Ruedipferd
Mitglied
Eriks großes Abenteuer geeignet für Kinder von 3 bis 5 Jahren
Erik war ein Seehund und lebte mit seiner Mama Ragnhild auf einer Sandbank vor der Nordseeküste. Alles hätte so schön sein können, wenn…, ja, wenn Erik nicht ausgerechnet das kleinste neugeborene Jungtier unter den Robben gewesen wäre. Sein Papa Thorwald war Leitbulle der Kolonie. Alle Weibchen gehörten zu ihm und somit bekam er viele Söhne und Töchter. Er hatte Erik gleich nach der Geburt besucht, weil er sehen wollte, ob dieser vielleicht eines Tages ein würdiger Nachfolger werden konnte. Das war nur den stärksten Männchen vorbehalten. Als Thorwald das schwächliche Seehundbaby erblickte, wandte er sich ab und nahm keine Notiz mehr von ihm.
Ragnhild brach es das Herz. Erik war ihr erstes Baby und nach Thorwalds Besuch tat sie alles, um ihren Sohn zu beschützen. Sie brachte ihn täglich zur Seehundschule und aus Angst, dass ihm etwas passieren könnte, erlaubte sie ihm nicht, mit seinen vielen Brüdern im Wasser zu spielen. Erik war verzweifelt. Die anderen Jungen nannten ihn bereits ein Muttersöhnchen und hänselten ihn, wo sie nur konnten. Als die Lehrerin erkrankte und die Schule eine Stunde früher endete, war Ragnhild noch nicht eingetroffen um ihn abzuholen.
Erik fasste einen folgenschweren Entschluss. Er wollte allen zeigen, dass er genauso stark und mutig sein konnte wie sein Vater.
Beim letzten Sturm war ein Schiff der Menschen einige Kilometer vor der Küste gesunken und auseinandergebrochen. An der Stelle, an der das Wrack lag, gab es gefährliche Strömungen und Untiefen. Thorwald hatte allen Seehundkindern strengstens verboten dort zu spielen. Erik dachte sich einen Plan aus. Er wollte zum Schiff schwimmen und etwas von dort mitbringen. Dann würden die anderen ihn sicher akzeptieren, dachte er.
Erik wartete, bis alle Seehundkinder die Schule verlassen hatten. Als er alleine war, machte er sich auf den Weg ins offene Meer. Er kam sehr gut voran. Die Sonne schien auf die ruhige See. Als Erik nach einer Weile das Wrack erblickte, stieß er einen Jubelschrei aus. Er hatte es geschafft. Immer wieder schwamm er um das Schiff herum und tauchte bis auf den Grund hinab, um nach einem Beweis für seinen Wagemut zu suchen. Schließlich fand er ein Stück Ankerkette, das er sich um den Bauch band. Zufrieden machte er sich auf den Heimweg.
Aber das Wetter war umgeschlagen. So etwas passierte oft an der Küste. Ein starker Sturm brauste über das Meer, das nun gar nicht mehr so friedlich in der Sonne glitzerte. Vor dem kleinen Seehund bauten sich plötzlich meterhohe Wellen auf. Erik kämpfte nach kurzer Zeit um sein Leben. Er wurde wie ein Spielzeug von einer Welle zur nächsten geworfen. Als er endlich Land sah, war guter Rat teuer. Der Strand kam ihm fremd vor. Hier war er noch nie gewesen. Aber es half alles nichts. Erik war so erschöpft, dass er von der nächsten großen Welle auf den Sand gespült wurde. Er rief immer wieder nach seiner Mama. Doch sein klägliches Weinen verhallte im Wind. So vergingen einige Stunden.
Als sich das Wetter beruhigt hatte, machten Urlauber einen Spaziergang am Strand. Es war eine Familie. Ein kleines Mädchen lief vorne weg und erblickte den halbtoten Erik zuerst. „Papa, hier liegt ein Seehundbaby“, rief es. Der Vater reagierte schnell. „Fass es bitte nicht an, Tina. Halte Abstand. Es darf keinen Menschengeruch tragen, sonst nimmt es die Mutter nicht mehr an. Sie ist möglicherweise in der Nähe!“, sagte er warnend zu seiner Tochter. Tina gehorchte sofort. Sie sah traurig in Eriks dunkle Kulleraugen und machte sich große Sorgen. „Aber, Papa, vielleicht wurde es von seiner Mama im Sturm getrennt? Dann findet sie es nicht mehr!“, meinte sie. Ihre Mutter lächelte. Sie nahm ihr Handy aus der Jackentasche und telefonierte. „Ich habe gerade mit der Seehundaufzuchtstation gesprochen. Sie befindet sich hier ganz in der Nähe. Die Leute kümmern sich um das Kleine“, berichtete sie. Tina atmete erleichtert auf. „Es ist so niedlich, am liebsten möchte ich es mit nach Hause nehmen. Es kann doch in der Badewanne wohnen“, sagte sie spontan. Ihr Papa schüttelte lächelnd den Kopf. „Wir fahren morgen in die Aufzuchtstation. Dann besuchst du deinen kleinen Freund dort“, antwortete die Mutter liebevoll.
