Wie Blattgold spiegelt sich die Sonne im wolkendurchzogenen Blaubraun der Elbe. Tropfen für Tropfen fallen von der Brüstung an der sie steht ins Wasser. Der türkise Turm des Michels schräg hinter ihr, das Wahrzeichen ihrer Stadt. Nun allerdings scheint er ihr wie ein erhobener Zeigefinger, vorwurfvoll, hart und grün, nicht türkis. Ironisch lächelnd. Kalt. Und auch die Landungsbrücken haben sich in ihren Augen verändert. Nicht mehr einfach ein typischer Ort ihrer Stadt. Ihr Ort. Sein Ort. Zwei Jahre her? Wie die Zeit vergeht. Im Himmel fliegen weiße Schäfchenwolken träge an der Sonne vorbei, im Wasser auch... wie Fische. Groß und weiß. Gefährlich. Ob die Fische sehen was sich an Land abspielt, gibt es im Hafen überhaupt welche? Wenn sie sich vornüber beugt, kann sie sehen wie Tropfen für Tropfen das Blattgold zerstören. Träne für Träne wird das Wasser salziger. Traum für Traum dunkler. In den Wolken seine Augen fast verblaßt, doch die Farbe unverkennbar, blaubraun. Mit Goldsplittern. Wetteraugen, Elbefarben. Auf der Brüstung steht etwas. Wasserfest. Ihr Name. Sein Name. Ein Datum. Sie streichelt über den Schriftzug. Der Michel lacht. Langsam geht sie runter auf die leise schwingenden Pontons. Es scheint als ginge sie in Zeitlupe und alles drehe sich um sie herum, sie reist jetzt. Schwimmt gegen den Strom, läßt die Elbe zurückspulen, Welle für Welle rauscht vorbei, rückwärts, immer weiter. Heute vor zwei Jahren....
Tropfen um Tropfen fallen in die Elbe. Grau. Grauer Himmel, graubrauner Fluß, braune Pontons laut quietschend, heftig schaukelnd. Giftwolken nannte er es. Kein Fleckchen blau am Himmel. „Der Hafen“ sagt sie präsentierend, stolz. „Schade nur, dass es regnet.“ „Einen schönen Tag wünsche ich!“ raunen die Wellen vom Wind aufgepeitscht. „Der Hafen“ wiederholt sie lächelnd. Er hört zu. Alle Menschen haben rote Nasen, allen ist kalt hier unten am Wasser. Jeder versucht so schnell wie möglich ins Haus zu gelangen. Alle laufen. Nur drei Menschen eilen nicht. Der Mann mit den Hafenrundfahrten, der im Regen steht und schreit: „Große Hafenrundfahrt, meine Damen und Herren große Hafenrundfahrt!“ Und zwei Menschen über denen die Sonne scheint, die am Wasser entlang schweben, schweigend, verlegen. Denn sie sehen sich heute zum ersten Mal. Gehen den Holzweg. Hinauf zur Brüstung. Lehnen sich über die Brüstung und die Sonne, die nur über ihnen scheint, bricht sich wie Blattgold in den eilig raunenden braungrauen Wellen. Sie sieht ihn an. Sieht die Elbe in seinen Augen. Graubraun, Goldsplitter. Wetteraugen, Elbefarben. Sie lächelt, der Michel schräg hinter ihnen. Das Wahrzeichen ihrer Stadt. Die türkise Turmspitze vermittelt ihr ein heimeliges Gefühl. Und in der warmen Sonne über ihnen, im strömenden Regen um sie herum, abseits der Menschen die schubsend in die U-Bahn drängeln, am Rande der Elbe, über den Landungsbrücken, in der Nähe des Wahrzeichens, während ihres heimeligen Gefühles, heute vor zwei Jahren küssen sie sich... und die Wellen rauschen voran, immer schneller immer weiter bis...
Heute nach zwei Jahren steht sie an dem Ort an dem sie sich küßten fühlt sich vom Michel verhöhnt und verflucht die Sonne weil sie scheint. Und wie vor zwei Jahren, der selbe Mann, der selbe Ruf „Große Hafenrundfahrt, meine Damen und Herren, große Hafenrundfahrt!“ als wäre nichts geschehen, als wäre heute nicht alles anders. Das Wasser der Elbe fließt geradeaus, in die Zukunft, immer weiter. Und so sehr sie das Glitzern im Wassers bittet, es wird nicht verschwinden, so sehr sie fleht, die Wellen spulen nicht mehr zurück. Ach, wenn sie wüßte...denn...
