Er kann laufen...

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M

mirami

Gast
liebe vera lena,

anrührend beschrieben, die authentizität und erlebniswelt eines kleines kindes.

„Mama jauchst du
denn alles Schöne
trägt für dich
diesen Namen“

das hast du wirklich gut gesagt. im noch eingeschränkten sprachschatz und blinkwinkel, wird in einem abhängigen wesen, die welt und alles was „gut“ darin ist mit „mama/milch/geborgenheit“ verknüpft und demnach auch so tituliert. aber du beschreibst auch, das einen (lebenslang), etwas wie ein schmetterling kurzfristig aus dem „gleichgewicht“ bringen/umhauen kann. :)

das "plums" am ende unterstreicht zwar noch einmal das es um ein kleinkind geht, aber ich find es nimmt dem gedicht etwas.
"und du kommst“ wäre ein offenerer, m.m. nach besserer abschluss. es verniedlicht das ganze nicht zu sehr, denn es bleibt ja ein leben lang so. (das mit dem plumsen und aus dem gleichgewicht geraten, ob der positiven oder negativen dinge, die uns geschehen)

ich meine diese ebene solltest du dem leser als nachdenklichen abschluss (ohne das "plumps") belassen.

lg
mirami
 
A

AchterZwerg

Gast
Liebe Vera-Lena,
ich bin keine große Freundin von Enkel/Urenkel-Gedichten; oft empfinde ich die als peinlich.
Bei dir ist der Text aber allgemeiner gefasst, der Fokus liegt mehr auf 1. großen Schritt in die Selbständigkeit des Kleinkindes.
Ein paar kleine Änderungen wären m. E. dienlich:

Er kann laufen (wozu Pünktchen, noch dazu an der falschen Stelle? ;) )

Die kleinen Hände greifen
nach dem Licht
du stehst auf deinen Füßen
suchst [strike]deinen[/strike] Halt (Wiederholung)
im Unfassbaren
verwandt scheint dir
das Leuchten
zwischen [strike]den[/strike] Apfelblüten
Mama [blue]jauchzt[/blue] du
denn alles Schöne
trägt für dich
[strike]diesen[/strike] den Namen

Gaukelnd streift dich
ein Schmetterling
du staunst ihm
hinterher
das Gras
erwartet dich schon
[strike]und du kommst -[/strike]

plumps
Für mich ist das "Plumps" unverzichtbar, erzeugt es doch ein Bild des allzu menschlichen Scheiterns im Kopf des Lesers. Hier allerdings ein Fallen in weiches Gras.
Du könntest (meiner Meinung nach) eher auf "und du kommst" verzichten, das ja bereits durch die "Erwartung" ausgedrückt wurde.

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe mirami,

danke für Deinen Kommentar, der wieder einmal die Dinge auf den Punkt bringt!

Das erwartungsvolle Gras, hier stellvertretend für alle Erwartungshaltungen, die uns im Leben entgegengebracht werden und es sind ihrer immer sehr viele, löst selbst bei dem Kind schon die Erfüllungsreaktion aus.

Ja, so gesehen, sollte ich das "Plumps" tatsächlich herausnehmen.

Außerdem könnte man sich die Erwartungshaltung des Grases dann noch vielfältiger vorstellen, beispielsweise so, dass das Kind in den Garten hinauslaufen wird, so weit das Gras reicht.

Danke für Deine Anregung und Unterstützung!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

die drei Punkte sind ein Auslassungszeichen, allerdings habe ich die Leertaste zwischen Wort und Punkt vergessen. Das hole ich gleich nach. Was wird hier ausgelassen? Nun,das ganze noch zukünftige Leben, das mit dem Laufenkönnen eine weitreichende Dimension erhält.

Danke für Deine wohlmeinenden Änderungsvorschläge!

Sämtliche Artikel in diesem Text halte ich für unverzichtbar.
Fielen sie weg, könnte ich mir nicht mehr vorstellen, dass es sich hier um ein Kind handelt. Ich versuche ja nicht, eine kindliche Sprache zu imitieren, dennoch klingt für mich: "Suchst Halt" irgendwie zu erwachsen. Genauso geht es mir mit den übrigen Artikeln.

Wie ich oben schon mirami geschrieben habe, werde ich das "plumps" herausnehmen. Der Gedankenstrich müsste ausreichen, um dem Leser eine Tür zu öffnen, denke ich jetzt.

Ich freue mich, dass Du mir Deine Lesart mitgeteilt hast. Danke!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Er kann laufen ...

Die kleinen Hände greifen
nach dem Licht
du stehst auf deinen Füßen
suchst deinen Halt
im Unfassbaren
verwandt scheint dir
das Leuchten
zwischen den Apfelblüten
Mama jauchst du
denn alles Schöne
trägt für dich
diesen Namen

Gaukelnd streift dich
ein Schmetterling
du staunst ihm
hinterher
das Gras
erwartet dich schon
und du kommst -
 

Vera-Lena

Mitglied
Wenn es erlaubt ist, möchte ich hier auch noch sagen, welche Stelle mir an diesem Text auch gefällt.

du stehst auf deinen Füßen
suchst deinen Halt
im Unfassbaren

Ich denke auch das begleitet uns durch unser ganzes Leben, die Sehnsucht und das Suchen nach einem Halt. Das Unfassbare ist das für uns Übergroße, nicht wirklich zu Erfassende und zu Begreifende. Das Kind erfährt das durch das Licht. Der Erwachsene sucht auf vielen Ebenen: Philosophie, Religion, Naturwissenschaft oder einfach in der Familie oder einer Gemeinschaft. Je mehr sich das Leben dem Ende nähert, umso intensiver wird sein Wunsch, das Unfassbare zu begreifen. Das Kind begnügt sich bereits mit dem Licht.

