Erfolgsgeschichte

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Rudolph

Mitglied
Der Ort heißt Hinterwald. Das hat den Einwohnern schon viel Spott eingetragen, denn man sagt, sie wären Hinterwäldler. Eine Umbenennung in Backwood wurde von konservativen Kräften in der Landesregierung abgeschmettert – unverständlich, denn Gaweinstal hieß früher auch anders, nämlich Gaunersdorf. Ich weiß selbst nicht genau, wo das Dorf liegt, aber angeblich befindet es sich in Österreich nahe an der Grenze zur Halawachei. Eine Kirche, ein paar Häuser und das Wirtshaus Zum Goldenen Ochsen.
Sitzen dort der Huber Franz und der Berger Alois am Sonntag nach der Kirche zusammen.
„Du, Franz,“
„Jo wos is’?“
„Hat dir da Burgermoasta a von der Förderung gredt?“
„Von wölcher Förderung?“
„Na von der von der EU!“
„Wo ma a Geld dafür kriagn, dass ma weniger anbau’n?“
„Jo, genau von der!“
„Des geht bei mir oba ned, weu i z’ wenig Hektar hab. De Förderung kriagn nur de Großbetriebe.“
„I hab aber mehr als i brauchat.“
„Schen für di, aber was hab i davon?“
„Drum wüll i ja mit dir redn. I kunnt da leicht was abgeb’n.“
„Na, kauf’n kann i nix. Wo nahmert i denn des Geld her?“
„Na, eh net kauf’n, pacht’n halt. Bebauen muaßt ’n Acker dann eh ned.“
„Und wie vül tatst du dafür wolln?“
„Na, sag’n ma, 80% von der Förderung, die du dann kriagst.“
„Bist deppert? Do bleibt mir ja nix!“
„San 20% nix? Wannst nix dazuapachtest kriegst gar nix.“
„Wenn, dann mach ma halbe, halbe.“
„Bist gscheit? Herschenk’n tua i a nix.“
„Also, dann halt 60%“
„Weil i ned so bin, nimm i nur 70.“
„Da spül i net mit.“
„Weilst es du bist 65. Aber die Kosten für den Verag übernimmst du. Schlag ein, morg’n gehn ma zum Notar.“
„Na, des geht morg’n ned, weil da kummt der vom Traktor.“
„Was is’ mit ’m Traktor?“
„Na der Vertreter, der ma an größeren verkauft.“
„Was brauchst denn an größeren, wenn du dann eh nur mehr weniger anbau’n derfst?“
„Brauch’n tat i ihn ja dann eh ned, aber i kriag dafür a Förderung von der EU, und de wüll i ned auslass’n.“
„Wo du recht hast, hast recht. Wirt, bring uns no an Halben.“
„Wir trinken auf die Erfolgsgeschichte: 20 Jahre EU-Mitgliedschaft.“
 
A

aligaga

Gast
Jaja, die dumme EU und die oberschlauen heimischen Bauern! Da kann man gut Witzchen drüber machen, und wer’s nicht besser weiß, lacht.

Die Wirklichkeit sieht ein wenig anders aus, @Rudolph. Subventionierte Flächenstilllegungen sind passé – Biogas und Ökosprit (der sich bei sinkendem Ölpreis jetzt überhaupt nicht mehr rechnet) haben die Preise von Raps und Mais in die Höhe schnellen lassen; momentan wird jeder Quadratzentimeter bebaut und die „Vermaisung“ Österreichs und Deutschlands schreitet beängstigend schnell voran.

Wer je mit der Inanspruchnahme von Subventionen beim Kauf einer Landmaschine zu tun hatte, weiß, was für ein behördliches Hindernisrennen das ist. Im Falle des von dir genannten Traktors müsste der „Großagrarier“ nicht nur den Bedarf messerscharf nachweisen, sondern eine Wirtschaftlichkeitsberechnung beifügen, aus der hervorgeht, dass die Maschine den Nettoumsatz des Betriebes adäquat steigern würde. Falls es eine „Prosperitätsklausel gibt“, müsste der Landwirt zudem sein bisheriges Einkommen offen legen. Er bekommt dann nur etwas, wenn das nicht zu hoch ist.

