ev

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
die rolle ist nicht ge
schau spielt
der mensch die rolle ein

pumuckl & franken ein
stein sein
das dich konstrukt
kariert &

genau
gggggggschau
gggggggggggggspielt
dich
nur dein
empfangel ich
dein
ghhhhhhggggüber
setz uns
gggdschin. SIE.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Zumindest muss man seinem Herzen begegnen wie Luther der Bibel, man darf es nicht abschreiben, sondern muss es übersetzen in verschiedene Rollen und wenn man als Player eine Rolle einnimmt, konstituirt die Rolle wieder einen Originaltext, zu dem man zurückkehrt, um ihn erneut in eine Rolle, ein Ich, zu übersetzen.

Das Ich setzt sich eben nicht einfach, es übersetzt sich, indem es versetzt wird. Und weil man auf Rollen versessen ist, ist das Ich schnell ausgessen. Dann versetzt man es auf dem Flohmarkt überholter Ideen, damit es vielleicht noch ein Gedicht besitzen kann. Zuletzt setzt man sich einer neuen Rolle aus, die das Ich wieder setzt und das Spiel beginnt von neuem.

So könnte man es jedenfalls scherzhaft sagen, wenn man manchmal vergisst, ob man sich nun mit einem Nadelbaum, oder einem Philosophen auseinandersetzt. setzen sechs.
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das Ich setzt sich eben nicht einfach, es übersetzt sich, indem es versetzt wird. Und weil man auf Rollen versessen ist, ist das Ich schnell ausgessen.
Fruchtbare Gedankengänge, Patrick!

Ich lese die erste Strophe als eine Art Antithese zu dem Schöpfungsdogma, der Mensch sei wie ein Tontopf oder ein Ziegel aus Erdenlehm gebacken worden. Gern würde ich von diesem archetypischen Urbild weiterwandern zum Bau des babylonischen Turmes, der aus Ziegeln und Teer gefügt wird, wie es im Wort- und Klang-Spiel des entsprechenden Genesiskapitels gesungen wird. Ein unglaublich starker Text in der Sprache der "Übersetzer" (im Hebräisch der °ibrîm, der Hinüberschreiter, der Hinübersetzenden), insbesondere an dieser Stelle, wo das Ziegelbacken so drastisch-genau geschrieben wird, als wäre es ein Dr.Oetker-Rezept!
hâbâh nilebbenâh lebenîm we-nisherepäh li-sherepâh
"Kommt! Backen wir Backsteine und brennen wir sie zum Brande!"
Aber das sich unablässig neu übersetzende Ich kann nicht geschaffen sein wie ein Kunststein aus Lehm, und ist selbst in Genesis 1, sechster Tag, nicht die O-C-H-Verkettung der Zucker und Aminosäuren, die ein Bild, eine Skulptur für Optik und Haptik ist. Ein Bild für die namenlose Gottheit. Das eigentliche, das sich selbst setzende Ich, die lebendige Seele, wird dort nicht veräußert, sondern aus dem Selbstgespräch der Gottheit hervorgeatmet.

Antithetisches "nein" also, und in Gegenparallele: "er ist geschauspielt". Das hat sich der Schreiber wohl gedacht, als er zu den Jubiläen des "Frankenstein"-Romans (200. Jahrestag von Shelleys Opiumphantasie) als diese Abbreviatur hingezackt wurde, der Idee nachgegangen ist: "Dieses Frankenstein-Monster - ist phantastischer Unsinn, nicht physisch möglich, jedenfalls nicht so, daß dieses Fleischpuzzle durch einen Stromblitz gelebt wird, aufwacht und sprechen lernt. Ein Schauspieler spielt ihn in einem Film. Er ist eine Filmrolle, entworfen in einem Drehbuch aufgrund des Shelley-Romans. Das ist seine Realität."

Wenn der Mensch also nicht geschaffen ist, dann kann er ja geschauspielt sein.

