escher mandala

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]escher mandala


in sich verschlungene
streifen planeten
ein ander versprochener
freundschaft band knoten

die durch ein ander
geflochtenen bahnen
der himmel schrift formeln
im dodeka eder

en penta grammasin
gespiegelte spiele
fünf zählige blüten
kartoffel rosetten

auch pfingstere kugeln
knatsch pinke my lady
lee lullaby baby
chind china rind rosen
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Phantastisch, Tula, diese Escher-Mandala-Reihe bei Youtube. Wunderbar!

Ich habe mehrere Escherbildbände zuhause, aber zum Schreiben dieses Gedichts hier habe ich in meinen Erinnerungen, alten Eindrücken, schon traumhaft abgesunkenen Vorstellungen rumgesucht, aber eigentlich nicht einmal konkret gesucht: es ist kein bestimmtes der vielen vielen Mandalas gemeint, die Escher geschaffen hat.
So sind die Freundschaftsbänder eher die Bandauflösungen von Köpfen und die Möbiusschleifen, die Escher konstruiert hat, aber eben die sind (außer dem dreifach gewendeten Möbiusband) nicht als Mandala zentriert; und es gibt einen leicht bunten Ikosaeder, aber ich glaube, es gibt keinen Dodekaeder in der Reihe; die stereometrisch ineinandergeschachtelten Vielflächner bei Escher sind komplex gefügte Neuversuche, aber da findet sich (auf den ersten Blick) wohl kein Dodekaeder aus zwölf Fünfecken. Nur der Blich auf den Ikosaeder, der ein Scheinfünfeck liefert, das aber in der Draufsicht aus fünf Dreiecken gebildet ist, deren Rand ein Fünfeck sehen läßt, aber der Zwanzigflächner ist eben nicht aus diesen Fünfecken gebildet, sondern aus den Dreiecken.
Ich spiele also mit Eindrücken von Eschermandalas, wie der Ikosaeder mit Scheinfünfecken spielt.
Besonders krass, "fehlfarben", ist das "pink" der letzten Strophe. Es gibt ja seltene sanfte Farben bei dem Graphiker, aber nie und nimmer ein Magenta-Pink, wie die Kartoffelrosen in der Natur es haben.
Das Gedicht zeigt nur ein "escherartiges" Mandala, keine exakte Escherreferenz. Nur ein Escherecho, dem Escher so viel oder wenig verwandt wie die klangspiegelnde Echo dem spiegelgespiegelten Narcissus.

grusz, hansz
 

Der Andere

Mitglied
das gefällt mir gut! manchmal blockieren mich beim lesen deine sprachspiele, die immer auch zum abstrakten, zur referenz, zum verweis neigen. hier aber finde ich es klanglich so schön gearbeitet, dass es funkioniert, in mir. gerne gelesen,
der andere
 

revilo

Mitglied
Hallo mondnein,das Problem bei diesem Gedicht ist, dass zumindest ich es überhaupt nicht verstande habe....es wäre wünschenswert gewesen, wenn Du eine kleine Erläuterung geschrieben hättest... ich weiß zwar natürlich, was ein Mandala ist, aber mit dem Bergriff Escher konnte ich in diesem Zusammenhang nichts anfangen...ich dachte zunächst spontan an eine gleichnamige Serie aus dem Fernsehen ("Escher"), war mir aber sicher, dass das nicht gemeint war...

Lg revilo
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, revilo,

ich dachte erst, verstehe Deine Beschämung. Und wollte Dich schon trösten: "Aber das macht nichts, Du kannst einfach den link anklicken, den Tula oben dargeboten hat."

In der Tat ist der Witz, Du würdest Escher nicht kennen, schon gut. Du wolltest uns ein wenig auf den Arm nehmen.

gru hu husz, ha ha hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Andererseits, lieber revilo,

muß ein Gedicht unabhängig von Referenzen sein, absolut. Es darf nicht erst dann verstehbar werden, wenn man eine Referenz außerhalb des Gedichtes kennen muß. Das habe ich bei meiner "Antwort" vorhin zu wenig beachtet.

Und zwar deshalb, weil es eigentlich gar nicht direkt auf ein Eschermandala bezogen ist, nur auf seine Art, Mandalas zu konstruieren vielleicht, aber (wie schon oben gesagt) nicht auf ein bestimmtes, konkretes, das etwa einen Polyeder aus zwölf Fünfecken darböte.

Es referiert eben nicht auf ein konkretes Eschermandala.

Das heißt: Wenn man sich keine Vorstellungen entsprechend den Bildern der Verse "vormalen" kann, dann ist es nicht viel wert.

Vorne angefangen:
In sich verschlungene Streifen kannst Du Dir gewiß vorstellen, und daß die ein Knäuel bilden, wie ein Wollknäuel, aber aus mehr oder weniger lockeren Bändern, das geht gewiß auch noch hin. Nun aus Freundschaftsbändern.
Wenn die sich über den Himmel bahnen (wir wären dann innerhalb der Kugel), sehen sie wie Schriftzüge aus, je nach Lockerheit. Und wie Schriftzeichen, wenn sie sich überkreuzen.

Desweiteren geht die Meditation auf die Fünfecke eines Dodekaeders ein, der so einer planetoiden Kugel ein- oder umgeschrieben sein kann, sie verselbständigt sich gegenüber dem Escher, der eben nicht notwendige Bezugs-Grundlage der Bilder des Gedichts ist.

Und noch einen Schritt weiter in den Escher-fernen "polyedrischen Planeten": zur Blütenkugel der Pfingstrose, deren Symmetrien in den Binnenreimen und Ähnlichkeitswortspielen der letzten Strophe gewissermaßen "freigespielt" werden. Verselbständigung eines Planeten, der in seinem eigenen Mittelpunkt den Gravitations-Schwerpunkt hat, wie das nun mal bei Himmelskörpern üblich ist, als seien sie Eschersche Mandalas.

grusz, hansz
 

revilo

Mitglied
Hallo mondnein....danke für die Erklärung....meine Kinder haben, als sie noch klein waren, furchtbar gerne Mandalas ausgemalt....hinterher haben sie selber welche gemacht....mehr Erfahrungen habe ich nicht...aber ich lese Dein Gedicht jetzt aus einem anderen Blickwinkel und verstehe es....ein wenig....LG revio
 



 
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