab ihm die Hand und versprach, mich zu melden.
Zuhause ließ ich den Taschenrechner glühen und stellte fest, dass ich tief in die Tasche greifen müsste, um diesen neuen Deal zu stemmen. Die Zinsen des alten Kredits – mit einer Laufzeit von fünf Jahren - sollte ich fast in voller Höhe abdrücken, obwohl der Vertrag erst zwei Jahre lief. Hinzu kam eine nicht geringe Bearbeitungsprovision und die Zinsen für den neuen Vertrag, der über sieben Jahre laufen sollte. Langsam wurde mir klar: Die Bank verdiente am alten Kredit nahezu das volle Geld, obwohl sie das Darlehen nicht einmal halb so lange gewährt hatte, wie vertraglich vorgesehen. „Tsweinebande!“, hätte ein Onkel von mir gesagt, der ein wenig lispelte. Das merkwürdige Grinsen des Sachbearbeiters konnte ich mir jetzt erklären.
Am nächsten Tag erst rief ich bei der Bank an und verlangte den Sachbearbeiter. Hätte ich am Tag zuvor gleich angerufen, als die volle Wut noch in mir steckte, hätte man mir vermutlich wegen unflätigen Ausdrücken und zu hoher Lautstärke Hausverbot erteilt.
„Aber Herr Semmel...“, begann er am Telefon. „Wie soll das denn werden mit ihren Bankschulden? Wir können ja nicht einmal mehr ihre Daueraufträge erledigen.“
Meine Hand krampfte sich fester um den Hörer.
„Hören Sie“, erwidere ich, „wenn Miete, Strom und Telefon nicht mehr überwiesen werden, lande ich auf der Straße. Und die Rückzahlung der Kreditschulden können Sie dann getrost in den Kamin schreiben.“ Er sog merklich die Luft ein, das war zu hören.
„So schnell geht das nicht mit der Straße. Sie zahlen weiter regelmäßig Ihre Kreditrate und versuchen nach und nach ihr Girokonto auszugleichen. Können wir uns darauf einigen?“
„Können wir“, antwortete ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Vom Geld für das Motorrad erwähnte ich nichts.
Das kam auf kein Konto; das brauchte ich und wollte es nicht in einem Fass ohne Boden versacken lassen.
Teil 4
„Wir fahren zuerst in die Lenaustraße“, sagte Hannelore. Ich nickte und bog nach rechts ab. Wir waren mit ihrem Bus unterwegs, ich fuhr. Hanne saß neben mir und hatte die Seite einer Kleinanzeigen-Zeitung aufgeschlagen, mehrere Anzeigen waren angekreuzt. Die Zeitung hatte sie schon um halb fünf an einer Tankstelle in der Nähe ihrer Wohnung gekauft. Wir mussten sogar noch zehn Minuten auf den Fahrer warten, der sie auslieferte. Jetzt war es kurz nach sieben. Hanne hat ab sechs bereits Leute angerufen, die kostenlose Haushaltsgeräte und Küchen abzugeben hatten. „Manche werden stinkig“, erzählte sie mir zwischen zwei Telefonaten. „Mosern einen an; von wegen, ob man eigentlich wisse, wie viel Uhr es sei.“
An diesem Tag geriet sie jedoch nur an Frühaufsteher. „Man muss die Leute erwischen“, erklärte sie, „bevor sie zur Arbeit gehen.
Ruft man später an, sind die kostenlosen Sachen sämtlich weg.“
Sie faltete die Zeitung zusammen und legte sie vorne auf die Konsole. Dann holte sie Tabak und Papers aus der Jackentasche und drehte sich eine.
„Willste auch?“ Ich verneinte; das Rauchen hatte ich mir abgewöhnt, von einem gelegentlichen Joint einmal abgesehen.
„Mach das Seitenfenster auf“, bat ich sie und sie tat es.
Ich fragte: „Was haben wir denn in der Lenaustraße?“
„Einbauküche! Fünf Jahre alt, aber noch gut in Schuss, wie der Mann am Telefon meinte.“
„Prima!“, jubelte ich.
