Entführt

Nigra Daen

Mitglied
Von Albträumen gejagd

Ihr gieriges Grinsen, reichte von der einen Wange zur anderen. Man möchte fliehen, hat sie es auf einem abgesehen. Ihre Augen leuchten und man weiß, sie ist zu allem fähig. Ob sie nun heute oder nächste Woche mit dem Auto vorbei kommt ist einerlei. Ja, es könnte auch irgendwann passieren, vielleicht in einem Jahr.

... es parkt der nagelneue, anthrazitgraue Toyota, in Hybridausführung vor der Tür, sie, geladen bis zur Halskrause, sie kommt herauf, klingelt und sofern man nicht öffnet, wird sie schon einen Weg finden sich Zugang zu verschaffen.

Sie könnte einfach die Polizei anlügen, man weiß genau sie schafft das oder durch einen zufälligen Trick öffnet man doch kurz und schon hat sie den Fuß in der Tür und man kapituiert ... dann wird sie sicher nicht allein sein.

Jaqueline war ihr Name, bis in die letzten Windungen, kennt sie einem. Sicher, man selber kennt sich immer am besten, aber Jaqueline hat gerade über die Jahre immer Sachen heraus bekommen, welche man selber nicht einmal weiß.


Das merkt man daran, dass sie einem im Griff hat. Man reagiert genauso wie sie es will ... manchmal scheinbar und manchmal ist das auch wirklich so.

Über die Jahre saß er schon lange da und hat genau über solche Sachen nachgegrübelt, darum war er sich genau sicher, was eigentlich geschieht. Zumindest war er, Maik, in so einer Form sicher, dass er keine Lust mehr hatte darüber nachzudenken.

Er war hier immer an dem Punkt angelangt, wo man einfach zur Tat schreiten musste, weil der Kopf so voller Gedanken ist, die ja eben alle durch und durch richtig sind.

Warum musste es gerade ihn treffen? Er hatte nie jemanden etwas getan! Die ganze Sache schien ihm so rätselhaft, wie in einer Horrorgeschichte. Es musste einfach nur er sein und sonst keiner. Aufhalten konnte man sie nicht.


Die Entführung

Dann eines Tages geschah es wirklich. Das Auto parkte, der Fuß stemmte sich in die Tür und noch bevor 10 Minuten vergangen waren, lag er schon gefesselt im Auto.

Es war gerade dieser Wahnsinn, den er nie begriffen hat. Dass am hellichten Tag sowas passieren könnte, lag nur daran, dass solche Menschen gar kein Gedanken daran verschwenden, was in einem Jahr passieren könnte oder sonst irgendwann.

Maik hatte sich Pfefferspray bereitgelegt und die Polizei wollte auch nie etwas von den Umständen erfahren. Er hat gar nicht verstanden wieso. Was er nur in Erfahrung bringen konnte, dass die Polizei möglicherweise nur ausrückt, wenn es sich um klassische Dinge handelt wie einen Mord oder einen Bankraub.


Für seinen Fall hatte keiner Verständnis, ja sie wollten ihm nichteinmal glauben, das merkte er sicher. Man wollte sich den Fall nicht einmal anhören. Im Gesicht z. B. des einen jungen Polizisten stand deutlich geschrieben, dass er nur schleunigst zur Kaffeepause möchte.

Diese war wohl in 10 Minuten und er hätte sich wohl früher verdrücken können. Aufjedenfall widerte ihn der Tonfall dieser Geschichte an und nur für einen aufschreienden Mitbürger, hätte er seine Arbeitseifer aufbringen könnte.

Ein aufschreiender Mitbürger der Zornrot, schreiend auf den Tisch haut, dass ihm Ungerechtigkeit widerführe. Sodann hätte der junge Polizist buchstäblich gleich jeden über den Haufen geschossen, allerdings Maik schwieg.

Er schwieg, weil ihm solcherlei Verhalten zuwider ist. Früher war er einmal so gewesen, er hatte aber gelernt, dass sowas nichts bringt. In der Ferne erkennt man immer, was dann noch kommen wird und schließlich gibt es niemanden der sowas tut.

Solche Verhaltensweisen gehören der Vergangenheit an. Aufjedenfall konnte nichts die Tat verhindern. Das Auto war auf der Straße nach Süden. Dort saßen sie, seine Mutter, ein bärtiger Mann und er gefesselt auf dem Rücksitzt.


Maik rührte sich keinen Zentimeter, denn er wusste genau was sonst geschehen wird. Sie würden ihn einfach wieder einfangen und da läge er wieder im Auto. Wahrscheinlich würde er sogar freiwillig mitkommen.

Er brauchte einen Plan, der auch wirklich funktioniert, so dass er für immer ruhe hat. Gewalt wollten sie ihm ja ohnehin nicht antun. Es ging hier nur um ein Geflecht aus Macht und Ansehen.

Seine Mutter wollte ihr Gesicht nicht verlieren und war weiß Gott warum, mächtig genug, dass solche Vorhaben durchführbar sind. Die Dimensionen sind hier auch nicht besonders groß, denn immerhin war sie ja eine studierte Pädagogin und hatte ein Haus und zwei Autos.

