Es wird wärmer! (gelöscht)

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Hallo Frank, hallo onivido,
Dank euch beiden für die moralische Unterstützung. Aber ich denke, wir sollten uns jetzt nicht mehr weiter mit der Sache befassen.
Herzliche Grüße
GH
 

FrankK

Mitglied
Nach dem zwölfundneunzigsten Querverweis auf andere Texte habe ich mich doch glatt verdaddelt. Entschuldigung!

Es muss natürlich so lauten:

Nein, [blue]onivido[/blue], da stimme ich mit Dir nicht überein. "Rassismus" darf nicht überall passen, wo es einem gefällt.
Das wäre mir sonst ein zu braun gequirlter Quark.

Grüßend aus Westfalen
Frank
 

Charybdis

Mitglied
Als ich die Story das erste Mal las, hatte ich so den Effekt am Ende: "Aha, und nun?" Natürlich war mir klar, dass es um die Challenger-Katastrophe ging und dass der alte Mann Ronald Reagan war. Natürlich war mir auch klar, dass es eine Satire auf Starrsinn und auf sturer Beharren war. Selbstverständlich ist das erkennbar. Aber ich fragte mich: Gefällt mir das jetzt? Und warum ausgerechnet Reagan und die Challenger?

Ohne Zweifel schreibst Du schön und flüssig. Du (oder Ihr) kannst Dialoge sehr lebendig schildern, und - nicht nur in dieser Geschichte, sondern in anderen von Dir auch - hat man das Gefühl, dass man im Zuhörerraum sitzt, während die Personen interagieren. In diesem speziellen Fall ändert es nur nichts an meinem anfänglichen "Aha, und nun?" Ja, Personen können stur sein. Machthaber können stur sein. Ehefrauen können stur sein. Und Kollegen ebenfalls. Warum das Beispiel mit der Challenger?

Erst als ich die Diskussion über die Geschichte nachlas, wurde mir deutlich, dass Du tatsächlich eine echte Botschaft damit aussenden möchtest. Ronald Reagan als Beinahe-Massenmörder. Für seine Opfer, damit sie nicht vergessen werden...

Nun, auch aus allem, was Du dann erklärend dazu schreibst (und glaube mir, ich bin ein Kind des Kalten Krieges, genau an der Mauer aufgewachsen. Ich habe vieles hautnah miterlebt), wird mir aber immer noch nicht wirklich klar, warum Du ausgerechnet die Challenger-Katastrophe ausgewählt hast bei all dem Infernalischen, was Du da über Ronald Reagan erzählst. Ausgerechnet an etwas, an dem er, wie Du selbst sagst, vermutlich gar nicht beteiligt war, hängst Du Deine Story auf, um satirisch zu mahnen.

Vielleicht ist deshalb diese Satire für mich so ein Rohrkrepierer. Sie ist nicht realistisch genug, um betroffen zu machen. Sie ist aber auch nicht absurd genug, um einen mitzunehmen. Zumindest gilt dies für mich. Ob Dein Sendungsbewusstsein gegen Ronald Reagan als Quasi-Zentrum alles Bösen, der beinahe noch schlimmer als Adolf Hitler in die Geschichte eingegangen wäre, der Realität entspricht oder - bei aller Kritik an der Person Reagan - deutlich überzogen ist, will ich hier gar nicht diskutieren. Du empfindest es so, und Du kannst das gerne satirisch aufarbeiten. Ich finde es halt nur nicht ansprechend.

