Rainer Zufall
Mitglied
Erkenntnis
„Kommst du mal?“, rief Anke nach ihrem Mann.
„Gleich“, antwortete Daniel mechanisch. Er saß konzentriert vor dem Computer.
Nach einigen Minuten kam seine Frau hinauf zu ihm. „Kannst du mal die Spielerei aufhören?“
„Bin gleich fertig.“
„Ich brauche deine Hilfe!“ Ein wenig Unmut schwingt in ihrer Stimme mit.
Er strahlte sie an, als sei nichts passiert. "Ja, mein Schatz."
„Holst du mir mal eine Säge?“
Er schaute sie an und fragte sich, warum sie das nichts selbst tat. „Ja, gut. Wofür brauchst du sie denn? Welche Säge möchtest du haben?“ Dann erhob er sich vom Stuhl und ging los, ohne eine Antwort abzuwarten.
„Bring auch noch eine Feile mit!“
„Ja, ja“, grummelte er leise. Daniel griff sich den Fuchsschwanz und eine Holzfeile und ging zu ihr zurück.
„Blödes Spiel!“, fluchte Anke. Jetzt saß sie am Computer und spielte.
Er lachte. „Ach, deshalb hast du mich geschickt, ja?“
Sie grinste ihn an, sagte aber nichts.
Daniel wollte seine Hilfe anbieten. „Was willst du denn sägen und feilen? Soll ich es machen, Schatz?“
Sie schaute auf seine Mitbringsel. „Ach, die doch nicht.“
„Warum wusste ich das bloß? Ich habe doch gefragt“, sagte er ruhig.
Ihre Gedanken waren schon wieder woanders. „Ja, schon gut. Ich muss mal was nachsehen.“ Anke tippte auf der Tastatur herum und schaute sich die neuen Beiträge in ihrem Internetforum an.
Daniel setzte sich auf das Sofa und schmollte. „Was wollen wir zu Abend essen?“
„Weiß nicht“, antwortete sie unbeteiligt.
„Haben wir nicht“, spottete er.
„Ach, mach doch irgendwas.“
Er ging in die Küche und schaute in die Vorräte. „Pizza?“
„Ach, mach doch Fisch oder so“, rief sie.
„Was dabei?“
„Kartoffeln! Und Gemüse!“
„Gefüllte Kartoffeltaschen hätte ich im Angebot“, rief er zurück.
„Ja, ja.“ Anke klang total abgelenkt.
Daniel heizte den Backofen vor, legte die Tiefkühlkost hinein, stellte die Uhr auf zwanzig Minuten ein und ging wieder zu seiner Frau. „Was wolltest du denn jetzt sägen?“
„Ach, das funktioniert doch nicht. Ich mache das anders.“ Mit einem schelmischen Grinsen sah sie ihn an, dann auf die Säge und die Feile.
Wortlos nahm er die Teile und brachte sie zurück.
„Ich müsste noch meine Mails checken“, sagte er.
„Ich auch“, antwortete sie, spielte aber weiter. „Ach, verdammt! Blödes Spiel.“ Sie spielte Mahjongg, aber es ging nicht auf.
„Komm, lass mich mal.“
Sie stand auf und ließ ihn einen Neustart machen. Und es gelang ihm, die kniffligen Steine rechtzeitig freizulegen, um ans Ziel zu kommen. Er bekam es gelöst.
Abwechselnd spielten sie dann weiter ein paar Runden, bis die Eieruhr klingelte.
Nach dem Essen ging Anke auf die Toilette, er nutzte die Gelegenheit, den Computer zu okkupieren.
„Hey!“, klagte sie, als sie dazu kam.
„Mails checken. Oh, da sind ein paar neue Nachrichten vom Forum. Da muss ich mal eben rein.“ Daniel grinste sie frech an.
„Ja, ja“, jammerte sie. „Aber danach will ich wieder ran. Ich muss auch noch was checken.“
So ging es tagein, tagaus. Der Kampf um den einzigen Rechner mit Internetanschluss.
Die Ablenkungsmanöver, um den Platz am Monitor zu ergattern, wurden immer ausgefallener. Er baute gerne die Kugeln für eine Runde Billard auf, denn der Tisch stand im selben Raum. Sie schickte ihn vorzugsweise durchs Haus, um irgendetwas zu erledigen, was ganz dringend zu erledigen sei. Sei es, dass sie etwas gesucht, aber nicht gefunden hatte, sei es auch nur eine Gefälligkeit, ihr etwas zu trinken zu reichen.
„Hol mal Schokolade. Dann darfst du wieder dran“, bat Anke mit einem Lächeln.
Wenn die Waschmaschine fertig war, vertrieb Daniel seine Frau gerne mit dem Argument: „Ich mache das doch sowieso immer falsch.“
Aber es gab nur sehr selten wirklich Streit. Das waren eher kleine Neckereien, mit denen sie sich gegenseitig anzustacheln versuchten, den Computer Computer sein zu lassen, um mal auf andere Ideen zu kommen. Die Überlegung, ob sie tatsächlich einen zweiten Rechner fürs Internet bräuchten, verneinten sie jedoch, weil sie fürchteten, so vernünftig waren sie dann doch, dass sie fortan beide den ganzen Tag an der Kiste sitzen würden.
