Erwärmungsfolgen

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Für plötzliche Erwärmungen kann ich mich nicht mehr erwärmen. Und wenn überhaupt, dann vor allem nur, wenn mich, wie fast alle meine Mitrentner, mein Gelenkrheuma plagt.
Vorgestern war der Himmel grau, es goss in Strömen. Seit Wochen.
Ohne dass ich zu Wort komme, fährt mich unsere Nachbarin an: „Regnet es, schreist du nach Sonne. Und scheint sie endlich, ist es dir zu heiß. Mein Lieber, du weißt auch nicht, was du willst.“
Laut hechelnd trottelt der ungeschorene weiße Pudel, den sie nach dem französischen Sonnenkönig Ludwig rief, hinter der stets besonders Zufriedenen her.
Ich strecke ihr hinterm Rücken die Zunge raus.
Ludwig sieht sich um und wedelt mit dem Schwanzbusch.

Harald, in die Jahre gekommener und einziger Grüner in unserem Dorf kommt mir entgegen, grüßt mich überfreundlich und murmelt was von nahender Klimakatastrophe und so.
Während ich nicke, glaubt er vermutlich, ich würde ihm meine Stimme für die Gemeinderatswahl geben. Soll er’s glauben.
Sich verabschiedend zieht er seinen alten Strohhut und wischt sich zur Sonne schielend
mit dem stark behaarten linken Unterarm den Schweiß von der Stirn. „Früher haben hier überall noch Bäume gestanden. Aber sie mussten ja unbedingt die Straße verbreitern… .

Es hupt. Der italienische Eismann aus der Stadt fährt mit seinem alten VW-Bully vorbei.
Zwei Jungen, nur mit kurzen Hosen bekleidet, winken und rufen: „Stratschiatella und Vanille, aber im Hörnschen.“
Als sie Eis leckend auf mich zukommen, fauche ich sie an: „Ihr mit euren nackten Oberkörpern. Werdet euch noch verbrennen. Zu viel Sonne ist ungesund.“
Meine krächzende Stimme klingt irgendwie nach Rache.
Die Beiden drehen sich um, strecken mir die Zunge aus und rennen lachend davon.
 
Für plötzliche Erwärmungen kann ich mich nicht mehr erwärmen. Und wenn überhaupt, dann nur, wenn mich, wie meine Mitrentner, mein Gelenkrheuma plagt.
Vorgestern war der Himmel grau, es goss in Strömen. Wie seit Wochen.
Kann wenigstens einmal wieder ohne Regenbekleidung das Haus verlassen.
„Nimm ne Mütze mit!“ ruft mir Kathie, meine Frau, hinterher.
Ich hasse Mützen und gehe oben ohne.
Elke, die Nachbarin von gegenüber steht in ihrem Vorgarten und zupft an Rosenblüten.
Ohne dass ich zu Wort komme, fährt sie mich an: „Regnet es, schreist du nach Sonne. Und scheint sie endlich, ist es dir zu heiß. Mein Lieber, du weißt auch nicht, was du willst.“
Dabei hatte ich noch gar nichts gesagt. Der eigentliche Nörgler ist ihr ständig missgelaunter Ehemann. Sie watschelt auf ihren hochhackigen Sandalen an mir vorbei. Ich folge ihr. Laut hechelnd trottelt ihr ungeschorener weißer Pudel, den sie nach dem französischen Sonnenkönig Ludwig rief, hinter ihr her.
Ich strecke ihr hinterm Rücken die Zunge raus.
Ludwig sieht sich um und wedelt mit dem Schwanzbusch.
Harald, in die Jahre gekommener und einziger Grüner im Dorf kommt uns entgegen, grüßt erst Elke dann mich und murmelt was von nahender Klimakatastrophe.
Elke wedelt mit hoch erhobenen Kopf an ihm vorbei. Da ich stehen bleibe, grüßt er mich mich noch einmal besonders freundlich.
Bedächtig nicke ich und er glaubt vermutlich, ich würde ihm meine Stimme für die Gemeinderatswahl geben. Soll er.
„Das Wetter ist so was von unberechenbar!“ bestätige ich. „Da kann die Politik wohl auch nix machen.“
Schnell zieht er sich verabschiedend seinen alten Strohhut und wischt sich zur Sonne schielend mit dem stark behaarten linken Unterarm den Schweiß von der Stirn. „Früher haben hier überall Bäume gestanden. Aber sie mussten ja unbedingt die Straße verbreitern…“

