Emil und seine Oma

Emil und seine Oma*

Karl trifft auf Emil in der Stadt
in großer Eile, die er hat.
Er fragt ihn, „Was ist mit dir los?“
Darauf sagt Emil stotternd bloß,
„Mann, gestern Abend gegen zehn,
wollt’ ich nach meiner Oma seh’n,
da lag sie tot im Bett, verstorben,
hat mir den halben Tag verdorben.
Bin auf dem Weg zur Pietät,
denn gestern war es schon zu spät.“

„Das kann nicht sein,“ sagt Karl indessen,
„am Fenster hat sie doch gesessen,
heut früh bin ich beim Brötchen kaufen
an ihrem Haus vorbei gelaufen,
hab’ sie am Fenster doch geseh’n,
sag’ mir, wie kann man das versteh’n.“

„Ach“, sagt da Emil, „ich hab Sorgen,
die neue Rente gibt’s erst morgen,
drum habe ich zu guter Letzt
ans Fenster sie noch mal gesetzt.“

Heidenau, den 22. 10. 2012

*Quelle unbekannt