abusidi
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Der Zug verlangsamt seine Fahrt, Die Reisenden holen ihr Gepäck aus der Ablage, ziehen Jacken oder Mäntel an, drängen in den Waggonflur. Offenbar hat der Zug seine Endstation erreicht. Auch ich bereite mich auf den Ausstieg vor. Mit grell quietschenden Bremsen und einem abschließenden Ruck kommt die lange Schlange aus Waggons endlich zum Stehen. Menschen quellen aus den Türen und eilen hastig in die Nacht hinaus. Ich lasse mir Zeit und gehe als Letzter langsam in Richtung Ausgang, vorbei an den geschäftigen Zughostessen und der schmalen Schaffnerkabine, wo man durch die halboffene Tür den betrunkenen Zugführer vor sich hin lallend sitzen sieht. Ich verlasse den Zug in Fahrtrichtung links über drei hohe Stufen zu dem niedrigen Bahnsteig hinunter. Im fahlen Licht schwacher Lampen laufe ich den Zug entlang, vorbei an den verlassenen, menschenleeren Waggons, vorbei an Postwaggons, die schon entladen sind, vorbei am leeren Kohletender. Am Fenster des Lokführerstandes lehnt der Heizer mit müdem und rußverschmiertem Gesicht und grüßt mich. Ich gehe weiter, vorbei an übermannshohen Eisenrädern, Kurbelschwingen, Steuerzylinder mit Kolbenschieber, zischenden und fauchenden Dampfzylindern und Steuerstangen, eine riesige Maschine, die nun allmählich abkühlt und ihr letztes Zischen von sich gibt.
Ich bin fremd hier, kenne den Bahnhof nicht, der nur aus einem einzigen Bahnsteig zu bestehen scheint. Auch ein Bahnhofsgebäude scheint es nicht zu geben und auch keine nahe Stadt lockt mit ihren Lichtern. Die Hunderte von Mitreisenden sind schon alle eilig davon gehastet und haben sich bereits in der Nacht verstreut, ohne dass ich überhaupt bemerkt habe, in welche Richtung sie sich entfernt haben. Ich stehe alleine am vorderen Laufrad, wo die Puffer den Prellbock berühren und ich komme mir sehr verloren vor. Wohin nun? Warum bin ich eigentlich hier? Zu lange war die Reise. Ich habe einfach vergessen, was das Ziel war und weshalb ich unterwegs war. Vielleicht habe ich längst vergessen, auszusteigen? Langsam und unentschlossen gehe ich am Prellbock vorbei. Wohin nun? Ein Gefühl des Verlassenseins, gepaart mit Verzweiflung, breitet sich aus.
Und dann fällt mein Blick nach rechts und versetzt mich in Erstaunen, denn ich erblicke rechts von mir einen zweiten Bahnsteig, der im rechten Winkel zu diesem hier verläuft. “Welch seltsamer Bahnhof! Wo bin ich hier nur gelandet, wo man solche Bahnhöfe baut?” denke ich. Hinter dem Prellbock nur eine Vierteldrehung nach Rechts steht ein weiterer Prellbock. Und hinter diesem ist nicht etwa eine weitere Lok zu sehen, sondern leuchten die roten Lichter des letzten Waggons eines zur Abfahrt bereitstehenden Zuges. Ich gehe den anderen Zug entlang und sehe im Licht der Abteile hinter angelaufenen Fenstern fröhliche Menschen, die auf die Abfahrt warten. Ich schaue den endlos scheinenden Zug entlang und erahne in der Ferne seine Lok, betankt mit Wasser und gefülltem Kohletender, auf Betriebstemperatur gebracht und abfahrbereit. Uniformierte Bahnbedienstete stehen gelangweilt vor den Waggons, der Zugführer mit der Pfeife im Mund fuchtelt mit der Kelle in der Hand herum, schaut bereits ungeduldig auf die Uhr. Jeden Augenblick, es kann sich nur noch um Sekunden handeln, kann er mit einem grellen Pfiff die Kelle heben und der Zug wird sich augenblicklich in Bewegung setzen und wer weiß schon, ob überhaupt und wann der nächste Zug hier abfahren wird.
