Es geht immer mehr rund

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GESCHICHTE NIMMT FAHRT AUF

400 Wagner-Söldner jagen Selenski ... +++ Russischer Botschafter findet deutsche Panzerlieferungen ... +++ Russland führt Offensiven in Region ... +++ Selenskyj bleibt siegessicher +++ Selenskyj fordert neue … +++ Ex-Botschafter Melnyk wünscht sich … +++ Sein Mittel gegen … +++ Christoph Heusgen über den Krieg mit Russland +++ US-Außenminister schließt Krieg mit Iran … +++ 2023 wird Jahr unseres Sieges +++ Olaf Scholz hat sich in Washington keine Freunde gemacht +++ Ukraine meldet mehrere Tote nach Beschuss in Cherson +++ Kriegspartei oder nicht? +++ Selenskyj: 2023 wird Jahr des ukrainischen Sieges sein +++ Die große Schlacht steht an - Melnyk wünscht sich deutsches U-Boot fürs Schwarze Meer +++ Siko-Chef nun für Kampfjet-Lieferungen +++ Esken weicht Scholz' Kampfjet-Linie auf +++ Hat Scholz mit Panzer-Zögern ... +++ Spannungen mit China und Nordkorea wachsen: Japan rüstet … +++ Iran will Angriff auf Munitionsfabrik abgewehrt haben +++ Der Krieg ist der Vetter der Korruption +++ Selenskyj dankt für Panzer – und fordert Langstreckenraketen und Kampfjets +++ Selenski will Moskau bombardieren! +++ Selenski: Russland verstärkt Offensive im Donezk-Gebiet +++ Wohin Putin im Falle einer russischen Niederlage flüchten … +++ Will Putin Use Nuclear Weapons +++ Scholz will weiter mit Putin telefonieren +++ Warum die Ukraine allen Grund zur Eile hat +++ Russland setzt offenbar aufblasbare Panzer ein +++ Nur Panzer können die Ukraine retten! +++ Sind wir schon im Krieg? +++ US-General erwartet Krieg mit China im Jahr 2025 +++ Lula lässt Scholz bei Munition für Ukraine öffentlich abblitzen

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Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen. (Johann Wolfgang von Goethe)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich merke, wie es dich umtreibt, Arno Abendschön. Mir geht es genauso.
Oft schon frage ich mich, welchen Sinn es noch hat, unterhaltsame Literatur zu produzieren - am Ende vielleicht nur, um den Ritt in den Untergang amüsanter zu gestalten?

Indes meine politischen Kommentare werden [(noch) nicht hier, an anderer Stelle] schon immer öfter zensiert, verschwinden einfach.
Selbst wirklich harmlose kurze wie dieser hier (fiel wohl der neuen Devise „Wer sich fürchtet, ist nicht nur feig, sondern auch ein Russland-Troll und Feindeshelfer“):

Nur noch 90 Sekunden

Seit ihrer Einführung im Jahr 1947 stand die Atomkriegsuhr oder Weltuntergangsuhr („Doomsday Clock“), die anzeigen soll, wie groß das aktuelle Risiko einer globalen atomaren Katastrophe ist, NOCH NIE näher an der finalen Zwölf.
Noch nicht mal während des Kalten Krieges stand es so schlimm. Da waren es immer noch mehrere, also drei oder sieben oder zwölf Minuten bis zum vorauskalkulierten Ende.
Nun trennen uns grade mal 90 symbolische Sekunden von der selbstgemachten Apokalypse.
Es ist so ernst wie nie - und nie war der Umgang mit der Gefahr unbesorgter.
Dabei reichen die nicht sehr geistreichen Argumente der radikal Unbesorgten von „Wird schon schiefgehen“ bis hin zu „Glaub ich nicht, dass es soweit kommt“, also echt beruhigend. (Zeit für Sarkasmus muss auch in den letzten 90 Sekunden noch sein!)
Wie dummdreist die derzeitige Argumentation eigentlich ist, fällt auch nur deshalb nicht weiter auf, weil das omnipräsente Kriegsgegeifere wirklich alles schon schrill übertönt, sodass abgesehen davon kaum noch was anderes zu vernehmen ist.

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Immer wieder verschlägt es mich auch hier zur politischen Debatte ins „Lupanum“ (dort wird wohl auch dieser Textstrang enden) und ich lese interessiert mit.
Ich glaube, wir sehen Vieles sehr ähnlich.
Das ist mir manchmal schon ein echt tröstlicher Gedanke, dass es sowas noch gibt.

