Endlich zu Hause!

3,20 Stern(e) 6 Bewertungen

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Endlich zu Hause! Endlich Erholung vom Urlaub! Denn jeder Urlaubstag begann mit einer fürchterlichen Schlacht am Frühstücksbüffet. Um 9.06 Uhr tobte sie am heftigsten. Man war aber auch zu blöd, um 20 Minuten eher die Kurve zu kratzen, weil man unbedingt - gemütlich in den Federn liegend - noch den Verkehrsfunk von Bayern 3 hören musste, um voller Schadenfreude an die zu denken, die dort während der Fahrt in den Urlaub im Stau standen. Und auch weil man endlich einen deutschen Sender gefunden hatte. Auch wenn es nur Bayern 3 war.

Am Büffet klaute ein Unbekannter den frisch gerösteten Toast, während dessen man mit Zähnen und Messern einen frei gewordenen Tisch verteidigte und angewidert auf den zurückgelassenen Müll in Form von halb aufgegessen Croissants plus Nutella starrte. Wer aß Derartiges? Ein Kind? Nein, vorher hatte nur ein blonder Hüne plus Sonnenbrand plus Tinkerbell-Trägerin am Tisch gesessen. Nebenan dozierte ein Krampfadergeschwader über den richtigen Gebrauch von Hühneraugenpflastern und der einzig anwesende Herr philosophierte über Zigarren und ihre Herstellung.

Aber die Aussicht war phantastisch und das entschädigte ja für alles, auch dafür, dass die Büffetkraft (was ist das?) sich schon wieder nicht die Haare gewaschen hatte.

Nach diesem Teil des Tages brachte ein Schiff einen dorthin, wo man hinwollte und man war gezwungen, unzählige übergewichtige leicht bekleidete Menschen zu sehen, die ihre zahlreichen Tattoos ebenso ungeniert präsentierten wie ihre unauffällige Bekleidung in Form von Shorts, Kappen, Rucksäcken hinten und Kameras vorne. Das konnten nie und nimmer Touristen sein, nie und nimmer. Zudem war es verdammt schwer, sich nicht in Kinder- und Paarproblemen einzumischen und die Adoption des Leichtmatrosen zu verwerfen, der so dünn war, dass er über Bord zu gehen drohte. Hatte der keine Mama, die ihm mal ordentlich etwas kochte?!?

Am Ziel angekommen, drohte ein Frühschoppen plus Zeitungslektüre, der sehr anstrengend war, weil es kaum gelang, die Ohren zu verschließen, um den Streit am Nebentisch ("Wir waren aber zuerst da und hatten den Platz mit einer Zeitung reserviert") zu überhören und weil der Lektüre eine heftige Diskussion über aktuelle Themen folgte, die die ganze Geisteskraft erforderte. Das führte zu einem Mittagsschlaf in öffentlichen Grünanlagen, die dafür nicht vorgesehen waren, gegen den aber niemand protestierte. ("Die arme Frau. Muss sich dringend erholen".)

Shopping und ein ausgiebiges sehr spätes Essen machten dann schon wieder müde und man entglitt trotz einer rauschenden Hochzeitsfeier, die man nichtsahnend passierte und so zig mal fotografiert wurde und auf diese Weise bei unbekannten Menschen in unbekannten Alben landen wird, in einen sanften Schlaf. Aber vorher wurde der Wecker gestellt, um rechtzeitig erstens den Verkehrsfunk auf Bayern 3 hören und zweitens die Schlacht am Büffet gewinnen zu können.

Endlich zu Hause, kann man sich von diesem Urlaub, in dem fast alle Tage so verliefen, prima erholen, denn es regnet, die Mitmenschen sind reizend, die Nachbarn auch und zum Mittagessen gibt es viereckige Erbsensuppe, die nur noch aufgetaut werden muss.
 
C

carlos wolf

Gast
Hi DocSchneider,

Deine Geschichte haut mich nicht so vom Hocker. Hast Du Dir den Frust vom Urlaub von der Seele geschrieben?

