endlich ruhe

Perry

Mitglied
endlich ruhe

stehend zu schweigen kann ein protest sein
wenn die worte im kehlkopf stecken bleiben
verlässt kein laut mehr die gespitzten lippen

im sitzen lehnt sich lautloses entspannt zurück
es blockt mit verschränkten armen alles ab
was die ohren anderer nicht erreichen soll

liegend zu verstummen ist dem sterben nahe
ohne große worte einfach aufhören zu atmen
halten wir einander fest bist du teil der stille
 

van Geoffrey

Mitglied
Gedanken über das Schweigen.

"liegend zu verstummen ist dem sterben nahe" - finde ich schön gesagt.

Auch "halten wir einander fest bist du teil der stille" finde ich gleichfalls schön, ohne der Logik ganz folgen zu können.

Aber - - - genau genommen, ist Logik bei einem Gedicht eine untergeordnete Qualität.
Man vernimmt den Gesang und ist erfreut, auch wenn man selber nicht singen kann.
 

Perry

Mitglied
Hallo van Geoffrey,

danke fürs Hineinfühlen in die Bilder. Logik schadet sicher nicht bei Gedichten, wichtiger sind aber die sogenannten übertragenen Aussagen. Zusammen schweigen zu können sagt oft mehr als viele Worte.
LG
Manfred
 

van Geoffrey

Mitglied
Gutes Schweigen / Logik

Dazu fällt mir immer der schöne Satz ein:
"Es gibt ein gutes Schweigen." - Also man muss nicht immer alles bis ins Detail ausdiskutieren. Man kann Fehler von Mitmenschen einfach auch mal übergehen.

Und wenn es einem Freund schlecht geht kann es auch gut sein, dass man gut daran tut, einfach nur da zu sein.

Zur "Logik" bei Gedichten. Habe mir oft schwer getan, Menschen meine Gedichte zu erklären, die alles bis ins Detail verstehen wollten.
Gedichte, meine ich, wirken manchmal wie Musik. Die Musik muss man ja auch nicht Note für Note verstehen. Es genügt, dass man fühlt, dass das ein Mensch mit Herz und Verstand geschrieben hat.
Man denkt: "Dieser Mensch lebt, liebt, leidet, kämpft - er ist wie ich."
Ich hatte mir einmal, weil ich zu viel Zeit hatte, die Frage gestellt, warum Dichter früher gerne den Ausruf "O" verwendet haben.
Und fragte mich weiter, warum ich das manchmal selber tue - ohne zu überlegen, aus Instinkt, und auch ohne eine Art Pathos herbeizaubern zu wollen.
Und antwortete mir: "Das O in der Dichtung ist das Stammeln der Seele. Wenn dir die Worte ausgehen vor Glück oder Qual - dann stammelst du eben.
 



 
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