Nehmt es mir bitte nicht übel. Ich konnte einfach nicht darauf
verzichten, Euch das mitzuteilen.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
A

AchterZwerg

Gast
Liebe Vera-Lena,
"jauchzt" schreibt sich aber trotzdem mit z.
Zwinkergrüße
Heidrun
 
A

AchterZwerg

Gast
Liebe Vera-Lena,
jenseits des "Jauchzens" möchte ich dir dein Gedicht natürlich nicht schlechtreden.
Für mich liegen aber Welten zwischen den großartigen Gedichten, die du schon geschrieben hast, und diesem.
Hinzukommt, dass der Text eine recht einseitige Betrachtung des kindlichen Erlebens zeigt, die dem Muttermythos Vorschub leistet, den ich persönlich in weiten Teilen für verlogen halte.
Denn es gibt die überforderten Frauen, die Dreifachbelasteten; es gibt Mütter, die ihre Säuglinge in Blumenkästen vergraben etc. ... Ich hätte mir deshalb etwas weniger Idylle und dafür mehr Differenzierung gewünscht. Möglich wäre dies hier über den antizipierten (leichten) Sturz des Kleinkindes gewesen. -
Einen philosophischen Ansatz kann ich persönlich nicht entdecken.
Natürlich werden solche absolut stressfreien Gedichte gern gelesen und haben deshalb ihre Berechtigung. Die heile Welt macht sich immer nett und erfreut die Herzen.
Doch sie ist eben nicht heil.
Freundliche Grüße
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Er kann laufen ...

Die kleinen Hände greifen
nach dem Licht
du stehst auf deinen Füßen
suchst deinen Halt
im Unfassbaren
verwandt scheint dir
das Leuchten
zwischen den Apfelblüten
Mama jauchzt du
denn alles Schöne
trägt für dich
diesen Namen

Gaukelnd streift dich
ein Schmetterling
du staunst ihm
hinterher
das Gras
erwartet dich schon
und du kommst -
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,
in der Tat, dass ich da das z gegen ein s ausgetauscht hatte, war mir entgangen.

"Muttermythos" finde ich sehr weit hergeholt. Bekanntlich ist es das erste Wort, welches fast jeder Mensch als erstes aussprechen kann. Das "P" ist nun einmal viel schwieriger.

Es gibt auch ganz "normale" Familien, in denen die Eltern die Erziehungszeiten nutzen, um ihr Kind aufzuziehen. Das hat noch gar nichts mit "heile Welt" zu tun.

Schade, dass Du nicht herauslesen kannst, was sich später durch das ganze Leben zieht.

Wie auch immer, danke für Deine Rückmeldung!

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Label

Mitglied
Liebe Vera-Lena

mir gefällt dein Gedicht sehr gut und schließe mich da miramis Kommentar an.
Ich deinem Gedicht sehe ich dass die Erfahrungen, Erwartungen, die ein kleiner Mensch zu diesem Zeitpunkt erlebt, sein Verhaltensgrundmuster für sein weiteres Leben bilden.

Die jetzige Form transportiert in vorzüglicher Weise das Wechselspiel zwischen Erwartungen und Handlungen.

Auch aus diesem Grunde kann ich Heidruns Vorbehalte nicht nachvollziehen, die auf mich eigenartig theoretisierend wirken, so als gäbe es an diesem Punkt kein eigenes Erleben und/oder eine Sperre.

Heidrun, das muss dir doch nicht peinlich sein!

mit einem lieben Gruß
Label
 

Carina M.

Mitglied
Liebe Vera- Lena,

an anderer Stelle schrieb ich dir ja schon, dass ich diesen Text sehr berührend finde.
Des Weiteren meine ich, er hat durchaus seine Berechtigung.
Ein Augenblick, wie jemand erlebt, wie ein kleiner Mensch, seine ersten Schritte macht.


Natürlich gibt es auch die andere negative Seite, das dürfte aber sicher nicht der Normalfall sein.
So wie nicht alle Männer Schläger oder Vergewaltiger sind.

Ich stelle mir vor, Liebe Vera-Lena,

wolltest du ein kritisches Gedicht über Mutter / Kind schreiben, gelänge dir das bestimmt auch gut.
Aber das hier ist ein positiver Text. Deshalb kann ich den Kommentar des Zwerges nicht nachvollziehen und finde den sehr unangebracht.



Stich ins Herz, denk ich mir.
Carina
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Carina,

danke für Deinen verständnisvollen Kommentar.

In Bausch und Bogen betrachtet ist diese Welt nicht heil.

Hunderte Besuche bei Patienten in Heilanstalten seit 40 Jahren und meine 1 1/2 jährige Arbeit mit lebenslänglichen männlichen Strafgefangenen haben mich Dinge schauen lassen, von denen sich Menschen im allgemeinen gar keine Vorstellung machen können.

Aber die Welt von Kleinkindern ist größtenteils noch heil, Gott sei Dank!

Von dieser beglückenden heilen Welt wollte ich ganz absichtlich schreiben, weil mir auch dieser Text aus dem Herzen geflossen ist.

Ich freue mich sehr, dass Du ihn so lesen kannst, wie ich ihn gemeint habe.

Dir ganz liebe Grüße
Vera-Lena
 

Carina M.

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ganz richtig unsere Welt ist keineswegs heil. Im Kleinen, wie im Großen.
Es ist eben nicht alles Friede und Freude. Aber gerade deswegen, so empfinde ich es, möchte man doch das Wenige und Schöne pflegen und berwahren.

Ich lasse mir das auch nicht nehmen.

Liebe Grüße,
Carina
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Carina,

herzlichen Dank für Deine nochmalige Antwort! :)

Ein schönes Wochenende wünsche ich Dir.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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