Meine Schritte werden schneller, ich beginne zu laufen, um die nächste Tür noch zu erreichen. Ich reiße eine Tür auf und in diesem Augenblick ertönt der Pfiff zur Abfahrt. Hastig erklimme ich die drei Stufen zum Waggon, während der Zug sich gemächlich mit einem Ruckeln in Bewegung setzt. Heilfroh nicht in der dunklen Nacht an diesem verlassensten Ende der Welt zurückbleiben zu müssen, lass ich mich auf einen freien Sitz fallen und atme tief durch. Egal, wohin dieser Zug fährt, Hauptsache ich fahre mit.
Ich bin fremd hier, kenne den Bahnhof nicht, der nur aus einem einzigen Bahnsteig zu bestehen scheint. Auch ein Bahnhofsgebäude scheint es nicht zu geben und auch keine nahe Stadt lockt mit ihren Lichtern. Die Hunderte von Mitreisenden sind schon alle eilig davon gehastet und haben sich bereits in der Nacht verstreut, ohne dass ich überhaupt bemerkt habe, in welche Richtung sie sich entfernt haben. Ich stehe alleine am vorderen Laufrad, wo die Puffer den Prellbock berühren und ich komme mir sehr verloren vor. Wohin nun? Warum bin ich eigentlich hier? Zu lange war die Reise. Ich habe einfach vergessen, was das Ziel war und weshalb ich unterwegs war. Vielleicht habe ich längst vergessen, auszusteigen? Langsam und unentschlossen gehe ich am Prellbock vorbei. Wohin nun? Ein Gefühl des Verlassenseins, gepaart mit Verzweiflung, breitet sich aus.
Und dann fällt mein Blick nach rechts und versetzt mich in Erstaunen, denn ich erblicke rechts von mir einen zweiten Bahnsteig, der im rechten Winkel zu diesem hier verläuft. “Welch seltsamer Bahnhof! Wo bin ich hier nur gelandet, wo man solche Bahnhöfe baut?” denke ich. Hinter dem Prellbock nur eine Vierteldrehung nach Rechts steht ein weiterer Prellbock. Und hinter diesem ist nicht etwa eine weitere Lok zu sehen, sondern leuchten die roten Lichter des letzten Waggons eines zur Abfahrt bereitstehenden Zuges. Ich gehe den anderen Zug entlang und sehe im Licht der Abteile hinter angelaufenen Fenstern fröhliche Menschen, die auf die Abfahrt warten. Ich schaue den endlos scheinenden Zug entlang und erahne in der Ferne seine Lok, betankt mit Wasser und gefülltem Kohletender, auf Betriebstemperatur gebracht und abfahrbereit. Uniformierte Bahnbedienstete stehen gelangweilt vor den Waggons, der Zugführer mit der Pfeife im Mund fuchtelt mit der Kelle in der Hand herum, schaut bereits ungeduldig auf die Uhr. Jeden Augenblick, es kann sich nur noch um Sekunden handeln, kann er mit einem grellen Pfiff die Kelle heben und der Zug wird sich augenblicklich in Bewegung setzen und wer weiß schon, ob überhaupt und wann der nächste Zug hier abfahren wird.
Meine Schritte werden schneller, ich beginne zu laufen, um die nächste Tür noch zu erreichen. Ich reiße eine Tür auf und in diesem Augenblick ertönt der Pfiff zur Abfahrt. Hastig erklimme ich die drei Stufen zum Waggon, während der Zug sich gemächlich mit einem Ruckeln in Bewegung setzt. Heilfroh nicht in der dunklen Nacht an diesem verlassensten Ende der Welt zurückbleiben zu müssen, lass ich mich auf einen freien Sitz fallen und atme tief durch. Egal, wohin dieser Zug fährt, Hauptsache ich fahre mit.
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