Mit liebem Gruß,


Erdling
 
Ja, Erdling, in diesem Punkt sind wir uns recht nahe. Ich habe den Text hier allerdings hier nicht eingestellt, um damit eine politische Debatte an sich auszulösen. Das tun wir ja schon ausgiebig im Forum Lupanum. Dorthin gehört auch die sehr wichtige Frage, inwiefern man denn gegenwärtig überhaupt noch sinnvoll literarisch produzieren kann.

Mein Hintergrund hier: Es ist eine Sammlung von aktuellen, zufällig aufgefundenen Zeitungsschlagzeilen. Ergeben sie für sich so schon ein Bild der Gegenwart (Januar 2023)? Welches und wie wirkt es? Idee und Muster sind nicht von mir. John Dos Passos hat diese Technik in seiner USA-Trilogie vielfach für Einschübe verwendet.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
 

onivido

Mitglied
Guten Morgen Arno. Ich trau mir dazu nichts zu sagen. da es eine Wiedergabe der nur Tatsachen posaunenden Medienschlagzeilen ist und jegliche Meinung dazu, oder gar Kritik eine Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen der Leselupe zur Folge haben koennte.
Ich wuensche dir einen schoenen Tag///Onivido
 

John Wein

Mitglied
Es kommt mir weiland so vor, wie das Hurrah Geschrei Anno 1914. Man hat aus der Geschichte einfach nicht
gelernt. Ist uns der Frieden denn nichts mehr Wert? „ Frieden schaffen, ohne Waffen“ Schnee von gestern. Ich bin maßlos entsetzt!
 
Danke, onivido und John Wein, für eure Reaktionen. Wie gesagt, mich würde auch interessieren, ob man eine solche Montage noch verbessern könnte und ggf. wie. Es war ein spontaner Einfall und ich habe nicht sehr viel Zeit darauf verwendet. Es handelt sich zumeist bloß um Google-Ergebnisse, daher oft auch das Fragmentarische.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

Scal

Mitglied
Anstatt der Bindestriche "und"
und dann eine neue Zeile ?

Erstaunlich, wie sich mein Staunen verändert hat.
1970 bestaunte ich zutiefst die musikalische Inspiration im Song "Epitaph" von King Crimson - immer wieder.

Gesternt staunte ich über die Meldung, dass der Titel des diesjährigen musikalischen Beitrags der Ukraine im Songcontest "Heart of Steel" lautet, inspiriert von der Tapferkeit der ukrainischen Soldaten im Stahlwerk Asow-Stahl.
Möglicherweise der Gewinner, mein Staunen hielte sich in Grenzen, allzu viel Erstaunliches ereignet sich.

Ich suche jetzt nach "Epitaph", höre mir den Song erneut an.

Grüße
Scal
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Arno,

ich sehe, ich habe schon zu lange nicht mehr meine 'Neueste Beiträge-Tour' gemacht. Glücklicherweise habe ich dieses Text nicht verpasst.

Ich erinnere mich vor vielen Jahren an ein Kunstobjekt - das war noch zu Anfang, als der Kunstbegriff seine diversen Erweiterungen erfuhr - als ich vor einer Art Stellwand - oder war es eine Projektion? - stand und genau so etwas mir entgegenstarrte. Ich habe damals nicht viel damit anfangen können.
Dies offenbart mir zweierlei.
Das eine ist: Du hast hier Kunst geschaffen.
Das zweite: Diese Form der Kunst braucht Kontext. Der Betrachter muss die Enge im Hals spüren, die der Erschaffer gespürt hat.

Großartig!

Liebe Grüße
Petra
 
Danke an die beiden Vorredner für die formalen Hinweise, Tipps. Scal hat mich veranlasst, mir das originale Muster bei Dos Passos noch einmal anzusehen (läuft dort immer unter "Weltwochenschau"). Tatsächlich setzt er die Einzelmeldungen oder -schlagzeilen durch Umbruch und Leerzeile voneinander ab. Allerdings ist eine einzelne Weltwochenschau bei ihm dann auch immer viel länger als mein Block und inhaltsreicher sowieso. Und eben das fürchte ich hier. Es ist ein Unterschied, ob man so ein Gebilde im Buch gedruckt vor sich hat und es auf einmal überblicken kann, oder ob man im Internet für einen Überblick erst scrollen muss. Ich neige schon Petras Ansicht zu, dass sogleich ein Gefühl der Enge entstehen sollte, ein Eindruck von Kuddelmuddel und Chaos. Eine Überleitung durch "und" würde bedeuten, dass sich der Bearbeiter als Instanz dazwischenschaltet und das würde Auflockerung bedeuten, die ich eben auf diese Weise nicht anstrebe. Die Unterschiede in der Farbgebung passen schon ins Konzept der Enge - sie rühren nur von der zufälligen Quelle her - und vielleicht könnte ich das noch verstärken.

