Erster Versuch

Baldur

Mitglied
Ein "Hallo" an die vielen kleinen Hohlbeins da draußen!

Das ist mein erster Schreibversuch. Ich komme nur langsam voran, und kann schon jetzt nicht mehr gute und schlechte Sätze unterscheiden. Deshalb interessiert mich, wie sich der Text für euch anfühlt. Was würdet ihr spontan verbessern? Vielleicht wird ja noch mal ne Fantasy-Geschichte draus - zumindest hab ich sie schon im Kopf.

Danke in Voraus! Bis später!


Es war die Nacht vor dem elften Morgen des Jahres 713 nach Odons Untergang, als die schicksalhafte Nachricht ihren Weg nach Süden fand, und die Luft war ungewöhnlich kalt.
Das Lied von Eis und Schnee war mit dem alten Jahr verklungen, aber Alman, so nannten die Menschen das erste Viertel des Jahres, zögerte eine Melodie der Wärme und des Blühens anzustimmen. Und so
schien es, als wartete die Welt nur darauf, aus ihrem Schlummer erweckt zu werden - als hielte sie den Atem an.
Über die Ebenen von Norgon jagten dunkle Wolkenscharen und verschluckten alles Sternenlicht. Selbst der alte Mond war nicht mehr, als ein flüchtiger Silberschimmer hinter schwarzen Schleiern, denn aus dem Norden brauste ein kalter Sturm und trieb Herden dichter Schatten über das Land, die alles in Finsternis hüllten.

Gleich den schwarzen Wolkenschafen, die den Himmel besegelten, jedoch deutlich langsamer, bewegte sich ein Reiter durch die Dunkelheit nach Süden, und in das Geheul des Sturmes, der die Welt erfüllte, als brüllten Höllenhunde aus den Tiefen der Erde, mischte sich dumpfe Trommeln von Hufen.
Das Pferd schwitzte trotz der Kälte. Und obwohl es harte Stiefelhacken ohne Unterlaß vorantrieben, fiel es oft aus seinem trägen Galopp in leichten Trab zurück.
Es war ein schneller und ausdauernder Rappe aus der Zucht der Stallungen von Nurbuk, aber das edle Tier war am Ende seiner Kräfte. Es spürte kaum mehr die Tritte seines Herrn, und zwang sich doch schnaufend und zitternd vorwärts.
Noch Stunden bevor der Reiter die ebene Heerstraße erreicht hätte, die von Osten kommend zur Festung des Königs hinaufführte, schlugen die Hufe seines Pferdes gegen ein Hindernis. Wiehernd stürtzte es zu Boden, schleuderte seine Last aus dem Sattel, und Roß und Reiter erlebten irgendwo im Dunkeln eine harte Landung.
Der Mann blieb einen Moment keuchend liegen. Die eisige Luft schmertzte in seinen Lungen. Was war seinem Pferd geschehen? Er blickte sich um, aber die Welt schien nur noch aus Schatten zu bestehen, und das Unwetter übertönte jedes Geräusch sterblicher Geschöpfe.
Mühsam richtete er sich auf und begann den Boden abzutasten. Als seine Hände die Mähne des Tieres fanden, kniete er nieder, beugte sich nach vorn, bis seine Nase fast ein Ohr des Pferdes berührte, und raunte ein fremdartiges Wort. Sofort hob sich der große Kopf vom Boden, sank aber nach kurzem Schnauben wieder zurück. Er stieß einen leisen Fluch gen Himmel. Das Tier mußte schwere Schmerzen haben, wenn es sich weigerte aufzustehen, und er brauchte nicht lange, um den Grund dafür zu finden: Beide Vorderläufe waren gebrochen.
Hätte er doch den Umweg nach Eldarath in Kauf genommen, um sein Reittier gegen ein frisches auszutauschen! Vermutlich hätte er den König viel eher erreicht, als es jetzt noch möglich war. Die Nachricht, die er für ihn hatte war ihm zu wichtig erschienen, als daß er auf sein Pferd Rücksicht nehmen könnte, und nun mußte er diesen Fehler teuer bezahlen.
„Verflucht! Migol, alter Freund ich fürchte ich muß dich hier zurücklassen.“, gestand er, und legte seine Hand auf den warmen Hals des Tieres. „Ich habe Graf Robard, einen Eid geschworen, und so muß ich ihm nun dienen, so gut ich kann.“
Migols Herzschlag raste.

Als sich in Nurbuk düstere Berichte aus dem Norden mehrten, und Graf Robard langsam begreifen konnte, daß seine Truppen gescheitert waren, da hatte er Kaldor, seinen schnellsten Boten zu sich gerufen, um ihn mit einer Geschichte zum König zu schicken, die Robard selbst kaum glauben konnte.
Und nun hockte Kaldor hier im Dunkel der Nacht - zitternd und ohne Reittier.
„Wenn der König die Nachricht meines Herrn zu spät erhält, werden noch schreckliche Dinge geschehen.“ sagte er. „Möge der große Thaon dich beschützen, guter Migol!“
Er löste sein Reisebündel von Migols Rücken und schnürte es auf den eigenen, um zu gehen. Bevor er sich jedoch endgültig abwandte, hielt er noch einen Augenblick inne, starrte reglos in Richtung des Pferdes und murmelte ein letztes Versprechen in die pechschwarze Nacht.
„Armer Migol! Glaube mir, ich hätte dem König mein eigenes Leben geopfert, wenn Thaon es verlangt hätte.“
Ein Windstoß trug seine Worte davon, und er folgte ihnen nach Süden, auf dem Weg zu Kalimo, dem König von Norgon.