Aber eine Filmrolle, Masken-Außensicht eines Schauspielers, der selbst von einer Metaebene kunstgeschulter Darstellung aus agiert, hat eine Botschaft, wird erzählerisch verstanden, sinnvoll interpretiert. Das Frankenstein-Monster ist Bild für den Menschen. Wenn der Mensch aber selbst dieses Flickwerk ist, dann ist der Mensch ein Bild für den Menschen. Ein geschauspieltes. Ein Schauspieler, der einen Schauspieler spielt, der einen Menschen spielt. (Zuviel der Metaphern-Metaebenen. Eindeutig zwei-dreideutig zuviel!)

Diese Schauspielerei evoziert Dich, den Leser, den Menschen. Sie ruft Dich hervor.
Simultan: Sie ziert dich, Lebensmutter Ev.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich folge dem meisten.
Aber nur wenn wir den geistigen Wirrearr-Plural "Mensch" setzen. Aber "Ich"?

Eine Frage ist mir da wichtig;
welchen dieser 4 Sätze hälst du für wahr?

1: Das Ich eignet sich seine Rolle an.
2: Die Rolle eignet sich das Ich an.
3: Das Ich eignet sich seine Rolle zu.
4: Die Rolle eignet sich ihr Ich zu.

Ich glaube, es sind 2&4 in Wechselwirkung wahr. Schauspiel gibt es ja nur, wenn man dem Ich als Wesen ein Doppelkammerdasein unterstellt. Es muss immer ein "hinter-dem-Ich" geben, damit es so etwas wie Schauspiel geben kann.

Aber es gibt im Ich kein dahinter, sondern nur die Sekündliche und manchmal zu Jahren ausgerollte Rolle, die sich das Ich zueignet, weil sie das Ich ist. Die Rolle und das Ich sind eins, also eben Einfalt, Atom, oder, damit jetzt kein Physiker meckert, Elementarteilchen, also unteilbar.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Ich setzt sich eben nicht einfach, es übersetzt sich, indem es versetzt wird.
Wobei dann hier die Frage aufgeworfen wird, wer der Übersetzer ist? Das Prinzip (ich meide den Begriff Gott) Das Unbewusste (glaube schon) Oder ist ein Buch denkbar, das sich selbst übersetzt?
 

James Blond

Mitglied
Das hervorstechendste Wesensmerkmal des Menschen ist der Mangel an eigenem Wesen. Dafür ist er ein begnadeter Imitator, ein Schauspieler eben, der sich im Tun als ob gefällt. Und dem Tun als ob er Gott wäre, kann er schon gar nicht widerstehen. So wird das Prothesen-Monster zum Ziel als auch zum Spiegel.
 
G

Gelöschtes Mitglied 23450

Gast
Ich löffle lieber in der Ursuppe, um zu erfahren, wie ich mal geschmeckt habe! Gefällt es, brauche ich nicht schauspielern; gefällt es nicht, kann ich immer noch so tun als ob ...

Im Übrigen liefert ev wenigstens eines: Erkenntnisfreiheit!
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ein herzliches Dankeschön allen Beiträgern!

