erbsen für dich

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
erbsen für dich

als ich den stein werfen wollte
war keiner da
hätte ich doch nur etwas
lehm dabei gehabt

ich wollte diesen felsen auf mich werfen
also das mich bedeutende
das mich symobolisierende
abbild in der welt

ich hörte jedes flüstern über mein fehlen
das wispern über mein versagen
stets schneler als meine selbsterkenntnis
ich hörte das rumoren fremder mägen
vor dem gemeinsamen fressen grüner erbsen

dabei schütte ich das püree stets fort
wenn ich eisbein anrichte

so ein kühles urteil ist leich gefällt
und ein körper schnell am boden zerstampft

als ich meine Haut zur nachtshow trug
und fakeschlösser in den morgen schlug
sanken in einem u-bahnschacht
zwei engel trunken ins gleis
mann sollte sie vor tschechischem starkbier warnen
wer weiß
was engel so vertragen

vielleicht war es auch ein ungezählter wodka
ganz verlassen hier
so fern von mütterchen russland
einen kornkreis fern entwöhnt der schlesischen kartoffeln
doch wer stoppelt noch in unsrer fetten zeit

lieber schwimme ich gut gepolstert
den klimalosen tagen meiner schächtung entgegen
mag mich die dürre doch schmälern
ich habe die regale voller lektüre
die seiten reißen
keine echten lücken
nur ein blindes aussetzen der nacht
verfolgt das zahme zwitschern meiner zwietracht noch
wenn man den morgen danach
mag

und ihn überlebt
sagst du
 

ENachtigall

Mitglied
Schwere Kost, lieber lap. Schau noch mal drüber. Du hast ein paar Flüchtigkeiten überstürzt. Ich werde es noch ein paar mal durchlesen, bevor ich es "fassen" könnte ...

LG, Elke
 

lapismont

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erbsen für dich

als ich den stein werfen wollte
war keiner da
hätte ich doch nur etwas
lehm dabei gehabt

ich wollte diesen felsen auf mich werfen
also das mich bedeutende
das mich symbolisierende
abbild in der welt

ich hörte jedes flüstern über mein fehlen
das wispern über mein versagen
stets schneller als meine selbsterkenntnis
ich hörte das rumoren fremder mägen
vor dem gemeinsamen fressen grüner erbsen

dabei schütte ich das püree stets fort
wenn ich eisbein anrichte

so ein kühles urteil ist leich gefällt
und ein körper schnell am boden zerstampft

als ich meine Haut zur nachtshow trug
und fakeschlösser in den morgen schlug
sanken in einem u-bahnschacht
zwei engel trunken ins gleis
mann sollte sie vor tschechischem starkbier warnen
wer weiß
was engel so vertragen

vielleicht war es auch ein ungezählter wodka
ganz verlassen hier
so fern von mütterchen russland
einen kornkreis fern entwöhnt der schlesischen kartoffeln
doch wer stoppelt noch in unsrer fetten zeit

lieber schwimme ich gut gepolstert
den klimalosen tagen meiner schächtung entgegen
mag mich die dürre doch schmälern
ich habe die regale voller lektüre
die seiten reißen
keine echten lücken
nur ein blindes aussetzen der nacht
verfolgt das zahme zwitschern meiner zwietracht noch
wenn man den morgen danach
mag

und ihn überlebt
sagst du
 

lapismont

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als ich den stein werfen wollte
war keiner da
hätte ich doch nur etwas
lehm dabei gehabt

ich wollte diesen felsen auf mich werfen
also das mich bedeutende
das mich symbolisierende
abbild in der welt

ich hörte jedes flüstern über mein fehlen
das wispern über mein versagen
stets schneller als meine selbsterkenntnis
ich hörte das rumoren fremder mägen
vor dem gemeinsamen fressen grüner erbsen

dabei schütte ich das püree stets fort
wenn ich eisbein anrichte

so ein kühles urteil ist leicht gefällt
und ein körper schnell am boden zerstampft

als ich meine Haut zur nachtshow trug
und fakeschlösser in den morgen schlug
sanken in einem u-bahnschacht
zwei engel trunken ins gleis
man sollte sie vor tschechischem starkbier warnen
wer weiß
was engel so vertragen

vielleicht war es auch ein ungezählter wodka
ganz verlassen hier
so fern von mütterchen russland
einen kornkreis fern entwöhnt der schlesischen kartoffeln
doch wer stoppelt noch in unsrer fetten zeit