Hinter uns hupt einer.
Der italienische Eismann aus der Stadt fährt langsam mit seinem alten VW-Bully vorbei.
Zwei Jungen, nur mit kurzen Hosen bekleidet, winken ihm und schreien: „Stratschiatella und Vanille, aber im Hörnschen.“
Als sie Eis leckend auf mich zukommen, fauche ich sie an: „Ihr mit euren nackten Oberkörpern. Werdet euch noch verbrennen. Zu viel Sonne ist ungesund.“
Meine krächzende Stimme klingt nach Rache.
Die Beiden drehen sich um, strecken mir die Zunge aus. „Opa, du hast nen Sonnenbrand auf der Glatze.“ Lachend rennen sie davon.
 
Für plötzliche Erwärmungen kann ich mich nicht mehr so recht erwärmen. Und wenn, dann nur, falls mich, wie meine jammernden Mitrentner, mein Gelenkrheuma plagt.
Gerade plagt es mich und die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Gestern noch war der grau und es goss in Strömen. Wie seit eingen Wochen schon.
„Nimm ne Mütze mit!“ Kathie, meine Frau, ist immer besorgt, dass ich mir einen Sonnebrand oder gar Hauptkrebs zwischen dem schütteren Haar hole.
Doch ich hasse Mützen und gehe – ganz der Spätpubertäre - oben ohne.
Elke - Nachbarin von gegenüber - steht in ihrem Vorgarten und zupft an den Blüten ihrer überzüchteten Rosen.
Umgehend fährt sie mich an: „Regnet es, schreist du nach Sonne. Und scheint sie endlich, ist es dir zu heiß. Mein Lieber, du weißt auch nicht, was du willst.“
Dabei hatte ich noch gar nichts gesagt. Und der eigentliche Nörgler ist ihr ständig missgelaunter Ehemann. Sie watschelt auf ihren hochhackigen Sandalen an mir vorbei und knurrt: „Ihr Männer seid doch alle gleich. Ich folge ihr. Laut hechelnd trottelt ihr ungeschorener weißer Pudel, den sie nach dem französischen Sonnenkönig Ludwig ruft, hinter ihr her.
Ich strecke ihr hinterm Rücken weit die Zunge raus.
Ludwig sieht sich um und wedelt beifällig mit dem Schwanzbusch.
Um diese Tageszeit, es ist kurz nach zehn Uhr, treffe ich fast immer dieselben Leute auf der Dorfstraße.
Harald, in die Jahre gekommener und einziger Grüner im Dorf schlendert uns bemüht gelassen entgegen, grüßt erst Elke dann mich und murmelt was von unmittelbar bevorstehender Klimakatastrophe.
Elke wedelt an ihm vorbei mit hoch erhobenen Kopf, auf dem eine beachtliche mit künstlichen Haarteilen verstärkte Turmfrisur schwankt.
Da ich stehen bleibe, grüßt er mich mich noch einmal besonders freundlich. „Mit Ihnen kann man wenigstens reden, mein Lieber.“
Bedächtig nicke ich und er glaubt vermutlich, ich würde ihm meine Stimme für die Gemeinderatswahl geben. Soll er.
„Das Wetter ist fast so unberechenbar wie die Politik!“ bestätige ich. „Da kann die Umweltpartei wohl auch nix machen.“
„Nun ja…“ holt er aus, zieht zur Vorsicht schon einmal sich verabschiedend seinen alten Strohhut und wischt sich zur Sonne schielend mit dem stark behaarten linken Unterarm den Schweiß von der Stirn. „Früher haben hier überall noch Bäume gestanden. Aber die von den Christdemokraten mussten ja unbedingt die Straße verbreitern…“
Hinter uns hupt einer.
Der italienische Eismann aus der Stadt fährt langsam mit seinem alten VW-Bully vorbei.
Zwei Jungen, nur mit kurzen Hosen bekleidet, winken ihm und schreien: „Stratschiatella und Vanille, aber im Hörnschen.“
Als sie Eis leckend auf mich zukommen, fauche ich sie an: „Ihr mit euren nackten Oberkörpern. Werdet euch noch verbrennen. Zu viel Sonne ist ungesund.“
Meine krächzende Stimme klingt irgendwie nach Rache.
Die Beiden drehen sich lachend um, strecken mir die Zunge aus. „Opa, du hast nen Sonnenbrand auf der Glatze.“
 



 
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