Allgemein möchte ich noch sagen, weil es hier ja Streitigkeiten über den Punkt gab, was Satire darf und was nicht: Ich denke, das kann man nicht pauschalisieren. Und es mag auch zu jeder Zeit anders empfunden werden. Zudem ist Satire auch IMMER verletzend. Mal trifft man mehr Menschen damit, mal weniger. Und sie gefällt eben. Oder auch nicht. Selbstverständlich darf Satire nicht alles, insbesondere wenn sich Hetze oder andere ähnliche Dinge hinter Satire verbergen. Ansonsten aber, so finde ich, darf sie sehr weit gehen. Und manchmal entsteht sie sogar vollkommen ungeplant... Ein Beispiel: Ich habe jüdische Freunde, Israelis, die wiederum Nachkommen von Holocaust-Überlebenden sind. Als ich einst bei ihnen zu Besuch war, zeigten sie mir ein Youtube-Video, das sie brüllend komisch fanden. Es war ein Ausschnitt aus dem "Untergang", die berühmte Szene, in der Hitler total ausrastet. Dem Ausschnitt waren englische Untertitel untergelegt, die aber mit dem Originaltext gar nichts zu tun hatten (ähnlich der Leasingvertragrede von Gerhard Polt, die einer Hitlerrede unterlegt wurde). Ich kannte dieses Video schon, und ich hatte es geschmacklos gefunden. Unpassend. Über Hitler zu lachen, fällt schwer. Wiewohl, der Große Diktator, über den habe ich auch gelacht... Zurück zu meinen Freunden: Ich erkannte, dass sie das Video aber, trotz ihrer Historie, richtig lustig in seiner Absurdität fanden, während ich, als Deutscher, ein mulmiges Gefühl dabei hatte. So ist das eben mit Satire.
 
Hallo Charybdis,
vielen Dank dafür, dass du dich so ausführlich mit unserem Text beschäftigst hast. Ich will versuchen, die Fragen, die du aufwirfst, zu beantworten.
Ausgerechnet an etwas, an dem er, wie Du selbst sagst, vermutlich gar nicht beteiligt war, hängst Du Deine Story auf, um satirisch zu mahnen.
Das ist ein Missverständnis. Das Gespräch fand zwar so nicht statt, aber Reagan trägt unserer Meinung nach dennoch Mitverantwortung für die Challanger-Katastrophe, weil er (mindestens indirekt) erheblichen Erwartungsdruck auf die Entscheidungsträger ausübte wegen der mit diesem Flug verbundenen besonderen Publicity. Das habe ich in der Diskussion um den Text mehrmals geschrieben und das ist auch Inhalt des Textes.

Und noch ein Missverständnis: Ich habe in Bezug auf Reagan nicht vom „Bösen“ gesprochen, sondern (in bewusster Abwandlung zu Hannah Arendt) von der „Banalität des Schrecklichen“. Der Böse will zerstören. Reagan wollte nicht zerstören. Er tat es aber, weil er glaubte, der Zweck (Gewinn des Kalten Krieges) heilige die Mittel – auch Menschenopfer. Und dabei wären beinahe alle Menschen gestorben. Das ist das Schreckliche.

Und die Banalität? Jetzt kommt das dritte Missverständnis. Wir haben keine Satire über die Sturheit eines alten Mannes schreiben wollen, sondern über menschliche Banalität, die zum Schrecklichen führen kann. An der Challanger-Katastrophe schien uns Reagans Banalität der Beweggründe (Showgeilheit) am deutlichsten hervorzutreten. Deswegen haben wir uns für dieses Thema entschieden und nicht für Iran-Contra oder anderes.
Allerdings überlegten wir, ob wir Reagans Sinneswandel nach „The Day After“ thematisieren sollten. Reagan war eben nicht stur. Nach diesem Film begann er ernsthafte Abrüstungsverhandlungen, seine Rhetorik änderte sich schlagartig und auch noch nach seiner Präsidentschaft trat er für Verständigung und Ausgleich ein. Aus dem Saulus war ein Paulus geworden. Aber das banal Schreckliche war und ist (weil es sich jederzeit wiederholen kann), dass nicht die eigene Vernunft und menschliche Empathie, nicht der Rat von Fachleuten und Philosophen, nicht einmal die eigene Phantasie, sonder erst die fremde Fiktion eines Filmes diesem Menschen die Augen öffnete über die möglichen Folgen seines Tuns.
Immerhin haben Reagan und seine ihn beratende religiöse Frau irgendwann die Kurve gekriegt. Sie waren nicht stur böse, aber schrecklich banal.
Wir haben wirklich überlegt, ob wir über diese Absurdität eine realistische Satire machen sollten. Aber wir trauten uns nicht zu, über den Weltuntergang zu fabulieren.
Vielleicht ist deshalb diese Satire für mich so ein Rohrkrepierer. Sie ist nicht realistisch genug, um betroffen zu machen. Sie ist aber auch nicht absurd genug, um einen mitzunehmen.
Wir fanden, dass die Ursachen des Weltuntergang nur für die sieben Besatzungsmitglieder der Challanger absurd genug sind. Und ich fürchte, unsere Darstellung ist nicht allzu weit weg von der Realität. In diesen Punkten bin ich leider ganz und gar nicht deiner Meinung.
Aber es war sehr wohltuend, nach dem ganzen Getöse deinen ruhigen und erhellenden Beitrag zu lesen auch über das, was Satire darf und was nicht. Tucho meinte: sie darf alles. Er wusste nicht, was geschehen würde. Mir geht es wie dir. Ich hab als Deutscher ebenfalls ein mulmiges Gefühl allen gegenüber, die einst mit Nazi-Deutschland zu tun hatten und selbst meinen Kindern geht es so.