Heute vor einem Jahr, steigt er aus dem Taxi. Die Sonne bricht sich glitzernd im sanft wiegenden Wasser, und eine Träne nach der anderen kann er nicht halten. Hamburg. Nicht mehr fremd. Diese Stadt ist Seine geworden. Seine Elbe, ein Geschenk von ihr. Die Wellen formen sich zu ihren Augen. Sommerhimmelblau. Dieser Tag ist wie sie. Wie Sommer. Warm, duftend, zart und blau. Und doch ist er anders, und um zu wissen was fehlt, befiehlt er den Wellen ihn zurück zu tragen, an diesen Ort, zu ihr zurück...
Heute vor zwei Jahren ist ihm kalt, doch der Sommer geht neben ihm und greift nach seiner Hand. Menschen, Schirme, alle mit griesgrämigen Gesichtern, er kann sie nicht verstehen. Heute vor zwei Jahren scheinen ihm selbst die Giftwolken zart, die peitschenden Wellen rufen ihm zu: „Alles wird gut! Hab nur Mut!“ Ihre zarte Stimme kaum hörbar im Wind, er versteht nicht was sie sagt, und doch sieht er ihre Lippen während sie spricht, ein Farbfleck im tiefen grau. Er sieht ihre Augen, und Wolken darin. Sommerhimmelaugen. Dann steht er an der Brüstung, inmitten des tiefen Graus, in dieser Stadt die er, heute vor zwei Jahren, noch nicht kennt, inmitten der Schirme und düster blickenden Gesichter, und küßt den Sommer. Dann reißen ihn die Wellen mit und er kann nichts tun wird zurück getragen und...
Heute vor einem Jahr steigt er in das Taxi. Er hatte gehofft sie sei vielleicht auch hier, doch nun muß er der Realität in die Augen sehen, er fährt den weiten Weg nach Haus, und weiß sie denkt nicht mehr an ihn... Ein letzter Blick auf die Elbe...
Heute, nach zwei Jahren steht der Alte Mann zum dreißigsten Mal an diesem Datum hier am Hafen, wie jeden Tag. Dreißig Jahre lang. Dreißig Jahre Elbe, neunundzwanzig Sommer, dreißig Winter. Nur heute, heute nach zwei Jahren hat er zum ersten Mal in seiner Arbeitszeit einen Frosch im Hals. Denn Jahr für Jahr sah er Menschen an sich vorübereilen. Verschwimmend, wie ein grauer Fluß. Grauer, öder Strom der Zeit. Heute vor zwei Jahren aber, sah er zwei Schwimmer, die scheinbar zeitlos an der Brüstung standen. Immer wieder kamen sie her. Jeden Monat. Dann nicht mehr. Heute vor einem Jahr sah er ihn. Allein. Weinend. Heute nach zwei Jahren, sieht er sie. Allein. Weinend. Er wischt sich eine kleine Träne von der wettergegerbten Wange und seufzt. Er wünscht sich er könnte die Zeit zurückdrehen...
„Große Hafenrundfahrt, meine Damen und Herren, große Hafenrundfahrt!“
Tropfen um Tropfen fallen in die Elbe. Grau. Grauer Himmel, graubrauner Fluß, braune Pontons laut quietschend, heftig schaukelnd. Giftwolken nannte er es. Kein Fleckchen blau am Himmel. „Der Hafen“ sagt sie präsentierend, stolz. „Schade nur, dass es regnet.“ „Einen schönen Tag wünsche ich!“ raunen die Wellen vom Wind aufgepeitscht. „Der Hafen“ wiederholt sie lächelnd. Er hört zu. Alle Menschen haben rote Nasen, allen ist kalt hier unten am Wasser. Jeder versucht so schnell wie möglich ins Haus zu gelangen. Alle laufen. Nur drei Menschen eilen nicht. Der Mann mit den Hafenrundfahrten, der im Regen steht und schreit: „Große Hafenrundfahrt, meine Damen und Herren große Hafenrundfahrt!“ Und zwei Menschen über denen die Sonne scheint, die am Wasser entlang schweben, schweigend, verlegen. Denn sie sehen sich heute zum ersten Mal. Gehen den Holzweg. Hinauf zur Brüstung. Lehnen sich über die Brüstung und die Sonne, die nur über ihnen scheint, bricht sich wie Blattgold in den eilig raunenden braungrauen Wellen. Sie sieht ihn an. Sieht die Elbe in seinen Augen. Graubraun, Goldsplitter. Wetteraugen, Elbefarben. Sie lächelt, der Michel schräg hinter ihnen. Das Wahrzeichen ihrer Stadt. Die türkise Turmspitze vermittelt ihr ein heimeliges Gefühl. Und in der warmen Sonne über ihnen, im strömenden Regen um sie herum, abseits der Menschen die schubsend in die U-Bahn drängeln, am Rande der Elbe, über den Landungsbrücken, in der Nähe des Wahrzeichens, während ihres heimeligen Gefühles, heute vor zwei Jahren küssen sie sich... und die Wellen rauschen voran, immer schneller immer weiter bis...