Die kleine Familie erwartete in einiger Entfernung die Ankunft des Autos der Seehundstation. Nach einer halben Stunde kamen zwei Frauen. Tina zeigte auf Erik. Eine der Frauen sah durch ein Fernglas. Erik schien gut genährt zu sein. Vielleicht war er tatsächlich während des Sturms von seiner Mutter getrennt worden. „Wir warten noch zwei Stunden bis zum Abend“, meinte sie. Während die Mitarbeiterinnen der kleinen Tina und ihren Eltern alles über Seehunde und die Aufzuchtstation erzählten, schauten sie regelmäßig zu Erik. Als dieser um sieben Uhr immer noch am Strand lag, holten sie eine kleine Wanne aus dem Auto und legten ihn hinein. In der Aufzuchtstation wurde er sofort vom Tierarzt untersucht, geimpft und bekam Milch zu trinken. Ein kleines Wasserbecken wurde für ihn hergerichtet. Erik erholte sich dank der Hilfe rasch. Tina kam ihn nun jeden Tag besuchen und durfte mit ihm spielen. Aber Erik blieb ein trauriger Seehund, der sehr viel weinte. Er vermisste seine Mama und hatte ein ganz schlechtes Gewissen. Sie wird mich bestimmt suchen, dachte er. Das hab ich nun davon, dass ich so ungehorsam war! Traurig schauten seine großen Seehundaugen zwischen einer Düne hindurch auf den Strand hinunter. Immer wieder rief er nach Ragnhild.
Die hatte sich sofort nach dem Sturm auf die Suche nach ihrem Sohn gemacht. Aber sie konnte ihn nirgends finden. An allen bekannten Stränden war sie schon gewesen. Doch von Erik fehlte jede Spur. Vielleicht war ich doch zu streng, dachte sie und Tränen rannen über ihr Gesicht. In Gedanken betete sie: “Lieber Meeresgott, gib mir bitte meinen kleinen Erik wieder.“
Eine innere Stimme riet ihr zum Strand der Seehundstation zu schwimmen. Vor zwei Jahren war sie selbst hier gestrandet und hatte damals Hilfe von den Menschen erfahren. Vielleicht hatte jemand ihren Sohn gefunden und dort abgegeben. Sie rief ihn, so laut sie konnte. Und diesmal hatte sie Glück.
Erik spielte gerade mit zwei anderen Heulern, wie Seehundbabys genannt werden, als er den Ruf seiner Mutter hörte. Mit kräftiger Stimme antwortete er. Auch Ragnhild rief ihn noch einmal. Gottseidank. Er lebte. Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
Die Mitarbeiter der Seehundstation sahen durch ihre Ferngläser zum Strand hinunter und erkannten das Weibchen an seiner Markierung. Die erfahrenen Tierschützer zogen die richtigen Schlüsse und schauten sich erfreut an. Wenn ein Seehundweibchen, das hier aufgezogen wurde, wieder zurückkam, war das ein Zeichen dafür, dass sie erfolgreich gearbeitet hatten.
Sie fuhren gleich zum Strand und holten Ragnhild, die Augenblicke später ihren Sohn umarmen konnte. Auch Ragnhild wurde kurz untersucht und Erik bekam am nächsten Morgen einen kleinen Sender an seine Flossen, damit die Leute von der Aufzuchtstation nun stets seinen Aufenthaltsort bestimmen konnten.
Erik war überglücklich und versprach seiner Mutter, nie wieder ohne ein Wort zu sagen wegzuschwimmen. Ragnhild wischte sich kleine Freudentränen aus den Augen. Sie wehrte ab.
„Ich glaube, mein Schatz, du bist durch dein Abenteuer so erwachsen geworden, dass du in Zukunft ganz gut auf dich selbst aufpassen kannst. Ab morgen gehst du allein zur Schule und am Nachmittag spielst du mit deinen Brüdern und lernst, dich in die Gruppe einzufügen“, meinte sie und lächelte. Erik brauchte Freiraum um sich entwickeln zu können. Und er hatte gelernt, dass es Verbote gab, die man besser ernst nehmen sollte. Vielleicht wird er ja doch noch ein kräftiger Seehund und Thorwald ändert seine Meinung in ein paar Jahren, dachte Ragnhild hoffnungsvoll
.
Am nächsten Tag brachten die Mitarbeiter beide wieder an die Nordsee zurück, wo Ragnhild und Erik um die Wette zu ihrer Sandbank schwammen.
