Es winden sich durch Haare blaue Bänder

Walther

Mitglied
Es winden sich um Büsche blaue Bänder.
Der Wind der Zeit bläst heute einmal lau.
Im Frühlingshimmel prangt die Farbe Blau,
Und erste Blumen zieren die Geländer.

Was durch das Heute weht, wer weiß genau,
Es ist ganz leicht, und alles geht behänder.
Die Bilder haben helle frohe Ränder,
Und junge Füße treten frühen Tau.

Es sind die Tage ohne jede Klage,
Wo Leben ewig scheint und nichts mehr endet.
Das ist, so singt die immer junge Sage,

Als sei das Sein dem Leid für kurz entfremdet,
Und Freude übertönt die eine Frage,
Wann sich das Schicksal wieder winterwendet.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Leider wirken die Bänder etwas gekünstelt und weit hergeholt... in diesem sonst wunderschönen Text.
 

JoteS

Foren-Redakteur
ergäbe zumindest einen glaubwürdigen Retro-Anstrich, der ja zur Sprache passt, denn man würde sich einfach in eine frühere Zeit (Jane Austen lässt grüssen) zurückversetzen statt über den Grund der Gartendeko zu rätseln... ;)
 

Walther

Mitglied
Es winden sich durch Haare blaue Bänder.
Der Wind der Zeit bläst heute einmal lau.
Im Frühlingshimmel prangt die Farbe Blau,
Und erste Blumen zieren die Geländer.

Was durch das Heute weht, wer weiß genau,
Es ist ganz leicht, und alles geht behänder.
Die Bilder haben helle frohe Ränder,
Und junge Füße treten frühen Tau.

Es sind die Tage ohne jede Klage,
Wo Leben ewig scheint und nichts mehr endet.
Das ist, so singt die immer junge Sage,

Als sei das Sein dem Leid für kurz entfremdet,
Und Freude übertönt die eine Frage,
Wann sich das Schicksal wieder winterwendet.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Walther,

speziell diese beiden Zeilen erzeugen in mir eine starke Wirkung und ich spüre dann die Magie der Tage um die Sommersonnenwende:

Es sind die Tage ohne jede Klage,
Wo Leben ewig scheint und nichts mehr endet.
Tage, an denen die Grenzen von Raum und Zeit überschritten werden und wir dem Himmel näher sind...

Etwas ins Stocken gerät mein Lesefluss an dieser Stelle:

Was durch das Heute weht, wer weiß genau
Ist es - vom Sinn her - zu lesen als: wer weiß (es schon) genau? Oder ist der Zusammenhang ein anderer, der sich mir nicht erschließt?

Der Schluss ist recht skeptisch und relativiert die Leichtigkeit der voran gegangenen Zeilen.

lg wüstenrose
 

Walther

Mitglied
hi wüstenrose,

danke für deinen eintrag.

das "wer weiß genau" ist sicherlich auch eine verkürzung in dem von dir genannten weise. soll ich es durch "wer ahnt's genau" ersetzen. das wäre die andere variante gewesen ...

lg w.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Walther,
was hälst du davon (Vorschläge blau markiert):

Was durch das Heute weht [blue]und wandert - schau:[/blue]
Es ist ganz leicht, und alles geht behänder.
Die Bilder haben helle frohe Ränder,
Und junge Füße [blue]baden sich im[/blue] Tau.
lg wüstenrose
 

Walther

Mitglied
Es winden sich durch Haare blaue Bänder.
Der Wind der Zeit bläst heute einmal lau.
Im Frühlingshimmel prangt die Farbe Blau,
Und erste Blumen zieren die Geländer.

Was durch das Heute weht und wandert - schau:
Es ist ganz leicht, und alles geht behänder.
Die Bilder haben helle frohe Ränder,
Und junge Füße treten frühen Tau.

Es sind die Tage ohne jede Klage,
Wo Leben ewig scheint und nichts mehr endet.
Das ist, so singt die immer junge Sage,

Als sei das Sein dem Leid für kurz entfremdet,
Und Freude übertönt die eine Frage,
Wann sich das Schicksal wieder winterwendet.
 

