Email an einen SM-Meister:

Hera Klit

Mitglied
Email an einen SM-Meister:

Hallo, verehrter Meister,

als ich zu Dir kam, war ich nur ein Stück ruchlosen Drecks, das die ewige Verdammnis
im Höllenschlund verdiente, doch Deine kundigen Erniedrigungen erhoben mich in den schimmernden Zenit meines übermenschlichen Soseins.

Nichts war ich mehr und nichts blieb von dem Kainsmal, der Eitelkeit und dem Terror des allduldenden Trosthumanismus der Mildtätigen und Allesverstehenden.

Ein staubwühlender, unwerter Ekelengerling sich windend in schamlos gezeigtem Selbstmitleid, nicht bereit und Willens, die Illusionen des erdenschweren Daseins abzustreifen wie einen quälend beengenden Kokon aus Morast und Unrat.

Unter Deiner segnend erbarmungslosen Hand wurden meine steinernen Trutzwälle zu vollmundigen Schamlippen meiner unbefleckten Empfängnis und mein stahlglänzender Harnisch zu flitternd läppischem tränennassem Stanniol.

Deine fleischschneidende sinnerleuchtende Peitsche schlug bald die eisigsten Funken aus meiner klammen Seele und entbrannte das Unaussprechliche und Ewige und Körperüberdauernde in mir.

Wie ein brennender Busch loderte ich unter Deinen großzügig gegebenen Folterungen, und mein alles umspannender Hass wurde zur inniglichsten astralen Welten- und Menschenliebe.

Und die Gebenedeite lächelte mich an vom hohen Gewölbe und die Jungfrau sah auf mich herab wie auf einen Gleichwertigen und einen Erlösungswürdigen, denn ich wollte empfangen.

Ich empfing im tiefsten Grottenschlund unter dem Druck der zwängenden Klammern jenseits der bürgerlichen, geheuchelten Schammoral und das Tier sechshundertsechsundsechzig schlug jaulend den Takt dazu.

Deine blutstauenden Zangen und Spangen trieben mich in den kristallinen Spalt der Zeit, den wir Nun nennen, der aber gänzlich in die Dauer der Ewigkeit gekleidet ist.

Deine atemhemmenden Würgestricke und Knebelkordel holten mein falsches Ego heraus aus seinem konditionierten engmaschigen Käfigpanzer.

Dank Deiner Klemmschrauben und Preßbolzen und sengenden Eisenhaken schaute ich in schluchtenhohe Tiefen und Klüfte und trank den bittersüßen Most der Menschwerdung.

Der heiterernste Wein meines vergossenen Blutes netzte die störrischen Stangen meines Kreuzes und an keinem Ort der Welt hätte ich mich nun lieber befunden.

Dann verließ ich den liebevoll geschundenen Körper und ging auf die Seelenfahrt zur chymischen Hochzeit mit dem tausendgestaltigen attributlosen Nichts.

Wenn es dir Recht ist Meister, hätte ich am nächsten Dienstag um halb vier wieder Zeit.

Ergebenst mit tief empfundenem Dank für deine nicht nachlassende mildtätige Grausamkeit.


Dein unwerter Wurm
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Hera,
an diesem Text stört mich ehrlich gesagt, dass er auf der Stelle tritt. Viele Formulierungen finde ich durchaus originell und ich tippe, dass du auch hier die übertriebene Sprache als gewolltes Stilmittel einsetzt. Aber fast alle Absätze erzählen immer wieder das Gleiche, nur in abgewandelten Bildern: "Dem Wurm hat die Behandlung durch den Meister gefallen." Das verliert für den Leser schnell den Reiz.
Du könntest versuchen, dem Wurm beim Schreiben eine innere Entwicklung durchlaufen zu lassen. Vielleicht macht er am Anfang des Briefes dem Meister noch Vorhaltungen, fängt quasi mit einem Beschwerdebrief an. Erst bei Schreiben wird ihm dann bewusst, wie sehr es ihm gefallen hat. Dann hättest du als Handlung, wie seine bürgerliche Moral zerbröselt.

Schreibt man E-Mail

Viele Grüße
lietzensee
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera,
an diesem Text stört mich ehrlich gesagt, dass er auf der Stelle tritt. Viele Formulierungen finde ich durchaus originell und ich tippe, dass du auch hier die übertriebene Sprache als gewolltes Stilmittel einsetzt. Aber fast alle Absätze erzählen immer wieder das Gleiche, nur in abgewandelten Bildern: "Dem Wurm hat die Behandlung durch den Meister gefallen." Das verliert für den Leser schnell den Reiz.
Du könntest versuchen, dem Wurm beim Schreiben eine innere Entwicklung durchlaufen zu lassen. Vielleicht macht er am Anfang des Briefes dem Meister noch Vorhaltungen, fängt quasi mit einem Beschwerdebrief an. Erst bei Schreiben wird ihm dann bewusst, wie sehr es ihm gefallen hat. Dann hättest du als Handlung, wie seine bürgerliche Moral zerbröselt.


Schreibt man E-Mail

Viele Grüße
lietzensee
Vielen Dank, lieber Lietzensee.

Natürlich habe ich die hymnische Sprache als ein Stilmittel eingesetzt,
denn ich wollte der Erhabenheit der Situation gerecht werden.
Ein ordentlicher Bürger sieht dies bestimmt anders, aber ordentliche
Bürger sehen ja auch vieles gar nicht.

Ich sehe schon eine Entwicklung des Protagonisten.
Am Anfang fühlt er sich wie ein Stück Dreck und am Ende erreicht er die Erleuchtung.
Also, mehr geht kaum, denke ich.

Liebe Grüße
Hera
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Hera,
gern geschehen. Die Sicht eines ordentlichen Bürgers kann ich auch nicht genau einschätzen. Aber hier passt die Sprache für mich gut zur Situation und dem Sprecher. Wie geschrieben, du drechselst da ein paar schöne Formulierungen.

Eine Entwicklung des Prot war für mich nicht erkennbar, sorry. Gleich der erste Absatz:
als ich zu Dir kam, war ich nur ein Stück ruchlosen Drecks, das die ewige Verdammnis
im Höllenschlund verdiente, doch Deine kundigen Erniedrigungen erhoben mich in den schimmernden Zenit meines übermenschlichen Soseins.
Hier schreibst du, dass er den Zenit erreicht hat. Ich sehe nicht, dass sich dieser Zustand im restlichen Text noch entwickeln würde.

Alternativ zu einer Entwicklung würde ich den Text deutlich kürzen. Auch dann wäre er für den Leser besser verdaulich.

Viele Grüße
lietzensee
 

Hera Klit

Mitglied
Hallo Hera,
gern geschehen. Die Sicht eines ordentlichen Bürgers kann ich auch nicht genau einschätzen. Aber hier passt die Sprache für mich gut zur Situation und dem Sprecher. Wie geschrieben, du drechselst da ein paar schöne Formulierungen.

Eine Entwicklung des Prot war für mich nicht erkennbar, sorry. Gleich der erste Absatz:

Hier schreibst du, dass er den Zenit erreicht hat. Ich sehe nicht, dass sich dieser Zustand im restlichen Text noch entwickeln würde.

Alternativ zu einer Entwicklung würde ich den Text deutlich kürzen. Auch dann wäre er für den Leser besser verdaulich.

Viele Grüße
lietzensee
Danke, aber wie sagte schon Willi Brandt, "Ich kann das nicht sehen, Herr Stoltenberg."
 



 
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