Heute nach zwei Jahren steht sie an dem Ort an dem sie sich küßten fühlt sich vom Michel verhöhnt und verflucht die Sonne weil sie scheint. Und wie vor zwei Jahren, der selbe Mann, der selbe Ruf „Große Hafenrundfahrt, meine Damen und Herren, große Hafenrundfahrt!“ als wäre nichts geschehen, als wäre heute nicht alles anders. Das Wasser der Elbe fließt geradeaus, in die Zukunft, immer weiter. Und so sehr sie das Glitzern im Wassers bittet, es wird nicht verschwinden, so sehr sie fleht, die Wellen spulen nicht mehr zurück. Ach, wenn sie wüßte...denn...
Heute vor einem Jahr, steigt er aus dem Taxi. Die Sonne bricht sich glitzernd im sanft wiegenden Wasser, und eine Träne nach der anderen kann er nicht halten. Hamburg. Nicht mehr fremd. Diese Stadt ist Seine geworden. Seine Elbe, ein Geschenk von ihr. Die Wellen formen sich zu ihren Augen. Sommerhimmelblau. Dieser Tag ist wie sie. Wie Sommer. Warm, duftend, zart und blau. Und doch ist er anders, und um zu wissen was fehlt, befiehlt er den Wellen ihn zurück zu tragen, an diesen Ort, zu ihr zurück...
Heute vor zwei Jahren ist ihm kalt, doch der Sommer geht neben ihm und greift nach seiner Hand. Menschen, Schirme, alle mit griesgrämigen Gesichtern, er kann sie nicht verstehen. Heute vor zwei Jahren scheinen ihm selbst die Giftwolken zart, die peitschenden Wellen rufen ihm zu: „Alles wird gut! Hab nur Mut!“ Ihre zarte Stimme kaum hörbar im Wind, er versteht nicht was sie sagt, und doch sieht er ihre Lippen während sie spricht, ein Farbfleck im tiefen grau. Er sieht ihre Augen, und Wolken darin. Sommerhimmelaugen. Dann steht er an der Brüstung, inmitten des tiefen Graus, in dieser Stadt die er, heute vor zwei Jahren, noch nicht kennt, inmitten der Schirme und düster blickenden Gesichter, und küßt den Sommer. Dann reißen ihn die Wellen mit und er kann nichts tun wird zurück getragen und...
Heute vor einem Jahr steigt er in das Taxi. Er hatte gehofft sie sei vielleicht auch hier, doch nun muß er der Realität in die Augen sehen, er fährt den weiten Weg nach Haus, und weiß sie denkt nicht mehr an ihn... Ein letzter Blick auf die Elbe...
Heute, nach zwei Jahren steht der Alte Mann zum dreißigsten Mal an diesem Datum hier am Hafen, wie jeden Tag. Dreißig Jahre lang. Dreißig Jahre Elbe, neunundzwanzig Sommer, dreißig Winter. Nur heute, heute nach zwei Jahren hat er zum ersten Mal in seiner Arbeitszeit einen Frosch im Hals. Denn Jahr für Jahr sah er Menschen an sich vorübereilen. Verschwimmend, wie ein grauer Fluß. Grauer, öder Strom der Zeit. Heute vor zwei Jahren aber, sah er zwei Schwimmer, die scheinbar zeitlos an der Brüstung standen. Immer wieder kamen sie her. Jeden Monat. Dann nicht mehr. Heute vor einem Jahr sah er ihn. Allein. Weinend. Heute nach zwei Jahren, sieht er sie. Allein. Weinend. Er wischt sich eine kleine Träne von der wettergegerbten Wange und seufzt. Er wünscht sich er könnte die Zeit zurückdrehen...
„Große Hafenrundfahrt, meine Damen und Herren, große Hafenrundfahrt!“