So eine kleine Entführung war ein Kinderspiel für sie. Ja, Jaqueline hatte sogar noch genug Kraft und Zeit, darauf ausgiebig stolz zu sein.


Als das Auto in der kleinen Stadt Wolledeken ankam, ging das Spiel so weiter. Mitten am Tag wurde da eine gefesselte Person aus dem Auto getragen. Es stand sogar ein Nachbar am Fenster, denn die Nachbarschaft war äußerst neugierig.

Allerdings wurde ihm schon so oft mitgeteilt, dass es sich hier nur um dieses oder jenes handele, dass er das schon von alleine dachte. Er dachte das nicht bis ins tiefste innere, allerdings wurde auch er bedroht und war genauso ratlos und genauso wollte die Polizei auch von ihm solche Sachen nicht wissen.

Man brachte Maik in den Keller und man sagte ihm wie frech es gewesen sei, dass er abgehauen sei. Nun hätte er einmal Zeit darüber nachzudenken. Er lag auf dem kalten Fußboden, in dem spärlich eingeräumten Keller und immernoch gefesselt.

Sein Vater kam auch hinunter und er konnte sich nicht verweigern sich zu schämen, was er auch die ganze Zeit schon tat. Das er an nichts schuld hatte wusste er, aber sehr gut möglich, dass das hier genau einer der Tricks war, mit der Jaquline immer alle zu quälen vermochte.


Dort lag er nun noch drei Tage lang und es zog in seinen Gliedern. So eine Behandlung hatte er noch nie erfahren, von seinen Eltern. Sonst lief es immer anders ab. Aber wie ein Tier, fasste er die Entscheidung zu fliehen, denn so würde er sich nur was wegholen.

Und gleich, als hätte es jemand ausgesprochen, kam sein Vater herunter, band ihn los und schon war Maik zur Tür hinaus.


Wieder im Heimatort

Zurück nach Hause musste er schwarz fahren mit dem Zug. Dreimal wurde er hinaus geworfen und das brachte ihm eine Strafzahlung in Höhe von 120 Euro ein. Da er hier nur ohnehin 150 Euro im Monat zur Verfügung hatte, beschränkten sich seine letzten Tage im Monat auf Wasser und Brot.

Das machte ihn nun noch umso wütender, denn Schuld daran, trug ja seine Mutter. Würde sie das nocheinmal versuchen, dann würde es sehr an seinen Nerven zerren. Er saß ja schon im tiefsten Ärger.

Und wirklich wieder könnte Jaqueline so einen Versuch starten und wieder müsste er so nach Hause fahren oder ähnliche Sachen ereignen sich erneut. In seiner kleinen Wohnung, hatte er nun mittlerweile ein großes Sortiment an Waffen und war nun auch bereit diese zu benutzen.


Viele Monate saß er so da. Der Druck lastete weiter auf ihm. Immer sah er das Gesicht seiner Mutter vor Augen und konnte es nicht loswerden. Auf dem Weg zur Arbeit oder beim einkaufen sah er sich immer um, ob sie jeden Moment über ihn kommen könnte.

Einmal sah er sie sogar, wie sie in ihrem grauen Auto eine scharfe Kurve fuhr. Seltsam ist es schon Jaqueline überhaupt hier zu sehen, denn Maik wohnt ja schon 4 Stunden weiter weg, was in Deutschland recht viel ist, gerade bei den Spritpreisen.

Also auf das Geld kam es ihr scheinbar nicht an. Auch seine Fäuste zu benutzen war er nun bereit. Würde es auf der Straße geschehen, dann würde er sie benutzen. Dieses mal würde er sich mit Händen und Füßen wehren, denn eines ist sicher, ob nun eine Person ankommt oder fünf, soviel Einfluss hatte selbst sie nicht.

Auch waren seine Widersacher gar nicht so fit und skrupellos. Er würde sogar Zeit haben milde walten zu lassen. Er malte sich aus, dass vor Gericht es gewicht haben würde, wie er sich gewehrt hätte. Jeden kleinen Kratzer und jeden blauen Fleck, würde man dort mitzählen.


Und dann geschah es: aus einer Hecke sprang sie und stülpte ihm eine schwarze Plastiktüte über den Kopf, wieder mitten am Tag. Sie wollte ihn ins Auto zerren, aber ein mächtiger Wumms drang in ihre Magengrube und der Plastiksack war sofort vom Kopf verschwunden.

Sein Vater sprang aus dem Auto und wollte mit Hand anlegen, aber Maik war schon 20 Meter weiter weg. Sein Fahrrad musste er leider zurück lassen, was natürlich geklaut wurde, er ging später nachsehen, vermutlich lag dies dort nur eine Minute.

Jedenfalls war er auf dem Weg nach Hause und nun geschah das unglaubliche. Eine alte Frau sah den Vorfall am Fenster und erzählte der Polizei am Telefon, hier würde eine Entführung stattfinden, mit 6 bewaffneten Männern.

Die Polizisten dachte, wenn eine alte Frau sowas sagt, muss das schon etwas mit Sinilität zu tun haben, allerdings wollten diese zur Sicherheit nocheinmal schauen gehen.