„Kommst du mal?“, rief Anke nach ihrem Mann.
„Gleich“, antwortete Daniel mechanisch. Er saß konzentriert vor dem Computer.
Nach einigen Minuten kam seine Frau hinauf zu ihm. „Kannst du mal die Spielerei aufhören?“
„Bin gleich fertig.“
„Ich brauche deine Hilfe!“ Ein wenig Unmut schwingt in ihrer Stimme mit.
Er strahlte sie an, als sei nichts passiert. "Ja, mein Schatz."
„Holst du mir mal eine Säge?“
Er schaute sie an und fragte sich, warum sie das nichts selbst tat. „Ja, gut. Wofür brauchst du sie denn? Welche Säge möchtest du haben?“ Dann erhob er sich vom Stuhl und ging los, ohne eine Antwort abzuwarten.
„Bring auch noch eine Feile mit!“
„Ja, ja“, grummelte er leise. Daniel griff sich den Fuchsschwanz und eine Holzfeile und ging zu ihr zurück.
„Blödes Spiel!“, fluchte Anke. Jetzt saß sie am Computer und spielte.
Er lachte. „Ach, deshalb hast du mich geschickt, ja?“
Sie grinste ihn an, sagte aber nichts.
Daniel wollte seine Hilfe anbieten. „Was willst du denn sägen und feilen? Soll ich es machen, Schatz?“
Sie schaute auf seine Mitbringsel. „Ach, die doch nicht.“
„Warum wusste ich das bloß? Ich habe doch gefragt“, sagte er ruhig.
Ihre Gedanken waren schon wieder woanders. „Ja, schon gut. Ich muss mal was nachsehen.“ Anke tippte auf der Tastatur herum und schaute sich die neuen Beiträge in ihrem Internetforum an.
Daniel setzte sich auf das Sofa und schmollte. „Was wollen wir zu Abend essen?“
„Weiß nicht“, antwortete sie unbeteiligt.
„Haben wir nicht“, spottete er.
„Ach, mach doch irgendwas.“
Er ging in die Küche und schaute in die Vorräte. „Pizza?“
„Ach, mach doch Fisch oder so“, rief sie.
„Was dabei?“
„Kartoffeln! Und Gemüse!“
„Gefüllte Kartoffeltaschen hätte ich im Angebot“, rief er zurück.
„Ja, ja.“ Anke klang total abgelenkt.
Daniel heizte den Backofen vor, legte die Tiefkühlkost hinein, stellte die Uhr auf zwanzig Minuten ein und ging wieder zu seiner Frau. „Was wolltest du denn jetzt sägen?“
„Ach, das funktioniert doch nicht. Ich mache das anders.“ Mit einem schelmischen Grinsen sah sie ihn an, dann auf die Säge und die Feile.
Wortlos nahm er die Teile und brachte sie zurück.
„Ich müsste noch meine Mails checken“, sagte er.
„Ich auch“, antwortete sie, spielte aber weiter. „Ach, verdammt! Blödes Spiel.“ Sie spielte Mahjongg, aber es ging nicht auf.
„Komm, lass mich mal.“
Sie stand auf und ließ ihn einen Neustart machen. Und es gelang ihm, die kniffligen Steine rechtzeitig freizulegen, um ans Ziel zu kommen. Er bekam es gelöst.
Abwechselnd spielten sie dann weiter ein paar Runden, bis die Eieruhr klingelte.
Nach dem Essen ging Anke auf die Toilette, er nutzte die Gelegenheit, den Computer zu okkupieren.
„Hey!“, klagte sie, als sie dazu kam.
„Mails checken. Oh, da sind ein paar neue Nachrichten vom Forum. Da muss ich mal eben rein.“ Daniel grinste sie frech an.
„Ja, ja“, jammerte sie. „Aber danach will ich wieder ran. Ich muss auch noch was checken.“
So ging es tagein, tagaus. Der Kampf um den einzigen Rechner mit Internetanschluss.
Die Ablenkungsmanöver, um den Platz am Monitor zu ergattern, wurden immer ausgefallener. Er baute gerne die Kugeln für eine Runde Billard auf, denn der Tisch stand im selben Raum. Sie schickte ihn vorzugsweise durchs Haus, um irgendetwas zu erledigen, was ganz dringend zu erledigen sei. Sei es, dass sie etwas gesucht, aber nicht gefunden hatte, sei es auch nur eine Gefälligkeit, ihr etwas zu trinken zu reichen.
„Hol mal Schokolade. Dann darfst du wieder dran“, bat Anke mit einem Lächeln.
Wenn die Waschmaschine fertig war, vertrieb Daniel seine Frau gerne mit dem Argument: „Ich mache das doch sowieso immer falsch.“
Aber es gab nur sehr selten wirklich Streit. Das waren eher kleine Neckereien, mit denen sie sich gegenseitig anzustacheln versuchten, den Computer Computer sein zu lassen, um mal auf andere Ideen zu kommen. Die Überlegung, ob sie tatsächlich einen zweiten Rechner fürs Internet bräuchten, verneinten sie jedoch, weil sie fürchteten, so vernünftig waren sie dann doch, dass sie fortan beide den ganzen Tag an der Kiste sitzen würden.
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