lieber schwimme ich gut gepolstert
den klimalosen tagen meiner schächtung entgegen
mag mich die dürre doch schmälern
ich habe die regale voller lektüre
die seiten reißen
keine echten lücken
nur ein blindes aussetzen der nacht
verfolgt das zahme zwitschern meiner zwietracht noch
wenn man den morgen danach
mag

und ihn überlebt
sagst du
 
T

Trainee

Gast
erbsen für dich

als ich den stein werfen wollte
war keiner da
hätte ich doch nur etwas
lehm dabei gehabt

ich wollte diesen felsen auf mich werfen
also das mich bedeutende
das mich symbolisierende
abbild in der welt

ich hörte jedes flüstern über mein fehlen
das wispern über mein versagen
stets schneller als meine selbsterkenntnis
ich hörte das rumoren fremder mägen
vor dem gemeinsamen fressen grüner erbsen

dabei schütte ich das püree stets fort
wenn ich eisbein anrichte

so ein kühles urteil ist leicht gefällt
und ein körper schnell am boden zerstampft

als ich meine Haut zur nachtshow trug
und fakeschlösser in den morgen schlug
sanken in einem u-bahnschacht
zwei engel trunken ins gleis
man sollte sie vor tschechischem starkbier warnen
wer weiß
was engel so vertragen

vielleicht war es auch ein ungezählter wodka
ganz verlassen hier
so fern von mütterchen russland
einen kornkreis fern entwöhnt der schlesischen kartoffeln
doch wer stoppelt noch in unsrer fetten zeit

lieber schwimme ich gut gepolstert
den klimalosen tagen meiner schächtung entgegen
mag mich die dürre doch schmälern
ich habe die regale voller lektüre
die seiten reißen
keine echten lücken
nur ein blindes aussetzen der nacht
verfolgt das zahme zwitschern meiner zwietracht noch
wenn man den morgen danach
mag

und ihn überlebt
sagst du
Faszinierend! Hier bieten sich die verschiedensten / entgegengesetzten Auslegungen an, weil das Gedicht einerseits mit antiken Symbolen durchsetzt, andererseits bildhaft auf eine Mahlzeit anspricht, die wohl eher als schlicht zu bezeichnen ist (und manch Vegetarierin ein Gräuel.
Ich beschränke mich mal auf's Antike, weil mich das am meisten interessiert.
Da haben wir zunächst den Titan Atlas, der äonenlang die Welt auf seinem sicherlich längst arthrosebehafteten Kreuz schleppen muss. Jener nimmt seine Strafe an. Mehr noch, er wünscht sich, an ihr zugrundezugehen.
Es geht um eine Schuld, um eine Fehlverhalten, vermutlich um einen Ehebruch - das antike Drame schlechthin. oder um eine weitaus größere Schuld, sozusagen die Grundsünde.
Vom Propheten Jesus seinerzeit verziehen (" ... der werfe den ersten Stein"), verzeiht sich der Schuldige nicht, horcht auf das Wispern und Flüstern und erinnert sein Verhalten.
"Um uns alles vergänglich. Das behalten wir für uns und den Tag tragen wir bis ins Grab." (Silbermond)
Die offenen Augen des lyrischen Ichs schmälern die Schuld mitnichten.
Denn er sieht sie, die gefallenen Göttinnen und er sieht sich.
lieber schwimme ich gut gepolstert
den klimalosen tagen meiner schächtung entgegen
mag mich die dürre doch schmälern
ich habe die regale voller lektüre
die seiten reißen
keine echten lücken
nur ein blindes aussetzen der nacht
verfolgt das zahme zwitschern meiner zwietracht noch
wenn man den morgen danach
mag

und ihn überlebt
sagst du
Die grandiosen letzten Textgruppen steigern sich in Apokalyptische: Der Sehende leidet und begnügt sich doch. "Geht seiner Schächtung entgegen." hat die Schnauze einfach voll. Von all dem. Trotz kalter Füße ("Eisbeine".)

Trainee
 
T

Trainee

Gast
Es könnte sich natürlich auch um eine Schreibaufgabe über "Erbsen" handeln, wie damals bei der Sache mit den Frikadellen. Oder um ein echtes Umweltdrama ...

Ich steh' nun mal auf Symbole. Selbst auf die neuzeitlichen. :)
 

klaatu

Mitglied
In diesem Text stecken so viele Ideen, dass man locker ein Dutzend toller Texte daraus machen könnte! Meine Fantasie wurde beim Lesen jedenfalls richtig auf Touren gebracht, vielen Dank dafür!

LG
k
 



 
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