Hanne zog an der Zigarette und sah mich von der Seite an. „Abwarten, mein Lieber! Manche wollen nur ihren Mist entsorgen.“
Ich nickte und schwieg. In diesem Job war ich der Lehrling, und außerdem war ich heilfroh, dass Hanne es sich anders überlegt und mich angerufen hatte. „Wir probieren es einfach mal“, sagte sie. „Aber freu dich nicht zu früh – wenn die Sache nicht genug abwirft, mach ich das wieder alleine.“
In der Lenaustraße gab es weit und breit keinen Parkplatz, so dass ich in zweiter Reihe stehen blieb. Wir stiegen aus und klingelten. Es dauerte eine Weile, bis der Summer endlich ging – vermutlich war der Typ gerade beim Zähneputzen oder Rasieren. Wir drückten die Tür auf und liefen hoch in den zweiten Stock. Altbau. Es würde nicht einfach sein, die Küche da runter zu bugsieren, überlegte ich. Hanne klingelte oben an der Wohnungstür und ein Mann öffnete, zwar schon in Hosen, ansonsten aber noch im Unterhemd. Mit einem Handtuch wischte er sich den restlichen Rasierschaum ab und sagte: „Kommen Sie rein, ist noch alles aufgebaut.“
Er lief voraus in die Küche, wir folgten. Auf den ersten Blick sah die Sache - für mich jedenfalls - gut aus. Hanne öffnete als erstes die Tür unter der Spüle und prüfte innen die Wände. Billiges Press-Spahn, wie ich später von ihr erfuhr, und aufgequollen. Die Scharniere der Schranktüren waren ausgeleiert. Eine Tür vom Oberschrank fiel regelrecht herunter, als Hanne sie öffnete. Der Lack insgesamt war schon ein gutes Stück von taufrisch entfernt; so etwas verkaufte sich nicht. Auf der Arbeitsplatte waren deutliche Risse und Abschürfungen zu sehen. Der Mann wirkte einigermaßen konsterniert, als Hanne sagte: „Ne, tut mir leid, nicht das, was ich suche.“
„Aber sie ist doch umsonst“, entrüstete er sich, „wer wird denn da noch Ansprüche stellen?“
„Tut mir leid!“, entgegnet Hanne.
Wir waren bereits auf dem Weg zur Tür.
Unten stand eine Politesse neben unserem Bus und hatte ein digitales Eingabegerät in der Hand.
„Wir fahren sofort weg!“, rief ich ihr von weitem zu. Sie sah sich gerade unser Nummernschild an.
Ich lächelte sie freundlich an, als wir bei ihr waren. „Gleich haben wir uns in Luft aufgelöst“, sagte ich, „als wären wir nie da gewesen.“
Sie musterte mich mit Stoneface – dann huschte doch die Andeutung eines Lächelns über ihr Gesicht. Schließlich machte sie eine Handbewegung,
dass wir verschwinden sollten.
In der Schmidtstraße sahen wir uns einen Herd an, der ebenfalls kostenlos war. Hanne befand ihn für gut und ich lief eilig runter zum Bus, um die Sackkarre zu holen. Wir bedanken uns, brachten ihn auf die Schippe und hinaus auf den Gang. Dann holperten wir damit über die Stufen. „Langsam!“, gab Hanne Anweisung. Sie lief vor mir her und hielt das Gerät fest, damit es nicht überkippte. Unten stellten wir das Ding genau vor dem Bus ab. Hanne legte eine Decke auf die Ladepritsche, wir hoben zu zweit hoch, kippten und schoben den Herd hinein. Dann kamen die Türen hinten zu und wir fuhren weiter.
Eine Gefrierkombi holten wir noch ab, die auch in Ordnung war. Die musste aber aufrecht transportiert werden, wegen der Kühlflüssigkeit. Hanne zurrte sie mit einer Kordel an der Seitenwand fest. Dann fuhren wir in die Hafenstraße, um eine weitere Küche anzusehen. Sie war nicht kostenlos, sollte dreihundert kosten. Hanne befand sie für gut, nur der Preis gefiel ihr nicht. Eine Weile ging es zu wie auf einem Basar, als sie mit der Frau verhandelte. Dann kostete die Küche plötzlich nur noch zweihundert. Ich bezahlte von meinem Geld; ich hatte ja zugesagt, mit zweitausend einzusteigen.
Wir bauten sie an Ort und Stelle auseinander - wobei Hanne mir zeigte, wie man das am schnellsten und effektivsten machte. Zuerst wurden die Herdplatte und das Spülbecken abmontiert, dann die gesamte Arbeitsplatte. Schließlich kam der Herd heraus und der Dunstabzug wurde demontiert. Danach hängten wir die Oberschränke ab und schraubten sie auseinander, dann die Unterschränke. Die leichten Teile trugen wir per Hand nach unten; die schweren Sachen kamen auf die Sackkarre. Bis alles soweit war, verging eine gute Stunde.
