Es

Bin im Apfelbaum, lebe gern, hat es gesagt.
Nur wenn wer kommt, lebe ich auf
wird es so sein, werde ich werden ...
und plumps -

ist's hinabgefallen
in das grüne Lyrikland, nah am Bächlein Lethe.

Lag also da
furchtsam ein wenig, wegen diesem Weltenwurm in allem unten
und der Spur von Fäulnis auch, die ein dunkler Celloton
nah am Bächlein Lethe.

Lag also da
hoffend ein wenig
darüber hinaus.

Aber ja, die Vögel
Ärzte sind es, zwinkernde Geigen.

Und da kam dann jene Hand
und ein Rucksack, Schrift ist drauf.
Also las es, was da steht:
Komplexität.

Und es haben
so schien's ihm
die Sterne genickt
während die Hand es aufgelesen.



Für P.

Dein Text ist "nicht zum Vergessen"
Herzlichst Sue

Das Anonym ist ein Versehen...KI hat es verändert.

Ein wunderbar lyrischer Text gegen das Vergessen, lieber Scal!

Er erzählt von Resonanz; vom eigentlichen Wesen, das immer erst am Echo eines Gegenübers "wird" und wirkt.
Vom "kleinen Vergessen", das die Poesie ermöglicht, vom "aus der Luft geholt werden" und vom Einbetten des Flüchtigen in den dunklen Celloton, der von der Vergänglichkeit singt und nach Wiedergeburt riecht.
Besonders mag ich die Vögel und deren heilsamen, augenzwinkernden Gesang. In ihrem Zwinkern liegt viel Weisheit, mag uns flugunfähigen Erdenbewohnern scheinen.

Wirklich ein ganz und gar wunderbarer Text, der über all der Komplexität im Schildern einer Erfüllung auf ein versöhnlich schwebendes Ende hin-singt.
Sehr sehr gerne gelesen!

LG,
fee

@stadtgeflüster
Danke Dir, Sue!

@fee_reloaded
Herzlichen Dank für diesen so einfühlsam-stimmigen und schön formulierten Kommentar!
Ich bin manchmal verwundert darüber, wie ungeplant und unerwartet sich ein Motiv für einen Text plötzlich ergibt - wie ein Tor, das sich überraschend öffnet. Ich vermute, Du kennst das auch.

Liebe Grüße
Scal

Scal schrieb:

wie ein Tor, das sich überraschend öffnet. Ich vermute, Du kennst das auch.

Zum Vergrößern anklicken....

Allerdings. Oft ein Tor so eher aus dem Augenwinkel. Das sind die besten.

Fee, das hast Du ganz wunderbar eingefangen und ich bin ganz bei Dir.
Nur beim 'Vergessen' - trotz Lethe - sehe ich noch viel mehr, wie ein Lebensgefühl, oder sogar eine Initiation. Aber das spricht natürlich für den besonderen Text, dass er bei verschiedenen Personen unterschiedliche Saiten zum Klingen bringt.
Und alles ist wahr.
Scal, das war wieder vom Feinsten!

Liebe Grüße
Petra

Lebensgefühl, ja, lieben Dank Dir, P.,
warst ja die Toröffnerin

Hallo Scal,
irgendwann "plumsen" wir alle vom Ast des Lebens und landen am Bächlein Lethe.
Trinken wir vom Wasser, vergessen wir des Erlebte und sind bereit das Kommende unvoreingenommen anzunehmen.
Gern Hineingespürt, auch wenn ich Vögel als Ärzte eher skeptisch sehe.
LG
Manfred

Danke, Manfred,
ja, die Vögel. Die fressgierigen Möwen. Ich bin kein Seemann.
Poesie ist imaginär. Nicht nur. Ich hör sie im Garten, liege da und denke mir: Was wäre, ich hörte sie nimmermehr?
Freu mich auf den Frühling.

LG