Entschluss

4,30 Stern(e) 10 Bewertungen

Tula

Mitglied
Entschluss


Es ist zum in die Wüste fliehn. Allein
der treue Hund in mir hält mich zurück.
Obwohl ich weiß, auch der jault gern zum Schein.

Ich bin der Depp in diesem Bühnenstück,
der letzte, der hier seine Rolle spielt
und dabei blöde grinst: ein Hans im Glück.

Was ich vor Jahren noch für Beifall hielt,
ist Ritual. Ein Abspann ohne Sinn;
ein Schieber, der mit falschen Scheinen dealt.

Ich will jetzt endlich raus und sonstwohin.
Will Sterne und kein Neon. Freie Wahl,
kein stetiges Berechnen auf Gewinn.

Hört auf. Macht mir die Sache nicht zur Qual.
Warum soll ich denn 'unentbehrlich' sein?
EIN Jahr? Na gut. - Das ALLERLETZTE Mal!

Dann werd' ich in die Wüste ziehn. Allein.
 

Mistralgitter

Mitglied
Ich halte den Text für gelungen!

a) Die Wiederholung der ersten Zeile mit der kleinen Abwandlung am Schluss.

b) Die Bilder:
- in die Wüste fliehen
- der treue Hund in mir jault, aber nur zum Schein
- der Depp in diesem Bühnenstück grinst blöde und wähnt sich Hans im
Glück zu sein
- Der Beifall als ein Schieber, der mit falschen Scheinen dealt

in dieser Strophe ab 2. Zeile würde ich die Zeichensetzung noch mal überdenken und ändern.
Vielleicht so:
Was ich vor Jahren noch für Beifall hielt,
ist Ritual, ein Abspann ohne Sinn,
ein Schieber, der mit falschen Scheinen dealt.
c) Ein Spannungsbogen wird aufgebaut, der Entschluss aber dann am Schluss hastig aufgeschoben.

Ich mag so etwas, weil das LyrIch sich selbst und seinen Wankelmut mit einem Augenwzinkern darstellt, und es dadurch sehr sympathisch wirkt.
Um welche "feste Form" handelt es sich? Ich bin leider unwissend.

LG
Mistralgitter
 

Tula

Mitglied
Entschluss


Es ist zum in die Wüste fliehn. Allein
der treue Hund in mir hält mich zurück.
Obwohl ich weiß, auch der jault gern zum Schein.

Ich bin der Depp in diesem Bühnenstück,
der letzte, der hier seine Rolle spielt
und dabei blöde grinst: ein Hans im Glück.

Was ich vor Jahren noch für Beifall hielt,
ist Ritual, ein Abspann ohne Sinn;
ein Schieber, der mit falschen Scheinen dealt.

Ich will jetzt endlich raus und sonstwohin.
Will Sterne und kein Neon. Freie Wahl,
kein stetiges Berechnen auf Gewinn.

Hört auf. Macht mir die Sache nicht zur Qual.
Warum soll ich denn 'unentbehrlich' sein?
EIN Jahr? Na gut. - Das ALLERLETZTE Mal!

Dann werd' ich in die Wüste ziehn. Allein.
 

Tula

Mitglied
Hallo Mistralgitter,

Ich bedanke mich für deinen herzhaften Kommentar zu meiner Terzine. Diese Form habe ich vergessen anzugeben. Ich benutze sie recht gern, obgleich sie etwas verstaubt ist wie das Sonett, kann man mit ihr eigentlich jedes Thema spielerisch umkreisen, ohne dabei ins Leiern (der Reime) zu verfallen.

Ja, das Gedicht hat natürlich genauso viel Ernst wie auch Ironie, wer kennt sie nicht diese Momente und das schleichende Verlangen, mal alles hinter sich zu lassen und neue, wahre Ursprünge zu suchen. Was dann natürlich selten gelingt, weil man es eben auch nicht übers treue Herz bringt. Es bleibt der Vorsatz für ein kommendes Jahr.

Deinen Vorschlag habe ich angenommen, nur ein ";" statt Komma verwendet.

LG
Tula
 

Tula

Mitglied
Hallo anbas, Keram und anonym

Und natürlich an euch ein dankender Gruß für die freundlichen Bewertungen

LG
Tula
 

Mistralgitter

Mitglied
Danke für die Information zur Terzine. Die Form gefällt mir. Auch Sonette haben immer noch ihre Berechtigung.

Ich bin leider nicht sehr geübt in den festen Formen - finde mich obendrein im Moment eher bei Prosatexten wieder - was ich eigentlich schade finde. Dabei hatte ich einmal vor, einen Sonettenkranz in Angriff zu nehmen - ganz schön überheblich ;-)...

Das Semikolon ist ja auch ziemlich aus der Mode gekommen. Da du das nun anstelle eines Kommas verwendest, sind für dich die Aufzählungsteile anscheinend nicht gleichrangig, so wie ich es gesehen hatte. Aber ob so oder anders, es ist unerheblich für die Qualität des Textes.

Viele Grüße erst mal
Mistralgitter
 
G

Gelöschtes Mitglied 19679

Gast
Mich begeistert besonders der treffende Inhalt Deines Gedichtes, lieber Tula, die Situation kenne ich nur zu gut, die Du hier so schön gereimt in Form bringst, also meine Punkte hast Du!
Das Gedicht käme auch ohne letzte Zeile aus, dann klingt das Nachgeben für mich noch tragischer, sein Fluchtversuch verhallt unerhört.

So zum Beispiel:

Wieso soll ich denn unentbehrlich sein?
Hört auf, macht mir die Sache nicht zur Qual!
Ich werde in die Wüste ziehen. Allein.

EIN Jahr? Verdammt!
ZUM ALLERLETZTEN MAL.

Wie auch immer, gefiel mir sehr!
Ich haue jetzt schnell ab, tschüss!
Monika
 

Tula

Mitglied
Hallo Monika
Habe mich sehr über deinen Gruß und Bewertung gefreut. Dein Vorschlag passt natürlich auch, werde ihn dennoch völlig unentschlossen eine Weile ruhen lassen, wer weiß, was mir mit einigem zeitlichen Abstand zum Gedicht noch einfällt.

LG
Tula
 



 
Oben Unten