Das geht als leichte Reiseerzählung durch, obwohl ihr dafür das Reiseziel fehlt. Als Leser hängt man ein wenig in der Luft.

Für den Bereich Humor und Satire fehlt der Geschichte das extreme Moment - schwarz/weiß oder der direkte Gegner oder die absolute Pointe.

Wenn Du nur den Kampf am Frühstücksbüfett aufgenommen hättest, wäre das bestimmt eine tolle Geschichte. Idee: Leite doch Büfett von Büffel ab und schreibe wie die Büffelherde im Frühstücksraum tobt. ;-)

LG
carlos
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Urlaub zuhause kann schöner sein

Ja, es ist schon ein wenig so wie Carlos das auch gesehen hat. Am meisten vermisse ich eine Ortsangabe, um die Geschehnisse in meiner Phantasie einordnen zu können.

Satirische und witzige Ansätze sind da, gehen aber in dem grobstrukturierten Handlungsablauf des „man’s“, den keiner kennt und den du viel zu oft bemühst, unter.

Nach diesem Teil des Tages brachte ein Schiff einen dorthin, wo [red]man[/red] hinwollte und [red]man[/red] war gezwungen, unzählige übergewichtige leicht bekleidete Menschen zu sehen, …
oder:
Shopping und ein ausgiebiges sehr spätes Essen machten dann schon wieder müde und [red]man[/red] entglitt trotz einer rauschenden Hochzeitsfeier, die [red]man[/red] nichtsahnend passierte …
Die Idee ist gut und hat Potenzial - denke nur an den Bayern 3 Verkehrsfunk, den alle Deutschen dort hören! Richtig ausgeschlachtet, könnte das der Stoff für eine eigene Satire werden!.

Die Geschichte läse sich auch schon ganz anders, wenn du die "Ich - Form" benutzt, oder einem Protagonisten diesen Alptraum aufgedrückt hättest.

Die Situationen hast du scharf beobachtet und teilweise recht amüsant geschildert - die Ausführung deutet aber leider darauf hin, dass du hier mal schnell deinen Frust loswerden wolltest.

Versuche es doch nochmal zu überarbeiten - es könnte sich lohnen!

Grüße von Ironbiber
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielen Dank für diese Anmerkungen - sie stimmen, nachdem ich mir alles nochmal in Ruhe zu Gemüte geführt habe. Nein, Frust wollte ich mir gar nicht von der Seele schreiben, sondern das Ganze sollte tatsächlich eine Satire sein. ;-)
Ich werde den Text verändern. Auf eine Ortsangabe wollte ich eigentlich verzichten, weil so etwas an sehr vielen Urlaubsorten spielen kann.
Vielleicht nehme ich einen Ort, an dem ich noch nie war. Fällt garantiert nicht auf!
;-)

LG Doc
 
C

carlos wolf

Gast
Hi DochSchneider

wenn Du auf einen wirklichen Ortsnamen verzichten willst, dann nimm einen Fantasienamen (Urlaubshausen erc.).
Wenn Du keinen Ortsnamen nennst und dieses an jedem Urlaubsort in jedem Hotel passieren kann, solltest Du dies zu Beginn Deiner Geschichte anmerken, dann kann der Leser sich darauf einstellen.

LG
carlos
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Endlich zu Hause! Endlich Erholung vom Urlaub in Absurdistan. Denn jeder Urlaubstag begann mit einer fürchterlichen Schlacht am Frühstücksbüffet. Um 9.06 Uhr tobte sie am heftigsten. Man war aber auch zu blöd, um 20 Minuten eher die Kurve zu kratzen, weil man unbedingt - gemütlich in den Federn liegend - noch den Verkehrsfunk von Bayern 3 hören musste, um voller Schadenfreude an die zu denken, die dort während der Fahrt in den Urlaub im Stau standen. Und auch weil man endlich einen deutschen Sender gefunden hatte. Auch wenn es nur Bayern 3 war.