Erik war ein Seehund und lebte mit seiner Mama Ragnhild auf einer Sandbank vor der Nordseeküste. Alles hätte so schön sein können, wenn…, ja, wenn Erik nicht ausgerechnet das kleinste neugeborene Jungtier unter den Robben gewesen wäre. Sein Papa Thorwald war Leitbulle der Kolonie. Alle Weibchen gehörten zu ihm und somit bekam er viele Söhne und Töchter. Er hatte Erik gleich nach der Geburt besucht, weil er sehen wollte, ob dieser vielleicht eines Tages ein würdiger Nachfolger werden konnte. Das war nur den stärksten Männchen vorbehalten. Als Thorwald das schwächliche Seehundbaby erblickte, wandte er sich ab und nahm keine Notiz mehr von ihm.
Ragnhild brach es das Herz. Erik war ihr erstes Baby und nach Thorwalds Besuch tat sie alles, um ihren Sohn zu beschützen. Sie brachte ihn täglich zur Seehundschule und aus Angst, dass ihm etwas passieren könnte, erlaubte sie ihm nicht, mit seinen vielen Brüdern im Wasser zu spielen. Erik war verzweifelt. Die anderen Jungen nannten ihn bereits ein Muttersöhnchen und hänselten ihn, wo sie nur konnten. Als die Lehrerin erkrankte und die Schule eine Stunde früher endete, war Ragnhild noch nicht eingetroffen um ihn abzuholen.
Erik fasste einen folgenschweren Entschluss. Er wollte allen zeigen, dass er genauso stark und mutig sein konnte wie sein Vater.
Beim letzten Sturm war ein Schiff der Menschen einige Kilometer vor der Küste gesunken und auseinandergebrochen. An der Stelle, an der das Wrack lag, gab es gefährliche Strömungen und Untiefen. Thorwald hatte allen Seehundkindern strengstens verboten dort zu spielen. Erik dachte sich einen Plan aus. Er wollte zum Schiff schwimmen und etwas von dort mitbringen. Dann würden die anderen ihn sicher akzeptieren, dachte er.
Erik wartete, bis alle Seehundkinder die Schule verlassen hatten. Als er alleine war, machte er sich auf den Weg ins offene Meer. Er kam sehr gut voran. Die Sonne schien auf die ruhige See. Als Erik nach einer Weile das Wrack erblickte, stieß er einen Jubelschrei aus. Er hatte es geschafft. Immer wieder schwamm er um das Schiff herum und tauchte bis auf den Grund hinab, um nach einem Beweis für seinen Wagemut zu suchen. Schließlich fand er ein Stück Ankerkette, das er sich um den Bauch band. Zufrieden machte er sich auf den Heimweg.
Aber das Wetter war umgeschlagen. So etwas passierte oft an der Küste. Ein starker Sturm brauste über das Meer, das nun gar nicht mehr so friedlich in der Sonne glitzerte. Vor dem kleinen Seehund bauten sich plötzlich meterhohe Wellen auf. Erik kämpfte nach kurzer Zeit um sein Leben. Er wurde wie ein Spielzeug von einer Welle zur nächsten geworfen. Als er endlich Land sah, war guter Rat teuer. Der Strand kam ihm fremd vor. Hier war er noch nie gewesen. Aber es half alles nichts. Erik war so erschöpft, dass er von der nächsten großen Welle auf den Sand gespült wurde. Er rief immer wieder nach seiner Mama. Doch sein klägliches Weinen verhallte im Wind. So vergingen einige Stunden.
Als sich das Wetter beruhigt hatte, machten Urlauber einen Spaziergang am Strand. Es war eine Familie. Ein kleines Mädchen lief vorne weg und erblickte den halbtoten Erik zuerst. „Papa, hier liegt ein Seehundbaby“, rief es. Der Vater reagierte schnell. „Fass es bitte nicht an, Tina. Halte Abstand. Es darf keinen Menschengeruch tragen, sonst nimmt es die Mutter nicht mehr an. Sie ist möglicherweise in der Nähe!“, sagte er warnend zu seiner Tochter. Tina gehorchte sofort. Sie sah traurig in Eriks dunkle Kulleraugen und machte sich große Sorgen. „Aber, Papa, vielleicht wurde es von seiner Mama im Sturm getrennt? Dann findet sie es nicht mehr!“, meinte sie. Ihre Mutter lächelte. Sie nahm ihr Handy aus der Jackentasche und telefonierte. „Ich habe gerade mit der Seehundaufzuchtstation gesprochen. Sie befindet sich hier ganz in der Nähe. Die Leute kümmern sich um das Kleine“, berichtete sie. Tina atmete erleichtert auf. „Es ist so niedlich, am liebsten möchte ich es mit nach Hause nehmen. Es kann doch in der Badewanne wohnen“, sagte sie spontan. Ihr Papa schüttelte lächelnd den Kopf. „Wir fahren morgen in die Aufzuchtstation. Dann besuchst du deinen kleinen Freund dort“, antwortete die Mutter liebevoll.
