Hallo,
jetzt hab' ich mir wirklich Zeit gelassen zu antworten und die Geschichte zuerst auf mich wirken lassen. Gleich nachdem ich sie gelesen hatte war ich etwas verstört. Ist das ganze nicht etwas zu roh? Man fragt sich, woher kommen die beiden um so leben zu können? Was reden die tagsüber miteinander? Kann man über diese Geschichte eigentlich irgend etwas schreiben ohne Betroffenheit in Empörung um schlagen zu lassen? (Wobei diese Empörung in der Figur des Mannes in der Geschichte schon eingebaut ist) Und dann bin ich drauf gekommen, - die Story ist maßlos überzogen. Mittelpunkt des ganzen ist die Lustlosigkeit am Sex mit einem langjärigen Partner. Jeder kennt das! Man muss noch nicht einmal sonderlich lange mit jemanden zusammen und schon gleich gar nicht verheiratet sein um dieses Syndrom zumindest in Anflügen nicht schon einmal kennen gelernt zu haben und es somit nachvollziehen zu können. - Küsse werden zu Begrüßungs- und Abschiedsbussis, Sex ist nicht mehr eine Frage der Lust, sondern wird abhängig von Terminen und der Befindlichkeit. Aus Liebe wird Wohlgefühl und am Ende Dankbarkeit -. Die Geschichte spielt mit der Überehrlichkeit zu sich selbst. So wie es darin dargestellt ist, wird es wohl niemanden, der über ein Quentchen gesunden Menschenverstandes verfügt, ernsthaft jemals ergehen, - weder als Frau, noch als Mann (-schließlich ist ja nicht davon auszugehen, dass diese Art Triebbefriedigung für ihn die Erfüllung sein kann. Im übrigen tritt die Übertreibung auch und besonders in der Aussage, dass dieses "Ritual" jeden Abend stattfinde, deutlich zu Tage). - Als aufrechte Schwärmer, die wir alle sind, suchen wir aber nach den wahren Werten, - dem Idealzustand -, den wir dem, in deiner Geschichte geschilderten, gegenüber stellen; wir sind entsetzt über die Zustände und stellen fest: Nicht mit uns, NIEMALS! (-"Überehrlichkeit")
Gratulation, das Spiel funktioniert. Man braucht wie gesagt erst einige Zeit um sich über diesen Sachverhalt klar zu werden. Ganz zweifellos liegt das auch an der Ausarbeitung, die Geschichte ist gut lesen, wenn sie auch, für mein Empfinden, ihre Längen hat.
Den Titel halte ich keineswegs für missglückt: "Es hatte ihr niemand die die Liebe gelehrt" - Hat sie sich denn, ganz im Gegensatz zu uns, je darum bemüht?
Zuletzt noch meine Sicht der Dinge: - Dem Idealzustand hinterher zu laufen, ist der Idealzustand, verloren hat wer resigniert, - in der Liebe, wie im Leben.
Schöne Grüße aus dem regnerischen München,
Gerhard