Am Büffet klaute ein Unbekannter den frisch gerösteten Toast, während dessen man mit Zähnen und Messern einen frei gewordenen Tisch verteidigte und angewidert auf den zurückgelassenen Müll in Form von halb aufgegessen Croissants plus Nutella starrte. Wer aß Derartiges? Ein Kind? Nein, vorher hatte nur ein blonder Hüne plus Sonnenbrand plus Tinkerbell-Trägerin am Tisch gesessen. Nebenan dozierte ein Krampfadergeschwader über den richtigen Gebrauch von Hühneraugenpflastern und der einzig anwesende Herr philosophierte über Zigarren und ihre Herstellung.

Aber die Aussicht war phantastisch und das entschädigte ja für alles, auch dafür, dass die Büffetkraft (was ist das?) sich schon wieder nicht die Haare gewaschen hatte.

Doch es drohte neues Ungemach. Beim erneuten Gang zum Büffet gesellte sich ein Dicker dazu, der offensichtlich gestern Abend erst angekommen war. Weißes, haariges Fett, verteilt auf 1,90 Meter. Der gewaltige Bauch wurde von einem T-Shirt mit der Aufschrift "Sprich mich nicht an" überspannt, die bunten Shorts wirkten peinlich und die Füße sprengten die Flip-Flops, gekrönt von langen, gebogenen und gelblichen Nägeln, gepaart mit Hornhaut an den Fersen. Nahezu jeder wandte sich ab, als der Dicke begann, seinen Teller systematisch mit allem zu beladen, was das Büffet hergab. Dabei ging er durchaus intelligent vor: Toastscheiben zuerst, darauf Aufschnitt, Käse, danach das Kleine, Wacklige wie Obst, auf einen zweiten Teller Würstchen, Rührei und Waffeln.

Nachdem er noch drei verschiedene Getränke geordert hatte, begann der Dicke, sich genüßlich schmatzend über alles herzumachen, den Tisch hatten ängstliche Urlauber frei gemacht, weil sie vor Furcht flohen, von ihm zermalmt zu werden. Doch einer zeigte keine Angst, ein Leptosom unbekannten Alters, mit fleckenloser Sonnenbräune und Armani-Brille. Er baute sich vor dem Tisch des Dicken auf und sagte laut und deutlich: "Für solche wie dich müssten die KZ's wieder öffnen! Da bekämst du meine Figur"!

Totenstille. Alle hielten den Atem an, der Dicke vergaß gar zu essen. Dann stand er auf, holte weit aus und stach dem Leptosomen mit einem hölzernen Zahnstocher, auf dem vorher ein Stück Käse gesteckt hatte, in das rechte Auge.

Wieder Totenstille. Dann schrie und schrie und schrie der leptosome Mensch, fiel um und blieb reglos liegen. Der Dicke setzte sich ungerührt an seinen Tisch und goss sich Ahornsirup auf die Waffeln, steckte sich gleich zwei Bissen auf einmal in den Mund. Auch die anderen Gäste aßen weiter. "Geschieht ihm recht, diesem Schwein! KZ! Ha!", sagte der Herr mit den Zigarren und das Krampfadergeschwader pflichtete ihm bei.

Der Leptosme verlor Augenlicht und Fassung, er wurde später herausgetragen, von ihm hörte man nichts mehr. Ob dieser Ereignisse war man froh, irgendwann endlich nach Hause reisen zu können....
 
Sowohl lustig als auch krass, wie es einer Satire zukommmt.

Ich kann noch auf drei kleine Flüchtigkeitsfehler hinweisen:

Absatz 2: Bei den "halb aufgegessenen Croissants" ist das Adjektivende verstümmelt.

Absatz 5: Auch der Leptosome wurde hinten beschädigt.

Letzter Absatz: Jetzt fehlt dem Leptosomen das zweite O.