Walther

Mitglied
hi wüstenrose,

danke für deine wunderbaren anregungen. die erste habe ich gleich übernommen, sie ist wirklich eine verbesserung.

bei der zweiten habe ich ein kleines problem, weil man im tau eigentlich nicht "baden" kann. da erscheint meine variante einen vorteil zu haben.

lg w.
 

wüstenrose

Mitglied
Hi Walther,
freut mich, dass die Anregung Gefallen findet.

Zum zweiten Vorschlag: Ausgangspunkt meiner Überlegung war hier, die in Zeilen 7+8 auftretende Häufung von Adjektiven zu reduzieren. Das wirkt sehr geballt.
Eine andere Idee:
und junge Füße tummeln sich im Tau
"sich tummeln" dann in der Bedeutung von: sich irgendwo lebhaft, ausgelassen hin und her bewegen

Grüßle
wüstenrose
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Walther,

abgesehen, dass Du mich ins Grübeln brachtest, ob es nicht "behender" heißen müsste, gefällt mir dieses Gedicht sehr gut, denn es zeigt die helle und die dunkle Färbung des Erlebens, etwas, was ich im Augenblick gut nachvollziehen kann: Ich balanciere selbst im Grenzbereich, auch lyrisch.

Vielleicht ist es eben doch besser, philosophisch Angehauchtes in Sonettform statt im verse libre zu schreiben?

Liebe Grüße

Herbert
 

wüstenrose

Mitglied
Lieber Walther,
die Sache mit den Adjektiven und der exaltierten Stimmung: Ja, ich kanns spüren, dass da was dran ist.
Meine bescheidene Meinung:
- junge Füße gefällt mir wesentlich besser als Frauenfüße
- tanzen, das halte ich für das ideale Verb an dieser Stelle, eine Lösung mit tanzen (wie auch immer die ausfällt) fände ich prima

so lande ich bei folgender Idee:

Was durch das Heute weht und wandert - schau:
Es ist ganz leicht, und alles geht behänder.
Die Bilder haben [blue]breite helle[/blue] Ränder,
Und junge Füße [blue]tanzen froh im[/blue] Tau.
Oder doch lieber:
Was durch das Heute weht und wandert - schau:
Es ist ganz leicht, und alles geht behänder.
Die Bilder haben helle frohe Ränder,
Und junge Füße [blue]tanzen durch den[/blue] Tau./
Und junge Füße [blue]tanzen nackt im[/blue] Tau.
Kurzum: ich weiß es nicht. Aber ich finde es sehr reizvoll, die unterschiedlichen Varianten immer wieder gegeneinander abzuwägen. Bin jetzt gespannt, wie die abschließende Version wohl werden wird.
 

Walther

Mitglied
Es winden sich durch Haare blaue Bänder.
Der Wind der Zeit bläst heute einmal lau.
Im Frühlingshimmel prangt die Farbe Blau,
Und erste Blumen zieren die Geländer.

Was durch das Heute weht und wandert - schau:
Es ist ganz leicht, und alles geht behänder.
Die Bilder haben helle frohe Ränder,
Und junge Füße finden frühen Tau.

Es sind die Tage ohne jede Klage,
Wo Leben ewig scheint und nichts mehr endet.
Das ist, so singt die immer junge Sage,

Als sei das Sein dem Leid für kurz entfremdet,
Und Freude übertönt die eine Frage,
Wann sich das Schicksal wieder winterwendet.
 

Walther

Mitglied
hallo herbert,

deine überlegungen sind nicht ganz von der hand zu weisen, weil das sonett diese ambivalenz von seiner anlage her unterstützt. schön, daß dir dieser text zusagt, das hatte ich so nicht erwartet, weil er mir zu "leicht" zu sein schien.

lg w.


lb. wüstenrose,

danke für deine vorschläge, die mich auf eine weitere idee gebracht haben, die nun oben umgesetzt ist. ich hoffe, sie sagt dir zu.

dichten ist auch das spielen mit und das abwägen von klangfarben. wir wollen ja nicht beschreiben, wir wollen, was wir verdichten, ja auch zum singen/klingen bringen.

herzlichen dank für deine unterstützung!

lg w.
 

wüstenrose

Mitglied
N'Abend Walther,
die kleine Veränderung verleiht der Zeile ein bisschen was Geheimnisvolles, eine entfernte Assoziation von mir: die blaue Blume gefunden...
Mir gefällt's.

lg wüstenrose
 



 
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