"Etwas ist faul im Staate Dänemark...."

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Klaus K.

Mitglied
"Etwas ist faul im Staate Dänemark..."

Summ, summ.....irgendein kleines, brummendes fliegendes Subjekt besitzt die Unverschämtheit, mich aus den aufregendsten Träumen frühmorgens zu wecken. Frühmorgens, das ist für einen freiberuflichen Privatier so kurz nach zehn. Ja, ihr Helden der Arbeit, das gibt es wirklich! Spezialisten wie mich, die sich eben nicht als Erbschleicher gezeigt haben, denn da war nichts, alles war zu meinem Leidwesen bereits rechtzeitig verpulvert worden. Sehr ärgerlich. Aber es ging ja auch so, und wie gesagt, ich bin ja Freiberufler. Und die haben halt Privilegien. So, jetzt ist das auch mal geklärt. Ein Privileg dabei ist eben morgens der ergiebige Schlaf, zum Beispiel. Dafür arbeitet man aber auch mal, wenn alle anderen Kanaillen gleichzeitig frei haben. Und man arbeitet auch mal abends. Teilweise lange, sehr lange. Da fragt auch keiner. Der Normalo kommt ja bereits ins Schleudern, wenn er mal eine Überstunde machen soll. Oh weh, welch' Drama! Ich kann das beurteilen, ich hatte selber viele Kadetten dieser Art unter meiner Ägide.

Verwöhnt, restlos verwöhnt. Ohne persönliches Zeitmanagement, von Engagement ganz zu schweigen. Irgendein Blödsinn privater Natur wurde als Hinderungsgrund immer gefunden. Soviel Arztbesuche gab es gar nicht. Dabei musste zuhause nur der Vierbeiner raus, oder der Grill im Garten musste angeheizt werden. "Länger arbeiten, schneller arbeiten, härter arbeiten!" - wer sagte das noch gleich? Egal. In das linke Ohr rein, aus dem rechten Ohr raus. Bei einigen ging das ganz schnell, denn dazwischen war oft nicht viel. Denn das Unternehmen war ja sozial, man stellte sie alle ein. Viele, sehr viele.
Der Rest dieser zu vielen Bewerber wurde dann zum Teil im Beamtenparadies entsorgt. Wo das ist? Was das ist? Irgendeine Behörde natürlich. Dafür hat man im Land doch für jeden nur vorstellbaren Blödsinn bald zwei. "Wenn's in der freien Wirtschaft nicht gelingt, ein Posten im Amt dir winkt!"

Man hat diese Leute dann später mal gesehen. In irgendeinem Dorf mit ein paar hundert Einwohnern, irgendwo auf dem flachen Land haben zwei ehemalige Bewerber auf dem Friedhof die Inschriften auf den Grabsteinen "zwecks Lesbarkeit" kontrolliert. Zu zweit. Außeneinsatz, mehrtägig. Von der "Nebenstelle der Außenstelle des Landesamtes für Denkmalpflege". Man lasse sich diese Beschreibung bitte auf der Zunge zergehen! Beide verbeamtet inzwischen, unkündbar, da lagen nicht einmal irgendwo vergoldete Löffel herum, also keine Gefahr eines Dienstvergehens in Sicht.
Mitarbeiter der Nebenstelle der Außenstelle. Sensationell. Das Interview mit Bild und Ton zeigte zwei restlos glückliche und zufriedene Menschen. Harte Arbeit, oho! Ohne Kontrolle. Ganz wichtig. Und die jährliche Beurteilung vom Chef dieser unendlich bedeutsamen Behörde war selbstverständlich immer positiv. Zudem wurde ja auch immer je nach Dienstalter nach oben befördert. In manchen Unternehmen hätten diese Staatsdiener die Probezeit wohl kaum überstanden.
"Noch fünf Minuten, Karl! Es ist viertel vor vier, gleich ist Feierabend!"

Preussisch überpünktlich. Für die Allgemeinheit. Ordnung muss sein. Gilt das eigentlich auch in einem Katastrophenfall?
Wohl eher nicht, dann da ist dann plötzlich das Zauberwort "Überlastung" sofort in aller Munde. Beamtete Staatsdiener haben einen Amtseid geleistet, verpflichtend von der Wiege bis zur Bahre zum Dienst an der Allgemeinheit. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit im Fall von gravierenden Ereignissen, deren Folgen für die Bevölkerung nicht überschaubar sind. Hilfe! Das wären ja dann Überstunden, der sofortigen "Überlastung" sind also Tür und Tor geöffnet. Wenn diese Damen und Herren einmal ran müssen, ran für die Allgemeinheit, ohne "mehr Geld", ohne "Freizeitausgleich", einfach, weil sie Staatsdiener sind, dann ist sofort und danach das Geschrei groß. Das verstehe wer will, es hängt mit einer schizophrenen selbstgestrickten eigenen Rechtsprechung zusammen. Selbst höchst intelligente Menschen haben den Kampf gegen diesen Unsinn bereits achselzuckend aufgegeben. Und ganz clever haben die betroffenen Helden und Heldinnen der ach so harten verbeamteten Arbeit ja auch dann eine eigene Art von "Gewerkschaft", die wacht mit Argusaugen, dass keiner ihrer Schützlinge auch ja keinen Finger zuviel krumm macht.