Hanne saß wieder auf dem Beifahrersitz, als wir zurückfuhren. Sie hatte einen zufriedenen Gesichtsausdruck und drehte sich eine Zigarette. Dann zündete sie den Klimm-Stängel an und nahm einen tiefen ersten Zug. Sie machte das Seitenfenster auf und sagte: „Nicht schlecht, die Ausbeute.“
Ich nickte; auch ich war richtig froh. Vielleicht ein gutes Omen, wenn der erste Tag so lief - ein positiv in die Zukunft weisendes Zeichen. Ich hatte schon halb vergessen, dass ich arbeitslos war.
Wir fuhren direkt zu Hannes Garage und luden den Bus aus, der ordentlich voll geworden war. Nacheinander brachten wir die Geräte und Küchenschrankteile in den hintersten Winkel. Im vorderen Teil standen die verkaufsfertigen Stücke unter Neonlicht. Hinten konnte man einen Vorhang vorziehen, so dass die Werkstatt vor der Kundschaft verborgen blieb. Als wir fertig waren, war es schon etwas nach zwölf.
„Lass uns ne Pizza einfahren“, sagt Hanne. „Und danach fangen wir mit der Arbeit an.“
Ich war einverstanden. Die Pizzeria war nur einen Katzensprung entfernt. Die Pizza war ordentlich, wir tranken beide ein Bier dazu. Hanne rauchte in aller Ruhe noch eine Selbstgedrehte und erklärte dann mit einem Mal: „Pause beendet!“
Wir bezahlten, gingen zurück und stürzten uns kopfüber in die Arbeit. Zuerst bekam ich eine Einweisung, wie man richtig putzt. Erst einweichen mit Schwamm und warmem Putzwasser, in das sie Essigreiniger getan hatte. Dann ein zweiter Durchgang - die hartnäckigen Stellen bearbeitet man mit Ako-Pads und einem Schaber. Für die Chromteile hatte sie ein spezielles Mittel. Der Herd musste innen mit Backofenspray gereinigt werden, und der Kühlschrank wurde innen und außen vollständig gereinigt.
Abends erzählte ich Jutta ganz stolz von meinem ersten Tag.
Wir aßen Kartoffelsalat, Wiener Würstchen mit Senf und Brot und tranken Bier dazu.
„Was sagen die beim Arbeitsamt eigentlich?“, wollte sie wissen. „Haben die keine Arbeit für dich?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Was sollen die schon haben und sagen?“
Auf Bewerbungen hatte ich kaum noch Lust; die Reaktionen kannte ich in- und auswendig.
Man kam sich nur blöd vor, fast fünfzig und nach deren Einschätzung zu alt.
„Willst du dich in dieser Übergangssituation einrichten?“, fragt Jutta und seufzte. „Wir können uns doch nichts mehr leisten, auf so einem Niveau.
Kein neues Auto mehr, das Motorrad ist bereits weg und den jährlichen Sommerurlaub können wir uns auch abschminken.“
Halb entrüstet sah sie mich an: „Darfst du überhaupt Urlaub machen, wenn du beim Arbeitsamt gemeldet bist?“
Ich maß sie mit einem Humphrey Bogart-Blick und erwiderte: „Jetzt leg´ mal ne Pause ein, Mädchen. Klar, darf ich das.
Außerdem hab´ ich noch die Kohle vom Motorradverkauf, das reicht doch für Urlaub.“
„Wird vermutlich unser letzter sein“, sagte sie.
Ich antwortete nicht und machte mir eine weitere Flasche Bier auf. Mein Gott, dachte ich und nippte daran. Geradewegs in die schlimmste Falle getappt, die einem diese Gesellschaft stellen konnte. Mit fast fünfzig den Job verlieren, das kommt einem Exitus gleich. Man findet nichts mehr, wird ins Räderwerk der staatlichen Verwaltungen eingesaugt und dreht sich sinnlos im Kreis. Ich verwarf den Gedanken. Immerhin konnte ich mit Hanne etwas dazuverdienen. Und ich hatte noch etwas Geld auf der Kante vom Motorradverkauf. Ganz so schwarz sah der Himmel nicht aus, obwohl dunkle Wolken aufgezogen waren. Wie lange das mit Jutta noch gut gehen würde - darüber wollte ich an diesem Abend lieber nicht nachdenken.
Teil 5
Es gab da einen Laden etwas außerhalb, in dem noch die alten Sachen gespielt wurden: Ten Years After, The Who, Santana, Rory Gallagher, Jimi Hendrix, die Stones und ähnliches. Der Wirt war selbst ein Freak und noch ein Stück älter als wir. Die Haare trug er immer noch über die Schultern, hatte einen beeindruckenden Bart, und ein deutlicher Bierbauch spannte sein Hemd. Er fuhr eine Harley und stand meist im Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln und einer Lederweste hinterm Tresen.
„Hallo Charlie. Hallo Reiner“, begrüßte er uns.