Wirklich profitieren von den Ausschüttungen des Europäischen Förderunwesens können nur die Eurobürokraten selbst, die Gerätehersteller und die Erzeuger alternaiver (sic!) Energien. Für die Bäuerchen bleiben nur Peanuts und Nullsummenspielchen. Drum werden sie immer weniger, und die Idiotennummer „Bauer sucht Frau“, die dem am Tropf des Bezahlfernsehen hängenden Prekariat das Hirn verkleistert, hat Hochkonjunktur. Da ist längst Schluss mit lustig!

Gruß

aligaga
 

Rudolph

Mitglied
Hallo aligaga,

du hast ja so recht.

Gut, dass du nicht die Mühe gescheut hast, hier auch die Wahrheit über das Subventions(un)wesen im Zusammenhang mit der EU und den Bauern darzustellen.

Mein Beitrag sollte aber keine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema sein, sondern einfach nur unterhalten. Über Juden, Zigeuner (entschuldigt den Ausdruck), Neger (entschuldigt die Bezeichnung), Ostfriesen, Burgenländer und Blondinen darf man ja keine Sachen zum Lachen mehr schreiben, wenn man nicht gleich in der Luft zerrissen werden will. Anders bei den Bauern. Die sind nämlich sogar noch stolz auf ihre Schlauheit, und das schon seit über hundert Jahren.
Betrachte diese Miniatur daher einfach als Hommage an diese aussterbende Rasse.
 
A

aligaga

Gast
Witzig kann Satire nur sein, wenn sie den Kern trifft, @Rudolph. Dein Mundartstückerl, das du zweifellos gekonnt geschrieben hast, liegt nicht nur knapp, sondern ziemlich weit von diesem entfernt.

Tipp: Den Traktorfabrikbesitzer mit am Stammtisch hocken lassen. Der ist noch schlauer als die Bauern und teilt seinen Gewinn mit ihnen - jeder bekommt 5 Prozent und Karten für den nächsten Komödienstadel.

Über "Juden, Zigeuner, Neger und Blondinen" haben sich auch bis dato schon immer nur Volldeppen lustig gemacht, Verbot hin oder her.

Gruß

aligaga
 

Rudolph

Mitglied
@aligaga:
Das Forum heißt Humor und Satire.
Habe ich irgendwo behauptet, dass mein Stück eine Satire sein soll? Ich nehme zur Kenntnis, dass du darüber nicht lachen kannst. Andere können es hoffentlich.
 

Walther

Mitglied
es gibt menschen, die haben einen sehr beschränkten blick auf das, was man wirklichkeit nennt.

lb Rudolph,

du scheinst ein solcher zu sein. denn lustig ist das nicht und außerdem falsch, bis ins letzte detail. der humorist weiß, wovon er schreibt. dann kann man auch lachen.

du weißt es definitiv nicht. und daher ist der text zum weinen.

sorry, daß ich dir keine bessere nachricht übermitteln kann.

lg w.
 

Artist

Mitglied
Hallo Rudolph,
kann es sein, dass du diesen Text mit der Losung im Hintergrund geschrieben hast, Humor ist wenn man trotzdem lacht, auch wenn das Ganze witzlos ist?
Nichts für Ungut, aber du solltest dir den Text noch einmal zur Brust nehmen und überarbeiten.
Viele Grüße
Artist
 
Hallo Rudolph
ich sehe hier einen Text aus der Sicht eines oberflächlich informierten Bürgers, und sind wir das nicht alle bei vielen Themen?, der versucht, etwas auf den Arm zu nehmen, was andere oberflächlich informierte Bürger hier und da interessiert. Ich halte das für absolut legitim, aber der Text wird es nicht in eine angesehene Zeitschrift schaffen. Ich muss leider auch sagen, das ich hier keinen Humor sehe. Witzig finde ich allerdings die Idee des Dialektes, deshalb habe ich den Text gerne gelesen. Die letzte Zeile hätte ich persönlich weg gelassen.

Norbert
 



 
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