Als die Beamten dort eintrafen trauten diese ihren Augen nicht. Das Auto stand noch da, wo die Frau es beschrieben hatte. Die Türen waren weit auf und drinnen lag eine schwarze Plastiktüte.

Der Polizist zog seine Dienstwaffe und die vermeintliche Frau und der Mann, mussten sich auf den Boden legen. Überreagiert hat er wohl dachte der Polizist, aber er war sich nach seinem Gefühl sicher, hier es mit gefährlichen Kriminellen zu tun zu haben.

Da man hier am Stadtrand war, seien die anderen ja schon geflohen, als diese das Polizeiauto kommen sahen. In seinem Alter rennt man da nicht mehr hinterher, aber er hätte ja ein gutes Bündel zum befragen auf der Wache und nur mit zwei Leuten, musste er hier auch extrem aufpassen.


Man schloss also das Auto ab und fuhr mit den zwei Verdächtigen ur Wache. Bei dem Anblick dieser beiden mussten ihm schon schlecht werden. Diese hätten das tyische Bild von Verbrechern: eine spärliche bidere Kleidung, aber Gesichter zerfurcht von Hass und Augen die ständig nur ihren Vorteil suchen oder einen Fluchtweg.

Der Polizist war sich sicher, nur er allein, konnte so scharfsinnig sein, Menschen so gut zu erkennen und ließ diese keine Sekunde aus den Augen.

Bei der Befragung stellt sich schnell heraus, dass der Vorfall wahr ist, denn Jaqueline war zu überrascht, um jetzt eine Lüge zu erfinden. Sie hatte sich einfach zu weit herausgewagt und der erfahrene Polizist merkte gleich an Stimme und Körperhaltung, dass ihm hier eine Geschichte aufgetischt werden sollte.

Ja, sie hätte wohl sich auf den Weg gemacht um jemanden abzuholen und ja, es solle nicht so ganz freiwillig ablaufen. Aber vielleicht könne man sich ja irgendwie einig werden, so gab sie sich zu verstehen.


Gerichtsprozess

Der Polizist Herr Bennert hatte nun endgültig genug. Vorrübergehend sollten die beiden eingesperrt werden und außerdem fand man eine Schusswaffe im Auto und der Waffenschein dazu, war schon seit einigen Jahren abgelaufen.

Wegen versuchter Entführung eines unbekannten, mussten sich die beiden Verantworten. Beweise gab es hier genug. Man hörte den beiden nicht einmal lange genug zu, um wirklich sicher zu sein, denn der Richter wollte an dem Tag nicht solange auf Arbeit verbringen.

Unglücklicherweise hatten die beiden einen Termin bekommen, an einem Tag, an dem die Sonne wunderbar schien und der Himmel strahlend blau war. Der Richter schaute die ganze Zeit durch einen Schlitz in der Gardine und fragte sich nur, warum es so böse Menschen geben könne, die andere Entführen.

Als der Staatsanwalt endlich ein Strafmaß verkündete, fuhr der Richter gleich auf, als hätte ihn etwas in den Po gestochen und er wollte schon herausbrüllen: "Das Gericht entscheidet gegen die Angeklagten, der Fall ist geschlossen!", allerdings sprach der Staatsanwalt gerade nur davon, dass in schweren Fällen, sogar schon einmal 5 Jahre verhängt wurden und dass daher 3 Jahre eine äußerste milde sei; angebracht in diesem Fall, durch das vorbildliche Verhalten der beiden Angeklagten.


Das Ende

Die Strafe, musste abgesessen werden von den beiden, aber das sollte noch Jahre dauern. Auch wurde die Strafe um zwei Jahre verlängert, denn man fand noch einen seltsamen Zwischenfall, noch mehr belastende Beweise in der Wohnung und im Gefängnis stellte sich auch heraus, dass das Verhalten, zumindest von Jaqueline, doch nicht so vorbildlich war.

Maik bekam sogar sein Fahrrad zurück. Zwar verbeult, aber immerhin hatte er auch dafür kein Geld und er war überglücklich. Der Dieb baute mit dem Fahrrad einen Unfall und so wurde es zu einem heißen Tag für die Polizisten.

Er war sich auch sicher, dass 5 Jahre Gefängnis seinen Eltern einen kräftigen Dämpfer verpassen würde. Diese würden ihren Job verlieren, ohnehin gerade vor der Rente und alle in der Verwandschaft und Freunde würde sehen, wer die beiden eigentlich sind.

Ja sogar das Haus musste verkauft werden, denn sie hatten nur noch etwa 1000 Euro auf dem Konto ... stets verschleuderten sie alles Geld und so konnten diese die Grundsteuer nicht mehr bezahlen.

Die einzige Möglichkeit die hier bestanden hätte war, dass Freunde bzw. Familieangehörige in den Zahlungen aushelfen, allerdings hätten die beiden ja dann alles gestehen müssen und dann hätten die anderen sich ohnehin das Haus unter den Nagel gerissen, samt den beiden Autos und dem ganzen Besitz.

In sowas ist man schließlich firm.
 



 
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