Ursprünglich veröffentlicht von glasperlenspielerin
erste LIEBE
oder das Märchen
von der Glasperle mit den gläsernen blauen Segeln
Salve, wackere Glasperlenspielerin!
Eine sehr genaue, durchziselierte Geschichte mit hohem Formbewusstsein und durch die verkettenden Haltepunkte in Großbuchstaben eine lyrisch-erzählende Skizze.
Ein paar Überlegungen:
> Vielleicht doch die Großbuchstaben normalisieren. Es ist klar, es geht immer um einen Mittelweg zwischen eigener Entdeckung und "guided discovery", aber der Leser könnte sich hier vielleicht doch ein wenig gegängelt fühlen, wo die Signale fast massiv gesetzt werden..
>Die Perspektive ist interessant, es ist ein fast protokollarisch-gnadenloser Erzähler am Werk, der von ihrem "spitzmausigen Gesichtchen" spricht. Auch die "Paladine" gehören in ein Wortfeld/einen Code, der eine stark auktoriale Tendenz mit Durch- und Überblick verrät. Vielleicht könnte man den Leser noch stärker mitfühlen lassen, wenn die bereits vorhandenen Innenpespektive des Akteurs ausgebaut wird. Ab dem Moment, wo das Mädchen die Augen schließt, lässt sich der Text als Imaginationsstrom des Mädchens lesen und vertiefen. Ich probier es mal eben:
Endlich setzte sie vorsichtig den Zeigefinger an, schloss die Augen. Es war ihr klar und oft schon hatte sie gehört:
Sie war eins von den "hässlichen Entlein". Hoffentlich - so hatte die Mutter gemeint - würde sich das ändern, wenn sie erstmal zehn Jahre geworden wäre. Nun war sie ein Mädchen mit viel zu langen dünnen Armen und Beinen. Das sagte ihr täglich der Spiegel. Gerne wäre sie mit den Jungen und Mädchen johlend auf Bäume geklettert, mit ihnen um die Wette gelaufen ... Aber ihre Mutter sagte, sie dürfe sich nicht überanstrengen.
So stand sie immer
abseits
....
>Dann habe ich noch ein bisschen Überlegungen zur Exposition und zur Textsorte:
Ein "Märchen" ist es ja eigentlich nicht, auch wenn eine Zauberkugel darin vorkommt. Eher der Versuch aus etwas Realem, das klein ist, etwas Wirkmächtiges zu machen. Und eine glückende Situation als Heilmittel einzusetzen oder zu Linderung.
Auch denke ich, dass sich das Mädchen in der "Spielsituation" sich nicht auf den Boden wirft (missverständlich), sondern sich auf den Boden kniet, konzentriert und angespannt.
Salute und Dank für den schönen Text