Diese Angst ist unbegründet. Völlig unbegründet. Denn unsere Staatsdiener sind eben nicht privilegiert, damit das mal klar ist!
Das wird doch laufend und seit Jahrzehnten so erklärt, eine akribische Beweisführung sorgt doch dafür, dass diese Damen und Herren als Pensionsempfänger dann inzwischen auch an den "Tafeln" in der Schlange stehen, die Sonderangebote in den Supermärkten durchforsten, und dazu dann ihre Kreuzfahrtreisen sogar auf lächerliche 14 Tage reduzieren mussten. Das Tränendrüsen-Marketing dieser Kaste ist nun wirklich erhellend, demnächst werden dazu dann noch Papiertaschentücher gereicht, um die Folgen des Mitleids zu trocknen.

Summ, summ. Autsch! Keine Fliege, das mir völlig unbekannte kleine schwarze Stechtier hatte mich jetzt direkt über dem rechten Auge erwischt. Die Stelle schwoll sofort an!
Ab ins Bad, der Spiegel! Und ich hatte heute beruflich noch viel zu tun, also mit Menschen, und man war sich dabei sehr nah, also gemeinsam in einem Raum. Und dabei ging es nun wirklich nicht um die Lesbarkeit von verwitterten Grabsteinen.

Maria hilf, wie sah ich denn aus! Wie nach einer Schlägerei! Und meine Frau war nicht da! So konnte ich nicht raus, das war unmöglich! Paste, Salbe, Verband....ich hatte nur noch eine knappe halbe Stunde Zeit! Ich ertappe mich dabei, wie ich rufe:
"Chef, ich muss mal zuhause bleiben!"
Völlig idiotisch von mir. Mal wieder, und man sieht, welche bösen Gedanken mich umtreiben. Ich bin gedanklich überlastet, derartige Ausfälle sind dann die Folge. Und es gibt keine Gewerkschaft für Leute wie mich. Mist, kein Chef in Sicht! Kein "Sofort zum Arzt!", dann vierzehn Tage lang krankgeschrieben. Nein, ich bin auch kein Mitarbeiter der Nebenstelle der Außenstelle des Landesamtes für Denkmalpflege. Ich bin Freiberufler. Und Langschläfer. Nur kein Neid!
Aber irgendwie werde ich einen Verdacht nicht los. Shakespeares "Hamlet", da war doch was? "Etwas ist faul im....." Er hat sich halt nur im Land geirrt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Hagen

Mitglied
Hallo Klaus,
ein geiler Beitrag, das!!
Aber mir drängt sich die Frage auf: Was ist eigentlich 'Arbeit'?
Selbst als Taxifahrer habe ich nie gearbeitet; - ich habe immer nur nette Menschen nach Hause gebracht! (Und, wenn ich meinen Fahrgästen das erzählte, Trinkgeld erhalten).
Allerdings kann ich, wenn ich zusammen mit der Wunderbaren Ulrike, die endlich auch 'privatisiert', die ScheinBAR betreibe, schon mal in die Nähe eines 'Burnout' kommen, aber dann spielen wir etwas Billard und es läuft wieder.

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns in der ScheinBAR!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, weiterhin negativ getestet und positiv motiviert sowie stets heiteren Gemütes und guten Willens!
Herzlichst
Yours Hagen
__________________________________
Wenn du das Licht am Ende des Tunnels erkennst und diesem zustrebst,
wirst du, nachdem eine Rückkehr unmöglich ist, erkennen,
dass es sich um das Licht eines sich schnell nährenden D-Zugs handelt!

Merke: In Eisenbahntunnels sind keine Notfallbuchten vorgesehen!
 

Klaus K.

Mitglied
Hagen,

vielen Dank! Ja, das Lied "Harte Arbeit, karger Lohn, was macht das schon?" hört man halt nicht und nie von einem Beamtenchor . Mit Gruß, Klaus
 



 
Oben Unten