Empfindungslos

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Ich lag mit dem Rücken auf der Matratze eines kaputten Bettes in einem alten, zerfallenen Haus. Seit den letzten Tagen der Menschenherrschaft auf diesem Planeten, waren diese Orte Verstecke für die letzten Überlebenden. Das Haus stand als einer der wenigen Schlupfwinkel dieses Vorortes noch in seinen Grundmauern, dabei fehlte allerdings eine komplette Seite. Es war also nach Süden hin offen.
Meine Verfolger näherten sich mit ihrer schweren, hochtechnischen Bewaffnung aus nördlicher Richtung, den umliegenden Ruinen. Ich konnte sie aus einem Fenster des Hauses gut und unerkannt beobachten, wie sie hinter Felsen und Bauwerkresten nachsahen, ob sich meine Wenigkeit dort versteckt hielt. Erschöpft ließ ich mich wieder auf die Matratze fallen.

Vor zwei Stunden begann mein Auftrag. Mit vier Begleitern versuchte ich einen kleinen Stützpunkt der Fremden einzunehmen. Es waren mehr von unseren Feinden dort, als wir erwartet hatten. Einige hatten sogar sehr starke Waffen und schlugen uns damit in die Flucht. Anstatt einen gelungenen Anschlag auf ihre Militärische Taktik durchzuführen, wurden wir nun verfolgt und gerieten in ihre Fadenkreuze. Die Freaks aus dem All erledigten alle meine vier Begleiter. Schon auf ihrem Gelände zerschossen sie mit ihren Strahlern den Torso von Hank entzwei. Darauf folgte der Kopf von Linda, der ebenso von einem starken Geschütz getroffen wurde. Auf der Flucht aktivierte Scott eine ihrer Laserminen. Er stieg auf ihren zentralen Auslöser, als er gerade dabei war, einen Hang hinaufzulaufen. Der Rückschlag schleuderte ihn wieder tief den Hang hinab. Ich dachte, wenn er überlebt haben sollte, würden ihm die Aliens in unserem Rücken endgültig den Rest geben. Dann suchte ich Unterschlupf in den Überresten eines Vororts, einer ehemaligen überbevölkerten Metropole.

Dann waren meine Feinde hier. Sie suchten die aufgerissene Straße direkt vor dem Haus ab. Ich konnte sie dabei durch das Fenster beobachten. Sie sind hässlich bucklig und behaart. Dennoch haben sie eine irgendwie charismatische Ausstrahlung, auch wenn ihre Gesichter ebenso komplett behaart sind. Man kann keine Gefühlszüge darin erkennen. Ob sie wütend sind, ängstlich, konzentriert. Man weiß es nicht.
Dann erkannten sie, dass der Eingang des Hauses von Außen verrammelt war. Der Vorbesitzer dachte wohl, nach der Evakuierung würde er nach einem Sieg der Menschen wieder hierher zurückkommen. Die Bomben der Feinde waren aber zu stark und die Menschen fügten sich ihrem Schicksal, die Verlierer zu sein. Ich bin jedenfalls von hinten in das Versteck hereingeklettert.
Eben als sie dabei waren nach erfolgloser Suche wieder abzuziehen, warf ich mich ein weiteres mal in das Bett. Dieses Mal jedoch, krachte der Boden darunter weg und das Bett schlug unbequem mit mir im Erdgeschoss des Gebäudes ein. Die Soldaten wurden aufmerksam und schlichen sich schnell, mit entsicherten Waffen ein weiteres Mal auf das Haus zu.
Ich mußte schnell reagieren, rollte mich von dem inzwischen total zertrümmerten Bett, zog meine beiden altmodischen aber vollautomatisch nachladenden Projektilkanonen, schleuderte meinen Körper durch eine lose Mauer des Erdgeschosses und landete im Hinterhof, gleich neben einem hohen Zaun aus Draht. Als ich mich liegend auf die andere Seite drehte, erkannte ich einen dieser Alienfreaks, etwa vier Meter von mir entfernt, der gelähmt auf mich herabsah. Mit meinen beiden identischen Waffen schoß ich ihm in sekundenschnelle die Munition in seinen Körper. Mit einem Stöhnen sank er samt seinem schweren Gewehr nach hinten herab auf den staubigen Boden. Ich fragte mich, ob er wohl überrascht war. Sein emotionsloses Gesicht gab nunmal keine Aussage.
Von meiner Position aus rannte ich hinter eine weitere Ruine, wenige Meter entfernt und suchte dort neuen Schutz. Rechts davon lag die Straße. Dort tummelten sich drei meiner Gegner auf verschiedenen Distanzen. Links lag der Leichnam meines Opfers in dem Hinterhof und es tauchten weitere zwei Soldaten auf um sich das Geschehnis anzusehen.
Dann reagierte ich schnell. Ich lud die beiden Magazine der Kanonen, sprang nach links aus meiner Deckung, feuerte aus allen Rohren auf die beiden Gegner, die noch auf den toten Kameraden konzentriert waren und beobachtete wie sie sich zu ihm dazugesellten. Dann rannte ich wieder hinter meinen Schutz, warf mich aber gleichzeitig noch nach rechts heraus und schoss im Flug viele gefährliche, kleine Projektile zu den drei Feinden. Einer wurde erst am Bein und anschließend in der Brust erwischt, ein weiterer empfing eine Kugel direkt in den Kopf und der dritte kam mit einer Verwundung am rechten Arm davon.
Genau dieser war jetzt mein Problem. Denn die leeren Magazine meiner beiden automatischen Handfeuerwaffen verriegelten jeglichen Gebrauch. Mit blutendem rechten Arm hielt der letzte Überlebende des Spürtrupps sein großes chromfarbenes Gewehr auf meine im Dreck liegende Gestalt. Resignierend ließ ich meine beiden Waffen in den Staub fallen und wartete auf das Ende.
Als es soweit sein sollte, ertönte ein lauter Knall. Ein Geschoß durchschlug den dicken Hals meines Vollstreckers. Es drang rechts ein, trat links wieder aus und schmetterte weiter nach nirgendwo. Mit schreckhaft offenen Augen und einem quälenden Laut fiel der starke, bucklige Krieger nach vorne auf die harte Asphaltstraße und verteilte sein Blut darauf. Ich stand vom Boden auf. Ehe ich in die Richtung sah, aus der der rettende Angriff kam, mußte ich kurz über die Reaktion des Gefallenen nachdenken. Hatte er tatsächlich eine sichtbare Emotion gezeigt. Überrascht vom eigenen Tod, in der Situation des eigentlichen Sieges.
Als schließlich Scott in mein Blickfeld geriet, sah ich ihn stark verwundet und blutend mit einem rauchenden Colt in der Hand. Ich blieb gedankenlos bei seinem Anblick. Wir sahen uns beide gefühllos an.
 



 
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