„Hallo Wolfgang“, antworteten wir wie aus einem Mund.
„Bierchen?“
Wir nicken und setzen uns vor ihm an die Theke. Wolfgang besaß eine riesige Plattensammlung. Zehntausend Stück alleine hier im Thekenraum, die ganze Wand hinter ihm, hoch bis zur Decke mit Regalen voller Vinyl; und in seiner Wohnung sollten noch mehr stehen. CDs mochte er nicht; diese kleinen Silberlinge, wie er sie nannte, würde er niemals auflegen. Im Moment lief gerade Frank Zappa - die dritte Seite von Roxy & Elsewhere. Er zapfte uns zwei Bier, legte Bierdeckel auf den Tresen und stellte die Gläser darauf. Wir dankten mit knappem Nicken und hatten die Gläser sofort am Mund. Samstage sind zum Saufen da - das war früher, als es hier drin noch ziemlich wild zuging, ein geflügeltes Wort. Heute war es gemäßigter, aber noch immer sehr erträglich. Rap, Techno oder Pop spielte hier niemand. Entsprechend war das Publikum in unserem Alter; es kamen aber auch jüngere Leute, die der Atmosphäre etwas abgewinnen konnten.
Ich erzählte meinem Freund Reiner von meinem Job bei Hanne und von einer erfolgreich abgeschlossenen Arbeitswoche.
Er wollte wissen – wie fast jeder mit dem ich sprach, ob ich nicht wieder auf dem richtigen Arbeitsmarkt Fuß fassen wolle.
„Der richtige Arbeitsmarkt? Was soll das sein?“
Reiner sah mich verdutzt an: „Na, so ne richtige Arbeit, da draußen in der Welt.“
Er deutet mit ausgestrecktem Zeigefinger zur Tür.
„So mit morgens früh aufstehen und bis abends schuften, in ´ner offiziellen Firma, mit ´nem Chef und Mitarbeitern und ´ner Lohntüte am Monatsende?“
Ich trank einen Schluck, wischte mir den Schaum vom Mund und fügte hinzu: „Meinst du so etwas?“
Reiner nickte und sah mich an. „Ja, genau.“
„Weißt du, was ich langsam glaube?“, erwiderte ich.
Er schüttelte den Kopf.
„Dass es so eine Arbeit für mich nicht mehr geben wird. Mein Haltbarkeitsdatum ist überschritten - ich bin verdorben für diesen Markt.“
Reiner machte ein obszönes Geräusch mit dem Mund: „Blödsinn!“
Vielleicht sollte ich erwähnen, dass er zehn Jahre jünger war als ich, so wie Jutta, und mit dieser Frage noch nicht konfrontiert. Aber auch ihn konnte es treffen. Und wenn er seinen Job im entscheidenden Moment nicht halten konnte, drohte ihm die gleiche Falle: Erst ein bis zwei Jahre Arbeitslosengeld, dann Harz IV - eine direkte Fahrkarte aufs gesellschaftliche Abstellgleis. Besaß man Immobilien oder Erspartes, musste das erst verbraucht werden, bevor der Staat half. Dann hatte man nichts mehr. Ade, Altersruhe – dann konnte man weiter malochen, bis der Sankt Nimmerleinstag einen zur Beerdigung einlädt. Ich sagte zu Reiner nichts dergleichen; Samstag war schließlich zum Saufen da.
Wolfgang kam mit zwei weiteren Bieren zu uns, die wir bestellt hatten.
„Habt ihr Lust, bei uns zu spielen?“, fing er an. „In zwei Wochen treffen sich unsere Motorradfreunde. Wir stellen ein großes Zelt auf und bauen eine Bühne. Lichtanlage und PA werden von uns gestellt.“
Ich sah Reiner an. Er nickte und sagte zu Wolfgang: „Hört sich erst mal gut an.“
Reiner war Bassist in unserer Band. Ich spielte die Sologitarre und sang. Desweiteren gab es einen Keyboarder und einen Schlagzeuger.
Wir nannten uns Heart to Roll und waren in der Gegend bekannt genug, dass wir hin und wieder einen Gig ergattern konnten - so wie jetzt bei Wolfgang.
„Wie viele Leute kommen denn?“, fragte ich.
Wolfgang überlegte: „Wir rechnen mit drei bis fünfhundert.“
Reiner und ich machten große Augen.
„Drei Motorradclubs insgesamt, die sich die Kosten teilen“, fügte Wolfgang hinzu.
Er räusperte sich und sagte: „Sind auch viele andere Leute eingeladen, die kein Motorrad fahren, aber gut drauf sind.
Musik, wie ihr sie macht, wäre da genau richtig.“
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