Seit Kaldor von Nurbuk aufgebrochen war, hatte er kaum geruht. Einen Tag und zwei Nächte war er geritten, und schleppte sich nun, wenige Äcker von der königlichen Festung entfernt, durch das Grasland von Norgon. Der Sturmwind stemmte sich gegen seinen Rücken als wolle er ihn zur Eile antreiben. Und tatsächlich hoffte Kaldor, schon bald die Straße zu erreichen, aber der Ritt, der hinter ihm lag, saß ihm tief in den Knochen.
Da er nun nicht mehr auf Migols Rücken saß, merkte er schon bald wie geschwächt seine Beine waren, und immer kürzer wurden seine Schritte. Benommen stapfte er in einer lichtlosen Welt dahin, und das Dröhnen des Windes kam ihm vor, als stampfte ein ganzes Heer durch seinen Kopf.
Wie weit war er gekommen? Hatte er die Straße, ohne es zu bemerken, schon überquert? Vielleicht lief er gar im Kreis. Ihm wurde schwindlig. Mit einem Mal gab es keinen Himmel mehr, und keine Erde - nur noch schwarze Nacht. Kaldor sank in die Knie, kippte zur Seite; seine Arme stützen ihn, gaben schließlich nach, und er spürte, wie ihn das tiefe Gras empfing. Nicht zum ersten Mal in dieser Nacht zogen ihm die Halme feine Schnittwunden ins Gesicht.
Kaldor stemmte seine Hände gegen den Boden, um sich aufzurichten, aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Die aus der Erde kriechende Kälte ließ seine Muskeln erstarren, und er fragte sich, ob Migol noch am Leben war. Langsam wurde ihm klar, daß er selbst erfrieren mußte, wenn er so liegen blieb.

Die Sekunden rannen dahin. War er tot? Da war nichts mehr übrig von der Welt - außer schwarzer Leere. Auch der letzte Funken Wärme schien im zwingenden Nichts zu verglimmen. Langsam drehte er sich auf den Rücken, und brachte seinen Umhang zwischen sich und die kalte Erde. Die eisige Luft tobte unbeeindruckt über sein Gesicht, und brannte in den nadelscharfen Schnitten, die ihm das Gras zugefügt hatte. Da war noch der Schmerz - also lebte er.
Er öffnete die Augen. Irgendwo in der Ferne schien ein weißes Licht. Es kam näher, wurde größer und heller, und Kaldor war glücklich, denn nun würde er doch das Tor zu Thaons Himmelreich durchschreiten, und aller Schmerz würde von ihm abfallen.
Da wischte eine unsichtbare Hand die letzten dunklen Fetzen vom Dach der Welt, und enthüllte Thaons Laterne, den großen hellen Mond.
Klar und deutlich stand er am Himmel, und Kaldor blinzelte geblendet zur Seite. Das Licht des Mondes ergoß sich über die Ebene, und verwandelte das weite Grasland in ein silbrig glänzendes Meer, aus dessen Tiefen sich eine gewaltige steinerne Insel erhob. Kaldor glaubte immernoch zu träumen. Vor seinen Augen erstreckte sich ein Monument aus Felsen, wie ein im Gras liegender Riese, und aus dem Fleisch des Giganten wuchsen die glatten Mauern von Crikhorn hoch in den Himmel.
Thaon mußte ihm gnädig gewesen sein, dachte Kaldor. Er war wieder im Reich der Lebenden, denn seinem Blick zeigte sich nichts anderes als Kalimos alte Festung.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
zu

erst einmal herzlich willkommen auf der lupe. deine geschichte liest sich besser als hohlbeins avalon projekt. ich hab nur drei fragen: woran hat sich das pferd die beine gebrochen? warum muß es qualvoll verrecken? und wann gibt es die fortsetzung der spannenden geschichte? ganz lieb grüßt
 

Baldur

Mitglied
Danke fürs Lesen! nun zu den drei Fragen:

1. ich hätte wissen können, daß diese Frage kommt und werde wohl versuchen müssen eine glaubwürdige Erklärung einzubauen. Eigentlich geht es nur darum, daß Migol wegen der Dunkelheit und seiner Erschöpfung keinen sicheren Tritt mehr hat.

2. Migol liegt hilflos im Gras. Später, als er selbst am Boden liegt, wird Klador klar, daß sein Pferd erfrieren muß. Was bleibt Migol auch anderes übrig?