Viele Grüße
Ein Gelbes Huhn

Ps. Gibt´s bei dir auch noch eine Scylla?
 

Charybdis

Mitglied
Danke für die Antworten und auch Klarstellungen, die für mich einiges gerade rücken.

Bezüglich der Wirkung der Satire kann ich natürlich dennoch nur auf meinen Eindruck beim ersten Lesen verweisen (wie es ja allen anderen Lesern auch geht, denn sie werden ja nicht die Erläuterungen zuerst lesen). Auch wenn Ihr etwas anderes bezweckt habt, hat der Funke nicht gezündet, weil Eure Botschaft bei mir nicht angekommen ist (anders als in Eurer wunderbaren "Hilfe"-Geschichte, die ich sofort gemocht und verstanden habe).

Möglicherweise bin ich ja nur ein Einzelfall, aber es ist eben so, dass der Funke - bei mir - nicht übergesprungen ist. Entscheidend ist ja nicht nur, was ihr beabsichtigt, sondern was durch Euer Werk transportiert wird und was beim Leser ankommt. ;)

Zu Deiner Frage: Ja, es gibt auch eine Scylla. Sowohl Scylla als auch Charybdis selbst sind zwei Charaktere aus einem schon länger existenten, aber nicht veröffentlichten, in der Jetztzeit spielenden Werk von mir, und Charybdis ist meine Lieblingsfigur daraus. Deshalb die Namenswahl in der Leselupe.
 
Du bist kein Einzelfall und das gibt uns schon zu denken.
Besonders bei politischen Themen werden wir in Zukunft versuchen müssen, unsere Sicht der Dinge deutlicher, vielleicht auch unverblümter darzulegen, um Missverständnissen vorzubeugen.
Wenn man dann anderer Meinung ist als wir, soll dies wenigstens auf einer inhaltlich stimmigen Basis kundgetan werden können.
Du hast schon recht: verstanden zu werden, liegt auch in der Verantwortung der Schreiber.
 
M

Metino

Gast
Lacht

Den Diskurs um eine lustige Geschichte, die wirklich witzig rüberkommt versteh ich absolut nicht. In der Satire wird weder Bezug auf ein bestimmtes Ereignis genommen, noch damit etwas geschön, was man von Hollywood nicht behaupten kann. Im Film "Er ist wieder da" wird der schnauzbärtige Knorpelkopp aus Wien als Komiker verhöhnt. Welche Gefühle löst das denn bitte bei den Hinterbliebenen respektive bei KZ Überlebenden aus?
Frank, ich kann deine Abneigung gegen solche Scherze verstehen aber hier wird definitiv ungerechtfertigt geklagt!

Da sollten Verfasser von Ungeziefer, dass da an Fließgewässern kreucht und fleucht draus zu lernen, wenn Erwachsene diskutieren.
Gruß
Me
 
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