Ich bin noch nicht zufrieden, werde in einer ruhigen Stunde mal zu experimentieren versuchen. Denkbar ist natürlich noch Ausbau oder Austausch mit weiteren aktuellen Meldungen. Es gibt immer noch größere Knaller, aber ich wünsche sie mir durchaus nicht.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 
Molly, es ist ein Versuch (Kurzprosa als reine Montage von Fremdtextsplittern) und ich stütze mich dabei auf das Vorbild jener kurzprosaähnlichen Einschübe in den laufenden Romantext bei Dos Passos. Man betrachte es bitte als Experiment. Der Anteil des Autors, also meiner Wenigkeit, besteht im Auffinden, Zusammenstellen und der Art der äußeren Präsentation.

Freundlichen Gruß
Arno Abendschön
 
Das ist toll gemacht, Arno. Vor allem, weil die Abfolge von alleine eine Bilderfolge erzeugt. Interessantes Projekt ist auch die Zusatzverlinkung.
Beislgrüße
 
Danke, Hans. Und Auswahl und Reihenfolge waren im Wesentlichen zufallsbedingt. Ich wollte nur ausgesprochen matte Aussagen ausscheiden.

Petra hat mich noch auf eine Verwandtschaft aufmerksam gemacht:

Ich erinnere mich vor vielen Jahren an ein Kunstobjekt - das war noch zu Anfang, als der Kunstbegriff seine diversen Erweiterungen erfuhr - als ich vor einer Art Stellwand - oder war es eine Projektion? - stand und genau so etwas mir entgegenstarrte.
Und mir fiel jetzt ein, wo ich in den letzten Monaten oft vor etwas Ähnlichem gestanden habe: Beim Umsteigen im U-Bahnhof Unter den Linden starrt man beim Warten in der unteren Ebene auf Wimmelbilder mit sehr vielen Begriffen aus jeweils nur einem einzigen Zusammenhang. Details hier (erstes Foto vor Artikelbeginn, linker Rand):


In Galerien oder Museen mit zeitgenössischer Kunst findet man gelegentlich ähnliche Beispiele.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

Mimi

Mitglied
Lieber Arno, ich sehe Deinen Text auch nicht als Kurzprosa im klassischen Sinne, meine aber jedoch, dass er als splitterartige Collage gut funktioniert ...
Die aufgeführten Splitter als isolierte Elemente, schaffen hier ein neues Ganzes.


... als Gesamtbild in der Tat ...

Mir gefallen diese (aktuellen) Schlagzeilen auch nicht sonderlich ... aber deshalb Arnos Text mit dieser Schlechtbewertung (und mit einem Einwort-Kommentar) abstrafen ...?
Diese nächtlichen "Auslassungen" kommen mir sehr bekannt vor.

Gruß
Mimi
 
Lieber Arno, ich sehe Deinen Text auch nicht als Kurzprosa im klassischen Sinne, meine aber jedoch, dass er als splitterartige Collage gut funktioniert ...
Die aufgeführten Splitter als isolierte Elemente, schaffen hier ein neues Ganzes.
Danke, liebe Mimi. Der Begriff Collage trifft tatsächlich das, was mir vorschwebte.

Reisende ist also ein Schrecken in die Glieder gefahren? Gut verständlich, ich finde all das auch erschreckend. Offenbar hat das Mitglied aber den Unterschied zwischen einer Diskussion und dem Kundtun einer Emotion mit nur einem Wort noch nicht ganz erfasst. Die Bewertung hat mich nicht gestört. Der Text stellt ja ein Experiment da, das man gewiss auch für weniger gelungen ansehen kann.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

fee_reloaded

Mitglied
Hat etwas sehr Beklemmendes, Arno Abendschön,


so, wie du es präsentierst.
Hans hat es schon gesagt - die Abfolge der Schlagzeilen allein webt schon einen "Gobelin des Grauens" (musste sein - bin Alliterationsjunkie) und zwingt einem dieses Gefühl von "man will sich gar nicht ausmalen, wohin das in diesem Affentempo noch führt" auf.
Ich denke, du hast die Auswahl schon gut getroffen, um diesen Effekt zu erzielen, quasi einen eigenen Algorithmus festgelegt, der einem vor Augen führt, wie "unglaublich" das alles ist, was sich momentan abspielt.