3. Ich werde weiterschreiben, bin aber zur Zeit im Klausurstress. Vielleicht finde ich rund um Weihnachten wieder Ruhe.

EINE FRAGE AN ALLE:

Mir ist aufgefallen, daß Fantasyromane immer wieder die gleichen Motive aufgreifen. Ich mich ein wenig mit den Ursprüngen befaßt und festgestellt, daß fast alles (selbst Tolkiens Werke) auf die nordische Mythologie zurückführt.

Ist es für das Schreiben von Fantasy nützlich, sich wie die Altmeister Tolkien und Eddison mit den alten Mythologien auseinanderzusetzen?

(Vielleicht lassen sich die Ursehnsüchte und Völker, mit denen diese Gattung spielt dann besser begreifen?)

Schreibt mal was! Bis später...
 

ex-mact

Mitglied
Moin,

> Ich mich ein wenig mit den Ursprüngen befaßt und
> festgestellt, daß fast alles (selbst Tolkiens Werke) auf
> die nordische Mythologie zurückführt.

Äh... das ist SEHR eng betrachtet und eigentlich nicht ganz richtig... ("falsch" trifft es eher).

Tatsächlich greifen viele Fantasy-Autoren schlichtweg Geschehen der globalen Historie auf. Besonders die fernöstlichen (speziell chinesischen) Sagen sind ein WICHTIGER Fundus, wenn man spannende, "neue" Fantasy verfassen will.

In meinen Beiträgen zu den "Regeln des Schreibens" (in der Schreibwerkstatt) habe ich ja auch schon Andeutungen darüber gemacht...

> Ist es für das Schreiben von Fantasy nützlich, sich wie
> die Altmeister Tolkien und Eddison mit den alten
> Mythologien auseinanderzusetzen?

Es ist für das SCHREIBEN wichtig, sich mit den Sagen, Mythen, Märchen und Überlieferungen unseres und anderer Völker zu beschäftigen. Auch für SF-Autoren und sogar für Frauenroman-Autoren birgt JEDE kulturelle Textsammlung Anregungen, Hintergrundwissen, Handwerkszeug.

Die meisten Fantasy-Tutoren werden wohl die Edda und Grimm's Erzählungen (nicht die verwursteten Sex-Orgien, die wir heute in verflachter Form als "Kindermärchen" kennen - sondern die Grimmschen internationalen Sagensammlungen!) als wichtige Materialien nennen. Aber ich kann nur unterstreichen, daß Völker auf der GANZEN Welt einen reichen Schatz an "tollen Stories" haben.
 

Baldur

Mitglied
moin, moin

Also ich bin ja froh, daß meine provokante These tatsächlich
jemanden zum Sprechen gebracht hat, der Ahnung hat.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Ich selbst weiß nämlich nicht wirklich viel darüber. Wollte aber gerne mehr wissen. :)
Ich denke die These ist deshalb falsch, weil sie die anderen Einflüsse ausschließt. Trotzdem halte ich den Einfluß der nordischen Mythologie gerade bei Tolkien für dominierend.
Ein kleines Beispiel: Das Silmarillon beginnt mit den Worten
"Eru war da, der Eine, ..." (Eru ist der älteste und mächtigste Gott, der die Welt schuf)So lautet auch ein Name des Hauptgottes der Germanen (Tiu),der noch vor Odin da war.
Anderes Beispiel: Odin besaß den zauberkräftigen Herrscherring Draupnir, der von den Schwarzalben hergestellt wurde...
Es gibt viele solcher Parallelen, ganz zu schweigen von den
Ähnlichkeit der verwendeten Völker und Kreaturen
(z.Bsp. Riesen, Trolle, Zwerge, Alben, Drachen, Druiden).
Über andere Einflüsse laß ich mich gerne aufklären, denn ich versuche ja selbst Fantasy zu schreiben.

Ich habe übrigens nicht gesagt, daß die europäischen oder
germanischen stories toller sind, nur daß sie in der
Fantasy besonders ausgeprägt wiederverwendet werden. Aber
wahrscheinlich lesen z.Bsp die Chinesen so wie so ganz andere Fantasy, die sich auf chinesische Mythen beruft.
(welche übrigens genauso intensiv von Drachen handeln...)
 

ex-mact

Mitglied
Moin,

Deine These ist - natürlich - nicht provokant sondern nur richtig :)

Ich habe oben schlecht formuliert: natürlich sind auch die nordischen Mythen eine wichtige Grundlage, für John Ronald Reuel waren sie ausschlaggebend (er war ja "neidisch" und wollte den Engländern einen ähnlichen Sagenschatz verschaffen).

Marc
 

Bone

Mitglied
Hallo da!

Ich finde den Anfang dieser Geschichte herrlich geschrieben! Jedoch was die Sache mit dem Pferd angeht, da hätte dein Held ihm vielleicht einen schnellen, gnadenvollen Tod geben können statt es erfrieren zu lassen!
 

Baldur

Mitglied
...was eine außerordentlich einleuchtende Idee ist, wie ich finde. Es wäre glaubwürdiger und würde meine Intention unterstützen.
 



 
Oben Unten