Die kleine Familie erwartete in einiger Entfernung die Ankunft des Autos der Seehundstation. Nach einer halben Stunde kamen zwei Frauen. Tina zeigte auf Erik. Eine der Frauen sah durch ein Fernglas. Erik schien gut genährt zu sein. Vielleicht war er tatsächlich während des Sturms von seiner Mutter getrennt worden. „Wir warten noch zwei Stunden bis zum Abend“, meinte sie. Während die Mitarbeiterinnen der kleinen Tina und ihren Eltern alles über Seehunde und die Aufzuchtstation erzählten, schauten sie regelmäßig zu Erik. Als dieser um sieben Uhr immer noch am Strand lag, holten sie eine kleine Wanne aus dem Auto und legten ihn hinein. In der Aufzuchtstation wurde er sofort vom Tierarzt untersucht, geimpft und bekam Milch zu trinken. Ein kleines Wasserbecken wurde für ihn hergerichtet. Erik erholte sich dank der Hilfe rasch. Tina kam ihn nun jeden Tag besuchen und durfte mit ihm spielen. Aber Erik blieb ein trauriger Seehund, der sehr viel weinte. Er vermisste seine Mama und hatte ein ganz schlechtes Gewissen. Sie wird mich bestimmt suchen, dachte er. Das hab ich nun davon, dass ich so ungehorsam war! Traurig schauten seine großen Seehundaugen zwischen einer Düne hindurch auf den Strand hinunter. Immer wieder rief er nach Ragnhild.
Die hatte sich sofort nach dem Sturm auf die Suche nach ihrem Sohn gemacht. Aber sie konnte ihn nirgends finden. An allen bekannten Stränden war sie schon gewesen. Doch von Erik fehlte jede Spur. Vielleicht war ich doch zu streng, dachte sie und Tränen rannen über ihr Gesicht. In Gedanken betete sie: “Lieber Meeresgott, gib mir bitte meinen kleinen Erik wieder.“
Eine innere Stimme riet ihr zum Strand der Seehundstation zu schwimmen. Vor zwei Jahren war sie selbst hier gestrandet und hatte damals Hilfe von den Menschen erfahren. Vielleicht hatte jemand ihren Sohn gefunden und dort abgegeben. Sie rief ihn, so laut sie konnte. Und diesmal hatte sie Glück.
Erik spielte gerade mit zwei anderen Heulern, wie Seehundbabys genannt werden, als er den Ruf seiner Mutter hörte. Mit kräftiger Stimme antwortete er. Auch Ragnhild rief ihn noch einmal. Gottseidank. Er lebte. Ihr fiel ein Stein vom Herzen.
Die Mitarbeiter der Seehundstation sahen durch ihre Ferngläser zum Strand hinunter und erkannten das Weibchen an seiner Markierung. Die erfahrenen Tierschützer zogen die richtigen Schlüsse und schauten sich erfreut an. Wenn ein Seehundweibchen, das hier aufgezogen wurde, wieder zurückkam, war das ein Zeichen dafür, dass sie erfolgreich gearbeitet hatten.
Sie fuhren gleich zum Strand und holten Ragnhild, die Augenblicke später ihren Sohn umarmen konnte. Auch Ragnhild wurde kurz untersucht und Erik bekam am nächsten Morgen einen kleinen Sender an seine Flossen, damit die Leute von der Aufzuchtstation nun stets seinen Aufenthaltsort bestimmen konnten.
Erik war überglücklich und versprach seiner Mutter, nie wieder ohne ein Wort zu sagen wegzuschwimmen. Ragnhild wischte sich kleine Freudentränen aus den Augen. Sie wehrte ab.
„Ich glaube, mein Schatz, du bist durch dein Abenteuer so erwachsen geworden, dass du in Zukunft ganz gut auf dich selbst aufpassen kannst. Ab morgen gehst du allein zur Schule und am Nachmittag spielst du mit deinen Brüdern und lernst, dich in die Gruppe einzufügen“, meinte sie und lächelte. Erik brauchte Freiraum um sich entwickeln zu können. Und er hatte gelernt, dass es Verbote gab, die man besser ernst nehmen sollte. Vielleicht wird er ja doch noch ein kräftiger Seehund und Thorwald ändert seine Meinung in ein paar Jahren, dachte Ragnhild hoffnungsvoll
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Am nächsten Tag brachten die Mitarbeiter beide wieder an die Nordsee zurück, wo Ragnhild und Erik um die Wette zu ihrer Sandbank schwammen.
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