Beim Zusatz
(Keine Fiktion reicht da ran – niemals.)
bin ich noch am Grübeln, ob es den wirklich braucht, oder ob er der Collage nicht etwas nimmt, was sie ganz alleine leistet.
Auch den Titel finde ich nicht stimmig - vom Sprachstil - in Verbindung mit der Collage. "Geschichte nimmt Fahrt auf" (jetzt nur als Beispiel, nicht als Vorschlag) - oder etwas in der Art fände ich passender als das etwas holprige "geht immer mehr rund". Oder eine Umstellung - "Es geht rund. Mehr und mehr." oder so...auch das wäre eine Möglichkeit den Titel auf das selbe Sprachniveau zu holen.

LG,
fee
 
Dank, fee, für deine konstruktiven Vorschläge. Ich kann sie zum großen Teil nachvollziehen. "Geschichte nimmt Fahrt auf" würde mir schon besser gefallen als das von mir rasch aus dem Ärmel Geschüttelte. Ich wüsste allerdings nicht, wie ich selbst den Titel ändern könnte, verspüre auch Hemmungen, den Redakteur damit zu belästigen. Außerdem ist der Text nun schon unter dem alten Titel bekannt und ich verwirre keinen gern. Ich versuche nachher, die bessere Überschrift als Untertitel zu installieren.

Was den Zusatz am Schluss aus meiner Feder betrifft, so wollte ich wohl nur etwas Eigenes beisteuern, um von vornherein das Bemängeln von dessen Fehlen zu vermeiden. Nun gehe ich mal anders vor und ersetze ganz im Sinne von Collage das Eigene durch ein klassisches Zitat. Frisch ans Werk, hoffentlich klappt es.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

fee_reloaded

Mitglied
Außerdem ist der Text nun schon unter dem alten Titel bekannt und ich verwirre keinen gern
Ja, das kann ich nachvollziehen. Aber mit dem Titel direkt oberhalb der Collage geht's ja auch, wie ich sehe. Freut mich, wenn dir mein Vorschlag gefallen konnte!

Und das Goethe-Zitat gibt der "Installation" definitiv nochmal Gewicht. Find ich super gewählt.

Ich weiß - man traut sich eine Collage nicht so ganz angstfrei ohne "Eigenes" zu präsentieren. Aber das ist ein Denkfehler - die Collage, also WIE die zusammengetragenen Versatzstücke zu einem Ganzen kombiniert werden, ist ja etwas Eigenes - nämlich eine kreative, schöpferische Leistung, die aus den Teilen mehr macht als bloß die Summe ihrer Teile. Und Plagiat wäre ja nur, wenn du aus einer einzigen Quelle zusammenträgst. Hier sehe ich aber ganz viele, wenn ich es richtig wahrnehme. Keinerlei Grund also, sich davor fürchten zu müssen, es könnte jemand zu Recht "alles nur geklaut" rufen. Der hat dann das Prinzip der Collage nicht verstanden ;)

Da wäre eher der einzelne, selbst hinzugefügte Satz nicht ausreichend, wenn es dir dabei darum ging.

LG!
 
Schön, fee, dass der Einfall mit dem Goethe-Zitat nicht gleich durchgefallen ist ... Es bezieht sich ja auf die Kanonade von Valmy mit folgendem Rückzug der Interventionstruppen (1792). Ich habe jetzt Näheres dazu nachgelesen. Zu meinem Erstaunen las ich, dass Goethes Darstellung, er habe dies an Ort und Stelle gegenüber seinen Begleitern geäußert, wenig glaubhaft sei. Es soll sich um eine erst viel später erfolgte Literarisierung seiner Eindrücke und Gedanken dazu gehandelt haben. Auch begegnet einem die Auffassung, Goethe sei nur gezwungenermaßen dort gewesen und habe die erste Gelegenheit genutzt, sich Richtung Weimar von der Front zu entfernen. So gesehen erhält das Zitat hier noch einen ironischen Anstrich und man ist versucht, Parallelen in der Gegenwart aufzuspüren.
 



 
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