Arno Abendschön
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Endlich zu Hause! Endlich Erholung vom Urlaub in Absurdistan. Denn jeder Urlaubstag begann mit einer fürchterlichen Schlacht am Frühstücksbüffet. Um 9.06 Uhr tobte sie am heftigsten. Man war aber auch zu blöd, um 20 Minuten eher die Kurve zu kratzen, weil man unbedingt - gemütlich in den Federn liegend - noch den Verkehrsfunk von Bayern 3 hören musste, um voller Schadenfreude an die zu denken, die dort während der Fahrt in den Urlaub im Stau standen. Und auch weil man endlich einen deutschen Sender gefunden hatte. Auch wenn es nur Bayern 3 war.

Am Büffet klaute ein Unbekannter den frisch gerösteten Toast, während dessen man mit Zähnen und Messern einen frei gewordenen Tisch verteidigte und angewidert auf den zurückgelassenen Müll in Form von halb aufgegessenen Croissants plus Nutella starrte. Wer aß Derartiges? Ein Kind? Nein, vorher hatte nur ein blonder Hüne plus Sonnenbrand plus Tinkerbell-Trägerin am Tisch gesessen. Nebenan dozierte ein Krampfadergeschwader über den richtigen Gebrauch von Hühneraugenpflastern und der einzig anwesende Herr philosophierte über Zigarren und ihre Herstellung.

Aber die Aussicht war phantastisch und das entschädigte ja für alles, auch dafür, dass die Büffetkraft (was ist das?) sich schon wieder nicht die Haare gewaschen hatte.

Doch es drohte neues Ungemach. Beim erneuten Gang zum Büffet gesellte sich ein Dicker dazu, der offensichtlich gestern Abend erst angekommen war. Weißes, haariges Fett, verteilt auf 1,90 Meter. Der gewaltige Bauch wurde von einem T-Shirt mit der Aufschrift "Sprich mich nicht an" überspannt, die bunten Shorts wirkten peinlich und die Füße sprengten die Flip-Flops, gekrönt von langen, gebogenen und gelblichen Nägeln, gepaart mit Hornhaut an den Fersen. Nahezu jeder wandte sich ab, als der Dicke begann, seinen Teller systematisch mit allem zu beladen, was das Büffet hergab. Dabei ging er durchaus intelligent vor: Toastscheiben zuerst, darauf Aufschnitt, Käse, danach das Kleine, Wacklige wie Obst, auf einen zweiten Teller Würstchen, Rührei und Waffeln.

Nachdem er noch drei verschiedene Getränke geordert hatte, begann der Dicke, sich genüßlich schmatzend über alles herzumachen, den Tisch hatten ängstliche Urlauber frei gemacht, weil sie vor Furcht flohen, von ihm zermalmt zu werden. Doch einer zeigte keine Angst, ein Leptosome unbekannten Alters, mit fleckenloser Sonnenbräune und Armani-Brille. Er baute sich vor dem Tisch des Dicken auf und sagte laut und deutlich: "Für solche wie dich müssten die KZ's wieder öffnen! Da bekämst du meine Figur"!

Totenstille. Alle hielten den Atem an, der Dicke vergaß gar zu essen. Dann stand er auf, holte weit aus und stach dem Leptosomen mit einem hölzernen Zahnstocher, auf dem vorher ein Stück Käse gesteckt hatte, in das rechte Auge.

Wieder Totenstille. Dann schrie und schrie und schrie der leptosome Mensch, fiel um und blieb reglos liegen. Der Dicke setzte sich ungerührt an seinen Tisch und goss sich Ahornsirup auf die Waffeln, steckte sich gleich zwei Bissen auf einmal in den Mund. Auch die anderen Gäste aßen weiter. "Geschieht ihm recht, diesem Schwein! KZ! Ha!", sagte der Herr mit den Zigarren und das Krampfadergeschwader pflichtete ihm bei.

Der Leptosome verlor Augenlicht und Fassung, er wurde später herausgetragen, von ihm hörte man nichts mehr. Ob dieser Ereignisse war man froh, irgendwann endlich nach Hause reisen zu können....
 
U

USch

Gast
Hallo Doc,
witzig-sarkastische Geschichte, die ich gern gelesen habe, auch wenn das Ende etwas unvermittelt makaber ist.
LG USch
 



 
Oben Unten