Einsam auf der Welt

Sturm

Mitglied
Dunkle Wolkenwellen brechen über mir zusammen und ergießen sich in gleißendem Licht zu ohrenbetäubenden Donnern. Die Gräsermeere wiegen sich gleichmäßig dazu hin und her. Kein Ton wird gesprochen, die Welt schläft unter dem unruhigen Meer. Meine Füße wühlen sich in die weiche Erde aus Kiefernnadeln und grauen Steinen. Vor und hinter mir gabeln sich die Wege. Und hier, mitten im Wald, umgeben von schlafenden Riesen fühle ich mich sicher. Obwohl tausend Stimmen auf mich einreden höre ich nicht zu. Immer mehr kommt der Traum wahr vor und die Wirklichkeit falsch.
Seltsam, dieser Moment zwischen Entfremdung und Verständnis. Eine einzelne Träne bahnt sich langsam seinen Weg.
Ich bete. Ich fühle mich einsam auf der Welt.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 22242

Gast
Hallo Sturm,
ich finde die Grundidee und die Stimmung die du hier beschreibst gut.
Es klingt als wandle der Protagonist einsam durch eine postapokalyptische Welt.
Die Umsetzung finde ich handwerklich leider sehr ungeschickt.

In der ersten Zeile müssten die Wolkenwellen m.E. über mir und nicht über mich zusammenbrechen.


und ergießen sich in gleißendes Licht zu ohrenbetäubenden Donnern
dieser Abschnitt macht im Anschluss leider gar keinen Sinn für mich. Wie können sich Wolken in Licht ergießen das dann zu Donner wird?
Ich könnte mir einen Satz vorstellen wie:

Dunkle Wolkenwellen brechen über mir zusammen, werden durchbrochen von Licht und sterben mit ohrenbetäubendem Donner.

…oder ähnlich, aber so würde es für mich mehr Sinn machen.


Meine Füße wühlen sich in die komisch weiche Erde aus Kiefernnadeln und kleinen grauen Steinen.
Auch hier macht es nicht wirklich Sinn in meinen Augen. Entweder sie wühlen sich in Erde oder in einen komischen Boden aus Kiefernnadeln und kleinen grauen Steinen.
Und weich dürfte der Boden dann ja auch nicht sein.
Ich würde hier auch noch ein bisschen kürzen.
Zum Beispiel:
Meine Füße wühlen sich in den Boden aus Kiefernnadeln und kleinen grauen Steinen.


Vor mir und hinter mir gabeln sich die Wege.
Hier würde ich das erste „mir“ weglassen.


Ich spüre eine einzelne Träne langsam sich seinen Weg bahnen.
Dieser Satz ist sehr umständlich und dadurch nicht sehr schön zu lesen.
Wie wäre es mit:

„Eine Träne bahnt sich ihren Weg.“
oder
„Ich spüre wie sich eine Träne ihren Weg bahnt.“


Den Ansatz des Textes finde ich sehr gut! Sonst hätte ich das hier alles nicht geschrieben.
Damit: 4 Sterne und einen Abzug fürs Handwerk, macht 3.

Viele Grüße,
Tommy
 

Sturm

Mitglied
Hallo Tommy,
Danke erstmal für deine ganzen Verständnis-Berichtigungen, ich weiß auch nicht, was da schief gegangen ist haha.
Bei der ersten Zeile würde ich dir allerdings nicht zustimmen, da es mit dem Donnern sich ins gleißende Licht ergießt. Vielleicht ist es dort nicht so klar geworden.
Aber, wenn du auf Kiefernnadeln läufst, ist es dann kein weicher Boden für dich?
Auf jeden Fall vielen Dank für deine ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Text
Lg
 

GerRey

Mitglied
Hallo Sturm!
Hallo Tommy!

Als Surrealist denke ich, dass wir - trotz all der Bemühungen um Klarheit und des guten Willens - nicht in einem Deutschkurs sind, wo es in erster Linie auf korrekte Grammatik oder Rechtschreibung ankommt. Auch die Schönheit der Sprache ist in einem Monolog - und als solchen habe ich den Sturm-Text gelesen - zweitrangig, da das Interesse am Wesen und seinem Klang im Vordergrund steht - was ich - noch vor allem Handwerk! - als künstlerischen Prozess verstehe. Und wenn hier so kleine Irritationen den Eindruck verstärken, macht mich das eher neugierig. So bahnt sich die Träne nicht ihren Weg, sondern "seinen". Das kann man als Fehler sehen - aber vielleicht denkt sie an ihn - an seinen Weg -, eine Kammer tiefer im Unbewussten? Sie ertappt sich dabei, kommt auf die Spur... Wohin kann diese Dramatik führen?

"Vor mir und hinter mir" mag vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein - aber es ist auch eine Verschnaufpause in all den Weggabelungen!

Trotzdem muss ich fragen:

Sturm, wo willst Du mit Deinen Texten, die wie elegische Momentaufnahmen wirken, hin? Vielleicht stecken dazwischen bereits erzählbare Verbindungen?

Gruß

GerRey
 

Sturm

Mitglied
Hallo GerRey,
Vielen Dank für deine Nachricht. Ich bin auch der Meinung, dass die Aussagen und die Kunst des Textes im Vordergrund stehen.
Nun zu deiner Frage, ich schreibe immer sofort alles auf, was ich selbst erlebt habe, allerdings denke ich oft schon in der Form, wie meine Texte geschrieben sind. Daher würde ich sagen, dass meine Texte schon gewisse Ausschnitte aus meinem leben sind, da sie ja meinen Gedanken entpringen.
Lg
 

GerRey

Mitglied
Sturm,

ich dachte es mir schon so, wie Du es jetzt bestätigt hast. Ich wünsche Dir weiterhin Alles Gute dafür, und bin schon neugierig, was da noch kommt.

Gruß
GerRey
 
G

Gelöschtes Mitglied 22242

Gast
Danke auch von mir für die Erläuterungen.
Wie gesagt, ich mag deine Ideen gern, Sturm, bin dann aber aufgrund meiner Liebe zu schnörkelloser Grammatik vielleicht nicht ganz das richtige Publikum ;-).
Deine Stories werde ich sicher trotzdem weiter lesen :)
 



 
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