1: Das Ich eignet sich seine Rolle an.
2: Die Rolle eignet sich das Ich an.
3: Das Ich eignet sich seine Rolle zu.
4: Die Rolle eignet sich ihr Ich zu.
Die Rolle ist die Erscheinungsseite des Menschen. Das dahinter stehende Wesen des Menschen ist ein Schauspieler, der die jeweilige Rolle spielt, also sich aneignet, den Text auswendig lernt, situationsbezogen improvisiert, aber sich nur so weit damit identifiziert, daß er die vom Drehbuchautor oder Rezeptküchenmeister vorgegebene Backform bis zum Rand ausfüllt. In dieser Sicht gilt wohl nur 3.
Der Schauspieler mit seiner Fähigkeit, die Rolle zu wechseln, einzuüben, wieder abzulegen und zu vergessen, muß noch nicht das wirkliche Wesen des Menschen an sich sein, zumal er einen Charakter hat, der ihm eine Rollenbesetzung nahelegt. Aber das Ich steht noch hinter dem Charaktergesicht, wurzelt tiefer als der Habitus des in den Leib eingeprägten Gedächtnis-Selbstverständnisses. Laut Chandogya-Upanischad 8 ist es im Tiefschlaf verankert und wird erst durch vedanta-philosophische Erkenntnis als "âtman" aufgeweckt (Indra "arbeitet" über hundert Jahre als Schüler bei seinem Guru Prajapati, bis ihm sein wahres Ich offenbar wird). http://12koerbe.de/hanumans/cha-8-7.htm
Die Identität des analytisch-apriorischen mit dem synthetisch-apriorischen Urteil "Ich bin" bzw. "Ich bin Ich" bzw. "Ich bin mein Michsetzen".
Ein unendlicher, niemals abgeschlossener Satz, vielleicht der kategorischer Imperativ: "Sey!" (Schelling).
"Der Geist führt einen ewigen Selbstbeweis" (Novalis).

Das hervorstechendste Wesensmerkmal des Menschen ist der Mangel an eigenem Wesen. Dafür ist er ein begnadeter Imitator, ein Schauspieler eben
Du triffst den Nagel auf den Kopf, knapper und exakter als meine ausschweifenden Erklärungen. Danke, James Blond!
Daß das sich selbst setzende Ich im Wesen wesenlos ist, eine offene Freiheit, - ja!
Was die Zenkünstler die "Buddhanatur" nennen.
Was Sartre das "Nichts" nennt.

Ich löffle lieber in der Ursuppe, um zu erfahren, wie ich mal geschmeckt habe! Gefällt es, brauche ich nicht schauspielern; gefällt es nicht, kann ich immer noch so tun als ob ...
Im Übrigen liefert ev wenigstens eines: Erkenntnisfreiheit! .
"Ursuppe" erinnert mich an Gottfried Benns "Ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor", das Ernst Jünger, als er den Hautarzt mal besuchte, zu einem "warmen Meer" verlas.
Keiner "braucht" schauspielern, keiner braucht eine Rolle. Doch: Die Rollen, die wir einnehmen, sind die substantielle Struktur des gesellschaftlichen Lebens. Es sind die Rollen der Arbeitsteilung, damit die organische Intelligenz der ökonomischen Ausgleichsbewegungen sich klug entwickelt. Und die Rollen der familiären Bezüge, der pädagogischen Gespräche, Austäusche usw. Sie sind in der Regel tiefer gegründet als die Rollen der Schauspieler, bis in die Charaktergründe der Persönlichkeiten. Aber das schöpferische Ich greift da noch hindurch. Oder das Ich, wie es in existenziellen Krisen aufreißt. Jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

James Blond

Mitglied
Schön, dass du hier deine Gedanken noch weiter ausführst, Hansz!

Kleiner Nachtrag zum Ich: Das Ich ist das Loch, der blinde Fleck des inneren Auges, die leere Mitte, um die herum sich die Welt dreht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Vielleicht heißt die erscheinende Persönlichkeit "Rolle", weil sich alles um einen selber dreht.

Ich sehe noch ein Problem: Soll ausgerechnet dieses schräge, ja falsche Bild vom "Menschen", wo ein Schauspieler das Frankenstein-.Monster darstellt, und alles nur vor einer Kamera - soll ausgerechnet diese Figur die Eva "zieren"? Das ist wohl eine böse Pointe.
 

James Blond

Mitglied
Eigentlich nicht. Du hast ja mit deinem Wortspiel ev - o - ziert diese Widersprüchlichkeit eingefangen. Die Zierde als äußerer Teil der Rolle soll sie (die Rollenumdrehung) ja evozieren. F-Monster: die Mimikri des Bösen als kontrastierender Hintergrund zur Auf-, bzw. Entdeckung des Guten.
 



 
Oben Unten